Die Welt am Sonntag - 18.08.2019

(lily) #1
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18.08.1918. AUGUST 2019WSBE-HP


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WELT AM SONNTAG NR.33 18.AUGUST2019 SEITE 15

LEBEN & WISSEN


Hirnforschung:Wer Pausen macht, arbeitet besser SS. 20. 20


Nicks


Quatschbude


WWWas ich wirklich gern mache? Nickas ich wirklich gern mache? Nick
und seine Freunde dabei be-
lauschen, wenn sie in seinem Zim-
mer sitzen, ihre Klappermusik hö-
ren und sich gegenseitig die Welt er-
klären oder von den Erfindungen
berichten, mit denen sie reich zu
werden beabsichtigen. Leider bin
ich nie zu diesen Gruppendiskussio-
nen eingeladen. Irgendwie will mein
Sohn mich nicht dabeihaben. Ver-
stehe ich gar nicht. Also verschaffe
ich mir mit kleinen Tricksereien Zu-
tritt. Zum Glück merkt keiner von
ihnen, dass es nur billige Vorwände
sind, mit denen ich mich so lange
einzecke, bis Nick genervt mit den
AAAugen rollt. Dann muss ich leiderugen rollt. Dann muss ich leider
wieder gehen. Neulich gelang es mir
genau fünf Mal, in sein Zimmer zu
kommen, und jedes Mal nahm ich ei-
nen Gesprächsbrocken mit, der
mein Leben bereicherte.
Beim ersten Mal trug ich frische
Bettwäsche herein und hörte dabei
Finn sagen, dass er ein Lebensmittel
erfunden habe, dass nicht einfach ni-
cesei, sondern ihn zum Milliardär
machen werde. Er könne sich gut
vorstellen, dass bei Kickstarter die
Leute eine gute Million investieren
würden für sein Start-up. Und ich
finde, seine Idee klingt wirklich nach
einem verheißungsvollen Plan: Finn
will Cola frittieren und in Papiertü-
ten verkaufen. Zwanzig Minuten
später kam ich rein, um das Fenster
zu öffnen, denn die Kinder denken ja
nicht an so etwas. Während ich sehr
langsam am Griff hantierte, trug
Aziz vor, dass er sich vorstellen kön-
ne, eine Bank zu überfallen, und
zwar mit einer Zitrone. Man müsse
lediglich eine harte, alte Zitrone mit
Plakafarbe anmalen, dann sehe sie
aus wie eine Handgranate. Aziz muss
es wissen, er kommt aus Syrien.
Bei meinem nächsten Besuch,
den ich vordergründig dazu nutzte,
um Nick danach zu fragen, ob er
schon alle Hausaufgaben gemacht
habe, erfuhr ich die Lösung für das
Armutsproblem in der Welt. Nick
erklärte seiner Clique, die Sache sei
bestechend einfach, er habe das mal
durchgerechnet. Sämtliche Abhol-
stationen für Amazon-Pakete
müssten einfach in Afrika sein. Je-
des Mal, wenn man ein Paket ir-
gendwo abholen müsste, führe man
dann dort hin. Das bringe Devisen,
kurbele die Reise-Industrie an und
sorge für Vollbeschäftigung auf
dem ganzen Kontinent.
Wenig später erklärte Sebi,
Schwitzen an sich sei gelebte Demo-
kratie und müsse als Grundrecht in
der Verfassung geschützt werden.
Das Recht auf Transpiration würde
gerade Randgruppenangehörigen
wie ihm ein Leben in der Mitte der
Gesellschaft ermöglichen. Schließ-
lich betrat ich Nicks Zimmer zum
fünften Mal, weil ich irgendwas von
ihm wollte, was mir jedoch partout
nicht mehr einfiel. Ich stand zwei
Minuten, mit der Hand vor der Stirn
angestrengt nachdenkend, in der Tür
und lauschte Nicks Freund Lukas,
der eine exzellente Idee zur Mini-
mierung von Wählerstimmen für die
AfD hat. Diese bekommt künftig
überhaupt nur noch dann Wähler-
stimmen zugesprochen, wenn es
Beatrix von Storch gelingt, einen far-
bigen Schwulen richtig doll zum La-
chen zu bringen. Das halte ich für ab-
solut ausgeschlossen. Der Nieder-
gang der AfD scheint besiegelt.
Als seine Freunde weg waren,
kam Nick zu mir und befahl mir,
nicht mehr dauernd in seine Bude
zu kommen. Ich sei offenbar nei-
disch auf seine Freunde und solle
mir eigene suchen. Gut. Ich habe
Freunde. Aber sie sind alle erwach-
sen. Sie spinnen nicht mehr. Sie
sprechen von Theater-Inszenierun-
gen, Geldanlagen und Kochrezepten
und vom Klimawandel und über ih-
re Krankheiten. Sechzehn zu sein
ist auf jeden Fall lustiger.

