Die Welt am Sonntag - 18.08.2019

(lily) #1

D


as nächste Opfer der Glo-
balisierung ist krumm,
gelb und in Deutschland
äußerst beliebt: die Bana-
ne. Ein heimtückischer
Pilz befällt die Palmen und beraubt sie
in kurzer Zeit ihrer Lebens- und Pro-
duktionskraft. Tropical Race 4 oder
kurz TR4, so der Name des Erregers,
wütet schon lange in Südostasien, sei-
ner Heimat. Von da hat er vor einigen
Jahren den Weg nach Australien und
Afrika angetreten und neuerdings Süd-
amerika erreicht. In Kolumbien hat der
Schädling erste Pflanzen der Sorte Ca-
vendish befallen, womit sich der Kreis
zu Deutschland schließt. Fast alle hier-
zulande verkauften Bananen stammen
aus Südamerika. Und es handelt sich na-
hezu ausschließlich um Cavendish.

Da scheint es folgerichtig, dass allent-
halben die „Bananen-Krise“ ausgerufen
wird. „Zu befürchten ist, dass in abseh-
barer Zeit keine Bananen der Sorte Ca-
vendish für den deutschen Markt mehr
zur Verfügung stehen werden“, warnt
der Fruchthandelsverband. Leere Rega-
le wie einst in der DDR? Und das bei
Deutschlands zweitbeliebtestem Obst,
das gleich nach dem Apfel kommt?
Aus der Wissenschaft kommen ande-
re Signale. „Ich befürchte überhaupt
nicht, dass uns bald die Bananen ausge-
hen“, sagt Gert Kema, Pflanzenforscher
und Professor an der renommierten
Universität im niederländischen Wage-
ningen. Allerdings müsse sich der Kon-
sument wohl von Kilopreisen von ei-
nem Euro oder darunter verabschieden.
„Die Preise sind geradezu lächerlich
niedrig. Sie müssten mindestens dop-
pelt so hoch sein“, sagt Kema.
Die niedrigen Verbraucherpreise und
die Krankheit, sie hingen letztlich eng
zusammen, erklärt der Experte. Denn
Plantagenbetreiber weltweit setzen für
den Export ausschließlich auf die Sorte
Cavendish. Das hat Gründe. Die Art
lässt sich leicht kultivieren und ist er-
tragreich, die Früchte sind aromatisch,
ansehnlich, sie haben keine Kerne, man

kann sie verschiffen. Sie ist also auch
noch unter Preisdruck wirtschaftlich.
Doch es gibt einen Haken: Die Pflanzen
sind weltweit genetisch identisch. Des-
halb hat der Pilz so leichtes Spiel. Er
muss sich nicht anpassen.
An diesem Punkt will Kema ansetzen.
„Wenn man das Problem lösen will, be-
nötigt man unterschiedliche Bananen-
arten. Seriöse Verbraucher sollten das
akzeptieren“, meint er. Für sie würde
eine Bananenvielfalt bedeuten: Die
Früchte werden künftig vielfältiger in
Aussehen und Geschmack, damit inte-
ressanter, aber auch teurer. Doch einen
anderen Weg sieht der Forscher nicht.
Methoden zur Bekämpfung des boden-
lebenden Schadpilzes steckten noch in
den Anfängen und stünden frühestens
in ein paar Jahren zur Verfügung.
Auch die Verbreitung der Sporen sei
kaum zu verhindern. Ein Dreckklumpen
am Farmerstiefel, ein infiziertes Stück
Pflanze reichten. Zur Eindämmung
könnten die Plantagenbetreiber nur
versuchen, befallene Plantagen zu iso-
lieren. Die Auswirkungen der TR4-Krise
seien massiv. Aber sie träfen weniger
die Verbraucher als Erzeuger und Logis-
tikbetriebe, bei denen Tausende Ar-
beitsplätze gefährdet seien.
Mehr Vielfalt würde die Auswirkun-
gen eines spezialisierten Erregers wie
TR4 dagegen minimieren. Biologisch ist
die Diversität groß: Weltweit existieren
70 Bananenarten. In vielen tropischen
Regionen sind Koch- und Wildbananen
Grundnahrungsmittel in einer ähnli-
chen kulinarischen Rolle wie Kartoffeln
hierzulande. 2018 haben Forscher der
australischen Universität Queensland
gegen TR4 bereits resistente Bananen
gezüchtet, indem sie Gene einer Wild-
banane auf Cavendish übertrugen.
Kema hält mehr davon, resistente Ar-
ten durch konventionelle Zuchtmetho-
den zu erzeugen, ähnlich wie bei ande-
ren Obstsorten. „Technisch ist das kein
Problem“, sagt der Professor. Es dauere
allerdings länger als bei Kirschen oder
Äpfeln, die gewünschten Eigenschaften
zu kombinieren. Süß, lecker, kernlos
und transportfähig werden auch neue
Sorten sein müssen.

