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FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Deutschland und die Welt MITTWOCH, 4. SEPTEMBER 2019
D
ie dänische Königin Margrethe II.
ist am Dienstag in Flensburg einge-
troffen. Bis Freitag besucht sie Schles-
wig-Holstein, ihr Besuch gilt als verfrüh-
ter Auftakt der Feierlichkeiten zum
- Jahrestag der Festlegung der
deutsch-dänischen Grenze. Sie war da-
mals durch zwei Volksabstimmungen
festgesetzt worden und trennt Schles-
wig seit 1920. Die 79 Jahre alte Königin
reiste in ihrer königlichen Yacht
„Dannebrog“ an, die im Hafen von
Flensburg festmachte und auf der sie an
den kommenden Abenden nicht nur
Empfänge geben wird, sondern selbst
auch übernachtet. Empfangen wurde
die Königin in Flensburg vom Minister-
präsidenten Schleswig-Holsteins, Da-
niel Günther (CDU), und der Flensbur-
ger Bürgermeisterin Simone Lange
(SPD). Kurz nach ihrer Ankunft besuch-
te Margrethe ein dänisches Altenheim
in Flensburg und hielt danach eine
Rede auf Deutsch im Rathaus. In den
kommenden Tagen stehen neben einem
Besuch im Landtag in Kiel immer wie-
der auch Treffen bei Vertretern und in
Einrichtungen der dänischen Minder-
heit in Schleswig-Holstein im Mittel-
punkt. In einem vor ihrem Besuch ge-
führten Interview mit der Zeitung der
dänischen Minderheit, „Flensborg
Avis“ hatte sie gesagt, sie wolle den Zu-
sammenhang unterstreichen, der zwi-
schen den Südschleswigern und Däne-
mark bestehe. Und sie wolle in Däne-
mark darauf aufmerksam machen, dass
die Dänen nicht an der Grenze aufhör-
ten. „Auf der anderen Seite sind auch
Leute, die sich Dänemark tief verbun-
den fühlen und die Sprache sprechen
und können.“ Im Norden Schleswig-Hol-
steins gehören etwa 50 000 Menschen
der dänischen Minderheit an. (mawy.)
Velkommen, Deres Majestæt!
palo. FRANKFURT, 3. September. Zum
ersten Mal sind Frauen in Deutschland
bei der Geburt ihres ersten Kindes durch-
schnittlich 30 Jahre alt. Im Jahr 2017 wa-
ren es noch im Schnitt 29,8 Jahre gewe-
sen. Auch bekommen immer mehr Frau-
en, die älter als 40 Jahre sind, ein Kind,
wie das Statistische Bundesamt am Diens-
tag mitteilte. Betrachte man alle Mütter,
sei die Geburtenhäufigkeit der Frauen
von 40 Jahren an mit 88 Kindern je tau-
send Frauen 2018 zwar relativ gering – im
Vergleich zu 1990 habe sich die Zahl je-
doch fast vervierfacht.
„Wir vermuten, dass sich der langfristi-
ge Trend fortsetzt, dass Frauen erst dann
ein Kind bekommen, wenn sie ihre Ausbil-
dung abgeschlossen und sich im Beruf eta-
bliert haben“, sagt Olga Pötzsch vom Sta-
tistischen Bundesamt. Zugleich hat sich
die Geburtenrate in den vergangenen Jah-
ren auf einem relativ hohen Niveau stabi-
lisiert: Die zusammengefasste Geburten-
ziffer blieb 2018 beim Vorjahreswert von
1,57 Kindern je Frau. Der Wert gibt an,
wie viele Geburten statistisch gesehen
auf eine Frau im gebärfähigen Alter kom-
men. Nach einem jahrelangen Abwärts-
trend war die Ziffer vor sechs Jahren wie-
der auf 1,4 Kinder je Frau gestiegen.
Insgesamt wurden im vergangenen
Jahr 787 500 Kinder geboren, das waren
rund 2600 mehr als im Vorjahr. Dabei zei-
gen sich regionale Unterschiede: In den
ostdeutschen Bundesländern (ohne Ber-
lin) war die Geburtenziffer mit 1,6 Kin-
dern je Frau höher als im Westen mit
1,58 Kindern. Das liegt nach Angaben
Pötzschs auch daran, dass Familie und Be-
ruf in Ostdeutschland schon länger und
leichter miteinander vereinbar sind.
