Die Welt - 09.08.2019

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DIE WELT FREITAG,9.AUGUST2019 POLITIK 5


Zwar sind Ausländer bei schweren


Gewalttaten in Deutschland stark


überrepräsentiert. Doch nur sehr


selten handelt es sich um in anderen


Ländern gemeldete Täter. Das zeigt


eine BKA-Auswertung


Gedenken an den ermordeten Achtjährigen im Frankfurter Bahnhof

REUTERS

/RALPH ORLOWSKI

Bluttat in Frankfurt sprechen, wie sie
Seehoferauch in den Tagen nach dem
Mord vorschlug.
Der Bundesinnenminister möchte
dennoch künftig verstärkt vom Instru-
ment der Schleierfahndungund von
anlassbezogenen, zeitlich befristeten
Kontrollen auch unmittelbar an der
Grenze Gebrauch machen. Wie er sein
Ministerium vier Tage nach der Tat
mitteilen ließ, sollen auch „temporäre
Kontrollen des grenzüberschreiten-
den Verkehrs durch die Bundespoli-
zei“, einen „Beitrag zur Verhinderung
der illegalen Migration und der Be-
kämpfung grenzüberschreitender Kri-
minalität“ leisten. Diese Art der
Schleierfahndung könne auch „zeit-
weise in unmittelbarer Grenznähe er-
fffolgen“. Stationäre Grenzkontrollen,olgen“. Stationäre Grenzkontrollen,
wie es sie derzeit punktuell an der
deutsch-österreichischen Grenze gibt,
seien nicht geplant.
Dem Innenminister ist es wichtig zu
betonen, dass diese angekündigten
Maßnahmen der Bundespolizei „nicht
in unmittelbarem Zusammenhang mit
den tragischen Ereignissen am Frank-
furter Hauptbahnhof stehen“. Vielmehr
sei der Hintergrund, dass die Grenzen
wegen rund 43.000 festgestellter uner-
laubter Einreisen im vergangenen Jahr
„stärker in den Blick“ genommen wer-
den müssten. Schon am Tag nach der
Tat betonte Seehofer, dass es sich bei
diesen 43.000 nur um das „Hellfeld“ der
unerlaubten Einreisen handele; die tat-
sächliche Zahl liege wahrscheinlich
deutlich höher.
Insgesamt gibt es einen großen
Handlungsbedarf bei der Bekämpfung
der Ausländerkriminalität. Die aktuelle
PKS weist zu allen registrierten Strafta-
ten rund 1,9 Millionen ermittelte Tat-
verdächtige auf, darunter waren 30,
Prozent Ausländer (ohne unerlaubte
Einreise und andere Delikte, die nur
Ausländer begehen können). Dazu zäh-
len nur Personen ohne deutschen Pass.
Doppelstaatler und andere eingebürger-
te Migranten zählen zu den Deutschen.

N


ach dem Mord an einem
Achtjährigen am Frank-
furter Hauptbahnhof kün-
digten Politiker bis hin zu
Bundesinnenminister
Horst Seehofer (CSU) an: Man werde
überlegen, wie solche Tatenverhindert
werden könnten. Hierzu werden vor al-
lem allgemeine Sicherheitsmaßnahmen
wie eine stärkere Überwachung der
Bahnhöfe, aber auch höhere Einreise-
hürden für Ausländer diskutiert.

