Frankfurter Allgemeine Zeitung - 04.09.2019

(Ron) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Medien MITTWOCH, 4. SEPTEMBER 2019·NR. 205·SEITE 13


G


eschichte vollzieht sich in Da-
ten. So kannte einst jeder Schü-
ler den 28. Juni 1914 als Aus-
gangspunkt des Ersten Welt-
kriegs. Das Attentat auf das österrei-
chische Thronfolgerpaar ist aber nur in
der historischen Perspektive als das ein-
zuordnen, als das es bis heute gilt. Die
nachfolgenden Ereignisse gaben diesem
Datum seine Bedeutung. Für den Zeitge-
nossen gilt in der Gegenwart, was Jacob
Burckhardt in seinen „Weltgeschicht-
lichen Betrachtungen“ formulierte: Eine
„vorgewusste Zukunft“ sei „ein Wider-
sinn“. Den „Irrungen der Erkenntnis“ ste-
he unser „Wünschen, Hoffen und Fürch-
ten im Wege.“
Was der 1897 verstorbene Burckhardt
noch nicht kannte, war das Dokudrama
im Fernsehen. Heute kommt niemand
mehr auf die Idee, über den 4. September
2015 ein Theaterstück zu schreiben. An
diesem Tag erlebte die europäische
Flüchtlingskrise ihren dramatischen Hö-
hepunkt. Im Mittelpunkt standen in
Budapest gestrandete Flüchtlinge, eine
deutsche Bundeskanzlerin und ihr öster-
reichischer Amtskollege. In Nebenrollen
erleben wir Minister und graue Eminen-
zen, Journalisten und Beamte. Das alles
zeigt uns das ZDF heute in dem Film
„Stunden der Entscheidung – Angela
Merkel und die Flüchtlinge“. Sandra
Stöckmann und Marc Brost schildern die-
sen schicksalsträchtigen Tag aus der
Perspektive handelnder Akteure und
Beobachter. Christian Twente ist für die
Regie verantwortlich. Aram Arami und
Emre Aksizoglu spielen die beiden
Flüchtlinge Mohammad Zatareih und
Ahmed Herraf, die am Budapester Haupt-
bahnhof den „Marsch der Hoffnung“ zur
österreichischen Grenze anführten. Hei-
ke Reichenwallner und Manfred Callsen
verkörpern die beiden Bundeskanzler,
die mit den politischen Folgen dieses
Marsches konfrontiert werden. Einge-
rahmt werden diese Spielszenen von Zeit-
zeugen-Interviews.

Es geht um das von Burckhardt ge-
nannte „Wünschen, Hoffen und Fürch-
ten“, das allerdings im Machtzentrum
der deutschen Politik. Ob Heike Reichen-
wallner die Kanzlerin habituell gut ge-
troffen hat, darüber lässt sich streiten.
Wenig aufschlussreich sind die Inter-
views mit Merkels politischen Weggefähr-
ten Thomas de Maizière und Peter Tau-
ber. Schließlich gilt die Verschwiegen-
heit ihrer engsten Mitarbeiter als eines
der Erfolgsgeheimnisse der Bundeskanz-
lerin. Diese Abschottung des innersten
Machtzirkels durchbricht der Film auf an-
dere Weise. In der szenischen Rekon-
struktion des Meinungsbildungsprozes-
ses der Bundeskanzlerin lernen die Zu-
schauer Menschen kennen, von denen
die meisten noch nie gehört haben. Etwa
ihren damaligen stellvertretenden Büro-
leiter im Kanzleramt, Bernhard Kotsch.
Er begleitete sie an diesem Tag auf ihren
Terminen in Bayern und Nordrhein-West-
falen. Der frühere Hauptstadtkorrespon-
dent dieser Zeitung, Günter Bannas, cha-
rakterisierte Kotsch vor vier Jahren als
den „verschwiegensten aller ihrer ver-
schwiegenen Mitarbeiter“. Jetzt erleben

