Teddys Kreativ - September-Oktober 2019

(Greg DeLong) #1

Bären standen nicht nur im Schaufens­
ter, sie durften selbst die Lieferwagen
chauffieren, zumindest für ein Foto. Auf
dieser Postkarte ist ein Pferdekutschen-
Lieferwagen der Firma Wagner Baking
Company zu sehen, der vor einer La-
den-Filiale steht. Auf dem Kutschbock
steht ein großer gegliederter Teddybär,
der eine den Wagen überragende Fahne
in der Pfote hält, auf der „Teddy Bear
Bread“ zu lesen ist. Der Größenver-
gleich mit dem am Wagen stehenden
Fahrer lässt seine Größe auf etwa 150
Zentimeter schätzen. Es gab die Bären
also nicht nur in 76 und 101 Zentimeter
Größe, sondern auch noch in mensch-
lichen Dimensionen. Da die Postkarte
nicht datiert und ihre Rückseite unbe-
schrieben ist, lässt sich die Entstehungs-
zeit zwischen 1905 und 1909 schätzen.
Trotzdem ist ein solch einzigartiger
Beleg eine Sternstunde des Historikers.
Es ist jedoch nicht das einzige bisher
bekannte Foto aus der aktiven „Arbeits-
zeit“ der Riesen-Bären.


Weitere Belege


Bekräftigt wird die Existenz dieser
Maxi-Bären durch den Fund einer mit
einem Foto bezogenen Pappe, die als
Kalenderrückwand diente. Sie ist mit
dem Foto einer „Teddy Bear Band“ und
Werbung für die Bäckereikette verse-
hen: „The Taste Tells The Tale“ (Der
Geschmack erzählt die Geschichte). Der
kleine Junge, der die Band dirigiert, lässt
die Bandmitglieder ebenfalls etwa auf
150 Zentimeter schätzen. Das Kalenda-
rium fehlt allerdings. Auch ein Foto mit


einem motorisierten Lieferwagen der Fir-
ma Wagner ist ein neuer Fund der Ted-
dyhistoriker. Der zum Markenzeichen
gewordene Gliederbär schmückt die mo-
dernen Lieferfahrzeuge und ist zum Logo
der Firma mutiert.

Die Bäckereikette Wagner war min-
destens in den Jahren bis 1910 sehr er-
folgreich mit ihrem Bärenmaskottchen.
Viele Werbeartikel mit Bären oder so-
gar in Bärenform kamen in diesen Jah-
ren in Umlauf. So auch zu sehen in The
Detroit Free Press vom 11. Mai 1909.
Es gab außerdem verschiedene Post-
karten mit Werbung für Teddybär-Brot,
abgestempelt zwischen 1909 und 1910.
Die signierten Karten sind vom Desi-
gner William Wallace Denslow für die
Teddy Bear Bread Company Detroit ge-
staltet worden und erzählen in einer Se-
rie aus fünf Stück die Geschichte eines
Teddybären, der ein Laib Brot findet
und erfolgreich verkauft.

Deutsche Ideen


Ein weiterer neuer Fund sind sechs
Abziehbilder im Format 4 x 9 Zen-
timeter von Palm Fechteler, die in ei-
nem kleinen Leporello-Booklet als
Werbung verschenkt wurden. Sie sind
durchscheinend und seitenverkehrt,
da sie aufgeklebt werden sollten. Alle
tragen als Überschrift die Aufforde-
rung: „Verlangt Teddy Bear Brot“ und
zeigen Szenen aus dem vergnüglichen
Leben der Teddybären und sind un-
ten betitelt mit „Der Wettlauf“, „Die
Schlittschuhläufer“, „Der Fotograf“,

„Das Tauziehen“, „Der Tanz“ und „Der
Kindergarten“ – übrigens ein Wort, das
zusammen mit der Idee aus dem Deut-
schen ohne Übersetzung ins Englische
übernommen worden ist.

Der Brotbär blieb über Jahre das Mas-
kottchen der in verschiedenen ameri-
kanischen Städten niedergelassenen
Firma Wagner und hat so sicherlich

„Let the Teddy Bears do Your
Baking“ – Lass die Teddybären für
Dich backen

Werbegeschenk der Firma Wagner: Ein Nadelbriefchen versteckt sich in der in
Bärenform ausgeschnittenen Klappfigur aus Pappe, die einen nähenden Bären
darstellt


Dieser Münzhalter für die
beliebte One-Cent-Münze mit dem
Indianerkopf von 1908 besteht
aus Aluminiumguss. Er zeigt auch
Bärenumrisse, und zwar mit kurios
gestalteten Füßen, deren Sohlen
dem Betrachter entgegen gestreckt
werden. Auf der vorderseite steht
„Bear Us In Mind“, was man als
Aufforderung und Erinnerung mit
„Denken Sie an uns“ übersetzen
kann. Das Wortspiel mit dem
Wort Bear ist im Deutschen nicht
nachvollziehbar. Dreht man das
Objekt um, kann man lesen, an wen
oder was man denken soll: Das
Teddy Bear Brot von Kolb‘s Bakeries
in Philadelphia, eine der vielen
Filialen von Wagner‘s
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