Ratgeber Frau und Familie - September 2019

(Jacob Rumans) #1
GENUSS

9/2019 Ratgeber 37

rün, Schwarz und Violett –
drei Oliven in drei Farben
liegen in meiner Hand. Er-
staunlich: Sie alle stammen von
demselben Olivenbaum!
Ich stehe mitten in einem riesigen
Olivenhain, rund 800 Meter über
dem Meeresspiegel. So weit das
Auge reicht, sind die Hügel des
Naturparks „Sierras Subbéticas” mit
Olivenbäumen bedeckt. Der Hain
in dem ich mich befinde, gehört
einem der Olivenbauern, die die Öl-
mühle „Almazares de la Subbética”
mit ihrer Ernte beliefern. Die meis-
ten Bäume hier sind über 100 Jahre
alt. Ihre Stämme sind knorrig und
dick, die Äste hängen tief von den
zahllosen Oliven.

Viele Oliven – aber
nicht viel Olivenöl
Das Öl-Unternehmen „deOleo”, das
das reine Öl der Subbética-Ölmühle
einkauft, hatte den Ratgeber Frau &
Familie exklusiv eingeladen, alles
über Oliven, Ernte und das Ölge-
winnungsverfahren zu lernen.
Paula Barocas von der Ölmühle er-
klärt mir, was die Farben der Oliven
bedeuten. „Grüne Oliven vom Baum
sind unreife, harte Früchte, die pfeff-
rig schmecken, wenn man hinein-
beißt. Violett bedeutet, sie sind auf
halbem Weg zwischen unreif und
reif. Schwarze Oliven sind reif, so
sollten sie zu Öl verarbeitet werden!”
„Ein Olivenbaum”, erzählt sie wei-
ter, „der zwischen 40 und 150 Jahre
alt ist, trägt die meisten Früchte.
Viel Sonne das ganze Jahr hindurch,
kein Frost und mäßige Bewässe-
rung sorgen für einen durch-
schnittlichen Ertrag von 30 Kilo

Oliven.” Und wie viele Liter Oliven-
öl erhält man daraus? „3 Liter!”,
antwortet sie lächelnd. Das kommt
mir überraschend wenig vor. Wenn
ich mir die Preise für Olivenöl im
Supermarkt anschaue, bleibt für
den Bauern nicht viel übrig. Wer
dann noch gute Qualität produzie-
ren will, muss sich nach Alternati-
ven umsehen.
Genau das haben auch die Oliven-
bauern getan, die ihre Ernte an die
„Almazares de la Subbética” liefern.
Die Mühle bezahlt die Bauern ent-
sprechend der Qualität ihrer Ernte,
„deOleo” sorgt für einen fairen
Preis. Auch, wenn die Oliven nicht
perfekt sind, zahlen sie den Bauern
mehr als es die Firmen tun, die
Discounterware herstellen.
Wir nehmen denselben Weg, den
eine Olive nimmt, wenn sie geerntet
wird. Die findet übrigens zwischen
September und Januar statt – dann
gehen die Bauern mit ihren Ernte-
helfern entweder mit Stöcken und
Rechen durch die Haine und be-
freien die Bäume von der Last.
Oder sie setzen industrielle Rüttel-
maschinen ein, die die Oliven vom
Baum schütteln. Aufgefangen durch
darunterliegende Planen und auf
Lastwagen geladen, werden die
Früchte sofort zur Ölmühle trans-
portiert. Denn nur, wenn die Oliven
innerhalb von 24 Stunden nach der
Ernte verarbeitet werden, sichert
das die Qualität.

Sieben, Waschen,
Mahlen & Pressen
An der Mühle angekommen, über-
prüft ein Vorarbeiter stichproben-
artig die Qualität der Oliven.

Die drei Reife-
grade der Olive

Ölbäume brauchen viel
Sonne, um eine reiche
Ernte zu tragen


Eine reife Olive hat
violettes Fruchtfleisch

G

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