die Zuschauer die Kanzlerin und Kotsch
im Dienstwagen, wie sie sich über die es-
kalierende Lage in Ungarn austauschen.
Zum innersten Zirkel der Bundeskanzle-
rin gehören außerdem noch Eva Christi-
ansen und Beate Baumann. Letztere ist
Merkels Büroleiterin im Kanzleramt. Bei-
de galten bisher als öffentlichkeitsscheu.
Stöckmann und Brost rekonstruieren,
wie die Kanzlerin immer wieder Rück-
sprache mit Baumann hielt.
„Wünsche, Hoffnung und Furcht“ präg-
ten diesen Tag, als wäre Burckhardt der
Chronist gewesen. Manche Dialoge gera-
ten ungewollt komisch, etwa wenn Bau-
mann der Kanzlerin bedeutungsschwer
deren eigenes Credo mitteilt: „Wer
schweigt, hat die Macht.“ Geschwiegen
wurde in den Hintergrundgesprächen
mit den Autoren offenbar nicht. Das gilt
nicht zuletzt für das berühmte Telefonge-
spräch zwischen dem österreichischen
Bundeskanzler Werner Faymann und An-
gela Merkel. Beate Baumann gab ihr je-
nen Rat, den niemand so gut wie die
Kanzlerin zu beherzigen weiß: „Geben
Sie ihm das Gefühl, dass Sie auf seiner
Seite sind, ohne ihm was zu verspre-
chen.“

Die beiden Kanzler schlichen fern-
mündlich um den heißen Brei herum,
den ihnen der Marsch der Hoffnung ser-
vierte. Ihnen dämmerte allmählich der
Zusammenbruch ihrer bisherigen Poli-
tik. Die bestand darin, den Schutz der
europäischen Außengrenzen als inhu-
man zu kritisieren und gleichzeitig den
Ungarn die damit verbundenen Pflich-
ten aufzubürden. Hier wäre eine szeni-
sche Rekonstruktion aus Viktor Orbáns
Amtssitz interessant gewesen. Seine Re-
aktion, als ihm bewusst wurde, wer am
längeren Hebel saß: Merkel und Fay-
mann mussten entweder in Zukunft sei-
ne Politik der Abschottung unterstützen,
oder die Flüchtlinge selber aufnehmen.
Um diese Grundsatzentscheidung ging
es, und nicht um die Frage, ob man den
Marsch der Hoffnung mit Gewalt auflö-
sen sollte.
Die Zuschauer erleben mit, wie sich
in Wien und Berlin die bisherigen Wün-
sche und Hoffnungen als naiv erwiesen,
nur noch die Furcht blieb. Die Bundes-
kanzler fürchteten sogar einen Anruf
aus Budapest, der sie zur Klarstellung
zwingen könnte. Faymann sei nicht an
das Telefon gegangen, als Orbán anrief.
„Gut“, so die knappe Antwort der Kanz-
lerin. Immerhin war ihr das Gespräch
mit Orbán erspart geblieben. Dafür ließ
sie bei Peter Altmaier anrufen, um die
rechtlichen Voraussetzungen einer Ein-
reise der Flüchtlinge nach Deutschland
zu klären. Originelle Begründung: Alt-
maier sei Jurist. Die Zuschauer bekom-
men so einen Einblick in das Arkanum
der Macht. Wer bisher schon den Ver-
dacht hatte, Politik komme ohne strate-
gisches Handeln aus, darf sich bestätigt
sehen. So wird der Film über diesen


  1. September 2015 zu einem Dokument
    über die „Irrungen der Erkenntnis“. Ein
    historisches Datum bleibt der Tag für-
    wahr. FRANK LÜBBERDING
    Stunden der Entscheidung – Angela Merkel und
    die Flüchtlinge, heute um 20.15 Uhr im ZDF.


Was besagt es, wenn am Anfang dieses
Autorenporträts über Ferdinand von Schi-
rach davon die Rede ist: „Am besten lernt
man ihn kennen, wenn er mit anderen
spricht“? Claudio Armbruster, von dem
der Satz stammt, hat daraus das Web-
prinzip seines fast einstündigen Films ge-
macht. Er hat den Erfolgsautor Ferdinand
von Schirach mit anderen Leuten zusam-
mengebracht: mit einem Freund, einer Be-
wunderin und einem Bewunderten. Der
Freund ist der Hansdampf-Schriftsteller
Benjamin von Stuckrad-Barre, die Bewun-
derin die Instagram-Berühmtheit Xenia
Adonts, der Bewunderte der Gesamtkünst-
ler Anselm Kiefer. Fremdartig sind diese
Begegnungen alle drei. Auch befremdend.
Aber bevor darüber gesprochen wird,
muss betont werden, dass sich Armbruster
das eigene Fragen nicht verkniffen hat.
Vielmehr besteht der größere Teil seines
Schirach-Porträts aus eigenen Eindrü-
cken, wenn auch sein Gegenüber biswei-
len antwortet: „Das werde ich Ihnen nicht
sagen“ oder „Nächste Frage“. Doch Ferdi-
nand von Schirach ist zwar berühmt für
die Abschottung seines Privatlebens, weiß
aber auch viel zu genau um den Nutzen
öffentlicher Inszenierung für einen Best-

