Neue Zürcher Zeitung - 10.08.2019

(Ann) #1

2 INTERNATIONAL Samstag, 10. August 2019


MuslimischeWallfahrerind er GrossenMoschee von Mekka. EPA

Pilgerfahrt im S chatten von Konflikten


iro.· Hunderttausende von gläubigen
Muslimen aus allerWelt haben sich am
Freitag in Mekka versammelt, um am
Hajj teilzunehmen.DieTeilnahme an der
jährlich stattfindendenWallfahrt nach
Mekka gehört zu den fünf Grundpflich-
ten des Islams,die jeder fromme und ge-
sundeMuslim einmal in seinem Leben
erfüllen sollte. Den Höhepunktbildet das
Opferfest Eid al-Adha, das am Sonntag
beginnt und mit dem Muslime der Be-
reitschaft des Propheten Ibrahim (Abra-
ham) gedenken,seinen Sohn zu opfern.
Von Versöhnung, die der Hajj brin-
gen sollte, kann ein weiteres Malkeine
Rede sein.Wegen derRolle, die Saudi-
arabien allen voran im Krieg inJemen
spielt, boykottierenDutzende von Mil-

lionen Muslime weltweit die Pilgerfahrt.
In z ahlreichen westlichenLändern wie
den USA, Kanada oderAustralien rie-
fen Verbände die Gläubigen dazu auf,
demFest wegen des Mordes anJamal
Khashoggi fernzubleiben.Für die Er-
mordung desJournalisten in Istanbul
im vergangenenJahr wird der saudische
Kronprinz Mohammed bin Salman ver-
antwortlich gemacht.Darüber hinaus
überschatten dieSpannun gen zwischen
Iran undSaudiarabien in der Strasse von
Hormuzsowiezwischen Riad und dem
Golfstaat Katar dieWallfahrt.
Viele Muslime lehnen diePolitisie-
rung des Hajj ab.Nach saudischen An-
gaben werden in diesemJahr mehr als
zwei Millionen Pilger erwartet.

Zypris cheKonfliktparteien


suchenHilfebeiderUno


(dpa)·Die Führer der griechischen
und der türkischen Zyprioten haben
sich daraufgeeinigt, verstärkt an der
Überwindung der seit 45Jahren andau-
erndenTeilung zu arbeiten.Dazu wol-
len sie sichmit Uno-Generalsekretär
Antonio Guterres im September tref-
fen. Die Uno-Bemühungen zur Über-
windung desKonflikts waren 2017 an
der Frage des Abzugs der rund
türkischen Soldatenaus dem Norden
gescheitert. Zu neuen Spannungen
zwischen Nikosia und Ankara führt
ein Konflikt um Erdgasvorkommen
unter dem Meeresboden vor derKüste.
Ankara lehnt derenAusbeutung ohne
Beteiligung der türkischen Zyprioten
an den Gewinnenab. Deshalb suchen
auch drei türkische Schiffe nach Erd-
gas – ohne Genehmigung derRegie-
rung in Nikosia. Zypern ist seit einem


IN KÜRZE


GrosseProte stakti on
in Moskauerwartet
(dpa)·Nach massiver Gewalt derPoli-
zei gegen friedliche Demonstranten hat
die russische Opposition für den Sams-
tag zu einem Massenprotest in Mos-
kau aufgerufen. Erwartet werden bis zu
100000 Teilnehmer.Esgeht zum einen
um Willkür der Behörden bei den ge-
waltsamenFestnahmen bei ungeneh-
migten Demonstrationen in der rus-
sischen Hauptstadt. Zum anderen will
die Opposition die Zulassung zur Stadt-
parlamentswahl am 8. September errei-
chen. Anders als an den vergangenen
zwei Wochenenden haben die Behörden
diesmal eine grosseKundgebung geneh-
migt.Beobachter vermuten, dass es die
grösste Demonstration seit siebenJah-
ren werdenkönnte.

