Der Stern - 15. August 2019

(Barré) #1
ieschneeweißeMondland-
schaftfunkeltinderSonne,
diedickenKrustenausSalz-
kristallenerinnernanzer-
splitterteEisschollen– beije-
dem Schritt knirschen sie
unterdenSchuhen.Aufder
endlosenEbenerageninder
FerneeinigewenigeRiesen-

kakteenauf,wieWolkenkratzeramHori-


zont.Hochdarüber,immakellosblauen


Himmel,segelnmitruhigemFlügelschlag


rosaleuchtendeFlamingos.


Glitzernd,kitschig,surreal– derSalarde


Uyuni,dergrößteSalzseederWelt,wirkt,


alshättesicheinHollywood-Genie als
Landschaftsgärtnerverwirklicht und eine
ArtpsychedelischesWinter-Wonderland
geschaffen.
DerSeeliegtaufknapp3700 Meter Höhe,
mittenindenbolivianischen Anden. Mit
10000 Quadratkilometernist er zwölfmal
sogroßwieBerlin–mankann ihn sogar
ausdemWeltallsehen.Tagsüber brennt die
Sonne,nachtsfälltdieTemperatur schon
malaufminuszehnGrad.
DieextremenKlimabedingungen und
diedünneHöhenlufthaben über Jahrmil-
lionenhinwegdasWasserverdunsten las-
sen.Zurückbliebeinegigantische Salz-

pfanne, bedeckt mit dieser meterdicken
Kristallkruste. Jedes Jahr, wenn die Regen-
zeit über die Anden kommt, sammelt sich
hier eine dünne Wasserschicht, wenige
Zentimeter nur, die die Wüste dann in
einen gigantischen Spiegel verwandeln.
Seit Menschengedenken schön, seit
Menschengedenken unwirtlich, so lag der
Salar de Uyuni unbeachtet und einsam in
den Anden – bis ..., ja, bis die Welt süchtig
wurde nach einem Rohstoff. Denn hier, in
der bolivianischen Hochebene, lagert der
Schlüsselrohstoff des 21. Jahrhunderts:
Lithium. 3 Li, das leichteste aller festen
Elemente und heute, nach vielen Jahrhun-

Der chinesische
Auto- und Batte-
riehersteller
Xindayang Electric
Vehicle produziert
gelbe Elektro-Minis
in Serie. Alle sind
mit Lithiumzellen
ausgestattet

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