Teddys Kreativ - September-Oktober 2019

(Greg DeLong) #1

stammte er aus der Krisenzeit nach
dem Ersten Weltkrieg, in der der Firma
Steiff nicht alle gewohnten Materialien
zur Verfügung standen.


Rarität


Diese gesicherte Information lässt sich
nun auf unseren kleinen Teddy übertra­
gen. Auch er sollte exakt aus der Entste­
hungszeit des Drachen oder aus einem
sehr kleinen Zeitfenster um das Jahr
1920 stammen. In den Jahren 1919 bis
1921 musste die Firma Steiff nachkriegs­
bedingt immer wieder einmal auf diverse
Ersatzlösungen zurückgreifen, wenn be­
stimmte Plüsche oder Garne nicht liefer­
bar waren oder zur Verfügung standen.
Das bekannteste Stück aus Giengener
Produktion ist der sogenannte Papierted­
dy, ein Bär aus Holzfaserstoff, der nur
in den Jahren 1919 bis 1921 angeboten
wurde und heute – durch seine materi­
albedingte Empfindlichkeit – als eine
der Top-Raritäten überhaupt gilt. Doch
es wurden in der direkten Nachkriegs-
zeit des Ersten Weltkrieges neben den
sogenannten Papierteddys und weiteren
Ersatzstoffbären aus Rauplüsch auch
noch geringe Quantitäten an Teddybären
in normaler Mohair-Ausführung herge-
stellt. Ein Beleg für die Fertigung von
kleineren Mengen an Mohair-Bärchen
ist der Katalog von 1920, der zwar nur


wenige Artikel enthält, aber dennoch
neben den verschiedenen Ersatzarti-
keln auch Teddybären in den Größen
15, 17 und 22 Zentimetern je in Hell-
oder Dunkelblond, sowie die Größen
25, 28 und 32 Zentimeter in der Farbe
Goldblond aufführt. Andere Farben und
Größen für Teddybären aus
Mohairplüsch werden nicht
angeboten. Unser Teddy ist
unter der Nummer 5315 mit
der Farbe dunkelblond auf-
geführt und – wie zu dieser
Zeit üblich – mit einem Ge-
wicht von 92 Gramm ange-
geben. Unser Teddy wiegt
genau 89,5 Gramm und ent-
spricht damit dem im Kata-
log aufgeführten Gewicht
sogar noch auf ein halbes
Gramm genau. Vor allem
größere alte Bären haben
nur in den seltensten Fäl-
len noch ihr ursprünglich
angegebenes Gewicht, da
es sich durch Nachtrocknen
und Zerfall der Holzwoll-
anteile verringert.

Der fast 100 Jahre alte
Plüschveteran ist ein wun-
derbar erhaltenes und zu-
gleich sehr seltenes Ex-
emplar aus der Fertigung

der direkten Nachkriegszeit des Ersten
Weltkrieges. Es ist für Sammler immer
besonders interessant, Sammelobjekte
aus einer generell größeren Zeitspanne
durch kleine Details exakt zuzuordnen.
In diesem Fall war es durch einen unge-
wöhnlichen Vergleich möglich. Damit
reiht sich der Winzling in die Welt der
Steiff-Raritäten ein und braucht sich
nicht hinter seinen großen und hochprei-
sigen Kollegen aus der Steiff-Sommer-
auktion zu verstecken. 

Eine Richard Steiff Erfindung:
der Stoff-Drachen Roloplan

Auch beim Roloplan wurde nur
in Ausnahmefällen schwarzes
Garn verwendet

Der winzige Steiff-Knopf im Ohr ist nur bei
genauem Hinsehen zu erkennen
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