VONMICHAEL GASSMANN

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er Plan von Finanzminister
Olaf Scholz (SPD) zum Teil-
abbau des Solidaritätszu-
schlags hat bizarre Folgen. Dies zeigen
Berechnungen des Direktors des Insti-
tuts für öffentliche Finanzen der Uni-
versität Hannover, Stefan Homburg.
Danach steigt die Grenzbelastung bei
der Einkommensteuer für Steuerzah-
ler der oberen Mittelschicht erheblich.

Bei einem zu versteuernden Ein-
kommen zwischen 65.000 und
100.000 Euro klettert die Grenzbelas-
tung, also der Steuersatz, der für den
nächsten verdienten Euro fällig wird,
von derzeit 44 Prozent auf künftig 47
Prozent: Von jedem zusätzlich ver-
dienten Euro kassiert der Fiskus also
künftig 47 Cent an Einkommensteuer
inklusive Soli. Übersteigt das Jahres-
einkommen die 100.000-Euro-Marke,
sinkt die Grenzbelastung wieder auf
rund 44 Prozent (42 Prozent Einkom-
mensteuer plus Solidaritätszuschlag

von 5,5 Prozent auf die Einkommen-
steuerschuld).
Homburg spricht von einem
„Scholz-Buckel“, der sich damit im
oberen Mittelfeld der Steuerkurve he-
rausbildet. „Dadurch wird eine Art
neue Reichensteuer für mittlere Ein-
kommen eingeführt“, sagt der Finanz-
wissenschaftler. Der Grund für den
neuen Buckel liegt in der Vorgabe, den
Soli zwar für die unteren 90 Prozent
der heutigen Zahler abzuschaffen, die
Topverdiener jedoch gar nicht zu ent-
lasten. Dieses Ziel erreicht Scholz mit
einer Freigrenze, die für einen kinder-
losen Single bei einem Jahreslohn von
rund 73.000 Euro liegt. Wer weniger
verdient, zahlt keinen Soli mehr. Bei
einem Überschreiten der Schwelle
wird die Abgabe dagegen weiter erho-
ben – und zwar auf die gesamte Ein-
kommensteuerschuld. Um zu verhin-
dern, dass an dieser Kante ein höheres
Bruttoeinkommen zu einem geringe-
ren Netto führt – was verfassungswid-
rig wäre –, zieht Scholz eine „Milde-
rungszone“ ein, in der ein geringerer
Soli-Satz gilt. Dieser steigt sukzessive
mit dem Einkommen. Wer oberhalb
von 109.000 Euro liegt, zahlt wie bis-
her 5,5 Prozent. Die „Milderungszone“
sorgt zwar dafür, dass die Einkom-
mensteuerzahler in diesem Bereich et-
was weniger Soli zahlen als bisher.
Doch Mehrarbeit lohnt sich für sie
künftig weniger, weil sie damit in eine
stärkere Soli-Belastung wachsen.
Will man diese negative Anreizwir-
kung vermeiden, müsste man statt der
Freigrenze einen Freibetrag einfüh-
ren. Dann aber profitierten alle – was
die SPD partout verhindern möchte.

VONDOROTHEA SIEMS

Weil Gutverdiener weiter den vollen Soli zahlen


sollen, steigt für die Mitte die Grenzbelastung


Jahreseinkommen in Tausend Euro

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Neuer Grenzsteuersatz
beim Einkommen

Quelle: Stefan Homburg, Leibniz Uni. Hannover

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/DPA / BERNARD JAUBERT

Ein Pilz bedroht weltweit unsere


zweitliebste Frucht. Verzichten müssen


wir künftig wohl dennoch nicht – aber


uns als Verbraucher umstellen


Das ENDE


der Banane,


wie wir sie


kennen


Ein neuer Buckel bei


der Einkommensteuer


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