Die geringste Geburtenziffer hat Ber-
lin mit 1,45 Kindern je Frau. Allerdings
wird aus der Geburtenziffer der Einfluss
der Altersstruktur der Bevölkerung her-
ausgerechnet. In den Städten wohnen
viele junge Leute – und damit mehr poten-
tielle Eltern. Betrachtet man die Kinder-
zahl je Einwohner, schneiden die Stadt-
staaten besonders gut ab: In Hamburg
kommen auf tausend Einwohner zwölf
Kinder, in Berlin und Bremen sind es elf.
In Bundesländern mit einer verhältnis-
mäßig alten Bevölkerung, wie dem Saar-
land, wurden hingegen nur acht Kinder je
tausend Einwohner geboren.
Kein Staats-, ein Arbeitsbesuch:Königin Margrethe II. wird begeistert von Schülern in Flensburg empfangen – trotz eines Wolkenbruchs. Foto dpa
Frauen bekommen
immer später
Kinder
MADRID, 3. September. Auf der gläser-
nen Brücke herrscht Gedränge. Für man-
che ist sie eine schwindelerregende Mut-
probe, für die meisten eine perfekte Foto-
kulisse. Unter den tonnenschweren Glas-
platten geht es 26 Stockwerke hinab nach
Madrid. Neugierig und stolz inspizieren
die Bürger der spanischen Hauptstadt seit
Anfang August die neue Dachterrasse
des Hotels Edificio España.
Als es 1953 fertiggestellt wurde, war es
das höchste Gebäude ganz Europas – und
für das Regime des Diktators Francisco
Franco der steinerne Beweis, dass Spa-
nien wieder Anschluss an die Moderne ge-
wonnen hatte. Unschwer ist an der Fassa-
de zu erkennen, dass sich die spanischen
Architektenbrüder Otamendi von New
York und Chicago inspirieren ließen.
Franco wollte mit dem Wolkenkratzer an
der Plaza España Dwight D. Eisenhower
beeindrucken, der 1959 zu Besuch kam:
Für das international isolierte Land be-
deutete die Reise des amerikanischen Prä-
sidenten einen politischen Ritterschlag.
„Einfach wunderbar“, schwärmt eine
Großmutter, als sie mit ihren Enkeln aus
dem Aufzug steigt, der sie von der Dach-
terrasse zurückgebracht hat. Sie war ein
kleines Mädchen, als 1948 der Grund-
stein für das Gebäude gelegt wurde. In
diesem Sommer hat es die mallorquini-
sche RIU-Kette zu neuem Leben erweckt.
Weder die stechende Sonne noch eine
Wartezeit von bis zu einer Stunde schre-
cken Neugierige ab. Oft windet sich eine
Menschenschlange um den Sockel des Ge-
bäudes. Mehr als 40 000 Besucher fuhren
in den ersten drei Wochen auf den höchs-
ten Aussichtspunkt der Stadt. Der Blick
von den zwei Skybars – dem „Himmel
von Madrid“ und der Terrasse mit dem
gläsernen Übergang – reicht vom Gran-
Via-Boulevard über den Königspalast bis
zu den Bergen der Sierra im Norden. Die
Smartphones erschaffen unentgeltliches
Werbematerial: Auf der Luftbrücke aus
Glas hat der Hausherr den Namen der Ho-
telkette samt Hashtag angebracht.
Viele Madrider sind erleichtert, dass
der 118 Meter hohe Turm überhaupt
noch steht. Das Gebäude, das zwölf Jahre
geschlossen war, schien dem Verfall preis-
gegeben. Hinter der neobarocken Fassa-
de ragte nur noch ein Betonskelett auf.
