National Geographic Germany - 09.2019

(Ann) #1
Windelverbrauch in
Deutschland

Ca. 10 Millionen
Windeln pro Tag,
aneinandergereiht*
ergibt das pro Jahr
1,9-mal die Entfer-
nung Erde–Mond
(384 400 km)

*bei durchschnittlicher
Windellänge von 20 cm

ILLUSTRATION: ROLAND BRÜCKNER;
INFOGRAFIK: RALF BITTER; TEXT: SUSANNE GÖTZE.
QUELLE: UMWELTBUNDESAMT

GEWICHTSKLASSE
Windelmüll ist nicht zu
unterschätzen: Eine Tonne
wiegt der Berg, den ein Kind
an Windeln hinterlässt, bis
es trocken ist. Zum Ver-
gleich: Durch To-go-Becher
fallen in Deutschland im Jahr
ca. 40 000 Tonnen Müll an.

meter und die Zusammensetzung der
Einwegwindeln haben sich geändert“,
bestätigt Felix Poetschke, Sprecher
des Umweltbundesamtes. „Zudem
bestehen Stoffwindeln nicht mehr
zwangsläufig nur aus Stoff, sondern
haben mitunter Papiereinlagen.“ Des-
halb könne man aktuell keine seriöse
Aussage zur Ökobilanz von Windeln
treffen.
Möchte man trotzdem die Umwelt
im Blick behalten, kann man auf
Öko-Siegel achten. So etwa bei Windeln
mit dem „Blauen Engel“, dem Umwelt-
zertifikat der Bundesregierung. Der
dafür verwendete Zellstoff muss nach-
haltig hergestellt sein. Außerdem
gelten für alle in der Windel enthalte-
nen Materialien strenge Anforderun-
gen – darunter eine Ausschlussliste
an Schadstoffen und gesundheits-
schädlichen Substanzen. Mit Nach-
haltigkeit werben auch neue Markt-
anbieter wie „Fairwindel“, die zu einem
Großteil aus nachwachsenden Roh-
stoffen bestehen und auf erdölbasier-
tes Sauggranulat verzichten. Es gibt
sogar ein windelfreies Modell: Dabei
reagieren Eltern auf die Signale, die
das Baby aussende, wenn es muss. Nur
bedeutet das auch wieder mehr Arbeit.

E

rst 1973 kam in Deutsch-
land die erste Pampers
auf den Markt – heute
landen bei uns jeden
Tag zehn Millionen Ein-
wegwindeln im Haus-
müll. Eltern ersparen sie
viel Arbeit. 95 Prozent
von ihnen nutzen Einwegwindeln –
gleichzeitig tobt ein Streit, ob es öko-
logisch nicht sinnvoller wäre, zur gu-
ten alten Stoffwindel zurückzukehren.
Leider gibt es zu dem Thema kaum
belastbare Zahlen. In der einzigen
umfassenden Studie berechnete eine
britische Umweltbehörde 2005 die
Ökobilanz beider Varianten: Demnach
gebe es umwelttechnisch keine großen
Unterschiede. Einwegwindeln ver-
brauchten zwar mehr Rohstoffe und
erzeugten mehr Müll. Dafür benötig-
ten Stoffwindeln Unmengen an Was-
ser und Energie für die Reinigung.
Allerdings ist die Studie alt. Stoff-
windeln werden nicht mehr bei 90
Grad gewaschen und Waschmaschinen
sind heute energieeffizienter. Ebenso
werden in Einwegwindeln kaum noch
Schadstoffe nachgewiesen, und sie
sind saugfähiger, müssen also seltener
gewechselt werden. „Die Waschpara-

Die Windel


ENZYKLOPÄDIE DER NACHHALTIGKEIT (17)

BEWUSST LEBEN | ALLTAGSWISSEN


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UNSER FAZIT
Ob Einweg oder Stoff
ökologischer ist, lässt sich
derzeit leider nicht sicher
sagen. Trotzdem kann man
auf die Umwelt achten: zum
Beispiel mit nachhaltigen
Ökowindeln.
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