Die Welt am Sonntag - 18.08.2019

(lily) #1

E


r schwärmt auch für
die Bayern, sein Herz
aber hat er dem 1. FC
Union geschenkt. Lie-
dermacher Tim
Bendzko (Bendzko (Bendzko („Nur „Nur noch
kurz die Welt retten“kurz die Welt retten“kurz die Welt retten“))
spielte in der Jugend nämlich selbst für
die Berliner. Er kennt den Klub und sei-
ne Unterschiede zu anderen gut.

WELT AM SONNTAG: WWWas bedeutetas bedeutet
der 1. FC Union für die Bundesliga?
TIM BENDZKO: Union ist eine absolute
Bereicherung, ein echter Farbtupfer.
Für die Liga ist das doch super, so eine
Mannschaft zu bekommen, statt irgend-
eine No-Name-Truppe, die du über-
haupt noch nie gehört hast, wo aber ge-
rade irgendein neuer Sponsor eingestie-
gen ist.

Warum ist Union für Sie ein so beson-
derer Klub?
Weil Union einer der wenigen Klubs ist,
die von sich behaupten können, Traditi-
onsverein zu sein. Es gibt einige, die
sich auf die Fahne schreiben, gewisse
Werte zu vertreten, aber hier haben wir
einen, der tatsächlich danach lebt.

Welche Werte sind das zum Beispiel?
Fußball oder Kommerz. Ein Verein
muss irgendwie beides bedienen. Und
Union bewegt sich zwar auf einem sehr
schmalen Grat, bekommt das aber wirk-
lich gut hin. Ein Dilemma, in dem alle
Vereine stecken: Sie müssen wirtschaft-
lich sein und am Ende gucken, dass es
um Sport geht. Ich denke zum Beispiel
an dieses „Echte Liebe“-Ding von Bo-
russia Dortmund, dann fällt mir ein,
dass es ein Verein ist, der kurz davor ist,
500 Millionen Euro Umsatz zu machen,
indem er Merchandising-Einnahmen
bis zum Mond generiert. Das glaubt ei-
nem ja irgendwann keiner mehr.

Und Union kriegt das hin?
Na ja, bis jetzt macht Union das ziem-
lich gut, aber es wird natürlich schwieri-
ger, wenn man in der ersten Liga ist. Da
braucht man die finanziellen Mittel, um
einen Kader so zu gestalten, dass man
dort bestehen kann. Bis jetzt habe ich
ein gutes Gefühl.

Übernimmt Union mit dem Aufstieg
nicht auch eine große Verantwortung
für den Fußball-Osten? Gerade als
Kontrast auch zu RB Leipzig?
Der Druck wird einem von außen aufge-
laden, weil endlich mal wieder ein Ver-
ein aus dem Osten in die Bundesliga
aufgestiegen ist. Ein kleiner Verein, aus
eigener Kraft. Jetzt muss man sehen, ob
das von Dauer sein kann.

Womit rechnen Sie?
Ich kann mir beide Szenarien vorstel-
len. Dass sie aus irgendeinem Wunder
heraus in einen Rausch kommen. Es
kann aber auch sein, dass sie ein Spiel
nach dem anderen gedemütigt werden.
Das ist ja das Romantische am Fußball
und ein Grund, warum Union so viele
Sympathien entgegenfliegen. Ich war
noch als kleiner Gnom da, als sie noch
Oberliga gespielt und sämtliche Relega-
tionsspiele verloren haben. Damals war
nie daran zu denken, dass sie sich dort-
hin spielen würden, wo sie jetzt sind.

Sie sind mit acht als talentierter Stür-
mer zu Union gekommen.
Ich habe meine komplette Jugend bei
Union verbracht. Ich kam aus Mahls-
dorf, wo sie gefühlt eine Mannschaft für

alle Altersklassen hatten. Mein Bruder
holte mich zu Union nach. Ich spielte
dann von der E-Jugend bis zur B-Jugend
dort. Ich habe aber nicht Fußball ge-
spielt, um Profi zu werden. Ich habe
einfach gerne gespielt, mir war aber
früh klar, dass ich Musik machen würde.

