Miba - September 2019

(Brent) #1

D


as in den Jahren 1955/56 vom
Bundesbahn-Zentralamt München
aufgestellte Diesellokomotiv-Typenpro-
gramm der DB umfasste neben einer
Rangierlokomotiv-Baureihe (V 60) vier
Streckenlokomotiven (V 100, V 160,
V  200, V 320), von denen für drei
(V 100, V 160, V 320) seinerzeit grund-

Die Diesellokomotive V 320 001


Zwei Loks in einer


23 Meter Länge und 4000 PS – keine andere deutsche Diesellok
konnte damals derartige Werte aufweisen. Trotz beachtlicher
Erfolge kam es nach dem Prototyp nie zum Bau einer Serienfer-
tigung. Matthias Maier skizziert die Bau- und Betriebsgeschichte
dieses einmaligen Exoten.

sätzliche Entwürfe ausge arbeitet wur-
den. Für die V 320 wurde, ebenso wie
für die V 160, von dem sei nerzeit
leistungs stärksten schnelllaufenden
Dieselmotor mit 1800 PS ausgegangen,
wobei für die V 160 eine, und für die
V  320 zwei Maschinen anlagen zum
Einbau vorgesehen waren.

Um die Anzahl der DB-Standard-Die-
sellokomotiv-Baureihen möglichst
klein zu halten, wurde auch die V 320
von Anfang an so konzipiert, dass sie
sowohl für den schweren Reise- wie für
den schweren Güterzugdienst geeignet
ist. Außerdem sollte die Lok 160 km/h
erreichen, damit sie bei Bedarf auch
die Beförderung schneller F-Züge über-
nehmen konnte.
Nachdem im BZA München die
Grund satzplanungen für die V 320 ab-
geschlossen waren, wurde die Entwick-
lung der Lokomotive selbst – wie bei
der Deutschen Bundesbahn üblich – ei-
ner Lokomotivbaufirma, in diesem Fal-
le der Firma „Henschel-Werke AG“,
Kassel, im Rahmen eines Entwick-
lungsvertrages in der ersten Hälfte des
Jahres 1956 übertragen.
Aufgrund des weitaus dringenderen
Bedarfs an Diesellokomotiven der Bau-
reihen V 100 und V 160, aber auch weil
eine Reihe von Einzelproblemen zu
klären waren, verzögerte sich jedoch
die Durchkonstruktion bis 1960. Zu-
gleich zeichnete sich ab, dass mit der
fortschreitenden Elektrifizierung der
Hauptstrecken für die V 320 nur ein
kleineres Anwendungsgebiet blieb.
Die DB konnte sich daher nicht ent-
schließen, nach Abschluss der Durch-
konstruktion einige Prototypen in Auf-
trag zu geben. Henschel erklärte sich
schließlich 1960 bereit, auf eigene Kos-
ten eine V 320 zu bauen, wobei die DB
mit Henschel vereinbarte, diese Loko-
motive nach Bau und erfolgreicher Er-
probung langjährig anzumieten – mit
der Möglichkeit, sie zu einem späteren
Zeitpunkt anzukaufen.

Im Mai 1963 war
V 320 001 mit einem
Messzug in Forch-
heim. Aus der seit-
lichen Perspektive
wird die enorme
Länge der Lok be-
sonders deutlich.

Links: Helmstedt am


  1. Juni 1964. Der
    Blick auf die Front
    zeigt die dunkle
    Fenstermaske, die
    aus anderen Blick-
    winkeln gern mal
    übersehen wird.
    Fotos: Rolf Hahmann

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