Die Welt am Sonntag - 18.08.2019

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18.08.1918. AUGUST 2019WSBE-HP


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4 POLITIK WELT AM SONNTAG NR.33 18.AUGUST


W


er Josef Schus-
ter in seiner
Heimatstadt
Würzburg be-
sucht, der
wird den In-
ternisten in
seiner Praxis in der Innenstadt treffen.
Im selben Haus hat der Zentralrat der
Juden ein bescheidenes Büro. Einige
Etagen darüber tagen Würzburgs fröhli-
che Rentner: Ihr Verein heißt „hairless“.

WELT AM SONNTAG:Herr Schuster,
Sie sind nun fast fünf Jahre Präsident
des Zentralrats der Juden und warnen
gebetsmühlenartig vor der antisemi-
tischen Gefahr, die beständig zu-
nimmt. Ergibt Ihr Auftritt überhaupt
noch einen Sinn?
JOSEF SCHUSTER: Drehen wir den
Spieß um. Lassen wir meine Auftritte
weg, würde es die allgemeine Lage ver-
bessern? Nein. Würde eine nicht wahr-
nehmbare jüdische Gemeinschaft in
Deutschland den Antisemitismus verrin-
gern? Auch das nicht. Ich bin der Über-
zeugung, dass mein öffentliches Wirken
oder das der anderen Vertreter des Zen-
tralrats das Bewusstsein für die besorg-
niserregende Lage schärft. Die Berufung
von Antisemitismusbeauftragten trägt
das Ihre dazu bei. Heute wird das Thema
Antisemitismus verstärkt wahrgenom-
men. Ihn zu bekämpfen ist allerdings
AAAufgabe der gesamten Gesellschaft.ufgabe der gesamten Gesellschaft.

Seit einem Jahr ist der Antisemitis-
musbeauftragte im Amt. Was hat er
gebracht?
Mit der Schaffung dieses Amts ist das
Problem des Antisemitismus deutlicher
geworden. Wenn wir eine Zunahme an-
tisemitischer Vorfälle statistisch zu ver-
zeichnen haben, dann hat das viele
Gründe. Einer ist, dass durch die Anti-
semitismusbeauftragten auf Länder-
und Bundesebene heute eine größere
Sensibilität für dieses Thema vorhan-
den ist. Der eine oder andere, der von
Antisemitismus betroffen ist, ist gerade
durch diese Ämter nun eher geneigt, die
Vorfälle auch zu melden und Strafanzei-
ge zu stellen.

Stimmen Sie mir zu, dass wir derzeit
drei Formen des Judenhasses erleben:
einen rechtsextremen, einen islamis-
tisch motivierten und einen Antise-
mitismus der Eliten, der sich in Form
eines zwar zivilisiert auftretenden,
aber eigentlich doch aggressiven Isra-
elhasses manifestiert und sich in der
Unterstützung der antiisraelischen
Boykottbewegung BDS äußert?
Ich stimme Ihnen im Großen und
Ganzen zu. Den israelbezogenen Anti-
semitismus würde ich allerdings nicht
nur Eliten zuschreiben. Darüber hi-
naus fehlt noch eine weitere Form.
Anhand vieler Untersuchungen wis-
sen wir, dass jeder fünfte Deutsche an-
tijüdische Ressentiments hegt. Es
handelt sich um einen Antijudaismus,
der seit Jahrhunderten weitergegeben
wird. Er bedeutet nicht unbedingt,
dass derjenige, der diese Vorurteile
hat, rechtsextrem ist. Dennoch be-
greife ich diesen tradierten Antisemi-
tismus als eine der Vorstufen zum
Rechtspopulismus.

Welche Form des Antisemitismus hal-
ten Sie für die gefährlichste?
Ich sehe nach wie vor im rechtsextre-
mistisch, rechtspopulistischen Antise-
mitismus die größte Gefahr für dieses
Land und die Juden.

Inwieweit ist die AfD die Speerspitze
des Rechtsextremismus?
Die AfD ist meiner Meinung nach viel
enger mit dem Rechtsextremismus ver-
woben, als sie es nach außen darstellt.
Sie schürt Ängste und fördert ein Klima
der Ausgrenzung von Minderheiten. Sie
behauptet häufig, dass der gegenwärtige
Antisemitismus eine Folge der Zuwan-
derung von 2015 ist.