NeueVorsitzende
in PolensUnterhaus
(dpa)· DieAbgeordneten im Unterhaus
des polnischen Parlaments haben die bis-
herige Innenministerin ElzbietaWitek
am Freitag zur neuenVorsitzenden ge-
wählt.Witek ist Mitglied der national-
konservativenRegierungsparteiRecht
und Gerechtigkeit (PiS). Die Neubeset-
zung war nötig geworden, nachdemWi-
teks Vorgänger, ihr Parteikollege Marek
Kuchcinski,wegen des angeblichenMiss-
brauchs vonRegierungsflugzeugen für
private Zwecke in die Kritik geraten und
zurückgetreten war.

Tunes ischerRegierungschef
strebtPräsidenten amtan
(dpa)· Nach demTod des tunesischen
Präsidenten Beji Caid Essebsi will der
RegierungschefYoussef Chahed neues
Staatsoberhaupt des nordafrikanischen
Landes werden. Erreichte amFreitag
seine Bewerbungsunterlagenfür die Prä-
sidentenwahl im nächsten Monat ein, wie
die staatliche NachrichtenagenturTAP
meldete. Der 43-Jährige steht seit 20 16
an der Spitze derRegierung. Unter seiner
Führung verabschiedete dasLand Spar-
massnahmen, die zu Protesten führten.

Migr antenaufBooten
im Ärmelkanalen tdeckt
(dpa)·Insgesamt 30 Migranten in vier
kleinen Booten – darunter einem Kajak


  • sind im Ärmelkanal gerettet worden.
    Zu der Gruppe gehörten auch zwei Kin-
    der,wie das britische Innenministerium
    in London mitteilte. Die ausFrankreich
    kommenden Migranten gaben an, aus


griechischen Putsch und einer türki-
schen Militärintervention1974 geteilt.
Die Inselrepublik ist seit 2004 EU-Mit-
glied. EU-Recht gilt aber nur im grie-
chisch-zypriotischen Süden.

AUFGEFALLEN


Der Bürgermeister


und die Weltpolitik


Rudolf Hermann, Kirkenes·AusländischeVertreter waren kaum
auf der Gästeliste, als Russland EndeJuli in Seweromorsk,
dem Heimathafen seiner militärischenNordmeerflotte, eine
Parade zur Präsentation der neuestenWaffen abhielt. Einer
von den wenigen warRune Rafaelsen, der Bürgermeister
des norwegischenKüstenstädtchens Kirkenes.Gleich an der
Grenze zuRussland gelegen, im äussersten Nordosten Nor-
wegens, ist Kirkenes quasi am Ende derWelt – wie auch die
benachbarte russischeRegion Murmansk. Über dieJahre ist
deshalb eine Art «Solidarität der Abgeschiedenen» entstan-
den. Und weilRafaelsen sich in derVergangenheit beharrlich
um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bemüht hatte,
flatterte ihm die Einladung zum «Flottentag»auf denTisch.
Schliesslich ist Seweromorsk, wenn auch eigentlich ein Sperr-
gebiet, eine derPartnergemeinden von Kirkenes.
Doch ist es eine gute Idee, an dieWaffenschau einesLan-
des zureisen, das gegenüber dem Nato-Staat Norwegen zu-
nehmend eine Drohkulisse aufbaut? Immerhin hatRussland
in der jüngstenVergangenheit mit Militärflugzeugen einenAn-
griff auf grenznahe norwegische Installationen simuliert und
während Nato-Manövern GPS-Störsender aktiviert, die auch
den zivilen Flug- und Seeverkehr in Norwegen gefährdeten.
Während es von arktischerKooperation spricht, stationiert es
gleichzeitigRaketen und andere Angriffswaffen.Rafaelsens
Teilnahme an derWaffenschau in Seweromorsk war vor die-
sem Hintergrund in seiner eigenen Gemeinde nicht unumstrit-
ten. Natürlich wisse er, dass dasVerhältnis zwischenWest und
Ost schwieriger geworden sei, erklärteRafaelsen gegenüber
Medien, er mache sich dakeine Illusionen. Doch die grenz-
überschreitende Zusammenarbeit sei für ihn ein Beitrag zur
Entspannung.Die hohePolitik hingegen überlasseergerne
dem Aussen- undVerteidigungsministerium.
Die Begründung klingt logisch,doch nicht überall wurde sie
Rafaelsen abgenommen. DieKontakte zum Nachbarn seien
wichtig, räumte einer seiner Kritiker ein. Doch pflegenkönne
man sie auch ausserhalb von Militärparaden.

