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6 POLITIK *DIE WELT FREITAG,9.AUGUST
A
n berechtigter Kritik an-
lässlich der rassistischen
Afrika-Aussagen von Schal-
kes Aufsichtsratschef Cle-
mens Tönnies mangelte es
nicht. Im hemdsärmeligen Kolonialstil
hatte der Fußballboss des Erstligisten
den Bau von 20 Kraftwerken in Afrika
anstelle von Steuererhöhungen im
Kampf gegen den Klimawandel empfoh-
len. „Dann würden die Afrikaner aufhö-
ren, Bäume zu fällen, und sie hören auf,
wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzie-
ren“, sagte er. Der Ehrenrat des Vereins
erkannte in seiner wenig ehrenwerten
Aufarbeitung des Falls keinen Rassis-
mus, immerhin lässt Tönnies sein Amt
nun freiwillig für drei Monate ruhen.
VON CHRISTIAN PUTSCH
AUS KAPSTADT
In die Empörung mischte sich in
den vergangenen Tagen aber auch so
manche Stimme, die zwar die Wort-
wahl heftig kritisierte, aber eine Dis-
kussion der von Tönnies so beleidi-
gend formulierten Aspekte des Bevöl-
kerungswachstums und schwinden-
den Regenwalds anregte. So bezeich-
nete der Afrikabeauftragte der Bun-
deskanzlerin Angela Merkel, Günter
Nooke (CDU), beide Probleme gegen-
über dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland als „real“. Darüber müsse
„gesprochen und gegebenenfalls kon-
trovers diskutiert werden“. Diesem
AAAufruf folgen wir gerne.ufruf folgen wir gerne.
1 .Das Bevölkerungswachstum wird
abflachen – aber zu spät.Fakt ist,
dass Afrika die letzte Region der Welt
mit enorm hohem Bevölkerungs-
wachstum ist – jährlich sind es 2,
Prozent. Asien und Lateinamerika fol-
gen mit rund einem Prozent deutlich
dahinter. Eine Frau in Afrika bekommt
im Schnitt 4,8 Kinder, das Bevölke-
rungswachstum sinkt, aber langsam –
im Jahr 2006 lag der Durchschnitt
noch bei 5,48. Volkswirtschaftlich sind
die vielen Minderjährigen derzeit eine
Belastung, der Staat muss für Gesund-
heitsversorgung und Bildung aufkom-
men, sie tragen aber nicht zum Brut-
toinlandsprodukt bei. Der südafrika-
nische Wissenschaftler Jakkie Cilliers
hat auf Basis der vorhandenen Prog-
nosen errechnet, dass der Wert erst
im Jahr 2054 auf unter 2,8 gefallen
sein wird. Erst dann sei das Verhältnis
zwischen der Bevölkerung im arbeits-
fffähigen und nichtarbeitsfähigen Alterähigen und nichtarbeitsfähigen Alter
fffür rund 20 Jahre ideal. Ökonomenür rund 20 Jahre ideal. Ökonomen
sprechen davon, dass dann die „demo-
grafische Dividende“ eingefahren wer-
den könnte.
- Wirtschaftswachstum ist ein wich-
tiger Faktor zur Reduzierung der Ge-
burtenrate – aber nicht der einzige.
Viele afrikanische Länder erlebten be-
achtliche, teilweise zweistellige Wachs-
tumsraten zwischen den Jahren 2002
und 2007. Die Geburtenraten sanken
während dieser Boomjahre dennoch
nicht annähernd so rasch wie bei voran-
gegangenen vergleichbaren Wachstums-
perioden in Asien. Wenn sich erstmals
wie in weiten Teilen Afrikas die gesund-
heitliche Versorgung und damit die Le-
benserwartung verbessert, steigt das Be-
völkerungswachstum zunächst, bevor es
in einer weiteren Wohlstandsphase
dann abflacht. Zudem wird das Wachs-
tum in Afrika oft in der Rohstoffbranche
generiert. Sie schafft vergleichsweise
wenig Arbeitsplätze, die Einnahmen
kommen nur einer kleinen Elite zugute.
Der individuelle Wohlstand hat sich
nicht im gleichen Maße wie in Asien er-
höht, Rentensysteme bleiben ohnehin
die Ausnahme. So trifft man bei Recher-
chen in Afrika weiterhin regelmäßig auf
Menschen, die eine große Zahl von Kin-
dern auch als Altersvorsorge betrachten.