Ganz unrecht hat sie damit nicht.
AAAber nur zum Teil. Es sind ab 2015 inber nur zum Teil. Es sind ab 2015 in
der Tat Menschen in unser Land ge-
kommen, die Juden und Israel als
Feindbild mitgebracht haben. Doch
schon 2014 hatte der Zentralrat zu der
KKKundgebung „Nie wieder Judenhass“undgebung „Nie wieder Judenhass“
aufgerufen, nachdem es zahlreiche isra-
elfeindliche Demonstrationen in
Deutschland gegeben hatte, bei denen
Parolen wie „Hamas, Hamas, Juden ins
Gas“ gerufen wurden. Also das war kein
Thema, das mit den Ereignissen von
2 015 begann. In jüngster Zeit registrie-
ren wir allerdings vermehrt antisemiti-
sche Vorfälle. Die AfD verbindet diese
Ereignisse mit populistischer Propa-
ganda, um generell gegen Minderheiten
zu hetzen, und schürt damit ein Klima
letztlich auch gegen Juden.

Wie völkisch ist die AfD?
Teile der AfD entwickeln sich nach

meinem Eindruck immer mehr ins
VVVölkische hinein. Man muss nur dieölkische hinein. Man muss nur die
Debatten innerhalb der AfD verfolgen,
dann ist zu befürchten: Es wird nicht
gemäßigter, eher schlimmer werden.

Steht die AfD auf dem Boden des
Grundgesetzes?
Wenn man die Äußerungen der meisten

Grundgesetzes?
enn man die Äußerungen der meisten

Grundgesetzes?
WWenn man die Äußerungen der meisten
Funktionäre ernst nimmt, dann steht
sie noch auf dem Boden des Grundge-
setzes. Bei einigen Teilen der AfD, etwa
dem „Flügel“, frage ich mich allerdings,
ob sie eben diesen Boden nicht schon
verlassen haben. Es ist ja kein Zufall,
dass der Verfassungsschutz bestimmte
Parteigliederungen zum Verdachtsfall
und die Partei insgesamt zum Prüffall
erklärt hat.

Wie würden Sie auf die Duldung einer
Regierung durch die AfD nach den
Wahlen am 1. September in Sachsen
und Brandenburg reagieren?
Eine Minderheitsregierung unter To-
lerierung der AfD würde bedeuten,
dass sie bei ihren Entscheidungen im-
mer auch nach rechts schielen müsste,
um zu überleben. Das wäre für mich
ein Vorbote dafür, dass eine der demo-
kratischen Parteien über kurz oder
lang doch ein Bündnis mit der AfD
schließen würde.

Träte ein solcher Umstand ein, wäre
das der Augenblick für Sie, die Juden
zur Auswanderung aufzurufen?
Im Falle einer Tolerierung sähe ich da-
für noch keinen Anlass. Man müsste ab-
wägen, was schlimmer wäre: eine Tole-
rierung oder die Nichtregierbarkeit bei
der Aussicht, dass Neuwahlen vielleicht
ein noch problematischeres Ergebnis

brächten. Ich warne alle Parteien drin-
gend davor, eine Koalition mit der AfD
zu schließen.

Kommen wir zum islamistisch moti-
vierten Antisemitismus. Kann der
Kampf gegen den Judenhass einer
Gruppe, die dazu immer größer wird
und der Antisemitismus von Kindheit
an eingeimpft wurde, überhaupt er-
folgreich sein?
In diesem Fall geht es nicht nur um An-
tisemitismus. Hier geht es darum, dass
alle Menschen, die nach Deutschland
kommen, hier nach unseren Werte le-
ben, also die Gleichberechtigung von
Mann und Frau anerkennen, sich gegen
jede Form von Antisemitismus und
Rassismus wenden, den Rechtsstaat
anerkennen und die Vielfalt sexueller
Orientierungen akzeptieren. Dieses
WWWertesystem zu vermitteln ist das Aertesystem zu vermitteln ist das A
und O bei allen Maßnahmen zur Inte-
gration. Wer diese Normen nicht ak-
zeptiert und dadurch straffällig wird,
der hat in diesem Land nichts zu su-
chen und muss wieder gehen. Nach
meinem Empfinden hat er mit einer
solchen Straftat das Aufenthaltsrecht
in diesem Land verwirkt.

Ist die deutsche Gesellschaft auf lan-
ge Sicht zur Leisetreterei verdammt,
weil die Gruppe der Muslime größer
wird?
Ich habe keinerlei Bedenken gegen das
Bestehen muslimischer Gemeinden –
unter der Voraussetzung, dass sie auf
dem Boden des Grundgesetzes stehen.
In dem Moment, in dem radikale Inhal-
te in Moscheen gepredigt werden, hat
der Staat die Verpflichtung, dagegen
vorzugehen.