Vor fünf Jahren wollte der Multimilliar-
där Wang Jianlin das Bauwerk mit seinen
Balustraden, Kapitellen und gotischen
Zinnen abreißen. Der chinesische Inves-
tor ist Sponsor und Großaktionär des Fuß-
ballklubs Atlético Madrid, dessen neues
Stadion den Namen von Janlins Wanda-
Konzern trägt. An der Plaza España woll-
te er an einem Neubau mit chinesischem
Touch am Ende wieder die mit roten Klin-
kersteinen verzierte Fassade anbringen
lassen. Viele Madrider fragten sich: Wo,
bitte, soll man einen Wolkenkratzer
zwischenlagern? Der Chinese gab auf,
wie zuvor schon die Santander-Bank, de-
ren Sanierungspläne von der Wirtschafts-
krise durchkreuzt wurden.
Vor zwei Jahren erwarb die RIU-Kette
das Edificio España, um mit 585 Hotel-
zimmern und 17 Veranstaltungsräumen
an dessen große Vergangenheit anzuknüp-
fen. „Wir wollten das Erbe, das Madrid ge-
hört, für die Madrider bewahren“, sagt
Generaldirektor Manel Jaile. Ihm blieb
auch wenig anderes übrig, denn der größ-
te Teil der Fassade steht unter Denkmal-
schutz. Im Inneren ist fast nichts Histori-
sches übriggeblieben. Nur die Lobby erin-
nert mit Marmorsäulen und Reliefs an die
Fünfziger. Eine alte Aufzugskabine wur-
de in eine Telefonzelle umgewandelt. Ne-
ben den modernen Aufzügen blieben die
Schaltkästen der Liftanlage als Dekorati-
on erhalten. Sie brachten die Gäste hin-
auf in den Vorläufer des RIU-Hotels und
auf die Dachterrasse mit dem Schwimm-
bad, das es auch jetzt wieder gibt. Stars
wie Charlton Heston, Bo Derek und Ra-
quel Welch stiegen in dem Haus ab, es
war aber nicht nur ein Hotel, es war eine
kleine Stadt mit 300 Büros, rund 180 Woh-
nungen und mehr als 30 Geschäften.
Im Erdgeschoss des sachlich eingerich-
teten Hotels ziehen nun wieder Läden
ein. Die 100 Quadratmeter große Präsi-
dentensuite mit zwei Terrassen kann
zwar in der Hochsaison 2500 Euro kos-
ten, aber um ein normales Zimmer in
dem Vier-Sterne-Hotel zu buchen, muss
man nicht reich sein. Entscheidend ist die
Aussicht. Während am Edificio España
erst vor kurzem die letzten Planen der
Bauarbeiter verschwanden, hat sich die
Plaza España zu seinen Füßen in eine
Großbaustelle verwandelt. Von oben las-
sen sich nur die Umrisse des umhüllten
Cervantes-Denkmals mit Don Quijote
und Sancho Panza erkennen. In einein-
halb Jahren soll auch der Platz renoviert
und verkehrsberuhigt sein. Dann erst ist
die neue Mitte Madrids fertig.
niz. FRANKFURT, 3. September. Am
Dienstag ist im nordhessischen Eschwege
eine Wartungsgondel am Sendemast Ho-
her Meißner abgestürzt. Nach Angaben ei-
nes Polizeisprechers kamen alle drei Insas-
sen infolge des Sturzes aus 50 Metern
Höhe noch am Unfallort ums Leben. Der
Vorfall ereignete sich kurz nach 9.15 Uhr.
Bei der Anlage handle es sich um eine
„seilbahnähnliche Konstruktion“, die dia-
gonal vom Boden aus zum 220 Meter ho-
hen Masten führe. Dem derzeitigen Stand
der Ermittlungen nach kam es zu einem
technischen Defekt an der Seilwinde der
Gondel. Die drei Mitarbeiter einer Berli-
ner Firma sollten an dem 1955 errichteten
Sendemasten des Hessischen Rundfunks
(HR) eine zusätzliche Antenne für den
Empfang des Digitalradios DAB+ montie-
ren. Wie der HR mitteilte, hatten die Ar-
beiten auf dem beliebten Ausflugsberg am
Freitag begonnen. HR-Intendant Manfred
Krupp teilte am Dienstag mit: „Wir wer-
den alles dazu beitragen, dass der tragi-
sche Vorfall umfassend aufgeklärt wird.“
LOS ANGELES, 3. September.Nachdem
auf dem Schiff „The Conception“ am frü-
hen Montagmorgen ein Feuer ausgebro-
chen war, sind 25 Leichen geborgen wor-
den. Nach Angaben der Küstenwache
wurde die Suche nach den weiteren Ver-
missten am Dienstag fortgesetzt. Der Ka-
pitän und vier Mitglieder der Mann-
schaft, die nicht mit den Passagieren un-
ter Deck übernachteten, hatten sich
durch Sprünge ins Wasser in Sicherheit
gebracht. „Ich konnte sehen, wie die
Flammen aus Öffnungen an der Seite des
Schiffs schlugen. Es gab immer wieder
Explosionen“, sagte der Segler Bob Han-
sen der „New York Times“. Hansen hatte
die Überlebenden an Bord seiner Yacht
„Grape Escape“ genommen, die durch
Schläge an den Rumpf auf sich aufmerk-
sam gemacht hatten.