MEIN LEBEN ALS
MENSCH

VON JAN WEILER

J


edes Jahr im August
räumen viele Kathedra-
len in Großbritannien
die Stühle aus ihren
Mittelschiffen. Dann
können die Besucher
die Architektur besser
bestaunen, die weitläufigen, leeren
Räume. In Rochester, einer Stadt in
der südenglischen Grafschaft Kent,
geht man nun weiter. Wer das anglika-
nische Gotteshaus betritt, sieht sehr
viel buntes und lautes Leben: Hier ist
einen Monat lang ein Minigolfpar-
cours aufgebaut.

VON JULIA SMIRNOVA
AUS ROCHESTER

Familien mit Kindern stehen
Schlange, bis sie dran sind, um den Ball
üüüber diverse Modelle historischer Brü-ber diverse Modelle historischer Brü-
cken hinweg oder darunter hindurch-
zuspielen. „Jesus sagte, wer in das
Himmelreich eintreten will, muss wie
ein kleines Kind werden. Also kommen
und schauen Sie, wie Kinder dieses
Haus genießen“, sagt Stiftsherrin Ra-
chel Phillips, die selbst gern mal den
Schläger in die Hand nimmt.
„„„Wenn man keinen Spaß in einer Ka-Wenn man keinen Spaß in einer Ka-
thedrale haben kann, weiß man nicht,
was Spaß ist.“ Das hat Justin Welby,
der Erzbischof von Canterbury und
Primas der Anglikaner, im vergange-
nen Jahr in einer Videobotschaftge-
sagt. Und die Kathedrale von Roches-
ter ist nicht die Einzige, die sich welt-
lichem Vergnügen öffnet. Im rund 200
Kilometer nördlich gelegenen Norwich
wwwurde in diesem Jahr sogar eine spiral-urde in diesem Jahr sogar eine spiral-
ffförmige Riesenrutsche für Kinder imörmige Riesenrutsche für Kinder im
Schiff aufgebaut.
VVVerwunderung und deutliche Kritikerwunderung und deutliche Kritik
bleiben nicht aus. Ein Kommentator
der konservativen Zeitung „The Daily
Telegraph“ sieht einen „Akt der Ent-
weihung“. Ein katholischer Priester,
der ausgerechnet in Rochester anglika-
nisch ordiniert wurde und später kon-
vertierte, schrieb bei Twitter, das Gan-
ze sei ein „peinliches Durcheinander“.
Und Gavin Ashenden, der ehemalige
Kaplan von Königin Elisabeth II., be-
zeichnete die beiden Aktionen schlicht
als Fehler. Er bezweifelt, dass Men-

