Eulenspiegel - August 2019

(nextflipdebug2) #1
Die politische Landschaft
erhitzt sich zunehmend.
Parteien und Meinungen
sind ins Rutschen geraten,
die festen Grenzen zwi-
schen links und rechts,
richtig und falsch, lau-
warm und erfrischend
kühl zerkrümeln. Was
noch vor Kurzem als un-
denkbar und unmöglich
galt, wird von den Medien
nach oben gespült und
ernsthaft diskutiert. Vor
allem die bisher nur Insi-
dern bekannte Grüne Nia
Lauterwecke-Bosewich
hat mit einer unkonven-
tionellen Idee für Spreng-
stoff gesorgt – auch in ih-
rer eigenen Partei.
Der EULENSPIEGEL traf
sie zu einem Gespräch.

Grün wird


Frau Lauterwecke-Bosewich, Sie wollen
Krieg.
Nein.
Frau Lauterwecke-Bosewich, Sie wollen
mit Maschinengewehren, Raketenwer -
fern, Bombenflugzeugen und Schlacht-
schiffen ...
Das will ich, aber es geht mir selbstverständlich
nicht um Krieg, sondern um eine Weiterent-
wicklung der friedenschaffenden und frieden -
sichernden Maßnahmen, für die wir Grüne seit
Langem aus gut gepanzerten Gründen eintre-
ten. Jetzt geht es um mehr, es geht um umwelt-
schützende, klimarettende Maßnahmen. Also
verstehen Sie mich bitte nicht falsch!
»Umweltschützende, klimarettende Maß-
nahmen« – Frau Lauterwecke-Bosewich,
das müssen Sie erklären.
Wie Sie wissen, platzen immer mal Situatio-
nen auf, in denen wir Grüne als beste Ultima
Ratio Gewalt anwenden wollen, um Gewalt
zu verhindern und Schlimmeres im Keim zu
ersticken.
Was hat das mit Umwelt und Klima zu
tun?!
Ganz einfach! Schauen Sie, wir leben im Zeital-
ter des selbstgemachten Anthropozän. Der

ganze Globus gehört dem Homo sapiens und
riecht auch entsprechend. Die Natur wird bald
im Ofen verschwinden. Warum? Weil es zu
viele Menschen gibt, fast acht Milliarden Stück!
Ende dieses Jahrhunderts drohen sich – Sie
können es mit der Hand nachrechnen – elf le-
bende Milliarden aufzutürmen und werden
den Planeten inklusive allem Zubehör an Wald
und Wild leergefressen haben, wenn nicht
rechtzeitig gegengesteuert wird.
Das heißt, um die Welt zu retten ...
... ist die Entnahme von Menschen der einzige
Weg, Sie sagen es. Menschen brauchen Platz
zum Atmen, zum Wohnen, zum Arbeiten, für
Straßen, für Landwirtschaft, für Berg- wie Ta-
gebau – alles, wo zuvor Wälder und Wiesen zu
Hause waren. Wenn die Natur dann restlos ver-
dampft ist, ist auch der Mensch im Eimer. Im
ureigenen Interesse muss deshalb unsere Spe-
zies um eine Menge Milliarden gestutzt
werden.
Frau Lauterwecke-Bosewich, mit Ihren
Vorstellungen sind Sie in Ihrer Partei
noch eine dünne Minderheit, oder?
»Noch«, genau. Der Realismus wird sich in
meiner Partei unter dem Strich schon durch-
setzen.
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