Die Welt am Sonntag - 18.08.2019

(lily) #1
„PARANZA“
MAFIA-FILM
„Gomorrha“ – die auch verfilmte Mi-
schung aus Camorra-Report und Ro-
man machte Roberto Saviano 2006
weltberühmt – und zur Zielscheibe
der Mafia. Saviano lebt seither unter
Polizeischutz. Nun kommt die Verfil-
mung seines Buchs „Der Clan der
Kinder“ins Kino, gewann auf der
Berlinale sogar einen Silbernen Bä-
ren fürs Drehbuch. Setting ist Neapel
wie bei „Gomorrha“, doch die Prota-
gonisten sind noch mal jünger, fast
noch Kinder. Waffen-Posen lernen
sie nicht mehr aus Tarantino-Filmen,
sondern bei Youtube. Leider verläuft
die Story erwartbar. Aber die Laien-
schauspieler
agieren sen-
sationell, zu-
vorderst
Francesco Di
Napoli als
Bandenchef
Nicola. rei

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18.08.1918.08.1918.08.19/1/1/1/1/Kul2/Kul2 RZULAUF 5% 25% 50% 75% 95%

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50


18.08.1918. AUGUST 2019WSBE-VP1


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50 KULTUR WELT AM SONNTAG NR.33 18.AUGUST2019


„MAGELLAN“
SACHBUCH
Dass Ferdinand Magellan als Erster
die Welt umsegelt habe, ist natürlich
Quatsch. Denn ausgerechnet der Ge-
neralkapitän der im Spätsommer vor
500 Jahren ausgelaufenen kleinen
Flotte schaffte es selbst nur bis auf
die Philippinen, wo er beim Versuch,
ein einheimisches Dorf zu unterwer-
fen, von einem Giftpfeil getroffen
wurde. Die Krone der ersten Weltum-
segler gebührt also genau genommen
anderen – etwa dem Bordkanonier
Hans aus Aachen,
der es mit einer
Handvoll anderer
zurück nach Spa-
nien schaffte.
Christian Jost-
mannerzählt die
Geschichte so
spannend wie ein
Seefahrer-Roman
(C.H. Beck, 24,95
Euro). rik

KURZKRITIKEN


W
OLFGANG JUNG/DPA/BSC

Dies ist keine Fahne: Gerhard Richters Installation „Schwarz Rot Gold“, die
21Meter hoch und 3 Meter breit in der Westeingangshalle des deutschen Bun-
destags hängt, zerlegt das nationale Hoheitszeichen in farbige Glasflächen.
Seit mehr als sechzig Jahren umkreist Richter, der teuerste lebende Maler
überhaupt, die ganz großen deutschen Themen. Insofern zeugt es von Gespür,
dass Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die aus dem Kanzleramt auf den

Bundestag blickt, Richter kürzlich in Köln besuchte. Dort wohnt er seit vierzig
Jahren, doch vermachen will er seiner Stadt, die sich ein Richter-Museum
wünscht, nichts. Lieber versprach er Grütters, einige seiner Werke dem in
Berlin geplanten Museum der Moderne zur Verfügung zu stellen. Richter hat
mit diesem Handschlag sein Vermächtnis besiegelt: Er will als repräsentativer
bundesdeutscher Künstler in die Geschichte eingehen. Kölle? Nä. swka

BILDBETRACHTUNG


O


pal Viola Victoria Bear Shield
trägt die Post aus. Jacquie
Red Feather, ihre Halb-
schwester, arbeitet als Drogenberate-
rin, obwohl sie selbst die Minibar in
den Hotelflur wuchten muss, um nicht
rückfällig zu werden. Orvil, ihr Enkel,
Sohn ihrer Tochter, die sich wie über-
durchschnittlich viele Native Ameri-
cansdas Leben genommen hat, will
beim großen Powwow in Federtracht
tanzen, und Dene Oxendene arbeitet
dank Fördergeldern an einem Oral-
History-Projekt, in dem die Indianer
von Oakland ihre Geschichten vor der
Kamera erzählen.