Was muss passieren, damit Union die
Klasse hält?
So etwas wie ein echter Lauf. In den ers-
ten Spielen müssen sie punkten, wo
man glaubt, dass sie es nicht tun. Das
wird die ganze Zeit David gegen Goli-
ath. Ich setze auf den Überraschungsef-
fekt. Ich glaube, selbst für eine Mann-
schaft wie die Bayern wird es spannend,
in ein solches Stadion zu kommen. In
der Alten Försterei ticken die Uhren an-
ders. Da herrscht Pokalfeeling. Da ha-
ben alle erst mal Angst. Diesen Zauber
muss sich Union unbedingt bewahren.
Wenn der Stecker des Unberechenba-
ren gezogen ist, wird es supereng.

Wieso ist Union unberechenbar?
Die wenigsten anderen Mannschaften
haben schon mal gegen Union gespielt.
Eine Historie gibt es nicht, also auch
kein passendes Gefühl. Niemand weiß
genau, wie stark Union wirklich ist.
Leipzig wird gleich merken, dass das
kein Selbstläufer ist. Am Anfang einer
Saison kann das ganz schnell wehtun.

Viele Zugezogene gehen in Berlin zu
Union.
Und Hertha ist der Touri-Verein. Man
kann das auf die Musikbranche über-

tragen. Es macht mehr Spaß, wenn der
Laden voll ist und du weißt, dass da
draußen noch mal so viele warten. Als
wenn du in einem Laden spielst, der
nur halb voll ist, es aber doppelt so vie-
le Menschen sind wie in dem kleine-
ren. So ist es doch bei Hertha. Die Dis-
tanz, die ein Zuschauer in diesem Sta-
dion zum Platz hat, ist in etwa so wie
die Distanz, die einfach alles in der
Stadt zu diesem Verein hat. Die Nähe
zu Union ist da schon eine andere.
Und bei Hertha? Da sind Leute, die ge-
sagt haben, was machen wir am Wo-
chenende, ach komm, wir gehen mal
zum Fußball, die aber nichts mit dem
VVVerein am Hut haben.erein am Hut haben.

Herthas Ostkurve ist schon regelmä-
ßig voll und die Stimmung dort ist
sehr gut.
Ja? Leipzig hat auch eine riesen Kurve,
wo alle so tun, als seien sie schon im-
mer große RB-Leipzig-Fans, dabei gibt
es den Verein noch gar nicht so lange.

Sie haben mal gesagt: „Tradition ist
schön und gut – aber nicht alles.“ Was
meinen Sie damit?
Ich gehe nach einer Niederlage nicht
aus dem Stadion und weine oder fluche.
Ich liebe es, ein gutes Fußballspiel gese-
hen zu haben. Wenn meine Mannschaft
das dann verloren hat, ist es traurig,
aber immer noch ein Spiel. Ich kann
Fußball einfach nicht so ernst nehmen.
Ich mag deshalb Bayerns Thomas Mül-
ler. Weil man bei ihm in jedem Inter-
view merkt, dass er scheinbar der Ein-

zige in dieser Liga ist, der in der Lage
ist, das zu abstrahieren. Freunde, nicht
übertreiben, es ist nur Fußball.

Widerspricht das nicht genau dem,
das Sie an Union schätzen? Dort
spenden Fans Blut für den Verein,
dort bauen Fans mit ihren Händen
ein Stadion.
Das ist tatsächlich ein sehr zweischnei-
diges Schwert. Das ist schon eine komi-
sche Sache, ein Stadion günstiger zu
bauen, um Geld für neue Spieler ausge-
ben zu können. Mir ging es erst mal da-
rum, dass es ein kleiner Verein gesund
und aus eigener Kraft geschafft hat,
sich sportlich zu entwickeln.

Wie viele Besuche haben Sie sich vor-
genommen?
Ich möchte schon ein paar Mal hinge-
hen. Am meisten freue ich mich natür-
lich auf das Spiel gegen die Bayern.
Noch lieber hätte ich das ja erst in
München gesehen, aber das Spiel findet
genau am 60. Geburtstag meiner Mut-
ter statt. Da muss ich passen.