Genau das passiert aber immer noch.
Stimmt Sie die Lage pessimistisch?
Ich bin skeptisch gestimmt, solange es
noch immer Imame gibt, die vom Aus-
land her gesteuert und finanziert wer-
den, etwa Imame der Ditib, die von der
türkischen Regierung entsendet und be-
zahlt werden.

Sollte man grundsätzlich sagen: Es
darf nicht sein, dass Imame oder Mo-
scheegemeinden aus dem Ausland be-
zahlt und gesteuert werden?
Die Religionsfreiheit der Muslime muss
gewahrt sein. Sie müssen die Möglich-
keit haben, einen Gottesdienst in einer
Moschee zu besuchen.

Kein Rabbiner, kein Pfarrer wird vom
Ausland finanziert.
Das stimmt. Allerdings ist der histori-
sche Hintergrund auch völlig anders.

Denken Sie etwa an die Gastarbeiter aus
der Türkei. Es war zunächst nahelie-
gend, dass sich die Türkei um die reli-
giöse Infrastruktur in Deutschland ge-
kümmert hat. Ich könnte mir allerdings
durchaus eine Lage vorstellen, in der
die hier tätigen Imame ausschließlich
aus Deutschland bezahlt würden.

Bringen Zwangsbesuche von Einge-
wanderten oder von Flüchtlingen in
ehemaligen Konzentrationslagern
den erhofften Erfolg? Oft ist die For-
derung danach sehr reflexartig.
Wenn diese Besuche im Unterricht di-
daktisch vor- und nachbereitet werden,
dann kann so ein Besuch sehr viel brin-
gen, weil er Empathie erzeugt. Ich wür-
de nicht von Zwang sprechen. Doch Ge-
denkstättenbesuche in den Lehrplan zu
integrieren, hält auch Lehrer an, einen
solchen Besuch tatsächlich durchzufüh-
ren. In der KZ-Gedenkstätte Flossen-
bürg gibt es Überlegungen, Führungen
in arabischer Sprache anzubieten. Dies
sollte auf alle KZ-Gedenkstätten ausge-
weitet werden. Der Besuch einer KZ-
Gedenkstätte während der Schulzeit ist
im Übrigen für alle Schüler sinnvoll,
nicht nur für Einwanderer.

Trügt der Eindruck, dass die Unter-
stützung für die antiisraelische Boy-
kottbewegung BDS zunimmt?
Sie hat zugenommen, aber allmählich
sehe ich, dass sich gerade nach der Re-
solution des Bundestages und der De-
batten, die geführt wurden, der Blick-
winkel zu ändern beginnt. Auch im
Hochschulbereich werden BDS-Aktivi-
täten zunehmend kritisch gesehen. Die
Bundestagsresolution ist für mich ein
voller Erfolg.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster über die vier Formen des


Antisemitismus, die weitere Entwicklung der AfD und die Folgen der muslimischen Einwanderung


MARLENE GAWRISCH / WELT

Was war denn


das jetzt?


