Die Weltwoche - 29.08.2019

(Chris Devlin) #1
Weltwoche Nr. 35.19 11
Bild: Facebook

D

er neue «Rundschau»-Moderator des
Schweizer Fernsehens, Dominik Meier,
konnte eine bemerkenswerte Geschichte an-
kündigen: «Das Regime tanzt uns definitiv
auf der Nase herum, und wir sind die nützli-
chen Idioten.» Mitte Juli war – unbemerkt von
der Öffentlichkeit – der eritreische Aussen-
minister für sechs Tage in die Schweiz gereist.
Informell und inoffiziell. Dies zur Betreten-
heit des Aussendepartements, das sich bei ge-
nau diesem Regierungsvertreter seit Monaten
für einen Besuchstermin abmüht. Denn der
innenpolitische Druck, den offensichtlichen
Missbrauch des Schweizer Asylrechts durch
eritreische Migranten zu unterbinden, wird
immer grösser. Ein Rücknahmeabkommen
wäre für Bundesrat Ignazio Cassis (FDP)
wegen der vielen abgewiesenen Asylgesuche
durchaus erwünscht, auch wenn es sich beim
nordostafrikanischen Land nicht um eine
lupenreine Demokratie handelt.
Die zehn Tage zwischen der Ankündigung
des hohen Besuchs an unser Aussendeparte-
ment und der Einreise waren offenbar für
Bundesbern ungebührlich kurz. Jedenfalls
schien es wegen der Ferien von Bundesrat Cas-
sis unmöglich, kurzfristig ein Treffen zu orga-
nisieren. Offensichtlich war dies auch dem
Stell vertreter des Aussenministers, Bundes-
präsident Ueli Maurer (SVP), nicht zuzumuten.

Auch nicht der für die aussereuropäische Welt
zuständigen Staatssekretärin Pascale Baeriswyl
(SP), die den Steuerzahlern mit Sozialleistun-
gen locker 600 000 Franken wert ist. Auch
keiner der 5800 sonstigen hochbezahlten EDA-
Mitarbeiter fand Zeit für den einflussreichen
Politiker aus Eritrea.

Was wusste der Geheimdienst?
So liess sich denn der 71-jährige Osman Saleh
Mohammed – von der offiziellen Schweiz völ-
lig unerkannt – in einer Markthalle im Em-
mental von begeisterten Anhängern abfeiern.
Sogar das eritreische Fernsehen berichtete
über den Anlass. Es ist ein beunruhigender
Gedanke, dass dies alles möglicherweise völlig
unter dem Radar des hiesigen Geheimdienstes
geschah. Auf Anfrage wollte sich der Nachrich-
tendienst nicht dazu äussern, ob und wie er
den bemerkenswerten Gast observiert hat. Wir
erfahren auch nicht, ob unsere Spione in Burg-
dorf wenigstens die politischen Propaganda-
reden mitgehört und ausgewertet haben. Es
wäre allerdings naheliegend, dass der promi-
nente Redner seine Landsleute aufgerufen hat,
in der Schweiz zu bleiben, um einen möglichst
grossen Teil ihrer Sozialhilfe in die Heimat
zurückzuschicken.
Die Tatsache, dass dem «Eritreischen Ver-
ein» nach einem «Kulturfestival» zumute ist,

spricht nicht gerade für ein Lebensgefühl, so-
eben der Bedrohung an Leib und Leben ent-
kommen zu sein. Wenn angebliche Flücht-
linge einen der wichtigsten Vertreter jenes
Schreckensregimes abfeiern, dem sie eben ent-
kommen sind, stellen sich Fragen zur Ernst-
haftigkeit des hiesigen Asylantismus. Ganz
offensichtlich verfügt der eritreische Aussen-
minister als Vertreter der autoritär herrschen-
den Volksfront für Demokratie und Gerechtig-
keit über eine regimetreue Fan-Gemeinde, die
ihm ergeben zujubelte. Genauso kann etwas
nicht mehr stimmen, wenn der Bundesrat
Reisebeschränkungen für anerkannte Flücht-
linge aussprechen muss – gerade wegen der
eklatanten Reiselust der eritreischen Asyl-
bewerber. Die Begründung, es sei ja nur ein
Teil der 40 000 Eritreer in der Schweiz als
Flüchtlinge gekommen, sticht nicht. Denn
eine Personenfreizügigkeit mit diesem Land
gibt es ebenso wenig wie eine nachvollzieh-
bare alternative Zuwanderungsmöglichkeit.
Neue Massstäbe für das schweizerische Asyl-
wesen setzte der von der «Rundschau» befragte
eritreische Honorarkonsul, der Wettinger
Frauenarzt Toni Locher. Er hat ebenfalls am
Burgdorfer «Kulturanlass» teilgenommen
und während der eritreischen Nationalhymne
ergriffen die Hand aufs Herz gehalten. Locher
prophezeite viele freiwillige Rückreisen,
«wenn man ein bisschen Geld in die Hand
nimmt». Er denkt an 25 000 bis 50 000 Fran-
ken, die kaufkraftbereinigt in Eritrea natür-
lich ein Vielfaches ausmachen würden. Mit
weniger lohne sich die Rückkehr nicht, denn
dann lasse sich keine Existenz aufbauen. Man
stelle sich die Entwicklung der heute schon
grössten Asylbewerbergruppe vor, wenn je-
der Eritreer hierzulande ein paar zehntau-
send abholen könnte. Von den Kosten ganz zu
schweigen. Die Steuerzahler müssten sich
die Rückschaffung der hier anwesenden
Eritreer-Gemeinde rund zwei Milliarden
Franken kosten lassen. Dies wäre allerdings
immer noch bescheiden im Vergleich zu den
Beträgen, die anfallen, wenn die Schweizer
für jeden einzelnen Eritreer aufkommen
müssen. Da fast alle von ihnen dauernd von
der Sozialhilfe abhängig bleiben, werden die
Kosten pro Kopf und Leben eines Eritreers
auf eine Million Franken geschätzt.
Heute beträgt also die Summe für die von
den Linken – allen voran von Bundesrätin
Simonetta Sommaruga (SP) – gewollte und
geförderte Eritreer-Politik gemäss konservati-
ver Rechnung 40 Milliarden Franken. Wenn
wir die künftig zu erwartende Zuwanderung
aus jenem Land sowie die hohe Geburtenrate
hinzuzählen, dürften wir in einigen Jahren bei
80 Milliarden liegen. Mit solchen Beträgen
liessen sich unsere Sozialwerke locker sanie-
ren. Und die paar Kampfjets für die Armee
könnte sich Viola Amherd mit einem Bruchteil
der Eritreer-Kosten leisten.

Eilmeldung


Feiern und gefeiert werden


Von Christoph Mörgeli _ Eritreer tanzten in der Markthalle Burgdorf.
Mittendrin ihr Aussenminister Osman Saleh Mohammed. Wie kann
man als Flüchtling dem Vertreter eines Verbrecherregimes zujubeln?

Informell und inoffiziell: Aussenminister Osman am eritreischen «Kulturfestival» im Emmental.
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