Unter welchen Umständen das Feuer
an Bord der etwa 25 Meter langen „Con-
ception“ ausbrach, blieb weiterhin offen.
Das Schiff war am Freitag mit 39 Perso-
nen an Bord in Santa Barbara nordwest-
lich von Los Angeles ausgelaufen. Die Ge-
wässer um die Kanalinseln vor Santa Bar-
bara gehören zu den artenreichsten Mee-
resregionen der Welt. Während der dreitä-
gigen Exkursion des Unternehmens Truth
Aquatics vor dem Feiertag Labor Day am
Montag waren mehrere Tauchgänge für
die Teilnehmer der Tour geplant, um Mee-
restiere zu beobachten.
Wie die Küstenwache am Dienstag be-
stätigte, soll die „Conception“ alle vorge-
schriebenen Sicherheitsauflagen erfüllt
haben. Als die Flammen um sich schlu-
gen, lag das Schiff knapp 20 Meter vor der
Insel Santa Cruz vor Anker. Nach den bis-
herigen Ermittlungen wurden die schlafen-
den Passagiere unter Deck von den Flam-
men überrascht. Nach einem Mitschnitt
des Notrufs, den der Kapitän wohl an
Bord der „Grape Escape“ absetzte, hatten
sie keine Möglichkeit, sich auf das Deck
des brennenden Schiffs zu retten. „Es gibt
keinen Notausstieg“, sagte der Kapitän.
„An Bord des brennenden Schiffs sind
33 Leute. Sie können es nicht verlassen.“
Bei den Löscharbeiten sank die „Con-
ception“. Ob das Wrack an Land gebracht
oder auf dem Meeresgrund in etwa 20 Me-
ter Tiefe untersucht wird, ließen Küsten-
wache und Behörden des Bezirks Santa
Barbara vorerst offen. CHRISTIANE HEIL
ceh. LOS ANGELES, 3. September. Die
katholische Grundschule St. Edwards in
Tennessee hat „Harry Potter“ aus der Bü-
cherei verbannt. Auf den Rat italienischer
und amerikanischer Exorzisten ließ die
Schulverwaltung alle sieben Bände von
J. K. Rowlings Fantasyroman über den
Zauberlehrling aus den Regalen nehmen,
da sie „echte“ Flüche und Zauberformeln
enthielten. „Die Bücher stellen Zauberei
als gut und böse zugleich dar, was nicht
der Wahrheit entspricht. Die Flüche und
Zaubersprüche in den Büchern sind tat-
sächliche Flüche und Zaubersprüche.
Wenn sie von einem Menschen gelesen
werden, besteht die Gefahr, böse Geister
auf die Person zu übertragen, welche die
Bücher liest“, schrieb der Priester Dan
Reehil in einer E-Mail an die Zeitung „The
Tennessean“. Wie Rebecca Hammel, eine
Sprecherin des Geistlichen, bestätigte, hat-
te er die E-Mail verfasst, als Eltern der
katholischen St.-Edwards-Schule die Erz-
diözese in Nashville wegen „Harry Potter“
anriefen. Obwohl die katholische Kirche
die Bücher nicht pauschal ablehne, stehe
es Reehil frei, über die Bestände der Schul-
bücherei zu entscheiden, sagte Hammel.
