National Geographic Germany - 09.2019

(Ann) #1
SEPTEMBER 2019 3

EDITORIAL


FOTOS: AKG-IMAGES (ANATOMIESTUDIE); DAVID MAUPILÉ (PORTRÄT)


Liebe Leserin,


lieber Leser!


Danke, dass Sie
NATIONAL GEOGRAPHIC lesen.

JENS SCHRÖDER, CHEFREDAKTEUR
NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND

W

as waren das für
Zeiten, in denen
ein Mensch noch
Experte für alles
sein konnte! Als
alle Wissenschaf-
ten noch mitein-
ander verbunden
waren, als nicht jeder sein Heil in
Spezialisierung suchen musste. Heute
ist man nicht einfach Arzt, sondern
Gastroenterologe oder Nephrologe.
Nicht Physiker, sondern Plasma- oder
Teilchenphysiker. In der Epoche Leo-
nardo da Vincis aber, im 15. Jahrhun-
dert, da war es sogar möglich, dass ein
Mann Architekt, Künstler, Mathema-
tiker, Mediziner, Naturforscher, Inge-
nieur und Philosoph sein konnte. Und
dass er in allen diesen Disziplinen zu
den Besten seiner Zeit gehörte. Freilich
war das auch damals außergewöhnlich,
war der Mann aus Vinci auch für seine
Zeitgenossen ein unergründliches
Genie. Wie genial er war, das zeigt sich
bis heute – wenn Forscher an seinen
Studien noch immer Neues finden:
über den Vogelflug. Über die Funktion
der Herzklappen. Oder über das Mesen-
terium, eine Struktur im Bauchraum,
die der Mann aus der Renaissance

besser beschrieben hat als Lehrbücher
des 20. Jahrhunderts. Unser Genie-Por-
trät lesen Sie ab Seite 38.
Auch auf ein zweites Thema möchte
ich Sie hinweisen: Man liest oft, dass
es in der Arktis mit schmelzendem
Eis zu einem neuen Kalten Krieg um
Rohstoffe kommen könnte. Stimmt.
Wahrscheinlicher ist es aber, dass die
Gier bei allen Beteiligten zu einer
unheilvollen Komplizenschaft der
Ausbeuter führt. Geopolitik zulasten
der Natur – unser großer Schwerpunkt
„Arktis“: ab Seite 76.

Neugier trifft
Talent: Seine
Erkenntnisse
aus Leichen-
schauen hielt
da Vinci in
feinen Zeich-
nungen fest.
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