Ratgeber Frau und Familie - September 2019

(Jacob Rumans) #1
FAMILIE

Tja, und da bleibe noch ich, euer
RATGEBER-DINO, und ich mag
Katzen. Am liebsten die wilden,
dort, wo sie zu Hause sind. Wo sie
so leben können, wie sie wollen.
Mit ein bisschen schlechtem Ge-
wissen besuche ich sie im Zoo, wo
man alles tut, damit sie sich gut
fühlen, aber – ganz klar – noch
viel lieber verfolge ich Video-Serien,
wenn Tierfreunde sich mit der
Kamera anschleichen, um uns
lebensechte Filme mitzubringen.
Ich erinnere mich gut an ein Video
im Fernsehen, wo ein Fotograf hoch
im Himalaya einen Irbis, also einen
Schneeleoparden filmen wollte. Das
war eine Aktion, sage ich euch.
Meistens verschwand die perfekt
auf ihre verschneite Umwelt einge-
färbte Katze in einer Mischung von
Steingrau und Schneeweiß. Kaum
zu erkennen, da sie auch noch auf
dem Bauch dahinschlich. Der Mann
mit Kamera tat mir leid. Auch er
schlich tagelang dahin, nur, der
Irbis konnte das viel besser.


Sie wissen, was sie wollen


Aber auch die Miezekatzen, die als
Haustiere das Leben der Menschen
teilen und lebendiger machen, gehö-
ren zu meinen Lieblingstieren, und
nicht allein, weil es sie in den schöns-
ten Färbungen gibt – vom roten oder


weißen Fell, vom Tigerstreifen bis
zum Schwarz der Panther, ich mag
sie auch, weil sie ihren eigenen Kopf
haben. Katzen wissen genau, was sie
wollen, aber auch, was sie nicht wol-
len. Und das gefällt mir, aber natür-
lich auch, dass sie so kuschelweich
sind, sich so wunderbar geschmeidig
bewegen und so gemütlich schnur-
ren, wenn sie mit sich und der Welt
zufrieden sind.

Eine wahre Geschichte
Als unsere Reisefreundin vom heu-
tigen Thema hörte, versprach sie,
eine echt erlebte Katzen-Erinne-
rung zu erzählen, und so lassen wir
sie gleich mal zu Wort kommen:
„DINO, du weißt ja, dass ich die
großen Raubkatzen schätze, die
eleganten Geparden, die Löwen,
Beherrscher der afrikanischen Sa-
vannen, und den Tiger, mein Lieb-
lingstier. Ich habe dir auch schon
mal erzählt, dass ich mit einer Safa-
rigruppe auf der Suche nach dem
Tiger war und wir genau wussten,
er sitzt dort im mannshohen Gras-
und Strauchversteck und sieht uns.
Aber wir ihn nicht. Kannst mir
glauben, das macht Kribbeln im
Bauch. Nur an der Bewegung der
Gräser sahen wir ihn davonziehen.
Alle waren enttäuscht, nur ich
dachte: Tschüss und mach’s gut!

Dass mich ein Tiger mal regelrecht
veräppelt hat, gehört zu meinen
schönsten Tier-Erinnerungen. Das
war in Südindien. Ich war mit Jeep
und zwei Rangern unterwegs. Sie
zeigten mir eine Stelle und erzähl-
ten, dass der Tiger in der Dämme-
rung immer genau dort aus dem
schützenden Wald kommt, um zu
einer Senke mit Wasserloch zu
gehen. Alle anderen Tiere, die ihm
als Abendbrot geschmeckt hätten,
wussten das und hielten sich fern.
Vom Jeep aus peilten wir die Lage
mit dem Fernglas, um nichts zu
verpassen. Die Zeit verging, aber
nichts passierte. Die Ranger wink-
ten ab und vertrösteten auf den
nächsten Tag. Ich drehte mich in
die Gegenrichtung, um meine Ka-
mera abzulegen, und dachte, ich
sehe nicht recht. Der Tiger war
nicht an der sonst üblichen Stelle
aus dem Wald getreten, sondern
etwa 50 Meter weiter, näher am
Wasserloch. Dort stand er und

Löwen Gepard

Tiger

Panther
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