Die Welt am Sonntag - 18.08.2019

(lily) #1
Pula

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EN
IENIEN

UND
HERZEGO� HERZEGO� HERZEGO� HERZEGO�
WINA WINA WINA WINA

NGAR

Adria-
tisches
Meer
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EUROPAEUROPAEUROPAEUROPAEUROPAEUROPAEUROPAEUROPAEUROPA

Wenn man Rijeka mit einer einzigen
Anekdote beschreiben müsste, sollte
man am besten von der Sache mit den
antiken Mosaiken erzählen. Die Ge-
schichte geht so: Als die Römer über die
Hafenstadt an der nördlichen Adriaküs-
te herrschten, errichteten sie in Rijekas
Zentrum unter anderem eine Therme
und ein Forum mit kunstvollen, bunt
gemusterten Mosaikböden – genau
dort, wo in der heutigen Altstadt die
Maria-Himmelfahrt-Kirche mit ihrem
schiefen Glockenturm steht.

Diese Mosaiken sind schon zweimal
ausgegraben worden; das erste Malin
den 1960ern, als Rijeka Teil Jugosla-

wiens war. Die Begeisterung war groß,
das städtische Budget jedoch nicht, und
so schüttete man die Fundstelle wieder
zu. Beim zweiten Mal, 2009, rückte das
Kroatische Konservierungsinstitutan
und legte Mauern und Mosaiken in
monatelanger Handarbeit frei. Besu-
cher strömten herbei, Medien berichte-
ten. Doch dann wurde man sich über die
Präsentation der Fundstelle nicht einig.
Also deckten die Archäologen ihre
Ausgrabungen sorgsam ab und zogen
von dannen. So kommt es, dass die
Mosaiken heute wieder verschwunden
sind – sie schlummern unter einer De-
cke aus Asphalt.
Die Anekdote ist so bezeichnend,
weil Rijeka nicht reich an Geld oder Ka-
pital, dafür aber an Geschichte und Kul-
tur ist. Und weil seine Einwohner nicht
nur pragmatisch sind, sondern auch Hu-
mor haben – von den verbuddelten Mo-
saiken erzählen sie mit einem Grinsen.
Vor allem aber vermittelt die Episode
eine Ahnung davon, welch unerwartete
Schätze sich in den Straßen verstecken.
Rijeka wird zusammen mit dem iri-
schen Galway (siehe rechts) ab Februar
2020 ein Jahr lang „Europäische Kultur-
hauptstadt“ sein, unter dem Motto „Ha-

fen der Vielfalt“. Eine Auszeichnung, in
die man in der ehemaligen Industrie-
stadt große Hoffnungen setzt und für
die sich Kroatiens drittgrößte Stadt ein
Stück weit neu erfinden will. Noch ist es
aber nicht so weit. Rijeka verweilt in ei-
ner Schwebe, in der es, das lehren die
Mosaike, weniger das Offensichtliche
als das Verborgene und Geheimnisvolle
zu erkunden gilt: Wer hier unterwegs
ist, fühlt sich nach einer Weile wie auf
einem Abenteuerspielplatz. Guckt man
sich die Stadt heute an, ein halbes Jahr
vor Beginn des Kulturhauptstadtjahres,
ist man sicher, dass das Unfertige, Raue,
Gegensätzliche das eigentliche Motto
des Festjahres sein wird, denn unmög-
lich wird es Rijeka gelingen, sich inner-
halb weniger Monate ein perfektes, ge-
lecktes Antlitz zuzulegen. Worin wie-
derum der besondere Reiz liegt.

A


m besten beginnt man eine Tour
auf dem Korzo, der Haupt-
schlagader von Rijeka. Die ausla-
dende Fußgängerzone erstreckt sich pa-
rallel zur Kvarner Bucht. Rund vierein-
halb Jahrhunderte lang, bis zum Ende
des Ersten Weltkriegs, gehörte Rijeka –
damals St. Veit am Flaum oder Fiume