VON MARCEL LEUBECHER
AUS FRANKFURT

Weil es sich bei dem mutmaßlichen
Mörder um einen Eritreer handelt, der
in der Schweizmit einem Haftbefehl ge-
sucht wurde, läge eine mögliche Konse-
quenz auf der Hand: Die Bundesrepu-
blik könnte allen Ausländern die Einrei-
se verweigern, nach denen ein anderer
Staat fahndet. Falls man zu solch einer
Lösung kommen wollte, müssten ers-
tens die Schengenstaaten ihre Fahndun-
gen allen anderen Staaten mitteilen.
Dies ist derzeit nicht der Fall.
AAAuch von der Schweizer Fahndunguch von der Schweizer Fahndung
nach dem Eritreer wusste die deut-
sche Seite nichts – weswegen die Bun-
despolizisten den späteren mutmaßli-
chen Mörder nicht einmal hätten fest-
halten können, wenn er ihnen bei ei-
ner der sporadischen Personenkon-
trollen im Grenzraumin die Arme ge-
laufen wäre. Deswegen sagte der Prä-
sident der Bundespolizei, Dieter Ro-
mann: „Wenn eine Fahndungnach ihm
vorher kommuniziert worden wäre
oder in internationalen Systemen ein-
gespeichert worden wäre und er wäre
kontrolliert worden, hätten wir ihn
bekommen. Aber das ist doppelte Hy-
pothese. Es ist so, wie es ist.“
Zweitens bedürfte es regulärer
Grenzkontrollen, um die Einreisever-
weigerung überhaupt umsetzen zu kön-
nen. Je intensiver diese Kontrollen aus-
fielen, desto wahrscheinlicher würde es,
dass Täter wie der vom Frankfurter
Hauptbahnhof erwischt würden. In der
Sicherheitsdebatte nach dem Mord
wurde bislang aber nicht thematisiert,
wie häufig überhaupt in Deutschland
Tötungsdelikte von im Ausland leben-
den Tätern begangen werden.
Eine WELT vorliegende Sonderaus-
wertung des Bundeskriminalamtes
(BKA) zeigt: Ihr Anteil an diesen Taten
ist sehr gering. Nur 2,1 Prozent der
2 018 zu Mord und Totschlag ermittel-
ten tatverdächtigen Ausländer, näm-
lich 58, hatten demnach zum Tatzeit-
punkt ihren Wohnsitz außerhalb des
Bundesgebiets.
Die Zahlen im Detail: Insgesamt wur-
den im vergangenen Jahr 2471 Fälle der
schwersten Deliktgruppe Mord und
Totschlag (inklusive 15 Fälle von Tötung
auf Verlangen) erfasst. Darunter wur-
den 22 Prozent vollendet; meist blieb es
also beim Versuch. Die Aufklärungsquo-
te lag bei 96 Prozent. Zu den insgesamt
2374 aufgeklärten – also von der Polizei
zu Ende ermittelten und an die Staats-
anwaltschaft übergebenen – Fällen wur-
den 2823 Tatverdächtige ermittelt. Da-
runter hatten 43 Prozent (1214) keinen
deutschen Pass. Unter diesen mehr als
1200 Tatverdächtigen hatten 92,4 Pro-
zent einen Wohnsitz im Bundesgebiet;
weitere vier Prozent waren ebenfalls in
Deutschland gemeldet, aber ohne festen
Wohnsitz. Neben den schon genannten
2,1 Prozent der Tatverdächtigen mit ei-
nem Wohnsitz im Ausland war schließ-
lich bei weiteren rund zwei Prozent der
Wohnsitz unbekannt.
Die BKA-Sonderauswertung erlaubt
auch einen Blick in die Zeit vor Inkraft-
treten des Schengenabkommens 1995,
als an den Grenzen noch stationär kon-
trolliert wurde. Im Jahr 1994 waren
demnach ebenfalls 58 zu Mord und
Totschlag ermittelte tatverdächtige
Ausländer in einem anderen Staat ge-
meldet, exakt genauso viele wie 2018.
Hierzu ist anzumerken, dass das BKA
beim Vergleich von Tatverdächtigen-
zahlen aktueller Jahrgänge mit jenen
vor 2009 zur Vorsicht mahnt, weil in
dem Jahr eine Erfassungsumstellung
stattgefunden habe.
Seither werden Personen, die in
mehreren Bundesländern auffällig
wurden, nicht mehrfach, sondern nur
als ein Tatverdächtiger ausgewiesen.
Allerdings dürfte diese Umstellung das
Ergebnis nur unwesentlich verzerren:
Im Jahr der Umstellung listete das BKA
in der Polizeilichen Kriminalstatistik
(PKS) nämlich die Tatverdächtigen
nach beiden Zählweisen. Demnach
wurden damals insgesamt 2.187.217 Tat-
verdächtige nach neuer Zählweise er-
mittelt und nur wenig mehr (2.250.339)
nach alter Zählweise.
AAAbgesehen von diesen Details lässt
sich sagen, dass der Anteil von im Aus-
land lebenden Personen an Tötungs-
delikten in Deutschland zu Zeiten der
bewachten Grenzen wie auch heute
marginal war und ist. Das würde für
eine zurückhaltende Reaktion auf die