3. Es gibt weiterhin zu viele rück-
wärtsgewandte Politiker. Gleich meh-
rere Lenker großer afrikanischer Län-
der fielen in jüngerer Vergangenheit bei
Staatsbesuchen in Deutschland mit er-
staunlichen Aussagen zu ihrem Frauen-
bild auf, die vor allem in eine Richtung
wiesen: Frauen sollen Kinder bekom-
men. „Sie gehört in meine Küche, mein
Wohnzimmer und das andere Zimmer“,
sagte Nigerias Präsident Muhammadu
Buhari über seine Frau Aisha. Und
Ugandas Präsident Yoweri Museveni
gab zu Protokoll: „Das Familienober-
haupt geht niemals in die Küche.“ Mu-
seveni hatte lange Bevölkerungswachs-
tum als Motor für Ugandas wirtschaftli-
chen Aufschwung gepriesen. Davon ist
er inzwischen abgewichen, dafür wählte
Tansanias Präsident John Magufuli erst
vor wenigen Wochen die gleiche Argu-
mentation: „Setzt eure Eierstöcke frei“,
sagte er bei einer Kundgebung.
4. Ein noch größeres Problem als die
Politiker sind die Religionsführer.
Während Politiker wie Magufuli die
Schlagzeilen beherrschen, gibt es auch
besonnenere Kollegen. Die meisten Re-
gierungen hätten die Bedeutung sinken-
der Geburtenraten für den Fortschritt
ihres Landes erkannt, sagte Fatima Sy
von der Ouagadougou Partnership, im
Januar in einem WELT-Interview. Die
damalige Koordinatorin des Zusam-
menschlusses von neun westafrikani-
schen Regierungen und Hilfsorganisa-
tionen zur Verbesserung der Familien-
planung bemängelte aber, dass es be-
sonders in ländlichen Gegenden zu we-
nige Mediziner für die Verteilung von
Verhütungsmitteln gebe. Zudem sei der
Einfluss von religiösen Führern sowohl
in christlichen wie muslimischen Ge-
genden oft größer als der von Politi-
kern. „Viele von ihnen fordern die Leute
auf, große Familien zu haben.“
- Die Bevölkerung wächst – aber ver-
gleichsweise wenige kommen nach Eu-
ropa.So mancher Politiker der Partei Al-
ternative für Deutschland (AfD) stellte
die Verbindung zwischen Tönnies’ Aus-
sagen und der Migrationskrise her. So
verniedlichte der Abge-
ordnete Udo Hemmel-
garn via Twitter Tön-
nies’ Aussagen als „rus-
tikal“ und analysierte:
„1. Fehlender Wohl-
stand! 2. Jährlicher Ge-
burtenüberschuss von 50 Millionen
Menschen! Ergo: Afrika kann nur vor Ort
geholfen werden!!“ – versehen mit dem
Hashtag #migration. Insgesamt nimmt
die Zahl der Migranten und Flüchtlinge
weltweit zu und wird weiter steigen. In
Afrika ziehen jedoch die meisten Mig-
ranten in die Nachbarländer. Einer Stu-
die des Meinungsforschungsinstituts
Pew Research Center zufolge stieg auch
die Zahl der Migranten aus Subsahara-
Afrika, die sich in Europa um Asyl bewar-
ben, zwischen den Jahren 2012 und 2017
kontinuierlich. Ab dem Jahr 2017 aber
wurde wegen der restriktiveren Flücht-
lingspolitik Europas wieder ein Rück-
gang diagnostiziert. Aus weltweit allen
Herkunftsländern zusammengenommen
kamen in diesem Jahr bislang 47.801 Mig-
ranten und Flüchtlinge über das Mittel-
meer in Europa an. Ihre Zahl wird vo-
raussichtlich jedoch am Jahresende un-
ter der des Vorjahres (141.472) bleiben. - Es gibt Länder, die Hoffnung ma-
chen.Ruanda erlebte in den Jahren
2005 bis 2010 eine der „am schnellsten
sinkenden Fruchtbarkeitsraten wäh-
rend eines Fünfjahreszeitraums in der
menschlichen Geschichte“, teilte die
staatliche Statistikbehörde stolz mit.
Wegen des vermehrten Gebrauchs von
Verhütungsmitteln sei die Zahl der Kin-
der pro Frau von 6,3 auf 4,6 gesunken.