genannt – mit kurzen Unterbrechungen
zum Reich der Habsburger; unter ihnen
entwickelte es sich erst zur Rivalin Ve-
nedigs und später zur achtgrößten Ha-
fenstadt Europas. Im 19. Jahrhundert
schütteten die Rijeker dann Land auf,
300 Meter weit ins Meer hinein, um
Raum für ihre Metropole zu gewinnen.
Am Korzo schufen sie auf diese Weise
noch mehr Platz für repräsentative Pa-
läste. Wer heute auf der Flaniermeile
unterwegs ist, blickt zwar auf das Filia-
len-Einerlei der üblichen Bekleidungs-
ketten, aber diese sind immerhin einge-
bettet in prächtige Fassaden. Noch
schöner ist, dass Rijeka nicht nur ein ös-
terreichisches, sondern auch ein italie-
nisches Erbe hat, was zusammen eine
einzigartige Mischung ergibt – hier fin-
den sich nicht nur die kronleuchter-
schweren Kaffeehäuser, sondern auch
gute italienische Ristoranti und natür-
lich Konobas, typische kroatische Loka-
le mit Pasta-Spezialitäten wie Šurlice

lich Konobas, typische kroatische Loka-
le mit Pasta-Spezialitäten wie Šurlice

lich Konobas, typische kroatische Loka-

oder Pljukanci.
Auf den zweiten Blick offenbaren sich
weitere Besonderheiten. Wer Ende Mai
auf dem Korzo schlenderte, tat dies
unter Girlanden aus Regenbogenfähn-
chen – Dekoration für Smoqua, das jähr-

liche Festival der LGBT-Community.
Anderswo im erzkatholischen Kroatien
müssen Lesben und Schwule Anfein-
dungen fürchten; hier gehört ihnen ein
paar Tage lang die wichtigste Straße.
Rijeka gilt als liberalste Stadt des gan-
zen Landes; dank seines Hafens ist es
immer ein Ort gewesen, an dem ver-
schiedenste Nationalitäten, Religionen
und Sehnsüchte aufeinandertrafen.
Ganz davon zu schweigen, dass die
Stadt allein im 20. Jahrhundert sieben
Mal zu anderen Staaten gehörte oder
von fremden Mächten besetzt war, En-
de des Zweiten Weltkriegs auch von den
Deutschen.

D


iese Umbrüche haben sich tief
in die Stadt eingegraben – im
wahrsten Sinne. Nur wenige
Schritte entfernt von der barocken Ka-
thedrale des Heiligen Vitus, verborgen
hinter einer unscheinbaren Eisentür,
liegt der Eingang zum Rijeka-Tunnel.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, als
die Stadt Teil Italiens war, grub das Mi-
litär die 330 Meter lange Anlage quer
unter der Altstadt hindurch, von der Ka-
thedrale bis zur Grundschule Dolac. In
bis zu zehn Meter Tiefe suchten die Ein-

Abenteuerspielplatz


RIJEKA


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18.08.1918. AUGUST 2019WSBE-VP1


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62 REISEN WELT AM SONNTAG NR.33 18.AUGUST2019


