Lea - 24. Juli 2019

(Sean Pound) #1

Foto: Getty Images


Karola (41):
„Alle Kinder wollen Haustiere
haben – und auch ich habe
früher jahrelang gebettelt, weil
ich mir eine Katze wünschte.
Zum Liebhaben und Schmusen.
Doch meine Eltern ließen sich
nicht erweichen. Und auch
später, als ich erwachsen war,
sprach irgendwie immer etwas
gegen die Anschaffung. Erst als
meine Mutter plötzlich starb
und mir klar wurde, wie wenig
sie in ihrem Leben für sich
selbst getan hatte, beschloss
ich, es anders zu machen. Mir
ein paar Wünsche zu erfüllen,
statt sie wieder und wieder
aufzuschieben. Und so setzte

ich mich ins Auto und fuhr
spontan zum Tierheim. Die
Leiterin ging mit mir ins
Katzenhaus – aber bei keinem
Tier sprang der Funke über.
Auf dem Rückweg zum Auto,
gerade wollte ich mich ver-
abschieden, kam ein Tierpfle-
ger mit einem Hund vorbei. Was
soll ich sagen? Es war Liebe auf
den ersten Blick: Die kleine
Mischlingshündin mit den
traurigen Augen brachte mein
Herz sofort zum Schlagen.
Seitdem gehören Emmy und ich
zusammen. Dass mein erstes
Haustier ein Hund ist, war eine
Überraschung. Aber man muss
auf sein Herz hören, oder?“

Magdalena (51):
„Meine Arbeit als Anla-
geberaterin bei einer
Bank war mein Leben.
Ich ging völlig darin auf.
Überstunden? Gerne!
Klar hatte ich auch mal
einen Partner. Nichts
Festes. Der Erfolg, die
Anerkennung genügten.
Sie erfüllten mich. Dann
kam der Crash, der alles
veränderte. Unsere

Filiale wurde geschlos-
sen, ich kriegte die
Kündigung. Das hat mir
den Boden unter den
Füßen weggezogen, und
ich fing an, mich nach
dem Sinn des Lebens zu
fragen. Heute sieht mein
Alltag anders aus: Ich
arbeite, aber ich verreise
auch gerne, hab Freunde
und einen Mann, mit
dem ich ein Kind will.“

Katharina (36): „Wie er tanzte – pure
Erotik! Der Club war voll. Trotzdem
bemerkte er meine Blicke. Viel haben wir
nicht gesprochen. Ich bin mit ihm ge-
gangen. So etwas hatte ich noch nie
gemacht. Die Nacht war total auf-
regend. Aber nach seinem
Namen habe ich nicht
gefragt.“

„Mein Traum war immer eine Katze. Und
irgendwann ging ich ins Tierheim ...“

Franziska (42):
„Als ich Thomas den Streifen
auf dem Schwangerschaftstest
zeigte, waren wir beide total
aus dem Häuschen. Wir hatten
so lange versucht, ein Kind zu
kriegen ... Es war unbeschreib-
lich. Und dann hielt ich Tobi,
mein Baby, in den Armen. Die
kleinen Hände, winzige Füß-
chen, dieser schöne Geruch.
Vom ersten Augenblick an war
da diese Verbundenheit. Un-
fassbar intensiv! Die größte
Liebe, die es geben kann. Ich
wollte Tobi eine super Mami
sein und alles perfekt machen.

Brei aus Gläschen? Auf keinen
Fall! Hab ich natürlich aus
Bio-Gemüse selbst gekocht.
Kinderwagen, Babystuhl, Auto-
sitz – für Tobi nur Modelle, die
Stiftung Warentest empfohlen
hatte. Alles wurde erst mal mit
Sagrotan eingesprüht, damit
sich mein Kleiner keine Keime
einfängt ... Und dann kam Ella,
Tobis Schwester, und kurierte
mich von meinem Mama-Wahn.
Beim zweiten Kind ist alles an-
ders. Heute bin ich viel relaxter
und weiß: Perfektion – klappt
sowieso nicht. Diese Erkenntnis
tut auch meinen Kindern gut.“

„Endlich ein Baby! Ich wollte perfekt sein



  • und erkannte mich selbst nicht mehr“


Ich lebte nur für den Job.


Dann kam die Kündigung“


„Er blieb ein


Fremder. Aber die


Nacht war heiß“


Andrea (39):
„Da denkt man, man hat
ein gesundes Selbstver-
trauen – aber Pusteku-
chen! Als meine kleine
Schwester Alina hei-
ratete, war es klar, dass
ich die Rede halten wür-
de. Aber als ich dann
den Löffel gegen mein
Sektglas schlug und
aufstand, fehlten mir

plötzlich die Worte. Es
war meine erste Rede
vor so vielen Menschen


  • und alles, was ich mir
    zurechtgelegt hatte, war
    weg. Im Kopf nichts als
    gähnende Leere. Ich
    schwitzte und improvi-
    sierte. Nur Alina hat es
    gemerkt und prostete
    mir zwinkernd zu. Meine
    wunderbare Schwester!“


Eine Rede? Ist doch kein


Problem – das dachte ich“


Petra (54):
„Bis vor zwei Jahren war ich
noch nie alleine im Urlaub.
Dann kam die Scheidung,
und da ich gerne reise,
buchte ich meinen ersten
Solo-Trip. Keine Wandertour
wie sonst, sondern 14 Tage
im Club-Hotel. Ich hatte
zwar Angst, aber was soll
ich sagen? Es war toll. Ich
machte Kurse, die ich vorher
nie auch nur in Erwägung
gezogen hätte – wie Yoga
auf dem Paddleboard. Mit
52! Ich habe eine ganz neue
Seite an mir kennen gelernt.“

„Ich verreiste
alleine und war
eine andere“
Sandra (33):
„Der Mann lag auf dem Bürger-
steig, seine Frau war hysterisch.
Ich gab ihr mein Handy, um die
112 zu wählen, und begann mit
der Herzmassage. Bis der Notarzt
kam, dauerte es eine gefühlte
Ewigkeit. Als ich abgelöst wurde,
stand ich auf, ging zur Arbeit,
saß da und musste weinen. Der
Mann hat überlebt. Ich glaube, es
war unser beider Schicksal, dass
ich in dem Moment vorbeikam.“

„Unfassbar: Ich


rettete ein Leben“


ü
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