Aktuell liegt die Geburtenrate bei 3,8. In
den besser entwickelten Ländern Mau-
ritius (1,5), den Seychellen (2,3) und
Kapverden (2,4) ist die Geburtenrate
ohnehin deutlich geringer.
7. Es ist einseitig, beim Klimaschutz
derart mit dem Finger auf Afrika zu
zeigen.Die Abholzung der Regenwäl-
der ist ein großes Problem in Afrika.
Doch wer wie Tönnies bei der Klimade-
batte mit erhobenem Finger auf den
Kontinent zeigt, der sieht die Angele-
genheit zu einseitig. Afrika ist nach wie
vor deutlich dünner besiedelt als Euro-
pa und Asien. Und die CO 2 -Emissionen
pro Einwohner sind in Deutschland
3 00 Mal so hoch wie im Kongo.
Großfamilie:
Angehörige der
Himba-Volk-
gggruppe vor ihrerruppe vor ihrer
Hütte in Namibia
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ETTY IMAGES/ AURORA CREATIVE
/ ROBERT CAPUTO
WWWachstum ist nicht die Lösungachstum ist nicht die Lösung
fffür Afrikas Bevölkerungsexplosion ür Afrikas Bevölkerungsexplosion
Nach den beleidigenden Aussagen von Schalke-Aufsichtsratchef Clemens Tönnies wird eine
sachlichere Debatte über Bevölkerungsentwicklung und Klimaschutz in Afrika gefordert.
Sieben Thesen zur Zukunft des Kontinents
D
ieUSA sind in zwei feindliche
Lager gespalten, Demokraten
und Republikaner reden kaum
noch miteinander. In einer Frage de-
monstrieren sie diese Woche indes Ein-
tracht: Am Freitag trifft eine Delegation
republikanischer Abgeordneter des US-
Repräsentantenhauses für eine Woche in
Israel ein und löst eine Delegation von 41
demokratischen Abgeordneten ab, die
dann ihren Aufenthalt hier abschließt.
VON GIL YARON
AUS TEL AVIV
Beide Visiten haben fast identische
Programme: Treffen mit Israels Pre-
mier Benjamin Netanjahu, Oppositions-
führer Benny Gantz und hochrangigen
Militärs, ein Besuch in der Holocaust-
Gedenkstätte Yad Vashem und ein
Empfang beim Präsidenten der Palästi-
nensischen Autonomiebehörde, Mah-
mud Abbas. Das weckt den Eindruck, in
den bilateralen Beziehungen wäre alles
im Lot. Das dem nicht so ist, zeigt die
Sorge vor der Reise der demokratischen
Abgeordneten Ilhan Omar und Rashida
Tlaib, den ersten weiblichen muslimi-
schen Abgeordneten im Repräsentan-
tenhaus. Sie legt die Spannungen offen,
die das jahrzehntealte Bündnis neuer-
dings überschatten.
Omar und Tlaib wollen auf eigene
Faust das Westjordanland besuchen,
das sie „Palästina“ nennen. Sie sind für
scharfe Kritik an Israel bekannt, offen
unterstützen sie die Boykottbewegung
BDS. Tlaib, die palästinensische Wur-
zeln hat, stellt die Zwei-Staaten-Lösung
und somit Israels Existenzrecht infrage.
Tlaib und Omar bilden mit Ayanna
Pressley und Alexandria Ocasio-Cortez
einen informellen Bund im extrem lin-
ken Flügel der Demokraten. Cortez al-
lein hat mehr als fünf Millionen Anhän-
ger auf Twitter – zwei Mal mehr als die
demokratische Sprecherin des Reprä-
sentantenhauses, Nancy Pelosi.
Für Jerusalem ist diese Popularität
ein Problem, zeigt es doch, dass an der
Basis der Demokratischen Partei die
Unterstützung für Israel abnimmt. Das
stellt Premier Netanjahu vor ein Dilem-
ma: Einerseits muss er die Beziehungen
zu den Demokraten verbessern, ande-
rerseits will er die exzellenten Verbin-
dungen zum amtierenden Präsidenten
Donald Trump nicht gefährden.