Wo wird Union am Ende landen?
Meister werden sie wohl nicht. Ich
wünsche mir, dass sie das wie Düssel-
dorf im letzten Jahr hinkriegen. Oder
Augsburg damals. Dass man vier Spiel-
tage vor Schluss den Klassenerhalt fei-
ern kann. Was aber viel wichtiger ist:
Ich glaube nicht, dass sie bei Union
dann durchdrehen und anfangen davon
zu reden, dass sie in fünf Jahren Euro-
pacup spielen werden.

„Da ticken die UHREN anders“


Liedermacher


Tim Bendzko spielte


selbst einmal für den



  1. FC Union. Ein


Gespräch über Zauber,


Tradition und Kommerz


VONSTEFAN FROMMANN

Schuhe zu und los: Tim Bendzko überraschte bei einem Benefizspiel in Frankfurt viele mit seinem Können

REUTERS

/KAI PFAFFENBACH; SYSTEM/ CHRISTOPH KÖSTLIN

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18.08.1918.08.1918.08.19/1/1/1/1/Spo3/Spo3 IKNIPP 5% 25% 50% 75% 95%

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18.08.1918. AUGUST 2019WSBE-HP


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1 8.AUGUST2019 WELT AM SONNTAG NR.33 * SPORT 25


A


m frühen Nachmittag wird Olaf
Seier heute in Berlin in die
Tram steigen. Die Linie 17 führt
von den Plattenbauten in Hohenschön-
hausen quer durch die Stadt bis zum S-
Bahnhof Karlshorst. Von dort fährt der
6 0-Jährige noch zwei Stationen bis Kö-
penick, ehe er gemeinsam mit vielen
Fans durch ein Waldstück zum Stadion
des 1. FC Union laufen wird. Der frühe-
re Mittelfeldspieler, der Legendensta-
tus beim Bundesliga-Aufsteiger besitzt,
hätte es sicher bequemer haben und
seinen Ex-Klub einfach nach einem
Parkticket für sein Auto fragen können.
Doch Seier möchte „die Stimmung auf-
saugen. Denn dieser Sonntag ist ein ge-
schichtsträchtiger Tag.“

30 Jahre nach dem Mauerfall gibt
sich am Abend mit dem 1. FC Union
ein Klub in der Bundesliga die Ehre,
dessen Weg in die höchste Spielklasse
lang und schwierig war. Ein Klub, der
in Zeiten des durchkommerzialisier-
ten Profifußballs ein sympathischer
Farbtupfer ist, der sich neuen Wegen
nicht verschließt und dennoch darum
bemüht ist, Traditionen und Werte zu
wahren. Union ist anders, Union ist
besonders – und das wird sich gleich
beim Debüt der „Eisernen“ in der
Bundesliga zeigen.
Wenn die Berliner zum Start auf RB
Leipzig treffen (18 Uhr, Sky), ausge-
rechnet jenen Gegner, der vor zehn
Jahren die Spiellizenz eines anderen
Klubs erhielt und es dann dank vieler
Millionen Euro eines österreichischen
Brauseherstellers in die Bundesliga
schaffte, wird der Klub mit seinen An-
hängern verstorbener Fans gedenken,
die Union teils Jahrzehnte begleiteten,
diesen historischen ersten Bundesli-
ga-Spieltag aber nicht mehr erleben
werden. Jeder Fan konnte im Vorfeld
für zehn Euro ein Banner mit dem
Konterfei eines toten Anhängers an-
fertigen lassen – 450 haben es getan.
Zudem werden die organisierten Fans
in der Anfangsviertelstunde gegen RB
aus Protest gegen „einen der größten
Feinde unserer Werte“ schweigen.
Im Klub sind sie vor dieser Aktion
geteilter Meinung. Es gibt diejenigen,
die darauf verweisen, wie wichtig laut-
starke Unterstützung ist. Und es gibt
die Gegenseite, der Präsident Dirk
Zingler aus dem Herzen spricht, wenn
er sagt: „Wir haben gegen Leipzig klar
Position bezogen in der zweiten Liga,
und ich halte es für sehr ehrlich, das
aaauch in der ersten Bundesliga zu tun.“uch in der ersten Bundesliga zu tun.“
Die Symbiose zwischen den Klub-
chefs und dem Anhang spricht für sich.
Sie fußt auf einer gewissen Dankbar-
keit, die die Verantwortlichen den Fans
gegenüber empfinden. Denen hat es
der Klub nämlich auch zu verdanken,
dass er heute da ist, wo er ist.
Nach dem Zerfall der DDR, in der
Union vom Stasiregime gegängelt, aber
von Systemkritikern geliebt worden
war, verschwand der Verein aufgrund
von zwei Lizenzentzügen und einem
Fast-Bankrott in der Versenkung, ehe
er sich auch aufgrund beispielloser
Hilfsaktionen langsam aufrappelte.
2 004 spendeten Tausende Fans Blut,
um Geld für Union zu generieren – je-
des Abzapfen brachte zehn Euro. Von
2 008 bis 2009 half der Anhang dann
beim Stadionumbau: 2333 Fans packten
unentgeltlich mit an und schenkten
Union 140.000 Arbeitsstunden – ein
einmaliger Vorgang.
Geschichten wie diese sind es, die
sich unter Fußballfans hierzulande he-
rumgesprochen haben. Schon vor dem
ersten Spiel fliegen dem Klub die Sym-
pathien zu. Bei einer Umfrage des Ma-
gazins „11 Freunde“, wo denn der
schönste Auswärtsblock der Bundesli-
ga stehe, landete Union hin-
ter Eintracht Frankfurt auf

