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Deutschland
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen ständig wissen wollen, wie es mir geht.«‣S. 33
DER SPIEGEL Nr. 35 / 24. 8. 2019
PHILIPP SCHULZE / PICTURE ALLIANCE / DPA
Grundschulklasse im niedersächsischen Bardowick
Schulen
Zulagen für Lehrer auf dem Land
Immer mehr Bundesländer stellen Pädagogen Sonderzahlungen in Aussicht.
Mobilfunk
Regierung lässt Billig-
telefonierer hängen
Die Bundesregierung sieht keinen
Handlungsbedarf, um Handykunden, die
nur im 3G-Standard kommunizieren, mit
günstigen Verträgen zu schützen. Hinter-
grund ist, dass 3G-Funkmasten von den
Telekommunikationsunternehmen derzeit
zunehmend abgeschaltet werden. »Die
Regierung hat keine Kenntnis davon, wie
viele Sendeanlagen in diesen Frequenz -
bereichen genutzt werden«, schreibt das
zuständige Bundesverkehrsministerium.
Dies scheint die Beamten von Minister
Andreas Scheuer (CSU) aber auch nicht
weiter zu beunruhigen. Die Nutzer könn-
ten ja in Verträge mit schnelleren Mobil-
funkfrequenzen wechseln. Das entsprä-
che »den geänderten Kundenanforderun-
gen«, so das Ministerium. Doch diese
Verträge kosteten mitunter 20 Euro mehr
im Mo nat, monieren die Grünen. »Herrn
Scheuer scheint völlig egal zu sein, dass
damit gerade für Menschen mit geringem
Einkommen die Handy nutzung deutlich
teurer wird«, sagt Grünenparlamentarier
Oliver Krischer. GT
Vier Ost-Bundesländer locken bereits mit Zulagen Lehrkräfte
an Schulen in abgelegenen Gebieten; Schleswig-Holstein und Nie -
dersachsen planen solche finanziellen Anreize. Das ergab eine
Umfrage des SPIEGELin allen 13 Flächenländern. Die höchste
Zulage streichen Referendare in Sachsen ein: Sie erhalten seit
dem 1. August 1000 Euro zusätzlich zu ihrem Grundgehalt von
1500 Euro – sofern sie ihren Dienst außerhalb der Ballungszen-
tren Leipzig und Dresden ableisten und danach mindestens fünf
Jahre an einer Schule auf dem Land unterrichten. Auch fertige
Lehrer können dort bis zu 600 Euro mehr im Monat bekommen.
Lehrkräfte in Brandenburg erhalten in »Bedarfsregionen«
300 Euro brutto zusätzlich im Monat. Mecklenburg-Vorpom-
mern bietet Bewerbern auf schwer zu besetzende Stellen – auf
dem Land, aber auch in der Stadt – im Ausnahmefall die Ein-
gruppierung in eine höhere Erfahrungsstufe an. Sachsen-Anhalt
praktiziert ein ähnliches Modell, die Verbesserung kann dort im
Einzelfall bis zu 500 Euro brutto im Monat ausmachen. Schles-
wig-Holsteins Landesregierung will Referendaren an einigen
Schulen an der Westküste künftig 250 Euro brutto zusätzlich
zahlen. Niedersachsen erwägt eine »Flächenprämie« für Sekun-
darschullehrer in fünf Modellregionen, die unter chronischem
Bewerbermangel leiden. In Nordrhein-Westfalen werden solche
Maßnahmen noch diskutiert.
Nicht alle finden das gut. »Wir haben im ländlichen Raum vie-
le Lehrkräfte, die seit Jahren unter schwierigen Bedingungen
arbeiten«, sagt Christian Hoffmann, Gewerkschaftssekretär der
Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Nieder-
sachsen. »Wenn nun ein neuer Kollege für dieselbe Tätigkeit
eine Zulage erhält, ist das ungerecht.« Er plädiert dafür, auch die
eta blierten Lehrkräfte finanziell besserzustellen. OLB