Der ist seit seinem Amtsantritt fast
allen Bitten Netanjahus nachgekom-
men. Trump erkannte Israels Annektie-
rung der Golanhöhen und Jerusalem als
Hauptstadt an und annullierte das
Atomabkommen mit dem Iran. Dafür
erhielt er überschwängliches Lob aus
Jerusalem. Die Unterstützung der Re-
publikaner für Israel ist enorm: Laut
zwei Umfragen des Pew-Instituts in
diesem Jahr stehen 79 Prozent der Re-
publikaner im Nahost-Konflikt auf Sei-
ten Israels. Im Jahr 2001 waren es nur
50 Prozent. Eine Mehrheit von 52 Pro-
zent der Republikaner bewertet Netan-
jahu positiv, nur 15 Prozent negativ. Von
den befragten Demokraten halten nur
27 Prozent zu Israel, vor drei Jahren wa-
ren es noch 43 Prozent. Lediglich 18
Prozent der Demokraten befürworten
Netanjahus Politik, 39 Prozent bewer-
ten sie negativ.
Zunehmend werden auch Differen-
zen in politischen Grundfragen sicht-
bar. Die meisten Demokraten stimmten
für das Atomabkommen mit dem Iran
und halten den von Netanjahu geforder-
ten Alleingang gegen Teheran für falsch.
Das enge Bündnis, das Trump auf das
Drängen Netanjahus mit arabischen
Diktaturen wie Saudi-Arabien oder
Ägypten anstrebt, löst bei Demokraten
Unbehagen aus. Erstmals üben Bewer-
ber um die Präsidentschaftskandidatur
der Demokraten und Abgeordnete auch
offen Kritik an Netanjahus Innenpoli-
tik. Sein Wunsch, mit einer extremisti-
schen Partei zu koalieren, geriet als Dul-
dung von Rassismus ins Kreuzfeuer.
Bernie Sanders hat erklärt, er würde als
US-Präsident die Beziehungen zu Net-
anjahus Israel kritisch überdenken und
erwägen, Militärhilfe zu streichen, um
Druck auf Jerusalem auszuüben.
Offizielle Sprecher der Demokraten
nahmen den jüngsten Besuch ihrer De-
legation zum Anlass, die Krise kleinzu-
reden. „Ich freue mich, mit so vielen
Abgeordneten nach Israel zu reisen, um
unsere Unterstützung für einen kriti-
schen US-Verbündeten zu bekräftigen“,
sagte Steny Hoyer, Mehrheitsführer im
Repräsentantenhaus. Man solle beden-
ken, dass 61 neue Demokraten ins Haus
eingezogen seien. Die Delegation ver-
wies darauf, dass das Haus unlängst mit
einer Mehrheit von 398 zu 17 eine Reso-
lution gegen die Boykottbewegung BDS
verabschiedet habe – also mit den Stim-
men von mehr als 90 Prozent der De-
mokraten.
Die Ehre eines Empfangs bei Netan-
jahu, wie er sie der jüngsten Delegati-
on zuteil werden ließ, werden Omar
und Tlaib wohl nicht erhalten. Aber
vermutlich wollen sie das auch gar
nicht – ihre Absicht scheint es viel-
mehr zu sein, Israel zu kompromittie-
ren. Die Visite könnte zu peinlichen
Zwischenfällen führen. Was tun, wenn
die Politikerinnen Pressekonferenzen
mit palästinensischen Extremisten ab-
halten oder im Westjordanland zu
Boykotten aufrufen? Wie soll Israel
reagieren, wenn sie an Demonstratio-
nen an den Grenzanlagen im Westjor-
danland teilnehmen? Kämen sie zu
Schaden, könnte das zu einer schwe-
ren Krise in den amerikanisch-israeli-
schen Beziehungen führen.
Gewährt Israel den beiden eine Büh-
ne, könnte das Trump verärgern. Die re-
gierungsnahe israelische Nichtregie-
rungsorganisation Schurat HaDin könn-
te diesen Gordischen Knoten für Netan-
jahu vielleicht zerschlagen. Anfangs
hatte er erwogen, die beiden Uner-
wünschten fernzuhalten, mithilfe eines
Gesetzes, dass Anhängern der BDS-Be-
wegung die Einreise verbietet. Er mach-
te davon aber keinen Gebrauch, „aus
Respekt vor dem Kongress“. Schurat
HaDin ist deshalb jetzt vor Gericht ge-
zogen, um ein Einreiseverbot für Omar
und Tlaib zu erwirken. Sollte der Klage
stattgegeben werden, hätte Netanjahu
einen bequemen Vorwand, seinem poli-
tischen Dilemma zu entkommen.