Oakland, im Osten der Bucht von
San Francisco gelegen, hat knapp eine
halbe Million Einwohner. Gibt es etwa
Indianer in dieser Stadt? Warum sollte
es eigentlich keine urbanen Indianer
geben? Und warum haben wir noch nie
darüber nachgedacht? „Wir haben die
traurige, bezwungene Indianersilhou-
ette vor Augen“, schreibt Tommy
Orange in seinem wuchtigen Roman
„Dort Dort“, „Kevin Costner, der uns
rettet, John Waynes Revolver, der uns
niederstreckt, einen Italiener namens

Iron Eyes Cody, der uns in Filmen
spielt.“ In Filmen allerdings kommen
urbane Indianer nicht vor, und wenn
sie in Romanen vorkommen, wie in
Ken Keseys „Einer flog über das Ku-
ckucksnest“, dann wird ihre Rolle in
der Filmversion zusammengestrichen.
Tommy Orange, der in Oakland gebo-
ren wurde, ist Mitglied der Cheyenne
und Arapaho Tribes. Er hat, für den
unwahrscheinlichen Fall, dass das von
Bedeutung sein sollte, kurze Haare
und einen Universitätsabschluss. „Wir
kennen das Rauschen des Freeway
besser als das der Flüsse, das Heulen
von Zügen in der Ferne besser als das
der Wölfe“, schreibt er.
Seinen in den USA von der Kritik
gefeierten Roman hat Tommy Orange
wie einen Reigen angelegt, und all sei-
ne Figuren, allesamt Natives aus Oak-
land, streben auf das Powwow am En-
de zu, ein großes Fest im Stadion, mit
Ständen, Fressbuden und traditionel-
lem Tanz. Die Lebensumstände fast

aller Figuren im Roman sind prekär.
Zu Geld hat es kein Native in Oakland
gebracht, dafür sind Suchterkrankun-
gen häufig. Der junge Tony Loneman
leidet, weil seine Mutter auch in der
Schwangerschaft an der Flasche hing,
an einem angeborenen fetalen Alko-
holsyndrom; die Brüder Calvin und
Charles nehmen die Drogen, die sie ei-
gentlich dealen sollen; und dann
druckt einer mit dem 3-D-Drucker ei-
ne Pistole (aus nicht zufällig weißem
Plastik) aus: Das große Powwow könn-
te in einem finalen Blutbad enden.
„Dort Dort“ ist nicht nur ein eindring-
lich erzählter Gesellschaftsroman, er
ist auf seine Art auch ein Thriller.
Tommy Oranges Projekt scheint
sich dabei am ehesten im Projekt des
jungen Filmemachers Dene Oxendene
zu spiegeln, und Dene ist es auch, der
den ungewöhnlichen Titel des Ro-
mans erklärt. „Dort gibt es kein Dort“,
hat Gertrude Stein geschrieben, Oak-
lands vielleicht berühmteste Tochter,
sie spielte damit auf die für immer ver-
lorenen Plätze ihrer Jugend an. „Dort
gibt es kein Dort“ gilt aber eben auch
für die Welt, die die Natives bewohnt
haben, noch bevor Amerika Amerika
war. „Krieg gegen den Terror seit
1492“ steht auf einem der Wagen zu le-
sen, die auf dem Parkplatz vor dem
großen Powwow abgestellt sind.
Tommy Oranges Geschichtenreigen
wäre schon kostbar, wenn er es bei
diesem Porträt einer Minderheit be-
ließe, die scheinbar nur noch als My-
thos existiert. „Dort Dort“ aber leistet
erheblich mehr: Das Buch wird zum
Roman über Glanz und Elend, Fluch
und Notwendigkeit, Konstruktion und
Verhängnis von Identität – und damit
zum Roman über eines der ganz gro-
ßen Themen einer Gegenwart, die ihre
schmerzhaft empfundene Leere allzu
gern mit einer oft höchstens erahnten
Vergangenheit füllt. Viele von Tommy
Oranges Figuren wissen tatsächlich
kaum etwas über ihre Herkunft, ande-
re kommen sich in der Tracht ihrer
Vorfahren komisch vor, können der
Zuschreibung von außen aber nicht
entrinnen. Als der junge Orvil Red
Feather vor Dene Oxendenes Kamera
tritt, erzählt er, wie seine drogensüch-
tige Mutter in der Küche zusammen-
brach und mit dem Notarzt auch ein
Typ vom Jugendamt kam: „Das war
ein alter Indianer, den ich danach nie
wiedergesehen habe. An dem Tag habe
ich zum ersten Mal überhaupt gehört,
dass wir Indianer sind. Er warf einen
Blick auf uns und wusste es.“
Das zentrale Motiv des Romans
sind übrigens Spiegel, sie kommen in
beinahe jedem Kapitel vor und werfen
alle nur verzerrte Bilder zurück: der
alte Spiegel des Großvaters ebenso
wie der Fernseher, in dem sich Tony
Loneman zum ersten Mal sieht. Na-
türlich ist der Fernseher dabei ausge-
schaltet. Und wie der Name Loneman
schon sagt: Jeden Menschen gibt es
nur einmal. So viel zur Identität.