NeuerKoordina tor
fürAmerikasGe heimdienste
(dpa)· De r amerikanische Präsident
Donald Trump hat Joseph Maguire
zum neuen Geheimdienstkoordina-
tor bestimmt, vorerst nur in geschäfts-
führender Funktion. Maguire über-
nimmt denPosten am15.August, wenn
der bisherige AmtsinhaberDan Coats
die Regierung verlässt. Der Director
of National Intelligence hat dieAuf-
gabe, die mehr als einDutzend Nach-
richtendienste der USA zukoordinie-
ren. Coats hatte mitTrump wiederholt
Meinungsverschiedenheiten öffentlich
ausgetragen. Maguire war bisher Direk-
tor des Zentrums für Terrorabwehr.
Zugleich verkündeteTrump den Ab-
gang von Coats’ bisheriger Stellvertre-
terin, Sue Gordon. Sie war ebenfalls als
potenzielle Nachfolgerin von Coats ge-
handelt worden,Trump soll aberVorbe-
halte gegenüber ihrgeha bt haben.

Trumper freut
überBrie fvonKimJongUn
(dpa)· Der amerikanische Präsident
DonaldTrump hat nach eigenen An-
gaben einen neuen Brief von Nordkoreas
Staatschef KimJong Un bekommen. Er
sprach amFreitag von einem «sehr schö-
nen» und «sehr positiven» Schreiben. Er
erklärte aber auch, dass Kim sich darin
übergemeinsame Militärübungen der
USA und Südkoreas beschwert habe. Der
nordkoreanische Machthabersei darüber
nicht glücklichgewesen,sagte Trump.Er
selbst möge die Übungen auch nicht,weil
die USA dafür bezahlen müssten. Kim
und Trump hatten EndeJuni neueVer-
handlungen zur atomaren Abrüstung in
der Region vereinbart.

WenigerFestnahmen
an derSüdgrenze derUSA
(dpa)· D ie amerikanischen Behörden
haben an derGrenze zu Mexiko imJuli
gegenüber demJuni nach eigenen An-
gaben 26 Prozent wenigerFestnahmen
von illegal eingewandertenPersonen ver-
zeichnet.Das sei bereits zum zweiten Mal
in Folge einRückgang um mehr als 20
Prozent gegenüber demVormonat, ver-
lautete aus dem Ministerium für Inland-
sicherheit. Dessen geschäftsführender
Leiter, Kevin McAleenan, spricht jedoch
weiterhin von einer ernsten Krisenlage.

Iran und Afghanistan zu stammen. Sie
wurden in die südenglische Hafenstadt
Dover gebracht. Die Meerenge ist einer
der weltweit am meisten befahrenen
Seewege. «Jeder, der den Ärmelkanal in
einemkleinenBootüberquert,gefährdet
sein Leben und das seiner Kinder», sagte
ein Ministeriumssprecher. Im vergange-
nen Jahr haben laut dem Innenministe-
rium 539 Menschen versucht, die Meer-
enge in kleinen Booten zu überqueren.

Schützein El Pasowollte
gezieltMexikanertöten
(dpa)· DerTodesschütze von ElPaso
wollte bei seinemAngriff in der Grenz-
stadt vor allem Mexikaner töten.Das
geht aus einem amFreitag von US-
Medien veröff entlichten Bericht der
örtlichenPolizei hervor. Der 21-jährige
Täter hatte in der Stadt ander mexi-
kanischen Grenze am vergangenen
Samstag in einem Einkaufszentrum das
Feuer eröffnet. Er tötete 22 Menschen,
darunter acht Mexikaner und einen
deutschen Staatsbürger.

Gerard Dou, Detail au s«DerGeigenspieler»,
©LIECHTENSTEIN.ThePrincel yCollections ,Vaduz–Vienna

lgt.ch/values

«D ie LGThilftuns, meh raus

unserem Talentzu mache n.»

LGTYoungSoloists,unterstützt vonLGT seit 2013

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