Urlaub bei


Pferde-Uschi


Landbewohner freuen sich, wenn
Städter für ein paar Tage aufs Land
fffahren, um im Urlaub einmal Bauerahren, um im Urlaub einmal Bauer
zu spielen. Dann gibt es immer was
zu lachen. Beste Unterhaltung.
Neulich waren wir unterwegsauf
dem Land bei Pferde-Uschi. Vier
Erwachsene aus Berlin und Karls-
ruhe auf dem Drei-Seiten-Hof. In
4 8 Stunden bauten wir ein Weide-
tor. Kurvten mit dem Mähtraktor
um den Hof. Legten ein Gemüse-
beet mit dem Minibagger an. Zer-
hackten Brennnesseln für eine
Dünger-Brühe. Wir standen gegen
halb sechs in der Früh auf (geweckt
von trompetenden Kranichen am
Seeufer), schreckten aus dem Mit-
tagsnickerchen hoch (Feuerwehrsi-
renen-Probealarm immer samstags
kurz vor 14 Uhr). Abends zählten
wir unsere Blessuren und Schram-
men, Kratzer und Wehwehchen:
vom Augenhornhautriss (Dornen-
gestrüpp) bis zum blauen Daumen-
nagel (misslungener Hammer-
schlag). Brennnessel-Quaddeln an
den Knöcheln? „Land-Wellness“,
lacht Pferde-Uschi.
Mitmachbauernhöfe sind groß im
Trend. Auf Portalen wie Bauernhof-
urlaub.desowie Landreise.deoder
auch Landsichten.de/mitmachhof
kann man Tausende Höfefinden.
Dort darf man nach Herzenslust
Schweine füttern, Pferde striegeln,
Gras mit der Sense sicheln, Ställe
ausmisten oder auch Unkraut jäten.
Inzwischen gibt es sogar einen Stell-
platzführer nur für Bauernhöfe. Hier
darf gecampt werden – gegen Ge-
bühr. 675 Bauernhöfe machen mit.
Den Landwirten gefällt der Ar-
beitseifer der Urlauber, die dafür
auch noch zahlen. Auf dem Hof gibt
es immer was zu tun. Für das Recht,
die Mistgabel zu schwingen, Äpfel
für den Verkauf zu pflücken oder
Weidezäune zu reparieren, zahlt der
Gast – mit Übernachtung kostet das
durchschnittlich ab 50 Euro pro
Nacht, auch mal mit gemeinsamem
Frühstück in aller Herrgottsfrühe.
Wer will, bekommt – wie im
Schwarzwald – ein „Ferienbauern-
Diplom“ überreicht, sobald die Ernte
eingeholt ist.
Bei Pferde-Uschi gibt es zwar kei-
ne Urkunde, aber dafür hat sie prak-
tisches Wissen vermittelt, das kaum
ein Städter mehr kennt. So haben
wir gelernt, Johanniskraut auf den
Wiesen zu jäten, weil die Blüten für
Pferde giftig sind. Wir haben rote
Goji-Beeren gefunden, das gehypte
Superfood. Doch jeder Bauer fürch-
tet es unter dem Namen Gemeiner
Bocksdorn oder auch Teufelszwirn,
weil es wie Gestrüpp wuchert und
als Neophyt heimische Pflanzen ver-
drängt. „Hilft höchstens gegen Wür-
mer“, sagt Pferde-Uschi. KIRA HANSER

UNTERWEGS

VONKIRA HANSER

FUNDSTÜCK

Die fotogensten Strände: Der Waiki-
ki Beach in Honolulu ist 2019 der be-
liebteste Strand auf Instagram mit
730.800 Fotos. Auch ein deutscher
Sandstrand hat es in die weltweiten
Top Ten geschafft: Rang acht für
den Norderney-Strand mit 181.800
Fotos. Weitere Strandlieblingehier-
zulande: Timmendorfer Strand,
Juist, Hiddensee und die Lübecker
Bucht. Wer lieber einen Anti-Instag-
ram-Badeurlaub nötig hat, an dem
nicht alle Strandnachbarn posieren
und posten, dem sei der Strand auf
der friesischen Insel Minsener Oog
empfohlen. Sie ist unbewohnt. KIR

Quelle: TravelcircusQuelle: TravelcircusQuelle: TravelcircusQuelle: Travelcircus

Top � Instagram-Strände
in Deutschland

Timmendorfer
Strand

TimmendorferTimmendorferTimmendorferTimmendorferTimmendorferTimmendorfer
StrandStrandStrand

Lübecker BuchtHiddensee

Norderney StrandNorderney StrandNorderney StrandNorderney Strand

Juist

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1 8.AUGUST2019 WELT AM SONNTAG NR.33 REISEN 63


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S


obald der letzte Pub geschlos-
sen hat, trifft man sich in der
Galwayer Fußgängerzone zum
„Sing Along“. Dann tanzen, musizieren
und singen Tausende gemeinsam, Alt
und Jung, Einheimische und Gäste,
auch gern mal bis zum Morgengrauen.
Wenn Iren die Sommernächte durch-
feiern wollen, dann fahren sie nicht
nur an die Ostküste nach Dublin – son-
dern treffen sich auch an der West-
küste im Studentenstädt-
chen Galway. Hier wird der
Sommer zum irischen
Live-Act – mit Festivals,
mit Konzerten in Pubs,
Restaurants und Clubs und
draußen in den Straßen, in
den Parks und am Strand.

