National Geographic Germany - 09.2019

(Ann) #1

Nachwelt, genau hinzuschauen, innezuhalten und die Art und Weise, wie


zum Beispiel eine Herzklappe arbeitet, zu erfassen. Wells verfolgt diesen


ganzheitlichen Ansatz bei jeder seiner Herzoperationen. „Das war für


mich ein Paradigmenwechsel“, sagt Wells, der seine gesammelten Er-


kenntnisse in einem Buch mit 256 Seiten veröffentlichte. Es trägt den Titel


„The Heart of Leonardo“.


AUCH AUF EINEM ANDEREN KONTINENT, an der Stanford University in den


USA, arbeiten Wissenschaftler im Geiste da Vincis. Im Laboratorium


„Bio-Inspired Research and Design“ befassen sich der Biologe und Ma-


schinenbauingenieur David Lentink und seine zehn Doktoranden mit


den Gedanken da Vincis über den Vogelflug: Moderne technische Ver-


fahren sollen endlich Antworten auf jene Rätsel und Mysterien geben,


denen schon da Vinci zur Renaissancezeit mit brennendem Eifer nach-


spürte: Wie erzeugt eine Flügelbewegung die nötige Schubkraft? Wie


kontrollieren die Muskeln der Vögel das Schlagen ihrer Flügel? Wie glei-


ten Vögel? „Alle diese Fragen sind noch immer relevant“, weiß der Wis-


senschaftler.


Lentink und sein Team verfügen über Hightechausrüstung, die sich


selbst da Vinci nicht besser hätte ausdenken können. Sensoren und High-


speedfotografie ermöglichen ihnen, jenen dynamischen Auftrieb zu


messen, den Vögel zum Flug generieren. Eine fast zwei Meter lange Wind-


kanalteststrecke, die Lentink entwickelte, simuliert beliebige Luftbewe-


gungen, von ruhig bis Turbulenzen. So gewinnen sie Erkenntnisse darü-


ber, wie Vogelschwingen je nach Windbedingung ihre Gestalt ändern.


Eines der bemerkenswerten Projekte des Labors ist ein mechanischer


Vogel, der „PigeonBot“, mit eigens angefertigten gefiederten Schwingen


und Fernbedienung. Ein Röntgenmikroskop, mit dem man noch den


Millionstel Teil eines Meters messen kann, ermöglicht die Beobachtung


der Federoberflächen und das Wechselspiel nebeneinanderliegender


KARTOGRAFIE HEUTE
National Geospatial-
Intelligence Agency
(NGA), Virginia, USA.
Hier setzt man kom-
plexe Verfahren ein, um
physikalische Daten
über die Erde zu sam-
meln. Bei Katastrophen
können NGA-Karten
entscheidende Infor-
mationen bereitstellen.
Auf den Monitoren sind
hochauflösende Bilder
der Antarktis zu sehen.
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