schen „mit einem Golfplatz zur Suche
nach Gott angeleitet werden könnten“.
Die Lesart der Kritiker: Die Church of
England versucht mit exzentrischen
Ideen letztlich vergeblich, Menschen
wieder anzulocken. Stimmt das?
In der Tat leidet auch die anglikani-
sche Kirche unter einer sinkenden
Zahl von Gläubigen. Bei der jüngsten
Befragung des National Centre for So-
cial Researchgaben nur noch zwölf
Prozent der Briten an, sich der Church
of England und ihren Schwesterkir-
chen in Schottland und Wales zugehö-
rig zu fühlen. Bei der ersten Befragung
im Jahr 1983 lag dieser Wert noch bei
4 0 Prozent. Damals bezeichneten sich
insgesamt noch zwei Drittel als Chris-
ten, heute sind es nur noch 38 Prozent.
Genau betrachtet, geht die Kritik an
den Aktionen der Kathedralgemein-
den allerdings in die falsche Richtung.
Denn im Unterschied zu kleinen Got-
teshäusern erleben die Bischofskir-
chen im Land einen regelrechten Be-
sucherboom. Und es kommen nicht
nur mehr Architekturinteressierte, in
Rochester jedenfalls ist auch die Zahl
der Gottesdienstbesucher zuletzt
deutlich gestiegen.
WWWozu dann das ganze Brimborium?ozu dann das ganze Brimborium?
Stiftsherrin Phillips erklärt, die Idee
hinter dem Minigolfangebot sei ur-
sprünglich eine etwas andere gewesen.
„Diese Region ist nicht besonders
wohlhabend“, sagt die Pfarrerin. „Die
Arbeitslosigkeit ist hoch, und nicht alle
Familien können sich einen Urlaub
leisten. Wenn man zwei oder drei Kin-
der hat, ist es gar nicht billig, sie wäh-
rend der Ferien zu beschäftigen.“ Aus
diesem Grund habe man in der Ferien-
zeit etwas Kostenloses für Familien
mit Kindern organisieren wollen, et-
was für Spaß und für Bildung.
So sei man ins Gespräch mit dem
Rochester Bridge Trust gekommen, ei-
ner Stiftung, die für die Brücken über
den örtlichen Fluss Medway verant-
wortlich ist. Diese hat dann die Anlage
fffinanziert und gebaut. Beim Spieleninanziert und gebaut. Beim Spielen
sollen insbesondere die Kinder nun
auch etwas über die Geschichte und
Konstruktion von echten Brücken in
Großbritannien lernen, vor allem de-
nen in der Grafschaft Kent. Wer will,

kann zudem auf einem Spielplatz eine
eigene kleine Brücke bauen – und, hier
wird es spirituell, auf einem Zettel no-
tieren, welche Brücken im übertrage-
nen Sinne womöglich auf der Welt
oder im eigenen Leben gebaut werden
müssten. Tatsächlich sind 30 Prozent
der Kinder in der Region von Armut
betroffen, was etwa dem britischen
Durchschnitt entspricht. Und so be-
kommt die Idee vom Spaß in der Ka-
thedrale tatsächlich eine ganz andere,
eine soziale Dimension.
Der Minigolf-Parcours ist jedenfalls
ein Erfolg: In den ersten fünf Tagen
der Aktion kamen knapp 4000 Men-
schen. Die Reaktionen sind positiv.
„Ich glaube nicht, dass es dem heiligen
Raum der Kirche schadet. Im Gegen-
teil, bringt es Menschen in die Kirche,
die noch nie hier gewesen sind“, sagt
etwa Ryan Jackson, ein Lehrer, der ge-
rade Verwandte zu Besuch hat und ih-
nen die Kathedrale zeigt. „Es ist wun-
derbar – kostenloser Spaß in den Som-
merferien, wenn man sechs Wochen
fffüllen muss“, findet Caroline Nevad,üllen muss“, findet Caroline Nevad,
die aus dem Städtchen Bromley bei
London gekommen ist. Ihre zehnjähri-
ge Tochter Amelia hat mit Freunden
Minigolf gespielt und Brücken gebaut.
Sie erzählt, dass sie im Gespräch mit
Freiwilligen der Gemeinde etwas
Wichtiges gelernt habe: „Wenn eine
wichtige Brücke einstürzt, wird sie neu
gebaut. So ist es auch im Leben – wenn
etwas Wichtiges kaputtgeht, wird es
neu aufgebaut.“
Die Stiftsherrin betont, dass das Mi-
nigolfangebot Barrieren abbauen kön-
ne. Gerade weil die Region nicht be-
sonders wohlhabend sei, gebe es viele
Menschen, die die Kathedrale noch nie
besucht hätten. „Sie wissen nicht, dass
sie offen ist, dass der Eintritt frei ist
und dass sie willkommen sind.“ Sie
wolle auch für diese Menschen die Tü-
ren öffnen. „Unsere Rolle besteht da-
rin, der modernen Gesellschaft die
Worte von Jesus zu vermitteln – Frie-
den, Liebe und Hoffnung“, sagt Phil-
lips. „Aber wir müssen es auch kreativ
tun. Gottesdienste und Predigten sind
offensichtlich sehr wichtig, doch sie
erreichen nicht so viele Menschen.“
Ob Minigolf in dieser Hinsicht lang-