Spätestens seit dem Mil-
lionenerfolg der Folklore-
Pop-Coverversion Galway
Girl von Ed Sheeran und
seinem lustigen Musik-Vi-
deo von 2017, in dem er mit
umgeschnallter Stirnkame-
ra die Nacht in Galways
Pubs und Clubs durch-
macht, hat sich das auch bei
ausländischen Touristen
herumgesprochen. Das Küstenstädt-
chen mit Strandpromenade hat eine
lässige Gastro-, Club- und Kunstszene


  • und ist damit Boheme-Alternative zu
    Dublins Establishment geworden: wil-
    der, lockerer, unkonventioneller – und
    auch günstiger. Ein ausgesprochen ge-
    selliges 80.000-Einwohner-Städtchen,
    das mehr als nur einen Zwischenstopp
    wert ist auf dem Weg zu den nahe gele-
    genen Cliffs of Moher, der berühmtes-
    ten Steilküste Irlands.
    Galway heimst bereits ein Lob nach
    dem anderen ein: „Jugendlichste


Stadt“ dank zweier Universitäten – im-
merhin jeder vierte Einwohner ist Stu-
dent. „Freundlichste Stadt der Welt“,
gekürt vom US-Reisemagazin „Travel +
Leisure“. 2018 feierten Galway und die
gleichnamige Grafschaft sich als Euro-
päische Region der Gastronomie –
dank 350 Restaurants. 2019 wurde das
beste Restaurant Irlands bei den „Irish
Restaurant Awards“ gesucht – und
prompt in Galway gefunden: das erst

2014 eröffnete „Loam“; einen Michelin-
Stern hat es auch. Und nun wird Gal-
way auch noch mit dem Titel der Kul-
turhauptstadt 2020 gekrönt.
Dabei lohnt sich bereits in diesem
Jahr ein Besuch, um live mitzuerleben,
wie sich die Galwegiansschon jetzt für
2020 warmfeiern. Wie beim „Galway
Oyster Festival“ in der Innenstadt mit
Austern, Guinness und viel „Craic“ (iri-
sches Synonym für Spaß haben) sowie
Livemusik, Wettbewerben und der Kür
der bestgekleideten „Austernlady“.
1954 fand es zum ersten Mal mit genau

34 Gästen statt. Inzwischen ist es eines
der größten Austern-Festivals weltweit
(((www.galwayoysterfest.comwww.galwayoysterfest.com, 27. bis 29.
September).
Dank der überschaubaren Größe
lässt sich Galway gut zu Fuß erkunden.
Da ist zum Beispiel die historische
Fußgängerzone an der Shop Street mit
Straßenkünstlern und Pop-up-Restau-
rants, mit Wochenmärkten und Gale-
rien. Nicht weit entfernt ist Galways
Pub- und Restaurantviertel,
das Latin Quarter rund um
die Quay Street. Hier finden
sich die Sterne-Restaurants
„Loam“ und „Aniar“, in de-
nen – wie auch im Bio-Res-
taurant „Kai“ – nur regionale
Zutaten verwendet werden:
geräucherter Fisch und Fo-
rellenkaviar aus Connemara,
Fasan von Dromoland Castle,
Krabbe von der Westküste.
Traditionelle Fish & Chips
gibt es bei „McDonagh’s“.
Wer sich nicht entscheiden
kann, bucht einen dreistündi-
gen „Best Bites“-Abendspa-
ziergang durch mehrere Res-
taurants (ab 80 Euro, galway-
foodtours.com), bevor es auf
Pubtour geht.
Fast in jedem der mehr als
100 Pubs gibt es Live-Acts und Tanz-
bühnen. Tipp: Unbedingt auch mal ei-
nen irischen Cidre namens Blulmer’s
probieren, eine Art herb-süffigen Äp-
pelwoi. Die meisten Pubs schließen
zwar bereits um halb eins, doch besit-
zen immer mehr inzwischen eine „Late
Bar Licence“. Diese dürfen dann bis
zwei Uhr in der Früh geöffnet haben.
Danach geht die Party weiter in den
Clubs oder auf den Straßen Galways –
wie bei einem spontanen „Sing Along“.

