National Geographic Germany - 09.2019

(Ann) #1
22 NATIONAL GEOGRAPHIC FOTOS: MARTIN OEGGERLI

WINZIGE TEILE,


GROSSER EFFEKT


ER WOLLTE SEHEN, warum ein Pfeffer-
korn pfeffrig schmeckt – also weichte
Antoni van Leeuwenhoek (1632–1723)
eines in Wasser ein und legte es unters
Mikroskop. Der holländische Wissen-
schaftler hatte eigentlich damit gerech-
net, winzige Dornen oder Spitzen zu
erkennen. Stattdessen entdeckte er in
der Vergrößerung kleine geriffelte Kü-
gelchen – sich bewegende Organismen,
die ersten Bakterien, die jemals beob-
achtet wurden.
Van Leeuwenhoek ist also so etwas
wie der Vater der Mikrobiologie. In
dieser Welt der Kleinstlebewesen fühlt
sich heute Fotograf Martin Oeggerli zu
Hause. Der Schweizer macht unter
anderem Aufnahmen von Kräutern und
Gewürzen mit dem Elektronenmikro-
skop, bei denen er die einzelnen Pflan-
zenteile farblich hervorhebt. So lassen
sich auch die winzigen Knospen und
Ballons erkennen, die die Chemikalien
enthalten, durch die Geschmack und
Geruch entstehen.
Diese Stoffe haben sich seit prähis-
torischen Zeiten entwickelt. Kräuter
produzieren sie, um auf Gefahren in
der Umwelt zu reagieren. Manche ver-
teidigen sich so gegen Schnecken,
andere gegen Schafe. In van Leeuwen-
hoeks Pfefferkorn hält das Alkaloid
Piperin Insekten davon ab, die Pflanze
zu verspeisen.

JG. 21, NR. 9

NATIONAL GEOGRAPHIC NEUES AUS FORSCHUNG,
TECHNIK UND GESELLSCHAFT

EXPLORER


Um die 150 Bestand-
teile an der Narbe der
Blüte geben Safran sei-
nen stechenden Ge-
schmack und heuigen
Duft. Beide dienen
wahrscheinlich dazu,
Bestäuber anzulocken.

SAFRAN
CROCUS SATIVUS

Mikroskopisch kleine
Knospen geben Kräutern
ihren Geschmack.
Free download pdf