Platz zwei. „Was Union kennzeichnet
und besonders macht, ist, dass der Ver-
ein seine Fans nicht als Problemgruppe
betrachtet, sondern wie eine gewinn-
bringende Community. Das ist von ei-
nem starken Wir-Gefühl geprägt“, sagt
Jan-Henrik Gruszecki. Er ist aus der
aaaktiven BVB-Fanszene und drehte denktiven BVB-Fanszene und drehte den
Film „Am Borsigplatz geboren“. Für ei-
nen Verein, so Gruszecki, sei es auch
mal anstrengend, in den Dialog mit den
Fans zu treten: „Aber das gehört zur
KKKultur bei diesem Klub. Was das undultur bei diesem Klub. Was das und
den daraus folgenden Mehrwert be-
trifft, können einige Erstligisten von
Union lernen.“
In einem Lernprozess befindet sich
auch der Klub. Elf neue Spieler wur-
den verpflichtet, darunter bundesliga-
erfahrene Profis wie Christian Gent-
ner (377 Einsätze), Neven Subotic
(209) und Anthony Ujah (109). „Sie
sind abgezockt. Du brauchst solche
Typen“, sagt Olaf Seier, der von 1983
bis 1991 in 192 Spielen 40 Tore für Uni-
on erzielte. Irgendwann in den Nuller-
jahren, ergänzt er, habe der Klub ange-
fangen, kluge Entscheidungen zu tref-
fen. „Das begann mit Leuten wie
Christian Beeck (Ex-Manager – d.R.),
Oskar Kosche (Geschäftsführer), Uwe
Neuhaus (Ex-Trainer)und Dirk Zing-
ler. Ich fand es gut, dass sie gesagt ha-
ben: ,Wir wollen nicht nur mitschwim-
men, wir wollen nach oben.‘“

Nun, da die Unioner in der Bundes-
liga angekommen sind, ist der Klassen-
verbleib das oberste Ziel. Es wird
schwer, das wissen sie in Berlin. Schon
das Auftaktprogramm hat es in sich:
Nach der Partie gegen RB heißen die
Gegner Augsburg (A), BVB (H), Bre-
men (H), Leverkusen (A) und Frank-
fffurt (H). Doch der Aufsteiger, der auchurt (H). Doch der Aufsteiger, der auch
in Liga eins seiner Linie treu bleiben
und auf das lukrative Präsentieren von
Toren oder Ecken verzichten will, setzt
aaauf den Faktor Mentalität – und seinenuf den Faktor Mentalität – und seinen
Anhang.
Den preisen selbst Profis, die nicht
mehr bei Union sind. „Das Stadion mit
seinen drei Stehtribünen ist ein Hexen-
kessel, auf den sich die Liga freuen
kann. Es gibt ja bei Union drei Grund-
regeln. Nummer eins: Keiner geht vor
der 90. Minute heim. Nummer zwei:
Keiner pfeift das eigene Team aus.
Nummer drei: Keiner dreht dem Team
den Rücken zu“, sagte Simon Terodde
WELT AM SONNTAG. Der Stürmer
von Mitaufsteiger 1. FC Köln war von
2 011 bis 2014 bei den Berlinern. Und
Steven Skrzybski, der als Neunjähriger
zu Union kam und 2018 zu Schalke 04
wechselte, sagte: „Union ist ein sehr
spezieller Klub, für den die Fans immer
alles geben. Dieser Verein ist eine abso-
lute Bereicherung für die Bundesliga.“
Das glaubt auch Olaf Seier, der frü-
here Mittelfeldspieler, der als Trainer
bei „Kiez für Kids Freizeitsport“ ar-
beitet. Als er kürzlich seine Jahres-
karte erhielt, habe er Gänsehaut be-
kommen, erzählt der 60-Jährige.
„Dass nun der FC Bayern oder der
BVB zu einem Bundesligaspiel zu
Union kommen, ist
chon Wahnsinn.“