sellerautor, als dass er nicht auf Vorschlä-
ge des Regisseurs Armbruster einginge,
die fernsehtypisch peinlich und somit
ganz unschirachig sind: etwa den Schrift-
steller sich auf eine Mauer in seiner frühe-
ren Klosterschule St. Blasien setzen las-
sen, als wäre er noch Kind. Oder ihn mit
der Kamera durch Venedig begleiten, wo
Schirach bei der Vorbeifahrt am Markus-
platz sagt: „Ist es nicht ganz und gar grau-
enhaft? Diese Kulisse perfekt und dann all
die Leute!“ Und das im Touristenmotor-
boot in Begleitung eines Fernsehteams!
Die Gondel immerhin wurde vermieden.
Schirach kokettiert mit seiner Unzu-
gänglichkeit, wenn er in St. Blasien über
sein dort entstandenes Erstlingsdrama
spricht, das Armbruster jedoch nie zu Ge-
sicht bekommen werde. Nur wenige Minu-
ten später kann man aus dem Gespräch
mit Xenia Adonts erfahren, dass auch sie
davon weiß, sogar den Titel des Stücks
kennt, dass Schirach also über das ihm an-
geblich peinliche Debüt schon häufig ge-
plaudert haben muss. So häufig, dass es
auch einer Leserin, die ihn noch nie zuvor
getroffen hat, zu Ohren gekommen ist.
Und erst wird Armbruster im Brustton äs-
thetischer Überzeugung über den grund-

legenden Antrieb von Kunst, die Kindheit
zurückzugewinnen, belehrt und am Ende
dann noch einmal Anselm Kiefer. Da fällt
die Fassade des verschlossenen Genies zu-
sammen, denn auch wer immer nur diesel-
ben Türen ins Innere öffnet, führt doch
ein offenes Haus. Die unzugängliche Welt
des Ferdinand von Schirach ist Suggestion.
Er will nur ganz genau kontrollieren, was
man dort sieht.
Und das möge bitte nicht er selbst sein.
Deshalb ist dieser Schriftsteller auch ein
großer Schauspieler. Man höre nur, wie
sich seine sonst eher blasierte Stimme bei
einer gemeinsamen Lesung mit Stuckrad-
Barre dessen Duktus anschmiegt. Gegen-
über Xenia Adonts, mit der sich der
angebliche Einzelgänger ausgerechnet
im Berliner In-Lokal „Borchardt“ trifft,
pflegt er dann einen altväterlichen Ton.
„Das klingt traurig“, sagt er ihr, als sie ihm
das Leben als Instagram-Star schildert,
„das ist ein bisschen viel, was Sie machen.
Das ist ein bisschen gefährlich.“
„Die Würde des Menschen“ lautet der
Untertitel des Filmporträts; natürlich ist
damit der moralisch-juristische Aspekt
von Schirachs Schreiben bezeichnet, nicht
seine Person, obwohl man sich den meist

so beherrschten Schirach kaum würdelos
denken kann, jedenfalls nicht außerhalb
Venedigs. Doch nur auf Besuch bei An-
selm Kiefer wirkt Schirach ganz bei sich,
weil er dort auf fremdem Terrain ist, nicht
im hassgeliebten Venedig, nicht in Berlins
Schickimicki-Szene. Armbruster ist mit
ihm nach Barjac gefahren, auf Kiefers be-
rühmtes Ateliergelände von mehr als fünf-
zig Hektar, was sogar dem unter feudalen
Bedingungen aufgewachsenen Schirach
das Bekenntnis entlockt, so viel sei es bei
seiner Familie nicht gewesen.
Der Schriftsteller bewundert den Künst-
ler für dessen Maßlosigkeit. Und Kiefer
lässt sich gern bewundern, das einver-
nehmliche Lächeln weicht keine Sekunde
aus beiden Gesichtern. Nach diesem Por-
trätfilm können wir uns Ferdinand von
Schirach auch als lachend vorstellen. Das
mag ihm bei seinem Unnahbarkeits-Image
gar nicht sehr gefallen, aber es gibt ihm tat-
sächlich das, was der Titel verkündet: die
Würde des Menschen. So geht man ver-
söhnt aus der Sendung. Schirach-Fans wer-
den sie eh lieben. ANDREAS PLATTHAUS
Ferdinand von Schirach – Die Würde des
Menschen. Heute Abend um 23.20 Uhr in 3Sat,
am 13. September um 23.45 Uhr im ZDF.

