Die Zeit - 15.08.2019

(Tuis.) #1

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  1. August 2019
    DIE ZEIT No 34 WIRTSCHAFT


Was Frauen im Job erleben


Diskriminierung gehört noch immer zum Alltag in vielen deutschen unternehmen. Eine Dokumentation


VON KERSTIN BUND, ASTRID GEISLER, ANNE KUNZE UND SASCHA VENOHR

»Sie haben sich durch


Ihre Schwangerschaft


ja selbst aus dem


Rennen gekegelt.«


Vorgesetzer zu Angestellter, 34 Jahre

»Wir brauchen dich,


damit du im Meeting


sitzen und schön


aussehen kannst.‹«


Kommentar zu Angestellter im Bereich
Marketing, PR und Design, 24 Jahre

»Mein verheirateter Kollege


verfolgte mich auf der


Weihnachtsfeier bis aufs Damen-


klo. Es gelang ihm, die verriegelte


Klotür zu öffnen. Ich rannte weg,


er fasste mir unters Kleid


und zerriss die Strumpfhose.«


Angestellte aus der It-Branche, 40 Jahre

»Ein Kunde sagte


im Meeting zu mir:


›Ach ... Sie ver-


stehen das wahr-


scheinlich nicht,


oder? Ja. Das macht


nichts, wenn eine


Frau ein Kugellager


nicht versteht.


Das ist ja auch


nicht rosa, gell?‹«


Leitende Angestellte im
Maschinenbau, 31 Jahre

»Ich wurde am Po, am Busen angefasst, geküsst und


musste mir ständig Kommentare über meine ›geilen


Titten‹ anhören. Ich wurde einem Schülerpraktikanten


mit ›das ist die X, die bläst hier allen einen‹


vorgestellt. Dieser Kollege ist jetzt Chef der HR.«


Angestellte in der Logistikbranche, 34 Jahre

»Der männliche Kollege wurde vor mir befördert,


da er schließlich eine Familie ernähren müsse.


Allerdings hat er eine gut verdienende Frau – und


ich war alleinerziehend.«


Leitende Angestellte in der Medienbranche, 36 Jahre

»Kollegen kamen zu mir und haben gesagt,


dass zum Glück endlich mal jemand mit großen


Brüsten eingestellt wurde, und mit einem Kopf-


nicken zum Vorgesetzten: ›Alles richtig gemacht!‹«


Beschäftigte in der Konsumgüterbranche, 20 Jahre

»Kollegen nennen mich


›Mäuschen‹ oder fragen ›Biste


wieder untervögelt?‹


Beim Bewerbungsgespräch wurde


mir gesagt: ›Lassen Sie sich doch


lieber noch mal schwängern, dann


brauchen Sie nicht arbeiten.‹«


Auszubildende in der Medienbranche, 30 Jahre

»Dann zog er


an meinem


T-Shirt, um


den Ausschnitt


tiefer werden


zu lassen.«


Wissenschaftlerin
im öffentlichen Dienst,
26 Jahre

»Eines Mittags verglich


einer der Teamleiter den


Geruch unseres Sushis mit


dem unserer Genitalien.«


Angestellte im Bereich Industrie
und Maschinenbau, 27 Jahre

»Ich halte einen


Vortrag. Ein Kollege


schläft in der ersten


Reihe. Ich nenne laut


seinen Namen und bitte


ihn, zuzuhören oder


rauszugehen. Er sagt in


die Runde, dass er


mich gern mal übers


Knie legen würde.«


unternehmensberaterin, 33 Jahre

»Ich weiß,


dass du gut


bist, eine der


Besten. Aber


es ist egal, wie


gut du bist.


An meinem


Schwanz


kommst du


nicht vorbei.«


Chef zu freier Journalistin bei einer
tageszeitung, 40 Jahre

»Auf dem Arbeitsamt


riet man mir:


›Vielleicht sollten Sie


die Kinder und den


Doktortitel aus dem


Lebenslauf nehmen.‹«


Bewerberin aus dem Kulturbereich, 36 Jahre

»Im Mitarbeitergespräch


wurde mir gesagt, dass


ich ›für eine Frau ganz


schön geldgeil‹ sei.«


Angestellte in der It-Branche, 33 Jahre

»Der Vertriebsleiter


fasste mir an den Po.


Er sagte, mein Hintern


habe ihm schon länger


gefallen, da habe er


einfach zugreifen müssen.«


Angestellte in der It-Branche, 32 Jahre

»Für so ein Gehalt kann


ich auch einen echten


Mann einstellen.«


Vorgesetzter zu Angestellter in der It-Branche, 25 Jahre

»In unserer


Firma sind


befristete Ver-


träge Standard.


Sobald man


schwanger wird


und in Eltern-


zeit geht, ist


klar, dass man


raus ist.«


Angestellte, 24 Jahre

»Ein männlicher Kollege mit vergleichbarer


Position und Erfahrung bekam beim


Einstieg 1000 Euro brutto mehr als ich.«


Leitende Angestellte im Bildungsbereich, 32 Jahre

»Mein Chef sagte zu


mir: ›Beförderung


gibt’s bei mir nur


gegen sexuelle


Gefälligkeiten –


sag Bescheid, wenn


du befördert


werden willst.‹«


Angestellte,
43 Jahre

»Frauen brauchen nichts außer


einen guten Schluckreflex.«


Kommentar zu Angestellter, 23 Jahre

»Abteilungsleiter hatten einen


Firmenwagen der Mercedes


C-Klasse. Mir wurde als Abteilungs-


leiterin eine A-Klasse angeboten.«


Leitende Angestellte im Handel, 35 Jahre

»Am ersten


Tag nach


meiner


Elternzeit hat


mir mein


Chef fristlos


gekündigt.


Er brauche


›nicht noch


eine Mutter


im Team‹.«


Angestellte im Bereich Kunst,
Kultur und sport, 33 Jahre

»Oder man


erzählt mir, wie


man mich


›ficken‹ würde.«


Auszubildende im Handwerk,
23 Jahre

»Mein Chef fragte mich zum Feierabend


stets, ob ich wirklich schon gehen wollte.


Er dachte, wir könnten noch Sex haben.«


Marketing-Managerin, 26 Jahre

»Mein Abteilungsleiter


antwortete auf die Frage,


wieso ich jetzt für ihn


und nicht für den anderen


Abteilungsleiter arbeiten


solle: ›Die andere


Abteilung wurde vergewal-


tigt, und Sie, Mäuschen,


sind das Opfer.


Sie gehören mir.‹«


Angestellte in der Automobilbranche

»Ich verschwende


meine Zeit


nicht mit dir.


Spätestens wenn


du schwanger


bist, bist


du eh nichts


mehr wert.«


Kommentar zu Angestellter in der
It-Branche, 28 Jahre

»Wir haben


morgen ein


wichtiges


Meeting.


Zieh dir was


Schönes an.«


Kollege zu Angestellter
im Bereich Konsumgüter
und Handel,
29 Jahre

s. 18/

»Beim Kanu-Teamevent


spritzt mich ein Kollege


nass und sagt zu mir:


›Wenn ich schon mal die


Chance habe,


eine Frau vollzuspritzen,


dann muss ich das ja


ausnutzen.‹«


Angestellte im Bereich Marketing,
PR und Design, 28 Jahre
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