Tvisitgalway.ie; galway2020.ie

Irlands Party-Spot


Galway wird 2020 ebenfalls Kulturhauptstadt. Gefeiert wird jetzt schon


VONCÉLINE LAUER

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VONKIRA HANSER

Pub an Pub: Die Quay Street in Galway

PICTURE ALLIANCE / ROBERTHARDING

/PROCIP

wohner hier Schutz vor den Bomben,
erst bei den Luftangriffen durch die Al-
liierten und 50 Jahre danach während
der Jugoslawienkriege.
Heute ist der Tunneleine Touristen-
attraktion und bei freiem Eintritt täg-
lich geöffnet von 10 bis 20 Uhr. Ein
Angebot, das auch Einheimische gern
annehmen; gerade in den sehr warmen
Sommern, denn unterirdisch liegen die
Temperaturen bei angenehmen 15 Grad.
Doch der Tunnel dient nicht nur zur
Abkühlung, sondern auch als öffent-
liche Feier-Location. Wer sich weit ge-
nug in die Unterwelt wagt, stößt auf die
Überbleibsel des letzten Konzerts:
Tische, Bänke und eine Bar aus Holz-
paletten. Was für eine Party-Kulisse!
Modrige, zerklüftete Felsen, Röhren-
lampen, Hipster-Möbel – und dazu
Wände mit den Original-Inschriften
„Riservato alle U.N.P.A.“ (Reserviert für
die Luftverteidigung).
Dieser Zusammenprall der Zeitläufte
macht den Charakter Rijekas aus – und
gibt die Richtung vor für seine Zukunft.
So sieht es Morana Matković, wenn sie
aus dem Fenster ihres Büros im zweiten
Stock einer stillgelegten Weinverarbei-
tungsfabrik schaut. „Man erfasst die
Geschichte der Stadt auf einen Blick“,
sagt sie. Und es stimmt: Wer vom Ufer
aus die Skyline betrachtet – noch besser
geht das von der Molo Longo aus, dem
1707 Meter langen Hafendamm –, der
liest in den Gebäuden wie in einer auf-
geblätterten Chronik: vorne die Prunk-
Paläste der K.-u.-k.-Epoche, weiter
hinten der brachiale, speerför-
mige Turm der Sankt-Ro-
muald-Kirche aus der
Zeit des Faschismus,
dann die sozialisti-
schen Plattenbau-
ten und schließlich,
an den Hängen des
Učka-Gebirges, die
Nachwende-Einfa-
milienhäuser.

V


ermutlich
ist es ganz
gut, dass
Morana Matković
diese Aussicht jeden
Tag vor Augen hat. Denn sie arbeitet da-
ran, der Stadt ein neues Gesicht zu ver-
leihen – ohne dabei Rijekas Identität zu
verändern. Die Kuratorin und Produ-
zentin gehört zum Kulturhauptstadt-
Team und will alten Industriebauten
neues Leben einhauchen, im Rahmen
des Projekts „Süßes und Salziges“;der
Name bezieht sich auf jenen Teil der
Stadt, wo der Fluss Rječina auf das Meer
trifft. Ein Herzensanliegen ist ihr die
alte Lagerhalle Exportdrvo, die gleich
um die Ecke liegt: „Ich versuche dort,
das Wesen der Stadt in einem einzigen
Gebäude zu erfassen.“ Wenn ihre Pläne
aufgehen, wird der schmutzig-graue
Koloss Galerie, Lounge, Kino, Klub und
Café in einem werden – und End-
haltestelle einer Seilrutsche, die sich
von der Burg von Trsat, die oberhalb der
Stadt thront, über die Schlucht des
Flusses spannt.
Solche Traumschlösser finden sich
hier entlang des Wassers überall: Alte
Fabriken für Tabak, Tee oder Torpedos,
rostige Krananlagen und überwucherte
Hallen mit zerbrochenen Scheiben, in
denen manchmal die Verheißungen ei-
nes besseren Morgen funkeln. Es sind
vergessene Orte, die darauf warten,
wachgeküsst zu werden wie die ehema-
lige Motorradfabrik und Gießerei, die
bereits das Museum of Modern and
Contemporary Art beherbergt. Auf
demselben Areal soll noch das „Chil-
dren’s House“ entstehen, daneben die
neue Stadtbibliothek. „Wir haben so
viel leeren Raum“, sagt Morana Matko-
vić. „Wir müssen nicht Neues bauen,
sondern Altes neu verwenden.“
Doch die Gebäude, die dafür auserko-
ren wurden, sind seit Jahrzehnten ver-
lassen. Wer von außen auf ihre porösen
Backsteinwände und löchrigen Dach-
stühle blickt, ahnt, welche Mammut-
Aufgabe die Stadt noch zu leisten hat –
und wie wichtig es ist, dass ihr dieser
Kraftakt gelingt. Rijeka hat seit dem
Mauerfall Zehntausende Arbeitsplätze
und ebenso viele Einwohner verloren;
heute wohnen hier noch 130.000 Men-
schen, insbesondere bei den jüngeren
ist die Erwerbslosigkeit groß. Erst vor
wenigen Monaten musste eine der letz-
ten beiden Werften ihre Tore schließen.
Der Titel „Kulturhauptstadt“ ist ein
Versprechen, eine Vision – und wohl
auch ein Risiko, das Rijeka eingeht.
Warum das so ist, zeigt das spektaku-
lärste Vorhaben: die Restaurierung der
„Galeb“, eines alten Fracht- und Mili-
tärschiffs, das als Yacht von Jugo-
slawiens Staatsgründer Josip Broz Tito
berühmt wurde. Genau wie Rijeka
wechselte die „Galeb“ im Laufe der
Geschichte mehrfach die Flagge; mitt-
lerweile gehört sie der Stadt und rostet
ebenfalls seit Jahrzehnten vor sich hin.
Die „Möwe“ – so lautet ihr Name auf
Deutsch – ist bis zur Restaurierung, die