Sirhan Sirhan,der wegen des Mordes an
Robert F. Kennedy zu lebenslanger Haft
verurteilt wurde, ist im Gefängnis tätlich
angegriffen worden. Wie die kalifornische
Gefängnisverwaltung mitteilte, liegt der
Fünfundsiebzigjährige mit schweren Stich-
verletzungen im Krankenhaus. Laut Inter-
netportal TMZ wurde er aus bislang un-
geklärtem Motiv während eines Hofgangs
von einem Mithäftling attackiert. Sirhan,
der als Sohn palästinensischer Eltern in Je-
rusalem zur Welt kam, war 1969 schuldig
gesprochen worden, den damaligen demo-
kratischen Präsidentschaftskandidaten
Kennedy in der Nacht des 5. Juni 1968 in
Los Angeles erschossen zu haben. (ceh.)
Jerome Boatengdroht juristischer Ärger:
Die Staatsanwaltschaft München I ermit-
telt gegen den Fußballspieler von Bayern
München wegen des Verdachts der gefähr-
lichen Körperverletzung an seiner ehema-
ligen Lebenspartnerin. Das bestätigte
eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft
am Dienstag. Das Verfahren laufe seit
Herbst 2018, Anklage zum Amtsgericht
wurde am 11. Februar erhoben. In einem
weiteren Fall ermittelt die Polizei wegen
des Verdachts der Körperverletzung an-
lässlich eines Vorfalls von vor zwei Wo-
chen. Ein drittes Verfahren wegen Sachbe-
schädigung wurde laut Staatsanwaltschaft
„im Hinblick auf das Verfahren bei Ge-
richt vorläufig eingestellt“. (sid)
Simone Bileshat den mutmaßlichen Op-
fern ihres Bruders Tevin ihr Beileid ausge-
sprochen. „Mein Herz schmerzt. Ich kann
immer noch nicht begreifen, was passiert
ist“, teilte die amerikanische Turnerin via
Twitter mit. Biles’ Bruder war vergangene
Woche verhaftet worden. Die Staatsan-
waltschaft in Georgia erhob Mordanklage
gegen den 24 Jahre alten Soldaten, der
drei Männer erschossen haben soll.Wie
ihre drei Geschwister hatte Simone Biles
wegen der Alkohol- und Rauschgiftsucht
ihrer Mutter einige Jahre in Pflegefamilien
verbracht, bevor ihr Großvater sie adop-
tierte. Da ihr Bruder bei einer Großtante
lebte, wuchsen die Geschwister nicht zu-
sammen auf. Biles gilt nach vier Goldme-
daillen bei den Olympischen Spielen 2016
und mehreren Weltmeistertiteln als eine
der besten Turnerinnen der Welt. (ceh.)
WASHINGTON, 3. September. Am
Dienstag aktualisierte das amerikani-
sche Hurrikan-Zentrum in Miami aber-
mals seine Angaben zu Wirbelsturm Do-
rian. Wichtiger als die Nachricht, dass
der Hurrikan auf die Kategorie zwei her-
untergestuft worden war, erschien der
Hinweis, dass der Sturm weiterziehe –
wenngleich nur mit einer Geschwindig-
keit von vier Kilometern in der Stunde.
Zwischenzeitlich war er über den Baha-
mas zum Stillstand gekommen und hatte
sich nördlich von Grand Bahama regel-
recht festgesetzt. Für die Bewohner der
karibischen Inselgruppe wird Dorian zu
einem nicht enden wollenden Albtraum.
Auf den benachbarten Abaco-Inseln
kamen fünf Personen in dem Wirbel-
sturm ums Leben. Dort und auf Teilen
der Insel Grand Bahama gab es großflä-
chige Überschwemmungen. Amateurvi-
deos zeigten das ganze Ausmaß der Kata-
strophe: Gebäude standen meterhoch un-
ter Wasser, Trümmerteile schwammen in
der eher schlackigen Brühe, viele Inselbe-
wohner saßen unterm Dach ihrer Häuser
fest. Offenbar hatte es widersprüchliche
Anweisungen gegeben: Die Regierung
hatte die Bevölkerung der betroffenen
nördlichen Inseln aufgefordert, Notunter-
künfte aufzusuchen. Einige Katastro-
phenschützer hatten indes den Rat er-
teilt, sich an den höchstgelegenen Ort
des eigenen Hauses zu begeben. Nach
Schätzungen der Vereinten Nationen be-
nötigen 61 000 Menschen auf den Baha-
mas Lebensmittel. Das Rote Kreuz
schätzte die Zahl der beschädigten oder
zerstörten Häuser auf etwa 13 000.
