National Geographic Germany - 09.2019

(Ann) #1

DER MÜLLSAMMLER


MIT SEINEM PROJEKT WILL BARRY ROSENTHAL AUCH
DAS UMWELTBEWUSSTSEIN WECKEN.

ZU DEN STRÄNDEN DER WELT gehört
Wasser und Wind – und heute auch
Plastik. Besonders viel findet man an
der Küstenregion des ehemaligen
Flughafens Floyd Bennett Field in New
York, wo der Künstler Barry Rosenthal
ihn aufsammelt. Der Plastikmüll bildet
dort mehrere Schichten, fast wie bei
einer archäologischen Stätte.
Leider werden unsere Nachfahren
irgendwann wohl tatsächlich vor allem
Artefakte aus Plastik finden. In den
Ozeanen dringen Kunststoffe in Öko-
systeme ein und verbreiten sich über
die ganze Welt. Acht Millionen Tonnen
Müll landen jedes Jahr im Meer. Man
findet ihn selbst in der Tiefsee.
Rosenthal beobachtet, dass Fla-
schen, Spielzeug, leere Joghurtbecher
zwar verschleißen, aber niemals ganz
verschwinden. Er sortiert den Müll
und fotografiert das Ergebnis. Auf diese

Weise will er das Problem der Meeres-
verschmutzung sichtbar machen – und
befreit dabei zudem kleine Strand-
abschnitte vom Abfall. „Ich sammle
so viel Müll auf, wie ich kann, und
bringe ihn in mein Studio“, erzählt er.
Jede seiner Skulpturen hat ein Thema,
nach Farbe, Form oder ursprünglichem
Zweck sortiert.
Was als ästhetisches Projekt begann,
hat eine zweite Bedeutung bekommen:
Sozial- und Umweltbewusstsein zu
wecken. Rosenthal spricht mittlerweile
auf Veranstaltungen über die Vermül-
lung der Ozeane und darüber, wie sie
sich beseitigen lässt. Der effektivste
Ansatz bleibt aber: Wir sollten unseren
Konsum überdenken. „Verpackungen
müssen grundsätzlich anders werden“,
sagt Rosenthal. „Trinkhalme und Plas-
tiktüten zu verbieten, das ist einfach
nicht genug.“ DANIEL STONE

Diese Kanister beinhalteten allesamt Öl, bevor sie irgendwie im Meer landeten.

PROOF


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