für diesen Herbst vorgesehen ist, nur
von außen zu besichtigen, sie liegt im
Hafen vor Anker, direkt vor der Export-
drvo-Lagerhalle.
Bewacht wird die kommunistische
Antiquität von einem sehnigen, wort-
kargen Rentner. Früher kommandierte
er ein Rettungsschiff; heute hält er hier
einsam die Stellung. Was er den ganzen
Tag mache? „Das ist top secret.“ Dann
verrät er immerhin, dass fast alle Möbel
zur Restaurierung entfernt worden
sind. Die große Bar, die großzügige Pols-
terecke und die plüschigen Schlafzim-
mer im 50er-Jahre-Stil würden nach
dem aufwendigen Aufmöbeln zeigen, in
welchem Luxus Tito hier Gäste wie Eli-
zabeth Taylor, Sophia Loren oder
Queen Elizabeth II. empfangen hat.
Für die Kulturhauptstadt-Feierlich-
keiten soll das Schiff also zum
schwimmenden Museum umgebaut
werden, mit noch mehr Platz für Kunst
und Kultur. Genau hier, denkt man, liegt
das Risiko: Einerseits, weil sehr große
Summen – allein die Restaurierung der
„Galeb“ wird rund fünf Millionen Euro
kosten – in Projekte investiert werden,
von denen niemand weiß, ob sie Rijeka
noch weitertragen, wenn es seinen Titel
wieder abgegeben hat. Und anderer-
seits, weil dadurch ein Teil der Fas-
zination seiner geschichtsträchtigen
Orte und seines geheimnisvollen Aben-
teuerspielplatz-Charakters verloren
gehen dürfte.
Der ist wiederum essenziell für die
Stadt. Denn spätestens seit dem
Erfolg der Fantasy-Serie
„Game Of Thrones“, die
unter anderem in der
südkroatischen Ha-
fenstadt Dubrov-
nik gedreht wur-
de, haben Filme-
macher das Land
als ebenso güns-
tigen wie impo-
santen Drehort
entdeckt. So auch
Rijeka: Dort hatte
sich Ende Mai eine
Filmcrew in der ehe-
maligen Papierfabrik Zvir
verschanzt – sie bot die per-
fekte postapokalyptische Kulisse für ei-
ne Stephen-King-Verfilmung. Es ist ein
Dilemma: Als Kulturhauptstadt will sich
die Stadt herausputzen, gleichzeitig
darf sie ihren morbiden Charme nicht
ganz verlieren – schon allein weil das
Morbide eine zukunftsträchtige Ein-
nahmequelle ist. Die Rijeker nehmen
das auf Nachfrage allerdings gewohnt
humorvoll: Man solle sich nicht sorgen,
der Spagat werde gelingen, Ruinen gebe
es schließlich genug.