TTommy Orange: „Dort Dort“. Aus
dem Englischen von Hannes Meyer.
Hanser Berlin, 287 S., 22 Euro

Krieg gegen den


Terror seit 1492


Gesellschaftsroman eines Stadtindianers: Tommy


Orange erzählt vom Glanz und Elend der Identität


VONWIELAND FREUND

Großstadtindianer gibt es wirklich:
Der Schriftsteller Tommy Orange

©
CHRISTOPHER THOMPSON/NYT/REDUX/LAIF

/LHCHRISTOPHER

„DER PAVILLON“
GRAPHIC NOVEL
VVVor wenigen Monaten wurde in Zü-or wenigen Monaten wurde in Zü-
rich sein letztes Gebäude als Mu-
seum wiedereröffnet. Lang stand der
PavillonLe Corbusiernahe dem See
leer und verwahrloste. Warum die
Galeristin Heidi Weber den Moder-
nisten 1960 anheuerte und wie der
Architekt den Auftrag instrumentali-
sierte, das hat Andreas Müller-Weiss
alles für seinen Krimi-Comic (Editi-
on Moderne, 29 Euro) recherchiert,
in dem ein Mord in Corbusiers Villa
an der Côte
d’Azur auch ei-
ne Rolle spielt.
Und Webers
Jahre schwe-
lender Rechts-
streit mit der
Stadt Zürich
um den Pavil-
lon wäre eine
Fortsetzung
wert. woe

„MARLBOROUGH MAN“
THRILLER
Es gibt unangenehmere Orte auf der
WWWelt als Neuseeland, um auf den ei-elt als Neuseeland, um auf den ei-
genen Tod zu warten. Nick Chester
hat den Blick auf den Marlborough
Sound, etwas Dunst, ganz viel gran-
diose Landschaft. Chester war in
England Polizist, bis er einen Gangs-
terboss einbuchtete, der ihn dann
mit dem Tod bedrohte. Mit Kind und
Frau ist er nun auf die andere Seite
der Welt geflohen. Hier könnte es
schön sein, wären da nicht die
dauernde Erdbe-
bengefahr, ein
Kinderschlächter
und noch andere
Schweinereien.
Alan Carters
Thriller (Suhr-
kamp, 14,95 Euro)
ist ein großarti-
ges Mordgebäude
aus ganz hartem
Stoff. elk

„LOVE?“
KLASSIK
Die „gefährliche Nebenbuhlerin“ war
eine ziemlich gute Komponistin. Ei-
ne Chance hatte Julia von Webenau
nicht gegen Clara Schumann. Robert
und Clara, das war eine musikalische
Symbiose. Eine Liebesgeschichte.
Robert und Julia war vielleicht ein
Techtelmechtel. Die Pianistin Yaara
Tal hat zu Claras 200. im September
tief ins verwinkelte Liebesnest der
Schumanns gegriffen: Claras Roman-
zen (Robert gewidmet), die Alt-
Rhapsodie des Clara-Verehrers
Brahms (Claras schöner Tochter Ju-
lie gewidmet), dessen Schumann-Va-
riationen und von Webenaus sehn-
suchtsvolles
„L’Adieu et le Re-
tour“ (Robert ge-
widmet, im Jahr
der Hochzeit mit
Clara). Auf jeden
Fall eine Liaison
wert. elk

SPOON
INDIE-ROCK
„Lass es wie einen Unfall aussehen“,
das ist in harten Krimis die hohe
Kunst des Beiseiteräumens. Die
Rock/Soul/Indie-Band Spoon aus
AAAustin lässt durchaus Sympathie fürustin lässt durchaus Sympathie für
die Methode erkennen: „All we need
now’s an accident / no one to blame /
no bullets spent“. Wen man da mög-
lichst ohne die Verschwendung kost-
barer Munition loswerden will, kann
sich jeder selbst ausdenken; die
Songs von Britt Daniel lassen lyrisch
gern Assoziationsraum. „Everything
Hits at Once“versammelt 13 Songs
aus zwei Jahrzehnten, die zeigen,
dass bei Spoon das gegenteilige Prin-
zip gilt: Im Kern
stehen Sponta-
neität, Ekstase
und Exzess,
doch die Parole
lautet „Lass es
wie Absicht aus-
sehen!“ rik
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