fristig hilft? „Das werden wir erst im
Laufe der Zeit sehen, aber wir haben
es zumindest versucht.“
Für Nick Spencer vom Londoner
Thinktank Theos, der sich mit Fragen
von Religion und Gesellschaft befasst,
ist die Idee vom Spaß im Gotteshaus
nicht ganz neu. Er erinnert daran,
dass es dort schon lange Unterhal-
tungsangebote gibt – Konzerte, vor al-
lem mit klassischer, manchmal auch
mit Popmusik. Er vermutet, dass die
AAAufregung über die Minigolfanlageufregung über die Minigolfanlage
eher etwas mit der Wahrnehmung zu
tun habe, was als „hohe“ und „niede-
re“ Kunst angesehen wird. „Grund-
sätzlich sind wir ganz glücklich, wenn
Kathedralen für hohe Kunst wie den
Chorgesang oder klassische Musik ge-
nutzt werden. Aber wenn es zu einer
trivialen Freizeitbeschäftigung wie
Minigolf kommt, rümpfen viele Men-
schen die Nase.“
AAAuch seien Kirchen in England im-uch seien Kirchen in England im-
mer schon für soziale Versammlun-
gen genutzt worden, sagt Spencer.
Gerade kleinere Kirchen verstünden
sich zunehmend als soziale Zentren,
die in Zeiten der Austerität die Ge-
meinden zusammenhalten und Hilfe
leisten. Er nennt ein Beispiel: Eine
Kirche im Dorf Mixenden in der nord-
englischen Grafschaft West Yorkshire
hat kürzlich eine Popcornmaschine
gekauft und eine Kinovorstellung or-
ganisiert, ärmere Kinder können so
einmal im Monat kostenlos Filme und
Süßigkeiten genießen. Dennoch ge-
steht Spencer ein, dass Aktionen wie
in Rochester und Norwich nach hin-
ten losgehen könnten, wenn der Ein-
druck entstehen sollte, die Kirche ver-
löre ihre Ernsthaftigkeit.
Die Theologie gebe indes keine ein-
deutige Antwort. „Es kommt darauf
an, wo man theologisch steht“, sagt
Spencer. Wer glaube, eine Kirche sei
ein Ort für Stille, innere Einkehr und
hohe Kunst, werde sich ärgern. „Doch
wenn Sie eine theologische Einstellung
haben, bei der die Kirche als eine Ge-
meinschaft von Menschen verstanden
wird und die Gebäude dafür da sind,
das Gefühl der Verbindung, Gegensei-
tigkeit und Unterstützung zu fördern,
werden Sie das verstehen.“

Die Minigolf-Kathedrale


Im englischen


Rochester ist die Kirche


in diesem Jahr ein


Spielplatz. Kritiker


werten das als


vergeblichen Versuch,


Menschen für den


Glauben zu begeistern.


Dahinter steckt aber


weit mehr als eine


Werbekampagne


JULIA SMIRNOVA

(2)

Sommerangebot in Großbritannien: Familien spielen Minigolf in der Kathedrale von Rochester. Die Bahnen sind mit kleinen Brücken ausgestattet – was durchaus auch im übertragenen Sinne wirken soll

GOTTESDIENSTE


UND PREDIGTEN SIND


OFFENSICHTLICH


SEHR WICHTIG, DOCH


SIE ERREICHEN NICHT


SO VIELE MENSCHEN


RACHEL PHILLIPS,
STIFTSHERRIN IN ROCHESTER

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