ZZZwei Frauen stürzen Netanjahu in ein Dilemmawei Frauen stürzen Netanjahu in ein Dilemma
Zunehmende Israel-Kritik bei den Demokraten stellt das Bündnis mit den USA infrage. Sorge vor Besuch zweier muslimischer Abgeordneter
KKKritisieren Israel scharf: Ilhan Omarritisieren Israel scharf: Ilhan Omar
(l.) und Rashida Tlaib
AFP
/SAUL LOEB
I
m September 2013 strich der damals
außerhalb Griechenlands kaum be-
achtete „Minister für Reformen“ ei-
ne Regel, die Staatsbediensteten sechs
Tage extra Urlaub gab, wenn sie täglich
mindestens fünf Stunden an einem
Computer arbeiteten. Das traf auf fast
jeden zu, und die sechs Tage summier-
ten sich auf Landesebene zu einer Stun-
denzahl, die 5000 vollen Arbeitsplätzen
entsprach. Was für eine unsinnige Ver-
schwendung, dachte und sagte der Mi-
nister. Sein Name: Kyriakos Mitsotakis.
VON BORIS KÁLNOKY
Jetzt ist er Griechenlands neuer Mi-
nisterpräsident und wird in europäi-
schen Medien gefeiert wie ein Superstar.
Innerhalb weniger Wochen nach dem
überzeugenden Wahlsieg seiner konser-
vativen Nea Dimokratia hat er Form und
Stil der Regierung umgekrempelt, alles
unter der Maßgabe, deren Leistung und
Effizienz zu steigern. Mitsotakis hat
deutliche Steuersenkungen für Bürger
und Unternehmen durchgesetzt und
vermittelt den Griechen das Gefühl, die
Regierung arbeite für ein funktionieren-
des Land – von der Müllabfuhr auf Korfu
bis zu mehr Polizeipräsenz in Athens In-
nenstadt. Dabei macht Mitsotakis deut-
lich, dass er sich vor allem für grie-
chische Staatsangehörige zuständig
fühlt. Illegal eingereiste Migranten sol-
len zurück in ihre Ursprungsländer.
Auf den ersten Blick steht Mitsotakis
für eine Rückkehr in die Vergangenheit.
Der 51-Jährige verkörpert als Sprössling
einer der drei großen Politikerdynastien
Griechenlands eine eigene Form der
Feudal-Demokratie: Man geht wählen,
aber regiert wird am Ende meist von
den Familien Karamanlis, Papandreou
oder eben Mitsotakis. Seit dem Sturz
der Militärjunta 1974 regierten Angehö-
rige dieser drei Familien insgesamt 27
Jahre. Informell dominierten sie weit
länger. Gemeinsam gestalteten sie ein
politisches Klientelsystem, das Grie-
chenland in die wirtschaftliche und po-
litische Sackgasse führte.
Mitsotakis sieht aus wie die jüngste
Reinkarnation dieser Patrizier-Herr-
schaft. Und doch: Er will das Land genau
davon befreien, die Wirtschaft beleben,
den Markt liberalisieren. Er könnte
Griechenlands erster wirklich moderner
Ministerpräsident werden. Dabei hilft,
dass er keine Koalitionspartner braucht
und daher in den ersten vier Wochen
nach seinem Wahlsieg ungewöhnlich
viele Gesetze durchbringen konnte. Sein
Ziel: die Mittelschicht wiederaufzubau-
en. Sie wurde seit 2009 durch die Wirt-
schaftskrise und Sparpolitik zerstört,
daraus erwuchs politische Radikalität.
Der spektakuläre Aufstieg der radikal
linken Syriza-Partei seines Amtsvorgän-
gers Alexis Tsipras war nur auf der
Asche der Mittelschicht möglich.
Mitsotakis versucht nun, den Men-
schen mehr Geld zu lassen, nicht durch
höhere Gehälter oder Subventionen,
sondern durch eine deutliche Senkung
(durchschnittlich 22 Prozent) der sehr
hohen Immobiliensteuern. Wer dem
Staat Steuern schuldet, kann das in 120
Monatsraten begleichen. Auch das ist,
über den Wertverlust durch Inflation,
eine Art Steuersenkung. Im September
sollen zudem Einkommen- und Unter-
nehmensteuern gesenkt werden. Effi-
zientes Regieren, mehr Geld für die
Bürger, Sicherheit und Ordnung, wirt-
schaftlicher Aufschwung, Schluss mit
Vetternwirtschaft und Korruption –
kann Mitsotakis das schaffen? Das
grundlegende Problem ist, dass die
Griechen einerseits von ihren Regierun-
gen historisch erwarten, rundum ver-
sorgt und abgesichert zu werden, aber
andererseits das Land nie genug Geld
erwirtschaften konnte, um das zu leis-
ten.
