Küken der Gänsemutter Jemima –
ebenfalls aus Filz
waren zu hoch. Aufgrund dieser Prob
leme, von denen das Giengener Unter
nehmen Steiff durch seinen Londoner
Repräsentanten gehört hatte, entwarf
man im Schwäbischen ein aufwartendes
Stoffkaninchen mit blauer Jacke und ro
ten Pantoffeln, genauso wie Beatrix Pot
ter ihren Peter gezeichnet hatte. Doch
anscheinend kamen die Verhandlungen
mit der Autorin nicht zum gewünschten
Erfolg, denn die bekleideten Kaninchen
aus deutscher Produktion wurden nie als
„Peter Rabbit“ verkauft und vermarktet.
Auch Frau Fustig vom SteiffArchiv, die
die Recherche dieses Artikels freundli
cherweise unterstützte, kann hierüber
leider keinerlei Unterlagen mehr finden.
Doch trotzdem bezeichnen versierte
Sammler von heute, die das zähe Rin-
gen der Firma Steiff um das Copyright
von Beatrix Potter kennen, den Hasen
mit Weste und Pantoffeln, der in ver-
schiedenen Größen bis Ende des Ersten
Weltkrieges hergestellt wurde, heutzu-
tage als „Peter“.
Zu Lebzeiten der Autorin wurden ver-
schiedentlich Merchandise-Artikel her-
gestellt. Darunter auch ein von Beatrix
Potter lizensiertes Brettspiel. In diesem
können Kinder die Geschichte von Pe-
ters Kaninchenfamilie, die sich am Ge-
müse des benachbarten Mister McGre-
gor schadlos hält und von ihm durch
seinen Garten gejagt wird, nachspielen.
Dass Beatrix immer darauf beharrte,
die Veröffentlichungsrechte an ihren
Büchern und Zeichnungen zu behalten,
erwies sich wirtschaftlich als kluger
Schachzug. Ihre Zeichnungen begeister-
ten nicht nur Kinder, sondern erschienen
auf Tapeten, Tee-Service und Dingen
des täglichen Gebrauchs. Mit der Ver-
gabe dieser Lizenzen verdiente sie weit
mehr als mit den Tantiemen an ihren Bü-
chern und wurde somit zu einer Frau mit
selbst erarbeitetem Vermögen.
Kleinvieh macht Mist
So konnte die erfolgreiche Kinder-
buchautorin eine Stiftung errichten.
Mit deren Hilfe kümmerte sie sich um
die Erhaltung einer alten Nutztierrasse.
Zu diesem Zweck erwarb sie im Lau-
fe der Zeit 16 Quadratkilometer Land,
das nach ihren Tod an den Nationalpark
Lake District angegliedert wurde. Dass
sie als Geschäftsfrau in ihrem eigenen
Sinne tätig werden konnte, verdankte
sie neben ihrem wirtschaftlichen Erfolg
aber auch der Tatsache, dass sie mit 47
Jahren endlich noch einen Ehemann –
auch wenn er den Eltern unpassend er-
schien – fand. Mit ihrer Stiftung gehört
sie zu einer der größten Spender an den
so genannte National Trust in der Ge-
schichte Großbritanniens.
Zum 100. Jubiläum des Erscheinens ih-
rer Bilderbücher veröffentlichte sowohl
die Firma Steiff Replikate ihres Kanin-
chens mit Weste und Pantoffel unter dem
Namen Peter Rabbit, aber auch dreidi-
mensionale Umsetzungen aller Tiere,
die Beatrix Potters Fantasiewelt bevöl-
kern. Auch der bekannte Filzspielzeug-
designer Richard John Wright stellte zu
diesem Jubiläum sowohl Peter als auch
seine Gefährtinnen und Gefährten als
limitierte Sammlerausgaben her. Nicht
nur diese dreidimensionale Umsetzung
als Plüschgesellen sondern auch die
Zeichnungen an sich werden als Lizenz
vergeben. So findet man auch heute noch
zahlreiche Produkte, auf denen Peter
Rabbit und seine Freunde aufgedruckt
oder aufgestickt zu finden sind: auf Kin-
derkleidung, Sweatshirts von Erwach-
senen, Regenschirmen, Basecaps und
sogar Tassen. Selbst die bekannte Pup-
penfabrik Götz in Rödental ließ es sich
nicht nehmen, ihre Manufakturpuppen
zu Beginn der 2000er-Jahre mit Motiven
von Beatrix Potter auf der Kleidung aus-
zustatten. 2018 erschien ein teilanimier-
ter Kinofilm, mit den Abenteuern von
Peter Rabbit.
„Peter Rabbit“ in limitierter
Auflage aus Filz von
Richard John Wright.
Foto: vectis Auctions Ltd.
Foto: vectis Auctions Ltd.