Weltwoche Nr. 35.19 37
Bild: Ennio Leanza (Keystone)
an der Fête des Vignerons in Vevey, aber das
Schwingfest ist von seinen Dimensionen noch
mals grösser.» Den in monegassischen Kreisen
eher unüblichen Sport wertet er als «fantas
tisch», und fürs Publikum hat er ebenfalls nur
lobende Worte: «Dass ein derart grosses Fest
ohne sichtbare Polizeipräsenz absolut fried
lich durchgeführt werden kann, ist beein
druckend.» OKChef Heinz Tännler freut sich
über einen Anlass nach Plan: «Alles läuft
bestens, alle sind glücklich.» Dies betrifft auch
die Interpretation des Geschlechtergleich
stellungsgesetzes. Paul Vogel, Obmann des
Eidgenössischen Schwingerverbands, leitete
seine Ansprache mit den Worten: «meine Her
ren und Damen» ein.
Politisch hochkorrekt ist der Zuger Stadt
präsident Karl Kobelt. Aufgrund des interna
tionalen Publikums wechselt er in die engli
sche Sprache. Er rechnet vor, dass in Zug 31 000
Menschen aus 125 Ländern leben, dass dabei
aber die grössten lokalen Errungenschaften
nicht vergessen werden dürfen: «Chriesiwurst
und Kirschtorte».
Parmelins Höflichkeitsbesuch
Im Dschungel der Kantons und Stadtpolitik
hält sich Bundesrat Guy Parmelin vornehm
zurück. Er versteht seine Anwesenheit als Höf
lichkeitsbesuch und steigt als Erster in den Lift
in Richtung Erd geschoss. ExFifaPräsident
Sepp Blatter dagegen amüsierte sich königlich:
«Diese Veranstaltung geht unter die Haut. Das
Eidgenössische ist ein nationales Ereignis mit
internationalem Standard.» Heimatgefühle
kommen aber nur bedingt auf: «Im Oberwallis
haben wir Kuhkämpfe statt Schwingfeste.»
Nebenbei weist Blatter Gastgeber Tännler
diskret auf einen protokollarischen Formfeh
ler hin und sorgt dafür, dass Bundes präsident
Maurer ebenfalls Redezeit erhält. In Ab
wesenheit von amerikanischen Fernseh
teams spricht der Zürcher Englisch. Das
Eidgenössische drücke die «Story of
Switzerland» aus und stehe für «Innova
tion and Tradition», und mit Blick zum
König von Tonga sagt Maurer: «This is
our day.» Mittlerweile ist die Temperatur
im Raum auf gefühlte 35 Grad angestie
gen. Alt Bobfahrer Meili sehnt sich nach
dem Eiskanal und Fürst Albert nach dem
nächsten Bier.
Die Krönung des neuen Königs wird der
Adelige verpassen. Denn im griechischen
Patras wartet die Pflicht. Als IOCMitglied
eröffnet er dort die Mittelmeerspiele. Wer
aber in Zug mit ihm sprechen durfte, ist
sich fast sicher: Der Fürst wäre lieber noch
etwas länger bei den geselligen Eidgenos
sen geblieben.
weissen Hawaiihemd. Für die musikalische
Begleitung besorgt waren die Acappella
Gruppe Bliss und Sandra Studer, Müllers Ehe
frau. Sie habe für den König sogar ein tongai
sches Lied gesungen. Um etwa 23.00 Uhr sei
dieser dann zurück ins Hotel gegangen.
8.40 Uhr _ Armon Orlik bezwingt Kilian
Wenger – ohne König. Ich sitze auf dem Platz
von Sepp Blatter (ebenfalls nicht in der Arena).
Da meldet sich Gian Müller, der Sohn von Luka
Müller. Er habe vergessen, mir zu sagen, dass
Wo steckt der König? Eidgenössisches Schwing und Älplerfest in Zug, 25. August 2019.
der König erst für Maurers Rede komme. Als
der König dann um 9.15 Uhr ankommt, kreist
eine LaOlaWelle in der Arena. Müller wirft
die Arme in die Luft, nicht so der König. Erst
als Maurer seine Rede beendet, applaudiert er,
worauf, gerade als der sechste Gang beginnt,
die tongaische Delegation hinausbeordert
wird – zur offiziellen Begrüssung im «Schwin
gerstübli» (siehe Text unten). Dort, sagt
Credit SuisseCEO Tidjane Thiam, im Edel
weisshemd gleich hinter mir, habe er mit dem
König sprechen können: «A very nice man.»
Gleiches sagt mir Ueli Maurer. Er komme ge
rade vom Mittagessen mit dem König. «Er ist
zurückhaltend», resümiert der Bundespräsi
dent und zückt seinen Feldstecher. Der Sitz
des Königs von Tonga vor ihm bleibt leer.
«Den Schlussgang schaut er im Hotel», sagt
Luka Müller. Dort kann er mitverfolgen, wie
Chris tian Stucki mit seinen 142 Kilo auf
Schultern getragen und zum König der Eid
genossen erkoren wird – mit fast identischen
Körpermassen wie König Tupou VI. aus
Tonga. g