Die für Mitsotakis’ Politik notwendi-
gen Reformen sind aber sowohl bei Bür-
gern als auch in seiner eigenen Partei
wenig beliebt. Allein die Privilegien der
sogenannten geschlossenen Berufe auf-
zubrechen wird ihm viele Feinde be-
scheren, es ist mit Massendemonstra-
tionen von Friseuren und Taxifahrern
zu rechnen. In Griechenland ist der Zu-
gang zu vielen Berufen streng reguliert.
Das nutzt zwar jenen, die sie bereits
ausüben – denn es verhindert Konkur-
renz –, aber es ist schlecht für Konsu-
menten und würgt Wachstum ab. Und
dann ist da noch Syriza. Die linke Partei
und ihr Chef Tsipras haben die Wahlen
verloren, aber erzielten immer noch be-
achtliche 31,5 Prozent. Enttäuscht Mit-
sotakis die Wähler, ist Syriza immer
noch als Alternative da.
Griechenlands
WWWunder-Premierunder-Premier
KKKyriakos Mitsotakis legt inyriakos Mitsotakis legt in
ersten vier Wochen hohes
Reformtempo vor
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РЕЛИЗ ПОДГОТОВИЛА ГРУППА "What's News" VK.COM/WSNWS
Р
dann ist da noch Syriza. Die linke Partei
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und ihr Chef Tsipras haben die Wahlen
Р
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Е
menten und würgt Wachstum ab. Und
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Л
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З
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З
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zu rechnen. In Griechenland ist der Zu-
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В
Programme: Treffen mit Israels Pre-
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Gedenkstätte Yad Vashem und ein
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gang zu vielen Berufen streng reguliert.
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gang zu vielen Berufen streng reguliert.
Das nutzt zwar jenen, die sie bereits
"What's
Das nutzt zwar jenen, die sie bereits
ausüben – denn es verhindert Konkur-
"What's
ausüben – denn es verhindert Konkur-
"What's
News" News"
Beide Visiten haben fast identische
News"
Beide Visiten haben fast identische
Programme: Treffen mit Israels Pre-
News"
Programme: Treffen mit Israels Pre-
mier Benjamin Netanjahu, Oppositions-
News"
mier Benjamin Netanjahu, Oppositions-
führer Benny Gantz und hochrangigen
News"
führer Benny Gantz und hochrangigen
Militärs, ein Besuch in der Holocaust-Militärs, ein Besuch in der Holocaust-News"
VK.COM/WSNWS
Beide Visiten haben fast identische
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Beide Visiten haben fast identische
Programme: Treffen mit Israels Pre-
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Programme: Treffen mit Israels Pre-
mier Benjamin Netanjahu, Oppositions-
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mier Benjamin Netanjahu, Oppositions-
führer Benny Gantz und hochrangigen
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führer Benny Gantz und hochrangigen
Militärs, ein Besuch in der Holocaust-
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Militärs, ein Besuch in der Holocaust-
Gedenkstätte Yad Vashem und ein
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Gedenkstätte Yad Vashem und ein
Empfang beim Präsidenten der Palästi-
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Empfang beim Präsidenten der Palästi-
nensischen Autonomiebehörde, Mah-
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nensischen Autonomiebehörde, Mah-
mud Abbas. Das weckt den Eindruck, in
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mud Abbas. Das weckt den Eindruck, in
den bilateralen Beziehungen wäre alles
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den bilateralen Beziehungen wäre alles
zu rechnen. In Griechenland ist der Zu-
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zu rechnen. In Griechenland ist der Zu-
gang zu vielen Berufen streng reguliert.
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gang zu vielen Berufen streng reguliert.
Das nutzt zwar jenen, die sie bereits
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Das nutzt zwar jenen, die sie bereits
ausüben – denn es verhindert Konkur-
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ausüben – denn es verhindert Konkur-
renz –, aber es ist schlecht für Konsu-
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renz –, aber es ist schlecht für Konsu-
menten und würgt Wachstum ab. Und
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menten und würgt Wachstum ab. Und
dann ist da noch Syriza. Die linke Partei
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dann ist da noch Syriza. Die linke Partei
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