Eulenspiegel - August 2019

(nextflipdebug2) #1

Gebt dem Kaiser,


Die Hohenzollern verlangen von der Bundesrepublik die Her-
ausgabe von Kunstschätzen und Immobilien, die einst im »Pri-
vatbesitz« des Adels waren. Eine berechtigte Forderung. Denn
diesen Privatbesitz erwarben die Hochwohlgeborenen mit
Geld, das sie nicht etwa gestohlen, sondern ganz legal der Be-
völkerung weggenommen hatten. In Folge unglücklicher Um-
stände und eines Weltkrieges, der Ihro Majestät aufgezwungen
wurde und den seine unfähigen Untertanen leider verloren,
eignete sich der unrechtmäßige Nachfolgestaat des Kaiser-
reichs einen Teil dieser Schätze widerrechtlich an. Nun glotzen
deutsche Schulklassen am Wandertag gelangweilt und kau-
gummikauend in den Museen Salatschüsseln aus Meißener
Porzellan an, aus denen man noch hervorragend Salat essen
könnte.
Der Prinz von Preußen, Urenkel des letzten deutschen Kaisers,
fordert nun all das zurück inklusive den diamantbesetzten Anal-
dildo, den seine Ur-ur-ur-Großmutter zur Konfirmation erhielt.
Zudem möchte er ein lebenslanges Wohnrecht im Potsdamer
Schloss Cecilienhof, wo er friedlich zu leben und nach alter
Adelssitte seiner Cousine zahlreiche Kinder zu schenken ge-
denkt. Seit fünf Jahren verhandelt er diesbezüglich mit der öf-
fentlichen Hand. Ob diese Verhandlungen ein befriedigendes
Ende finden werden, weiß man noch nicht, möglicherweise lan-
det der Fall vor Gericht. Dort wird sich dann zeigen, ob der
Rechtsstaat siegt oder ob des Kaisers Urenkel weiterhin seinen
Kopf auf den Schultern tragen darf.
Doch die Hohenzollern sind nicht die Einzigen, die etwas
zurückhaben wollen. Ein Überblick:

Mit diesem Chlo-
roform wurde
die Mutter von
Wilhelm II. bei
dessen Geburt
betäubt. Die Ho-
henzollern wol-
len es nun zu-
rück, um es wie-
der bei Hausge-
burten verwen-
den zu können. Als Vorsitzender der Nachfolgeorganisation der
NSDAP fordert Alexander Gaulanddie Vermark-
tungsrechte am Bestseller »Mein Kampf« und eine
prozentuale Beteiligung am Gewinn aller alkoholi-
schen Getränke, die am 20.04. eines jeden Jahres in
den Grenzen Deutschlands von 1872 verkauft werden.
Außerdem möchte er den Abriss von Multikulti-Ber-
lin, um dort ein Germania errichten zu können, in
dem er allein mit seiner Depression leben möchte.
Juristische Bewertung: Ein rechtlich wohlbegrün-
detes Anliegen, das sich allerdings gegen den Willen
des Merkel-Regimes und seiner gleichgeschalteten
Medien nicht wird durchsetzen lassen.

Erich-Honecker-Enkel Roberto Yañez Betancourt
fordert den sofortigen Abriss des Humboldtforums in
Berlin und die Wiedererrichtung des Palastes der Re-
publik, um dort lebenslange Freispiele auf der hausei-
genen Bowlingbahn austragen zu können. Bereits die
Bezeichnung »Erichs Lampenladen« suggeriere, dass
es sich beim Gebäude um den persönlichen Besitz sei-
nes Großvaters gehandelt haben muss. Da echte Lam-
pen aus der DDR mittlerweile ein Vermögen wert
sind, fordert er zudem eine finanzielle Entschädigung.
Juristische Bewertung: Das Anliegen des Hone-
cker-Erben hat beste Erfolgsaussichten. Sollten aller-
dings die Hohenzollern ebenfalls Ansprüche auf das
Stadtschloss stellen, haben sie die älteren Anrechte
und werden deshalb vorrangig entschädigt.
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