Focus - 10.08.2019

(Sean Pound) #1

AGENDA GESELLSCHAFT


Fotos: imago images (1), dpa

28 FOCUS 33/2019


Riesen-Leidenschaft für den Sport. Hainer
selbst bezeichnete sich mal als hochgradig
ungeduldig. Leute, die nur reden, statt zu
handeln, machen ihn fuchsig.
Es dürfte spannend werden, wie sich
die neue Führung des Rekordmeisters in
den kommenden Monaten zusammen-
rauft: Hoeneß bald weg, aber trotzdem
noch da, Rummenigge noch da, aber
eigentlich bald weg, Kahn bald da, aber
noch nicht so richtig im Amt. Schwer
absehbar, wie stark sich Hainer ange-
sichts all der Welt-, Europameister und
Champions-League-Sieger um ihn herum
einbringt, wohl wissend, dass ihm der
FC-Bayern-Stallgeruch fehlt.
Beweisen muss er allerdings auch nie-
mandem mehr etwas. Mit seinen 65 Jahren
wird er wohl nicht mehr jahrzehntelang
an der Bayern-Spitze stehen, obwohl er
um einiges gesünder gelebt hat als sein
Vorgänger. Als radikaler Nachtisch-Ver-
weigerer und passionierter Läufer ist er
topfit. Er begeistert sich für Leichtathletik
ebenso wie für Golf. Den spanischen Welt-
klassespieler Sergio García nennt er seinen
Freund. Der hat mal verraten, dass Hainer
alle deutschen Olympiamedaillengewinner
der sechziger Jahre auswendig drauf hat.

Und wann steigen die Welt-
meister von 2014 ein?
Wie oft er von zu Hause – mit Frau Ange-
lika lebt er immer noch in Herzogenau-
rach – an die Säbener Straße pendeln
wird? Der Mann hat schließlich auch noch
anderes zu tun: Er sitzt bei Lufthansa im
Aufsichtsrat, seit Mai auch bei der Allianz
SE. Für den Unternehmensberater Accen-
ture und für Sportradar, eine Schweizer
Firma, die mit Sportdaten handelt, ist er
ebenfalls aktiv.
Aber wenn sich die Sitzungen mit Kalle,
Oli und Sportdirektor und Gerneredner
Hasan Salihamidzic mal wieder in die Län-
ge gezogen haben, findet sich bestimmt
ein nettes Quartier in der Nähe, etwa am
schönen Tegernsee. Da könnte sich Her-
bert Hainer – vielleicht mit einem guten
Freund – auf einem Bankerl niederlassen
und mal in Ruhe über alles reden. Ihr Blick
könnte auf die Anwesen von Philipp Lahm
und Manuel Neuer drüben in Tegernsee
fallen, und womöglich zieht es den Berg-
freund Bastian Schweinsteiger demnächst
ja auch wieder in die Heimat. Und dann
wäre es schon komisch, wenn Hainer und
seinem Spezi Hoeneß nicht jemand für
die zukünftige Führung ihres FC Bayern
einfallen würde. n

Förderer
Robert Louis-Dreyfus
(† 2009) war Adidas-Chef
vor Hainer. Dubios ist seine
Rolle in der „Sommermär-
chen-Affäre“. Und: Er lieh
Uli Hoeneß zehn Millionen
Euro für dessen Börsen-
spekulationen

Gefragter Kontrolleur
Hainer sitzt seit 2010 im Aufsichtsrat der Lufthansa.
Bis März 2017 gehörte er dem Kontrollgremium der
Allianz Deutschland an,
heute dem der Allianz SE

Nachfolger
Am 1. Oktober 2016 übergab
Hainer Adidas an Kasper Ror-
sted. Der Däne sei ein sehr guter
Manager, ein großer Sportfan und
ein guter Athlet, sagt Hainer

Sportsfreund
Weltklasse-Golfer Sergio
García war ständiger
Gast bei Adidas, leitete
neben Hainer auch
Hoeneß und Bayern-Kai-
ser Franz Beckenbauer an

Sparringspartner
Mit Ex-Bayern-Trainer Pep
Guardiola konnte sich Hainer
stundenlang über Taktik un-
terhalten. Ob der Kontakt
beim Sané-Wechsel hilft?

Kämpfer und Berater
Hainer engagiert sich bei
Sportradar. Das Schweizer
Unternehmen wertet Daten
führender Ligen aus – im
Kampf gegen Wettbetrüger.
Er ist auch für die US-Bera-
tungsfirma Accenture tätig

Top-Manager Hainer und seine Vertrauten


Strippenzieher
Von Ex-Fifa-Chef Sepp
Blatter hat sich Hainer nie
distanziert. Auf dem
Höhepunkt des Skandals
sagte der Adidas-Chef
2015, er würde wieder mit
der Fifa kooperieren

Sitznachbar?
Vorstandschef Karl-
Heinz Rummenigge
kommentiert auf der
Tribüne gern das Spiel,
Hainer mag es ruhig

Seine Kontakte sind international. Herbert Hainer ist vor allem durch seine
Adidas-Karriere tief im Sport-Business verankert

Gefragt und
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Herbert Hainer

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