Vor allem bei den Tötungsdelikten ist
der Anteil von ausländischen Tätern ex-
trem hoch (43 Prozent).
Das ist aber kein Zustand, der auf die
schwarz-rote Zuwanderungspolitik der
vergangenen Jahre zurückzuführen ist.
Die extreme Überrepräsentanz von
Ausländern in der Kriminalitätsstatis-
tik wurde dadurch nur verschärft. So
war in der zweiten Hälfte der Nuller-
jahre die Asylzuwanderung relativ ge-
ring. In den Jahren 2005 bis 2010 gab es
jährlich zwischen 28.000 und 49.
Anträge (2019 waren es bislang bereits
mehr als 100.000).
2010 stellten aber „Nichtdeutsche bei
Mord und Totschlag drei von zehn Tat-
verdächtigen“, wie das BKA damals im
Jahrbuch zur PKS schrieb. Zu beachten
sei dabei, „dass sich die nichtdeutsche
Wohnbevölkerung immer noch zu ei-
nem größeren Teil aus – unter demogra-
phischen Gesichtspunkten relativ stär-
ker kriminalitätsbelasteten – jüngeren
Männern unter vierzig zusammensetzt
als die deutsche Wohnbevölkerung. Fer-
ner dürfte auch die besondere, konflikt-
trächtige Lebenslage in der Fremde,
insbesondere auch in sozialstrukturel-
ler Hinsicht, bedeutsam sein.“
WWWeil damals die Kriminalitätsbelas-eil damals die Kriminalitätsbelas-
tung nach Aufenthaltsstatus noch an-
ders als heute erhoben wurde, schrieb
das BKA im Jahrbuch zur PKS 2010:
„Die Restgruppe der ,Sonstigen‘, sie
setzt sich vor allem aus nicht aner-
kannten Asylbewerbern mit Duldung,
Flüchtlingen, Besuchern und erwerbs-
losen Personen zusammen, weist bei
Mord (61 Prozent) und Totschlag
(64,7) mit mehr als der Hälfte den
höchsten Anteil der nichtdeutschen
Tatverdächtigen auf. Die Gruppe der
Asylbewerber stellt bei Mord und Tot-
schlag einen Anteil von weniger als ei-
nem Zehntel (7,2 Prozent) an den
nichtdeutschen Tatverdächtigen.“
Demnach waren 2010 „vor allem Tat-
verdächtige mit türkischer Staatsan-
gehörigkeit bei den vorsätzlichen Tö-
tungen überdurchschnittlich vertre-