Den „Eisernen“ fliegen


die Sympathien zu


Union Berlin feiert sein Debüt in der Bundesliga.


Und zeigt gleich, was den Klub besonders macht


VONLARS GARTENSCHLÄGER

DIESER VEREIN IST


SPEZIELL. UNION IST


EINE ABSOLUTE


BEREICHERUNG FÜR


DIE BUNDESLIGA


STEVEN SKRZYBSKI,
früherer Union-Spieler, heute bei Schalke

,,


1906

Im Juni entsteht der
erste Vorgängerdes


  1. FC Union Berlin.
    Die kleineren, orts-
    ansässigen Vereine
    Frisch Auf, Preußen
    und Vorwärts schlie-
    ßen sich zum FC
    Olympia Oberschö-
    neweide zusammen.


1923

Der SC Union
Oberschöneweide
verliert das End-
spiel um die Deut-
sche Meister-
schaftgegen den
Hamburger SV. Im
Berliner Grune-
waldstadion un-
terliegt Union 0:3.

1966

Am 20. Januar wird
der 1. FC Union gegrün-
det. Der Vorsitzende
des Freien Deutschen
Gewerkschaftsbun-
des, Herbert Warnke,
hatte gefordert, für
die Berliner Werktäti-
geneinen zivilen Fuß-
ballklub einzurichten.

1968

Am 9. Juni feiert Union den größ-
ten Erfolgseiner Klubgeschich-
te. Im Endspiel um den
FDGB-Pokal besiegt die
Mannschaft den FC Carl
Zeiss Jena 2:1, ob-
wohl der Meister
schon in der 1. Minu-
te in Führung ge-
gangen war.

1986

Union erreicht zum
zweiten Mal das End-
spielum den FDGB-
Pokal. Am 31. Mai ist
die Mannschaft im
Stadion der Welt-
jugend beim 1:5 ge-
gen Lokomotive
Leipzig jedoch
chancenlos.

1992

Union schafft in der Re-
legation den Aufstieg
in die Zweite Liga. Da
aber eine Bankbürg-
schaft gefälscht wur-
de, verweigert der DFB
die Lizenz– ebenso
1994, als der Verein 2,56
Millionen Euro Schul-
den hat.

Mit drei Jahrzehnten Anlauf in die Bundesliga


2019

Endlich am Ziel! 30 Jah-
re nach dem Mauerfall
steigt Union erstmals
in die höchste Spielklas-
se auf und wird der


  1. Bundesligaverein.
    Mit 27.785 Mitgliedern
    zählt der Klub zu den
    20 mitgliederreichsten
    Vereinen Deutschlands.


2001

Als Meisterder Regio-
nalliga Nord steigt Uni-
on erstmals in die Zwei-
te Liga auf. Zudem er-
reicht die Mannschaft
das DFB-Pokalfinale,
das sie 0:2 gegen
Schalke verliert. Im Ue-
fa-Cup scheidet Union
in Runde zwei aus.
PICTURE-ALLIANCE / DPA

(3)

er Eintracht Frankfurt auf

Union kommen, ist
schon Wahnsinn.“

2019

Mit seiner
weichen
Stimme
erreicht
Tim
Bendzko,
34, die
Zuhörer. Sein Debüt-Song
„Nur noch kurz die Welt
retten“ hielt sich 47 Wochen
in den Charts und wurde
mit Platin ausgezeichnet.

Tim Bendzko
Liedermacher

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