62 Weltwoche Nr. 35.19
Illustrationen: Jonathan Németh
einen Fiat Cinquecento 1970. Der kam an der
Hochzeit zum Einsatz. Nach der Trauung
quetschte sich das frischvermählte Paar in den
winzigen Wagen, der mit weissen Blumen ge-
schmückt war, und fuhr von der Kirche ins
«Baur au Lac».
Vorgefahren war die Braut mit ihrem Vater in
der Pferdekutsche (diese kommt – neu zum
175-Jahr-Jubiläum – auf Wunsch auch für Hotel-
gäste zum Einsatz). Der führte sie dann – die
Trompeten spielten Musik von Jeremiah Clar-
ke – zum Altar, wo Fraumünsterpfarrer Niklaus
Peter und der Bräutigam bereits ungeduldig
warteten. Der Pfarrer kramte für Willkommens-
gruss, Sermon und Gebet sein bestes Englisch
hervor, die ganze Zeremonie fand – mit Rück-
sicht auf die Internationalität der Gäste – auf
Englisch statt. Auch elegante Einheimische wa-
ren da – Freunde der Gastgeber, die sich vor al-
lem aus alten Familien, Zürcher Patriziern und
aus Mitgliedern des Golfklubs Zumikon zu-
sammensetzten. Das Musikprogramm hat Gab-
riele Paltzer ausgesucht, gemeinsam mit Jörg
Ulrich Busch, bei dem die musikbegeisterte
Bräutigam-Mutter Orgelstunden nimmt. Sie
trug ein Kleid von Lanvin und eine Handtasche
aus der Werkstatt der Zürcher Handtaschen-
Designerin Gaby Bär (Ex-Frau von Raymond
Bär). Das Kleid der Braut – weiss mit Schleier und
Schleppe – war wunderschön. Marguita Kracht
hat es auf einer Bride-Show in London entdeckt,
die Kreation einer New Yorker Designerin.
Namen
Hochzeit der Hotelerbin
Marguita Kracht fährt in der Pferdekutsche vor der
Fraumünsterkirche vor. Das ganze Hotel «Baur au Lac» ist übers
Wochenende für die Hochzeitsgäste reserviert. Von Hildegard Schwaninger
E
s war ein grosser Moment für «Baur au
Lac»-Besitzer Andrea Kracht, als er seine
einzige Tochter Marguita Kracht vor den Trau-
altar führte. Letzten Samstag in der Fraumüns-
terkirche heiratete die Hotelerbin, die eines
Tages in siebenter Generation das Zürcher
Fünfsternehotel übernehmen wird, den Priva-
te-Equity-Manager Raoul-Edgar Paltzer.
Braut und Bräutigam sind 28 und 29 Jahre alt,
sie kennen sich seit dem Besuch des Montessori-
Kindergartens in Zürich und vom Elite-Inter-
nat Le Rosey. Die Hochzeit ist das nicht zu über-
bietende Highlight des 175-Jahr-Jubiläums,
welches das «Baur au Lac» zurzeit zelebriert.
Marguita Kracht hat sich das Rüstzeug für ih-
re zukünftige Lebensaufgabe in der internatio-
nalen Luxushotelkette Aman Resorts geholt,
wo sie das Hotelfach von der Pike auf lernte.
Die Gästeschar in der Fraumünsterkirche, alle
in Smoking und langen Abendkleidern (denn
gleich nach der Trauung am späten Nachmittag
ging es zur grossen Abendsause ins «Baur au
Lac»), war international. Freunde des Brautpaa-
res kamen aus der ganzen Welt, aus Australien,
den USA, dem Nahen und Fernen Osten und aus
ganz Europa. Die Gesellschaft war bunt wie die
Gäste des «Baur au Lac» und wie die Schüler der
Eliteschule Le Rosey. Die Alumni bilden ein star-
kes Netzwerk, Freundschaften fürs Leben wer-
den da geschmiedet. Auch Brautvater Andrea
Kracht ging in Le Rosey zur Schule, zum 40. Ge-
burtstag schenkten ihm seine In stitutskollegen
Muslim: Ich warte lieber mit meiner Kalbs-
wurst, bis Sie Ihre Schweinswurst vom Grill
genommen haben.
Christ: Werden Kalbswürste nicht ebenfalls in
Schweinedärme abgefüllt?
Muslim: Oje, dann darf ich die ja gar nicht
essen.
Jude: Entschuldigen Sie, stört es Sie, wenn ich
meine Wurst hier brate?
Christ: Natürlich nicht. Was haben Sie denn?
Jude: Eine Geflügelleberwurst im Rinder-
darm.
Christ: Da ist Milch drin, das verfeinert den
Geschmack.
Jude: Milch im Fleisch? Oje, dann darf ich die
gar nicht essen. Möchte sie jemand haben?
Muslim: O ja, sehr gerne.
Christ: Und die besondere Würze kommt vom
Weisswein.
Muslim: Dann ist das auch nichts für mich.
Buddhist: Entschuldigung, ist da noch Platz
auf dem Grill?
Christ: Wenn meine Schweinswurst Sie nicht
stört...
Buddhist: Ich bin tolerant, ich bin Buddhist.
Christ: Haben Sie vegetarische Würste dabei?
Das könnten diese Herren auch essen.
Buddhist: Ich habe nur Cervelats.
Jude: Da ist ja Rind und Schwein drin.
Muslim: Ich dachte, Buddhisten sind Vegeta-
rier.
Buddhist: Buddha lehrt, man solle die Regeln
konsequent, aber nicht fanatisch anwenden.
Deshalb esse ich freitags manchmal Fleisch.
Christ: Heute ist Freitag? Oje, da darf ich kein
Fleisch essen. Hat jemand Fisch?
Jude: Ich hätte zu Hause Fisch im Kühl-
schrank. Aber Freitag nach Sonnenuntergang
darf ich nicht einmal mehr den Kühlschrank
öffnen.
Muslim: Ich habe zwar Ramadan, aber da die
Sonne schon untergegangen ist... Wo wohnen
Sie denn?
Thiel
Grillade
Von Andreas Thiel
Fast verliebt
Papakind
Von Claudia Schumacher
Andreas Thiel ist Schriftsteller und Kabarettist.
I
rgendwann ist dann aber mal gut!», sagt
Nicoles Mutter. «Du bist jetzt 28 Jahre alt.
Eine erwachsene Frau.» Nicole könne nicht
ewig den Vater verantwortlich machen für al-
les, was heute in ihrem Liebesleben schieflaufe.
Sie hatte noch nie eine längere Beziehung. Ein-
mal war sie ziemlich verliebt in einen Kerl, der
aber nicht besonders nett zu ihr war. Davon ab-
gesehen, kam sie noch gar nicht an den Punkt,
an dem sie sich auf jemanden einlassen wollte.
Nicole hat tausend Wege gefunden, einen
Mann zu disqualifizieren. Er muss mindestens
zehn Zentimeter grösser sein als sie, sollte
grüne Augen haben – und blondes Haar, unbe-
dingt. Er darf keine Segelschuhe tragen, gegen
die ist sie allergisch. Freundlich soll er sein,
aber nicht weich. Bart geht nicht, Banking
auch nicht. Er muss einem kreativen Job aus
Leidenschaft nachgehen und dabei genug
Geld verdienen. Und dann muss dieser gran-
diose Supertyp, den Nicole sich aus irgend-
einer Werbung rausgesucht hat, ja nur noch
auf sie stehen. Womöglich fällt ihm das bei
einer Zicke mit Bauchansatz und beständigen
Beissreflexen aber nicht so leicht? Knifflig.