ten“ (bei Mord 32,7 Prozent aller nicht
deutschen Tatverdächtigen).
Heute steht seit dem starken Anstieg
der Asylzuwanderung die Gruppe der an-
geblich und tatsächlich Schutzsuchen-
den besonders im Fokus. Deshalb wird
seither in der Kriminalstatistik eine Un-
terkategorie „Zuwanderer“ ausgewiesen.
In der aktuellen PKS sind darin enthal-
ten: Asylbewerber, Schutzberechtigte,
Geduldete, unerlaubt Aufhältige sowie
die wenigen Kontingentflüchtlinge.
165.769 aller zu Straftaten ermittel-
ten Tatverdächtigen gehörten im Jahr
2018 zu dieser Gruppe. Das waren 8,
Prozent. Um einen Vergleich mit der
übrigen Bevölkerung zu ermöglichen,
werden Straftaten wie die illegale Ein-
reise, die nur Ausländer begehen kön-
nen, in diesen Angaben nicht berück-
sichtigt. Bei den Delikten Mord und
Totschlag waren es sogar 18,6 Prozent.
Damit sind sie deutlich stärker unter
den Tatverdächtigen vertreten, als es
ihrem Bevölkerungsanteil entspricht.
Laut Statistiken des Bundesinnenmi-
nisteriums machte der als Zuwanderer
definierte Personenkreis Ende 2018
rund zwei Prozent der Gesamtbevölke-
rung in Deutschland aus. Den größten
Anteil an den tatverdächtigen Zuwan-
derern stellen laut dem Lagebild „Kri-
minalität im Kontext der Zuwande-
rung“ des BKA, wie schon im Jahr 2017,
Personen aus den Hauptherkunftsstaa-
ten von Asylsuchenden: Syrien, Afgha-
nistan und dem Irak.
Kriminologen weisen bei Vergleichen
der Straffälligkeit von Deutschen und
Ausländern immer wieder auf wichtige
Merkmale der verschiedenen Gruppen
hin, etwa das junge Männer statistisch
besonders häufig kriminell werden. Die-
se Gruppe ist unter den Ausländern und
besonders bei den Asylzuwanderern
überrepräsentiert.
Häufig wird kritisiert, dass einige Po-
litiker und Journalisten mit solchen kri-
minologischen Erklärungen die hohe
Ausländerkriminalität verharmlosen.
Tatsächlich könnten diese Zusammen-
hänge auch dazu motivieren, künftig
vor allem Ausländer mit deutlich niedri-
gerem Kriminalitätsrisiko als bisher zu-
wandern zu lassen.
Aus der Sicherheitsperspektive stel-
len etwa die rund 37.000 zugewander-
ten Japaner einen Idealfall dar. Von ih-
nen war kein einziger im Jahr 2018 we-
gen Mordes, Totschlags oder einer
sonstigen Straftat gegen das Leben tat-
verdächtig. Unter den 72.000 Eritreern
in Deutschland wurden im vergangenen
Jahr 25 und unter den 257.000 Afghanen
114 zu einer solchen Straftat als Tatver-
dächtige ermittelt. An diesen absoluten
Zahlen ist aber auch deutlich zu erken-
nen: Nur ein Bruchteil der Zuwanderer
aller Gruppen begeht solche schweren
Straftaten.
In einem allgemeinen Sinne ist jeder
Mord nicht nur deswegen ein Einzelfall,
weil jedes Opfer nur einmal ermordet
werden kann und ein unverwechselba-
rer Mensch war. Sondern auch, weil je-
der Täter eine Person ist, die sich nicht
in der Summe ihrer Kollektividentitä-
ten – wie Geschlecht, Berufsgruppe
oder Nationalität – erschöpft. Politisch
ist es dennoch erforderlich, statistische
Auffälligkeiten zu erkennen, um ent-
sprechend reagieren zu können.

Frankfurt


und die Frage


nach dem


Grenzschutz


I


m Senegal ist es noch früh am Mor-
gen, als Charles M. Huber an sein Te-
lefon geht. Der ehemalige Bundes-
tagsabgeordnete und TV-Schauspieler
freut sich über die „deutsche Pünktlich-
keit“, wird dann aber ernst. Im Ge-
spräch soll es um seinen Entschluss ge-
hen, aus der CDU auszutreten. Das gab
der 62-Jährige am Mittwoch auf Face-
book bekannt.

VON CARLA BAUM

Als Grund nannte er den Umgang
seines Parteifreundes Günter Nooke,
des Afrika-Beauftragten der Bundesre-
gierung, mit den Äußerungen des
Schalke-Aufsichtsratschefs Clemens
Tönnies. Tönnies hatte Steuererhö-
hungen im Kampf gegen den Klima-
wandel kritisiert. Stattdessen solle
man lieber jährlich 20 Kraftwerke in
Afrika finanzieren. „Dann würden die
Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen,
und sie hören auf, wenn‘s dunkel ist,
Kinder zu produzieren“, sagte er. Noo-
ke hatte die Wortwahl verurteilt, die
„von Tönnies angesprochenen Proble-
me“ aber als „real“ bezeichnet.
Für Huber, Sohn einer bayerischen
Mutter und eines senegalesischen Va-
ters, war damit eine rote Linie über-
schritten.