Hubert Minnis, der Premierminister
der Inselgruppe, sagte, die Bahamas sei-
en „im Krieg“. Sie würden von Hurrikan
Dorian angegriffen. Der Inselstaat habe
keine Waffe, um sich zu verteidigen. Ret-
tungseinsätze waren auf Grand Bahama
am frühen Dienstag zunächst unmöglich.
Auf den Abaco-Inseln, auf die der Sturm
zuerst getroffen war, liefen sie mittlerwei-
le an. Die amerikanische Küstenwache
flog unter anderem 19 Verletzte zur medi-
zinischen Behandlung in die Hauptstadt
Nassau, wie ihr Kommandant für die Re-
gion, Eric Jones, dem Nachrichtensender
CNN sagte. Auch die britische Marine be-
teiligte sich. Beide Staaten verfügen über
Außenterritorien in der Karibik.
Obwohl Dorian angesichts von Wind-
geschwindigkeiten von bis zu 175 Kilome-
tern pro Stunde auf die Kategorie zwei
heruntergestuft wurde, warnte das ameri-
kanische Hurrikan-Zentrum, dass er
auch in den nächsten Tagen mächtig blei-
ben werde. Er hatte die Bahamas am
Sonntag mit Windgeschwindigkeiten
von fast 300 Kilometern in der Stunde als
Hurrikan der höchsten Kategorie fünf er-
reicht. Dorian ist der verheerendste Wir-
belsturm auf den Bahamas seit Beginn
moderner Aufzeichnungen.
Die Meteorologen erwarteten am
Dienstag, dass der Sturm sich langsam
von den Bahamas weg- und auf die ameri-
kanische Südostküste zubewege. Eine
Hurrikan-Warnung besteht für den Bun-
desstaat Florida, dem Dorian „gefährlich
nahe kommen“ könnte. Auch in Georgia,
South Carolina und North Carolina berei-
tet man sich auf den Sturm vor. Vorsorg-
lich wurde sogar in Virginia der Notstand
verhängt, um einen Hilfseinsatz vorberei-
ten zu können. Evakuierungen der süd-
östlichen Regionen mit Hunderttausen-
den Einwohnern hatten am Montag be-
gonnen. Obwohl Dorian am Dienstag
noch 100 Meilen von der Küste Floridas
entfernt war, erreichten Sturmböen die
Gegend nördlich von West Palm Beach.
Nach Schiffsbrand
vor Kalifornien
25 Tote geborgen
„Harry Potter“ aus
Schulbücherei verbannt
Dem Himmel
von Madrid ganz nah
Das Edificio España, einst
Europas höchster Wolken-
kratzer, erwacht als Hotel
zu neuem Leben.
Von Hans-Christian Rößler
Grandiose Aussicht:die neue Plattform
des Edificio España Foto privat
Kurze Meldungen
Drei Tote nach Absturz
einer Wartungsgondel
Hurrikan Dorian
will nicht weichen
Der Wirbelsturm wird für die
Bahamas zum nicht enden
wollenden Albtraum. Erste
Böen erreichen Florida.
Von Majid Sattar
Kein Notausstieg:Die brennende „Con-
ception“vor der Insel Santa Cruz Foto AFP
Geburtenzahl
2015:
2016:
2017:
2018:
737 575
792 141
784 901
787 523
Sterbefälle
(zum Vergleich)
Geburten
Leichter Anstieg der Geburten
Quelle: Statistisches Bundesamt
Zahl der Lebendgeborenen in Deutschland
(in Tausend)
F.A.Z.-Grafik Brocker
1946 1960 1980 2010 2018
788788
955955
13571357
19641964
600
700
800
900
1000
1100
1200
1300
1400
Überflutet:Die Hauptstadt Nassau der Bahamas steht unter Wasser. Foto Reuters