Eulenspiegel - August 2019

(nextflipdebug2) #1
»Wir wollen doch mal sehen, wer hier schon
heute sein Seepferdchen macht«, sagt er und igno-
riert meinen Protest. Holterdiepolter zwingt er
mich in die Horizontale, um mich mit einem hin-
terhältigen Schubs mitten durch die Kinder zu
schicken, als wäre ich sein Spielzeugschiffchen.
Die kleinen Analsadisten staunen, um dann so-
fort angestrengt strampelnd heftigen Seegang zu
erzeugen. Ihr Lehrer lacht affektiert. Natürlich
wollen sie mich zum Kentern bringen, um mir
beim Ertrinken zusehen zu können. Die Freude
gönne ich den zukünftigen Zuchthäuslern jedoch
nicht. Fest presse ich die Lippen zusammen, um
nichts von dem Jauchewasser in den Mund zu
bekommen, und pflüge bei starker Gischtbildung
mittels chaotischer, aber durchaus effektiver
Beinarbeit wie ein Torpedo der Kaiserlichen
Kriegsmarine durch sie hindurch. Einige schlu-
cken Wasser und müssen weinen. Ich genieße

ihre Demütigung, muss aber auch feststellen,
dass ich über die Trennleine ins Tiefe hinausge-
schossen bin. Zudem habe ich in meinem Über-
schwang auf den letzten Metern das Schwimm-
brett verloren. Unter mir geht es steil bis auf un-
fassbare 2,80 Meter hinunter, wo der Wasser-
druck einem die Lungenflügel auf Rosinengröße
zusammenpresst. Der Schwimmlehrer ist fern,
winkt mir mit großen Augen zu, doch ich stelle
fest: Ich brauche diesen Mann nicht mehr – ich
schwimme ja.
Milde macht sich breit auf meinem Gemüt. Ei-
nigermaßen entspannt drehe ich noch einige
Runden und gebe später den Kindern ein Eis aus
(ihrem Lehrer nicht).

Bei Leipzig, Cospudener See
Nina und ich haben es als Überraschung geplant.
Als die drei im Wasser sind, marschiere ich wie

selbstverständlich in den See und gleite dann
brustschwimmend, noch etwas unsicher, aber
mit einem stolzen Grinsen auf sie zu. Otto und
Susanne sind aus dem Häuschen. Wieder auf tro-
ckenem Boden herzt mich zuerst Susanne, wobei
ich konzentriert den nackten Otto fixiere, um
mein sich regendes Glied zu bändigen. Als Otto
mich umarmt, nimmt mir sein Bauch zwar die
Luft, zugleich gewährleistet er aber, dass wir nicht
versehentlich unsere Schwerter kreuzen. Plötz-
lich zieht er mich noch fester an sich, um mir ins
Ohr zu hauchen: »Nächstes Jahr wollen die
Frauen unbedingt eine Radreise durchs Elsass
machen. Ich kann aber nicht Rad fahren. Bitte
hilf mir!«
Ich nicke verständnisvoll.

GREGOROLM

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PIERO

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