Der Stern - 15. August 2019

(Barré) #1

zeigtdabeikeineRegung.Bissieeinen


dickenFischsieht,dernebendemStegent-


langschwimmt.Siebücktsich.„Eindicker


Brocken,oder?“,ruftjemandausdemTeam.


Gretanicktundlächelt.Aberwiederbleibt


ihrkaumZeit.DerFischwürdewohlnoch


bleiben,abersiemussweiter.DieTrainings-


fahrtsollineinpaarMinutenbeginnen.


GretaschautaufsMeer.Wennallesgut


geht,steigtsieinzweiWocheninNewYork


vomBootundbetrittdasLand,dasunter


DonaldTrumppolarisierteristalsjezu-


vor.AuchinSachenKlima.


Duhastgesagt,eswäreZeitverschwen-


dung,mitDonaldTrumpzusprechen.


Warum?


Wassollichihmsagen,dasernichtschon


vonanderengehörthat?Erhörtihnenof-


fensichtlichnichtzu.Warumsollteeralso


mirzuhören?


Machtesdichnichtwütend,wennder


mächtigsteMannderWeltdieFakten


ignoriert?


Früherja.Aberheuteregeichmichnicht


mehrübersolcheSachenauf.Michärgert


dieSituationinsgesamt,abernichtdieein-


zelnenIndividuen.Dasistgut,weilichja


sonstdieganzeZeitwütendwäre.Ichhabe


nichtgenugZeit,michzuärgern.Esgibtzu


vielzutun.


DuwirstmehrereMonateinAmerika


bleiben.Spätestenswenndu inNew


YorkvonBordgehst,wirdauchDonald


Trumpmitbekommen,dassdudabist.


Vielleicht rufterdichsogaranund


lädtdichein.Würdestduihmwirklich


absagen?


Wenn,dannwirdeinerseinerMitarbeiter


anrufen.Nichterselbst.Abersowieesim


Momentaussieht,würdeichNeinsagen.


NeinzumPräsidentenderUSA?


Ja.


WirlebenineinerZeit,inderesviele


PopulistenwieTrumpgibt.Istesnicht


naiv,zuglauben,dassdudieWeltohnesie


verändernkannst?


Natürlichistdasnaiv.Aberwiesonstsol-


lenwirestun?Ichglaube,wennwirge-


nügendinternationalesBewusstseinfür


dasKlimaschaffen,dannöffnenwirden


MenschendieAugen.Zusammensetzen


wirdanndieLeuteanderMachtunter


Druck.Damitsieendlichetwastun.


Wäre es dann nicht besonders wichtig,


mit den Menschen zu sprechen, die


Trump auch gewählt haben? Statt mit


denen, die du mit deiner Botschaft schon


überzeugt hast?


schaftsforum stattfand. Und nun der
Atlantik, und das in der Hurrikansaison.
Der Vater ist als Kind das letzte Mal gese-
gelt, für Greta wird es heute das erste Mal.
Und wegen seiner Tochter wird Svante
Thunberg auch zu einer Art Pressesprecher.
Der Hambacher Forst und die Vermumm-
ten? „Das war eine Überraschung“, sagt er.
„Bei so vielen Terminen können wir doch
nicht alles wissen. Wir kommen dort an,
und dann gibt es einen Termin und eben
Bilder.“ Bereuen Sie es? „Greta respektiert
die Aktivisten im Wald.“ Zu den Vermumm-
ten habe sie keine Meinung. Das Foto? „Es
ist passiert. Sie hat es sich nicht ausgesucht.“
Und Lausanne, wo Greta vorschlug, die
Journalisten aus dem Saal zu schicken?
Und Tage vorher angeblich aus Protest
selbst den Raum verließ?„Das wurde alles
völlig übertrieben dargestellt. Es gab ein
Kind, dem es nicht gut ging. Darauf haben
Greta und die anderen reagiert.“
Svante Thunberg weicht diesen Fragen
nicht aus. Er weiß, dass nicht immer alles
perfekt laufen kann. Seine Tochter mag
zwar bekannt wie ein Superstar sein, aber
sie hat keine Armee von Aufpassern um
sich herum. Es ist ein kleines Team. Sie
wollen Kontrolle, aber sie wollen sie nicht
um jeden Preis. Greta saß mit dem stern
allein am Tisch. Sie formulierte allein, nie-
mand flüsterte ihr etwas ein, der Vater war

Sicher. Sie sind genauso wichtig. Ich
spreche mit allen, nicht mit einzelnen. Da
mache ich keine Unterschiede. Ich hoffe
einfach, dass alle zuhören.
Du hast mal gesagt, dass du ein Mensch
bist, der Schwarz und Weiß sieht ...
... nicht nur Schwarz und Weiß, aber viel
Schwarz und Weiß.
Das sagen die Menschen auch über
Trump. Seid ihr euch ähnlich in dieser
Hinsicht?
(lacht) Ich weiß nicht. Ich glaube, ehrlich ge-
sagt, dass ich die Dinge sehr anders sehe als
er. Ich glaube nicht, dass ich ihm ähnlich
bin. Ich kommuniziere nur das, was die
Wissenschaft sagt. Es ist leider Schwarz und
Weiß. Man kommt nicht an den Fakten vor-
bei. Wenn es darum geht, die Klimakrise ab-
zuwenden, dann gibt es keinen Mittelweg.

Diese Kompromisslosigkeit hat Greta viel
Kritik eingebracht. Viele finden es unrea-
listisch, was sie fordert. Und je bekannter
sie wird, je mehr Fans sie bekommt, je mehr
Follower (aktuell: 868 000 auf Twitter),
desto lauter wird auch die Kritik, desto
zahlreicher werden ihre Gegner. In einer
australischen Zeitung schrieb ein Autor
vor ein paar Tagen: „Nie zuvor habe ich ein
so junges Mädchen mit so vielen psychi-
schen Krankheiten gesehen, das so viele
Erwachsene wie einen Guru behandeln.“
Als sie sich jüngst im schweizerischen
Lausanne mit 400 Jugendlichen aus ganz
Europa traf, beschwerten sich Journalisten
darüber, dass sie aus dem Saal geschickt
wurden. Und als sie sich von der Schweiz
auf den Weg ins englische Plymouth mach-
te, legte sie einen Zwischenstopp im Ham-
bacher Forst ein, wo seit Monaten gegen
die Abholzung des Waldes protestiert wird.
Dort entstanden Bilder, auf denen Greta
neben einer vermummten Frau zu sehen
ist. Der nordrhein-westfälische Innen-
minister Herbert Reul kritisierte in der
„Bild“, dass Greta „sich mit den falschen
Leuten umgibt“.
Ihr Vater steht nun am Steg ein paar Me-
ter von ihr entfernt. Er bestaunt das Boot.
Schaut hoch zum Mast: „30 Meter, wow“,
sagt er. „Wir wohnen in Stockholm im
neunten Stock, das sind vielleicht 25 Me-
ter. Das ist also höher als unsere Wohnung.“
Wegen seiner Tochter macht der 50-jäh-
rige Schauspieler und Autor Svante Thun-
berg Dinge, die er sich sonst wohl nicht
trauen würde. Vor einem halben Jahr
zeltete er bei Minusgraden mit ihr in den
Davoser Bergen, wo damals das Weltwirt-

IST EINE HOCHSEE


„DAS WIRD


34 15.8.2019

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