Wenn im Fernsehfilm zu Beginn lustig
auf der Gitarre gezupft wird, weiß man
gleich, dass nichts zu befürchten ist: Das
Böse hat Urlaub, das Schmutzige und das
Tiefe auch. Anders gesagt: Das Schlimms-
te ist zu befürchten. Und so bestätigt es
schon die erste Szene von „Nimm Du
ihn“, der nächsten knuffigen Geronto-Ko-
mödie der ARD, in der ein ungelenk auf
Penner gestylter, vom Leben zerknautsch-
ter Branko Samarovski bei der Passkon-
trolle seinen gesamten Besitz aus der In-
nentasche seines Sakkos friemelt: neben
dem vergilbten, 1961 ausgestellten Reise-
pass eine zerkaute Zahnbürste, ein klei-
ner Gruß an die Generation Kukident.
Mit auf- und dann wieder abgezogener
Deppenmütze (die gleich in der nächsten
Einstellung vergessen wurde, bevor sie
sich wieder in seiner Hand befindet, ein
kleiner Gruß an die Continuity-Apostel),
tapst der soeben aus Argentinien (daher
die Mütze) in München angekommene
Greis nun seiner Aufgabe entgegen, die
selbstverständlich dieselbe ist wie in all
den anderen Die-Alten-haben-durchaus-
noch-was-zu-bieten-Filmen: nämlich
eine große Familienversöhnung, und
zwar leider auch noch mit Pfiff.
Fünfzig Jahre lang soll Xaver, der Vater
von Mareike (Andrea Sawatzki), Dietrich
(Simon Schwarz) und Felicitas Reber (Jule
Böwe), nichts von sich haben hören las-
sen, und nun sind die heimgesuchten Ge-
schwister keineswegs gewillt, den offen-
bar mittellos Zurückgekehrten als Vater
anzusehen oder gar zu beherbergen. Alle
drei renommierten Darsteller bekommen
die kühle Ablehnung des zunächst in Ob-
dachlosenunterkünfte geschleppten, einer
Finte Xavers wegen dann aber doch wider-
willig im Kreis herumgereichten Alten
ganz passabel hin. Köstliche Kleinauftrit-
te als Amtspersonen haben auch der gebo-
rene Beamtenmime Martin Brambach,
der nur schnaufen muss, damit man lacht,
und Katharina Schüttler, die über beide
Wangen strahlend „einen schönen Tag“ an-
kündigt. Die Dialoge und elenden Drücke-
berger-Ausreden sind zudem einigerma-
ßen kurzweilig: „Er ist selbstmordgefähr-
det? Ja sagemol! Und da soll er es bei mir
machen?“ „Ich hasse alte Leute, das weißt
du!“ „Also, Herr Wachtmeister, wie ge-
sagt, auf keinen Fall wollte ich ihn ausset-
zen: Der Mann ist ja kein Hund.“ „Hunde
dürfen Sie auch nicht aussetzen.“
Das emotionale Leiden, sei es nun still
(Felicitas), neurotisch (Mareike) oder
winselnd (Dietrich), nimmt man den va-
terlos Aufgewachsenen jedoch an keiner
Stelle ab. Ebenso aufgesetzt wirkt das
schnelle Anfreunden des Opas mit seinen
beiden Enkeln, einer rosa Prinzessin und
einem „Bitch“ sagenden Rotzlümmel. Bis
hin zu den Partnern der drei Kinder Xa-
vers begegnen uns nicht nur abgegriffene
und unglaubwürdige, sondern auch noch
komplett uninteressante Figuren. Und
weil kein Klischee ausgelassen wurde,
reißt „der alte Sack“ (so nennt ihn die kalt-