WELT:Herr Huber, am Mittwoch ga-
ben Sie bekannt, Ihre Partei zu verlas-
sen. Warum?
CHARLES M. HUBER:Es sind schwieri-
ge Zeiten für den gesellschaftlichen
Frieden. In Deutschland herrscht ein
gefährliches Klima, die AfD wird stär-
ker, in politischen Diskussionen geht es
scheinbar nur noch um das Thema
Flüchtlinge. In einem solchen Umfeld
ist in der politischen Kommunikation
besonderes Feingefühl gefragt. Und was
tut Herr Nooke? Gibt Flankenschutz für
eine diskriminierende, rassistische Äu-
ßerung. Das hat weder mit einer Politik
auf Augenhöhe mit Afrika noch mit den
Prinzipien einer christlichen, werteori-
entierten Partei zu tun.

Da hat es Ihnen gereicht – eine Ent-
scheidung aus dem Affekt heraus?
Nein, es war keine Kurzschlussreaktion.
Für mich ist eine Grenze überschritten
worden. Wenn Rassismus von meiner
Partei nicht bekämpft wird, dann kündi-
ge ich diese Partnerschaft.

Sie sagen, die CDU tut insgesamt zu
wenig gegen Rassismus?
Die CDU lässt Rassismus zu, das kann
ich nicht weiter hinnehmen. Er wird in
Deutschland gehegt und gepflegt. Man
konserviert sich ein rassistisches Klima
wie ein altes Autowrack. Ab und zu hört
man mal in einer Regierungserklärung,
dass alle Menschen gleich sind, egal,
welche Hautfarbe sie haben. Aber das
reicht nicht. Und die Kanzlerin leistet
sich einen Afrika-Beauftragten, der in
Bezug auf Afrika überhaupt noch nie
positiv in Erscheinung getreten ist.

Man kann Ihre Austrittsentscheidung
also als Protest gegen Rassismus in
Deutschland verstehen. Sehen Sie
hier ein strukturelles Problem?
Aber natürlich. Rassismus ist nicht ex-
klusiv deutsch, es gibt ihn überall auf
der Welt. Was hingegen sehr deutsch
ist: die Beschwichtigung nach solchen
Äußerungen. Nehmen Sie die Diskussi-
on über das N-Wort. Da treten allerlei
sogenannte Experten auf, natürlich alle

weiß, und erklären mir, warum das N-
Wort nicht beleidigend gemeint ist. Die
Erfahrungswelt von Schwarzen wird in
Deutschland komplett negiert. Und
schlimmer noch: Sie werden bestraft,
wenn Sie über Rassismus reden, Rassis-
mus als solchen benennen. Ich habe es
immer als meine Aufgabe verstanden,
dem entgegenzuwirken, meine expo-
nierte Position als Politiker und Schau-
spieler zu nutzen, um darauf aufmerk-
sam zu machen.

Dann wäre es doch gerade jetzt wich-
tig, dass Sie politisch aktiv bleiben
und nicht aus der Partei austreten,
oder?
Ich bin nicht mehr Mitglied des Bun-
destags, habe keine politische Stimme
mehr. Ich kann auch nicht immer die
Presse anrufen. Jahrelang habe ich die
Afrika-Politik mitgestaltet, bin in der
konservativsten Ecke meines Wahl-
kreises mit den meisten Stimmen ge-
wählt worden. Jetzt sehe ich mein
Wirken hier im Senegal, im Kleinen,
wenn Sie so wollen. Ich habe eine
Schule gegründet. Vor drei Tagen kam
ein junger Mann aus Burkina Faso zu
mir, der keine Schuhe mehr hatte, ich
konnte ihm helfen. Das befriedigt
mich menschlich, auch wenn sich da
kein großes Rad dreht.