M


an muss sich auch in anderer
Hinsicht nicht sorgen, denn
diese Umgebung ist ein wun-
derbarer Nährboden für Neues. In den
alten Mauern sprießen Ateliers und Stu-
dios; die erste Etage der alten Weinfa-
brik, in der Morana Matković arbeitet,
dient zum Beispiel jungen Grafikdesig-
nern und Architekten als Quartier. In
Rijeka leben 20.000 Studenten und un-
gezählte Künstler, die ihren Heimatort
schon vor 2020 zu einer Kulturhaupt-
stadt werden lassen: Sie stellen ihre In-
stallationen in der Stadt auf, pflanzen
Gärten an, veranstalten Galerie-Rallyes.
Wer den offiziellen Start des Veranstal-
tungsreigens mit 450 Kultur-Events
nicht abwarten will, kann die kreative
Kraft bereits jetzt buchstäblich auf der
Straße finden: Etliche Straßenkünstler
haben auf Lagerhallen, Wohnhäusern
und Ruinen ihre Werke hinterlassen,
von kleinen Skulpturen bis hin zu groß-
flächigen Murals.
Am besten lässt man solch einen
Streifzug bei einer Tasse Kaffee am Ka-
zališni-Park ausklingen, mit Blick auf
die drei Jugendstil-Markthallen im
Westen und das Kroatische National-
theater im Osten. Dieser Flecken ist ein
Lieblingsort der Einheimischen, die es
nicht zu stören scheint, dass ab und an
ein Güterzug mitten durch die postkar-
tentaugliche Kulisse donnert.
Fast noch schöner ist aber, dass Bau-
arbeiter 1970 bei einer Renovierung des
Theaters unter den Stufen der Ein-
gangshalle eine fest verschlossene Me-
tallröhre fanden, die zur Eröffnung am


  1. Oktober 1885 dort deponiert worden
    war. Ihr Inhalt: eine Zeitung, Münzen,
    Baupläne und ein Plakat der ersten Vor-
    stellung – es wurde damals „Aida“ gege-
    ben. Die Einwohner freuten sich derma-
    ßen über diesen Gruß aus der Vergan-
    genheit, dass nun beschlossen wurde,
    bald eine neue Zeitkapsel zu vergraben.
    Mit etwas Glück gibt es in Rijeka also
    auch in 100 Jahren noch ein paar Ge-
    heimnisse zu entdecken.


TDie Teilnahme an der Reise wurde
unterstützt von Tourismusverband der
Region Kvarner. Unsere Standards der
Transparenz und journalistischen
Unabhängigkeit finden Sie unter
http://www.axelspringer.de/unabhaengigkeit

Reiches Erbe: Wandgemälde auf Ruinen in der
Altstadt von Rijeka, kommunistischer Glamour in
Titos ehemaliger Yacht „Galeb“, Fischstände
in der alten Jugendstil-Markthalle aus der österrei-
chisch-ungarischen Ära, und ein Tunnel aus dem
ZZZweiten Weltkrieg, der früher als Luftschutzraumweiten Weltkrieg, der früher als Luftschutzraum
diente und heute eine coole Party-Location ist
(((von links)von links)

Kroatiens drittgrößter Ort wird


kommendes Jahr eine der beiden


Kulturhauptstädte Europas.


Die Millionen, die jetzt fließen,


reichen zum Glück nicht,


um den Charme des Morbiden und


Unfertigen wegzurenovieren


W


WIE KOMMT MAN HIN?
Etwa mit Eurowings (eurowings.
com) oder mit Ryanair (ryanair.
com) nonstop nach Rijeka.
Von München fährt ein direkter
Nachtzug, ansonsten müssen
Bahnfahrer mindestens zweimal
umsteigen (bahn.de).

WO WOHNT MAN GUT?
„Grand Hotel Bonavia“, oben
mit Ausblick, DZ ab 128 Euro
(plavalaguna.com/en/hotels/
bonavia). „Botel Marina Rijeka“,
Hotelschiff, DZ ab 51 Euro
(botel-marina.com/de/). „Hotel
Jadran“, direkt am Meer, DZ
ab 102 Euro (jadran-hoteli.hr/
jadran-de).

WEITERE INFOS
Tourismusverband Rijeka:
http://www.visitrijeka.eu/de/; Kultur-
hauptstadt: http://www.rijeka2020.eu/
en/ (auf englisch). Region:
http://www.kvarner.hr/deu/tourismus

Tipps und Informationen

G
ETTY IMAGES/JADRANKO; STRINGER/AFP/GETTY IMAGES; GERD KRAUSKOPF; CÉLINE LAAUER (2)

Geschichte in Schichten: Am
Hafen hat Rijeka ein Antlitz
aus K.-u.-k.-Zeiten, dahinter
ziehen sich Häuser aus
italienischer und jugoslawi-
scher Zeit die Hänge hinauf

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