D


ie Bedeutung von Symbol-
politik ist in einem Maße ge-
stiegen, dass Wissenschaft-
ler einmal untersuchen sollten, wie
viel CO 2 allein durch unsachgemäße
und unzweckdienliche Äußerungen
fffreigesetzt wird. Am reigesetzt wird. Am Montagbe-
gann der brasilianische Präsident
Jair Bolsonaro ein Scharmützel mit
Deutschland. Thema: der Wald, das
Lieblingsthema der Deutschen. Um-
weltministerin Schulze hatte er-
klärt, 35 Millionen Euro zurückzu-
halten, die für Projekte im Regen-
wald gedacht sind. Die Abholzung
im Amazonasgebiet nimmt derzeit
wieder stark zu. Deshalb: kein Geld.
Bolsonaro sagte zunächst: „Brasilien
braucht das Geld nicht.“ Am Mitt-
wochlegte der gern polternde
Staatschef nach und empfahl der
„geliebten Frau Merkel“: „Nehmen
Sie diese Knete und forsten Sie
Deutschland wieder auf, okay? Dort
ist es viel nötiger als hier.“
Allerdings sind sich in Deutsch-
land die Ministerien der geachteten
Frauen Schulze (Umwelt) und
Klöckner (Landwirtschaft) uneins,
wie die allseits gewünschte Auffors-
tung geschehen soll. Am Freitagbe-
harkten sie sich darüber, was der
richtige deutsche Wald sei – Misch-
wald oder mehr Randfichten –, und
bezichtigten sich, „nicht auf der Hö-
he des Informationsstandes oder im
Kampagnenmodus“ zu sein. Der Ber-
liner Treibhauseffekt wirkt sich un-
gut aufs Klima aus. Das ist nicht so
weit von Brasilien entfernt.
Die größte Symbolpolitikerin die-
ser Tage segelt nun per Schiff über
den Atlantik. Greta Thunberg und
ihr Vater fuhren am Mittwochvon
Plymouth aus los. Die Reise soll
CO 2 -neutral sein, ist sie aber nicht.
Kaum losgesegelt, kamen Einwände
zur Ausrüstung des Törns, zum Auf-
wand um die Abreise, die nicht kli-
maneutral zu haben war. Vor allem
wwwurde am Donnerstag bekannt, dassurde am Donnerstag bekannt, dass
das Schiff von insgesamt fünf Seg-
lern zurück nach Europa gesegelt
wird, die zum Teil erst nach New
YYYork fliegen müssen. Insgesamtork fliegen müssen. Insgesamt
sechs Atlantikflüge sind notwendig,
damit die Thunbergs vorbildlich rei-
sen können und sich so zwei Flüge
ersparten. Noch so ein Sieg und Gre-
ta ist verloren.
Andererseits ist die hämische
Selbstgerechtigkeit der Greta-Kriti-
ker ziemlich unelegant; man will die
kleine Person auf Normalmaß redu-
zieren und plustert sich dabei auf
Scheinriesengröße auf. Auch ein
Emissionsproblem. Ziel der Segelrei-
se ist New York, wo der Weltklima-
gipfel stattfinden wird. Noch mehr
Symbolpolitik gab es kürzlich bei der
besonders wichtigen Klimaschutzde-
batte im „Google Camp“ auf Sizilien.
Dazu reisten Prominente aus aller
Welt an, entweder mit ihren nicht
eben kleinen Yachten oder mit ge-
zählten 114 Privatjets, um dann mit
Hubschraubern ins Camp zu fliegen.
Eine besonders kluge Form des Um-
weltschutzes mit garantiert messba-
ren Ergebnissen.
Jetzt mal etwas wirklich Echtes,
Wahres, Handfestes. Am Mittwoch
teilte das Statistische Bundesamt,
Hort belegbarer Tatsachen, mit, dass
das Bruttoinlandsprodukt um 0,
Prozent gegenüber dem Vorquartal
gesunken ist. Der Rückgang ist beun-
ruhigend und signalisiert endgültig,
dass die Konjunktur stockt. Hierbei
ist Stimmung ein heikles Gut. Wer
nun zu viel sagt, der löst Wechsel-
wirkungen aus. Und bitte keine Kli-
mabegriffe wie „abkühlen“, „erhit-
zen“, „einfrieren“, „Trockenstress“.
Im Mittelpunkt steht nun das schöne
Wort der „schwarzen Null“, eine Po-
litik ohne neue Schulden. Am Mitt-
wochwollten Kanzlerin Merkel und
Finanzminister Scholz noch an der
schwarzen Null festhalten, am Frei-
tagabendhieß es, man könne die
schwarze Null im Bundeshaushalt
angesichts zu erwartender Einnah-
meausfälle doch aufgeben. Vielleicht
müssen Merkel und Scholz nach Bra-
silien segeln, um dort am Amazonas
Bäume zu pflanzen, bevor alles viel-
leicht nicht gut, aber doch zu einer
schwarzen Null wird.

CHRONIK

VONHOLGER KREITLING

Seit November 2014 ist der Würz-
burger Arzt, der 1954 geboren
wurde, Präsident des Zentralrats
der Juden in Deutschland.Trotz
seines Amts und der Bedrohungs-
lage, in die er durch diesen Posten
geraten ist, hat Schuster, dessen
Familie seit Mitte des 1 6. Jahr-
hunderts in Würzburg ansässig
ist, seine Praxis nicht aufgegeben.
Schuster übernimmt sogar noch
Nachtdiensteim Krankenwagen.

Josef Schuster
Internist

VONJACQUES SCHUSTER

Wer unsere Normen nicht


akzeptiert, muss GEHEN


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