Sie sind 2018 in den Senegal ausge-
wandert. Gab es konkrete Erfahrun-
gen in Deutschland, die Sie zu diesem
Schritt bewogen haben?
Jeder Schwarze, der in Deutschland
lebt, wird es Ihnen sagen: Das Klima im
Land hat sich verändert. Vor allem seit
der Flüchtlingskrise 2015. In der öffent-
lichen Wahrnehmung ist dadurch jeder
zum Flüchtling geworden – auch die,
die wie ich in Deutschland geboren wur-
den, auch die gut Integrierten. Für sie
ist es seither viel schlimmer geworden:
Sie haben keine Heimat außer Deutsch-
land. Aber dort werden sie nicht mehr
als heimisch anerkannt.

Fühlen Sie sich im Senegal jetzt eher
zu Hause als in Deutschland?
Ein Großteil meiner Freunde und Fa-
milie ist noch in Deutschland, meine
Mutter, meine Großmutter. Ich war
mit einer Deutschen verheiratet, habe
vier Kinder mit ihr. Ich vermisse mei-
nen Leberkäs‘ und meine Schweins-
würstl (lacht). Es gibt unglaublich viel
Gutes in Deutschland – und dass ich
mich in dieser Sache gemeldet habe,
zeigt ja, dass ich das Land nicht aufge-
ben will. Aber ich sehe auch hier vor
Ort gerade viel Positives: Das Land ent-
wickelt sich, in manchen Ecken Dakars
sieht es heute so ähnlich aus wie in
London. Je weiter es in Afrika nach
oben geht, desto skeptischer wird auch
hier auf Deutschland geblickt.

Inwiefern?
Glauben Sie mal nicht, dass solche Äu-
ßerungen wie die von Tönnies hier nicht
ankommen. Das wird sehr genau beob-
achtet. Der Nimbus der relativen kolo-
nialen Unbeflecktheit Deutschlands ist
aufgebraucht. Auch wenn man dies
deutschen Politikern nicht direkt ins
Gesicht sagt. Afrikaner, aber auch US-
Amerikaner sprechen mich heute darauf
an, was eigentlich in Deutschland
schiefläuft in Bezug auf Rassismus. Das
einzige Mittel, dieser Wahrnehmung et-
was entgegenzusetzen, ist, Rassismus
als Problem zu erkennen. Und das
Schweigen darüber zu brechen.

„Die CDU lässt Rassismus zu“


Der ehemalige Abgeordnete Charles M. Huber


erklärt die Gründe seines Parteiaustritts


VVVon 2013 bis 2017 war Charles M. Huber Mitglied des Bundestagson 2013 bis 2017 war Charles M. Huber Mitglied des Bundestags

DPA/JÖRG CARSTENSEN

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Tat betonte Seehofer, dass es sich bei
diesen 43.000 nur um das „Hellfeld“ derdiesen 43.000 nur um das „Hellfeld“ derNews"

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wegen rund 43.000 festgestellter uner-

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wegen rund 43.000 festgestellter uner-
laubter Einreisen im vergangenen Jahr

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laubter Einreisen im vergangenen Jahr
„stärker in den Blick“ genommen wer-

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„stärker in den Blick“ genommen wer-
den müssten. Schon am Tag nach der

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den müssten. Schon am Tag nach der
Tat betonte Seehofer, dass es sich bei

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Tat betonte Seehofer, dass es sich bei
diesen 43.000 nur um das „Hellfeld“ der

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diesen 43.000 nur um das „Hellfeld“ der
unerlaubten Einreisen handele; die tat-

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unerlaubten Einreisen handele; die tat-
sächliche Zahl liege wahrscheinlich

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sächliche Zahl liege wahrscheinlich
deutlich höher.

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deutlich höher.
Insgesamt gibt es einen großen

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Insgesamt gibt es einen großen
Handlungsbedarf bei der Bekämpfung

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Handlungsbedarf bei der Bekämpfung

nach beiden Zählweisen. Demnach

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nach beiden Zählweisen. Demnach
wurden damals insgesamt 2.187.217 Tat-

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wurden damals insgesamt 2.187.217 Tat-
verdächtige nach neuer Zählweise er-

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mittelt und nur wenig mehr (2.250.339)

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bgesehen von diesen Details lässt
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ich sagen, dass der Anteil von im Aus-
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