herzige Tochter des immer schon auf Leh-
rerin Felicitas scharfen Anwalts, der zufäl-
lig auch noch das alte Haus der Rebers ge-
kauft hat) zudem eine rüstige Kranken-
schwester (Johanna Bittenbinder) beim
Tanzkurs auf, indem er, Rumba Rumba
Tätärää, seiner wahlsüdamerikanischen
Rhythmusseele freien Lauf lässt.
Es gehört zu den Gesetzmäßigkeiten
von Charakterkomödien, dass die Protago-
nisten erstaunliche Wandlungen durchma-
chen, entweder weil sie unter dem Ein-
druck der rührseligen Handlung zack-
peng jahrzehntelange Gewohnheiten über

Bord werfen oder weil sie sich als durch-
triebener erweisen, als es zunächst den
Anschein hat. Hier gibt es beides, das
unambitioniert heruntergespielte Turbo-
therapeutische (alle Kinder haben bald
wieder Gefühle) ebenso wie das fröhlich
Abgebrühte der Hauptfigur (der Pfiff). Xa-
ver nämlich gibt sich allmählich als alter
Haudegen zu erkennen, der ein halbes
Jahrhundert zuvor nicht ohne Grund das
Feld geräumt hat. Dabei spielt ein Lackaf-
fe von Künstler (Martin Umbach) eine ge-
wisse Rolle. Immer aber, wenn Künstler in
lustigen Fernsehfilmen auftauchen, wird
es ganz finster. Und in der Tat: Diese töl-
pelhafte Nebenhandlung ginge nicht ein-
mal im Volkstheater durch. Was das Buch
von Bert Koß und Michael Hofmann dem
gar nicht so senilen Xaver zudem an Ab-
gründigkeit aufpfropft, ist derart einfalls-
los (sogar eine nicht wieder aufgegriffene
Nazijägerreferenz wollte man sich nicht
verkneifen), dass dieser Schlenker, der ei-
niges hätte herausreißen können, dem
Film eher zusätzlich schadet.
Die Regie von Hofmann ist dabei kaum
kreativer als eine Strickmütze aus Lama-
wolle in den Anden, setzt einfach voll auf
Gesichter in Großaufnahme. Wen wun-
dert da, dass selbst das Friede-Freude-Ei-
erkuchen-Finale vergeigt wird? Eine Ab-
schlusspointe folgt hier auf die nächste,
aber keine zündet wirklich. Man kann,
wie George Lucas gezeigt hat, rund um
den Satz „Ich bin dein Vater“ ein ganzes
Universum entstehen lassen – oder eben,
wie wir nun sehen, rein gar nichts. Wer
sagt nur unseren Sendern, dass man sich
mit Filmen, die dramaturgisch wie ästhe-
tisch so wirken, als seien sie in zwei Minu-
ten mit einer seit fünfzig Jahren zerkau-
ten Zahnbürste hingeschrubbt worden,
heute besser nicht mehr blicken lassen
sollte? OLIVER JUNGEN
Nimm Du ihnläuft um 20.15 Uhr im Ersten.

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Wo es fremd wird, da ist er bei sich selbst


Seine Unzugänglichkeit ist Suggestion, und hier fällt denn auch die Maske: Claudio Armbrusters Porträt des Schriftstellers Ferdinand von Schirach


Wie ist die Lage? Angela Merkel (Heike Reichenwallner rechts oben in markantem Kanzlerinnenblau) hat ihre engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um sich versammelt.
Noch scheint niemand am ovalen Krisentisch zu ahnen, welche Dimensionen die Flüchtlingskrise nach dem 4. September 2015 annehmen wird. Foto ZDF

Zerkaut und hingeschrubbt


Graus mit Greis: Das Familiendrama „Nimm Du ihn“


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Dem Tourismus sei Dank:
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Das ZDF rekonstruiert den Tag, an dem


Angela Merkel die Koordinaten der


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Ein Vater, den keiner haben will: Branko
Samarovski als Xaver Foto BR

Konfrontation
Schwimmbad versus Koppel:
Vater und Tochter machen Reiterferien

Schulbank der Ästhetik: Ferdinand von Schirach (links) bei Anselm Kiefer Foto ZDF
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