Der Stern - 08.08.2019

(Ann) #1
Mittelmeer

FRANKREICH

SPANIEN

ITALIEN

Barcelona

Marseille

Genua

Neapel

Messina

MALTA

Valetta

200 km

Erleben
Cirque du Soleil: Auf
der „MSC Bellissima“
sind die beiden Shows
„Syma“ und „Varélia“ zu
sehen, auf dem Schwes-
terschiff „MSC Mera-
viglia“ die Stücke
„Sonor“ und „Viaggio“.
Vier weitere Shows auf
zwei neuen Schiffen
sind geplant. Der Ein-
tritt für eine Vorstellung
mit Cocktail kostet
15 Euro, mit 3-Gänge-
Menü 35 Euro. http://www.
msc-kreuzfahrten.de

Kammermusik: Tui
Cruises bietet mit dem
„Klanghaus“ auf „Mein
Schiff 3 und 4“ die welt-
weit erste kammermusi-
kalische Philharmonie
auf See an. In dem Kon-
zertsaal haben bis zu
300 Gäste Platz. Neben
dem ständigen Ensem-
ble aus Mitgliedern des
Deutschen Symphonie-
Orchesters Berlin treten
dort auch namhafte
Gastkünstler auf.
http://www.tuicruises.com

Pop und Schlager: Nach-
dem beim viertägigen
„Schlagerliner“ im Sep-
tember Stars wie Nicole,
Vanessa Mai oder Eloy
de Jong das „Mein Schiff
3“ zum Tanzen gebracht
haben, tritt die Kelly
Family im Frühjahr 2020
an Bord des Schiffs auf.
http://www.tuicruises.com

Tipps


Entertainment an Bord:
von Kammermusik bis Kulinarik

Mode: Auf der
„Europa 2“ können
Passagiere die
„Fashion2Sea“ er-
leben, im August mit
dem Designer-Duo
ODEEH (www.hl-
cruises.de). Auf der
„Queen Mary 2“ wer-
den die Amerikaner
Mark Badgley und
James Mischka im
kommenden Mai ihre
neue Kollektion im
Rahmen der „Trans-
atlantic Fashion
Week“ präsentieren.
http://www.cunard.com

Edutainment: Auf
ausgewählten Reisen
der „Europa 2“ begrüßt
Sabine Christiansen
Experten aus Politik
und Wirtschaft,
Bestsellerautoren
und Persönlichkeiten
des öffentlichen
Lebens, um mit ihnen
über das aktuelle
Zeitgeschehen
zu diskutieren.
http://www.hl-cruises.de

Kulinarik: TV- und
Sternekoch Stefan
Marquard ist bis
Februar fünf Mal
auf verschiedenen
Aida-Schiffen unter-
wegs. In Workshops
kann man ihm über
die Schulter schauen
und seine Kreationen
nachkochen.
http://www.aida.de

„So riesig das Schiff ist – natürlich wird
es einem hier irgendwann zu eng“, sagt die
Finnin Pipsa Ilpala, 24. „Aber das schweißt
das Team noch mehr zusammen. Jeder von
uns teilt sich mit einem der anderen eine
Kabine, sogar die Landausflüge machen
wir oft gemeinsam“, sagt Ilpala. Neulich aß
sie in Neapel eine Pizza und besichtigte die
Ruinen von Pompeji, bevor sie, zurück an
Bord, wieder in ihr Kostüm schlüpfte.

Stundenlanges Training


Pipsa Ilpala wird mit ihrem weißblonden
Haar von Passagieren häufig als „die
Nymphe aus dem Zirkus“ wiedererkannt.
Mit Akrobatik begann sie bereits mit neun.
Bis zu sechs Stunden täglich trainieren sie
und ihre Kollegen: Cardio, Fitness, Stret-
ching plus gemeinsame Proben auf der
Bühne. Auch bei den Akrobaten schleichen
sich manchmal Fehler ein. Plötzlich läuft
der Salto weniger rund, passt der Ablauf
nicht mehr ganz präzise zur Musik. Des-
halb werden auch sie wie Sportler von
einer Trainerin betreut. Beim Proben am
Mittag vor den Shows lässt Ehrlich Ocam-
po sechs Hula-Hoop-Reifen an Armen und
Beinen drehen, was für den Laien ziemlich
beeindruckend aussieht, der Trainerin aber
noch zu holprig erscheint. Also noch ein-
mal von vorn. Und dann noch einmal.
„Manchmal musst du 200 Mal üben, da-
mit es einmal sitzt“, sagt Pipsa Ilpala. Sie
hat sich ihre Bank fürs Training wie immer
dicht ans Fenster geschoben, durch das die
offene See zu sehen ist. Die Finnin liegt
rücklings auf der Bank und beginnt mit
drei großen Bällen zu jonglieren – mit den
Füßen. „Mit seinen Requisiten ist man wie
in einer Beziehung“, sagt sie. „Manchmal
läuft alles harmonisch, manchmal streiten
wir uns ein bisschen, aber wir kommen im-
mer zueinander zurück.“
Mittlerweile wirbelt Ilpala bis zu sechs
Bälle mit Händen und Füßen gleichzeitig
durch die Luft, und zwar so schnell, dass es
nach einem Dutzend aussieht. Manchmal
ertappe sie sich dabei, dass sie eine Whats-
app schreibe und fast vergesse, dass noch
ein paar Bälle an ihren Füßen kreisen.
Bei der Abendvorstellung Stunden spä-
ter wird Pipsa Ilpala auf dem Höhepunkt
ihres Auftritts auch noch einen weißen
Autoreifen mit einem Ball darin balancie-
ren, ohne dass dieser herausfällt. Als sie
anschließend durchs Publikum zurück
hinter die Bühne läuft, dreht sich ein
kleiner Junge zu ihr um und reckt aner-
kennend beide Daumen in die Höhe.
Ilpala lächelt. Wieder alles glattgegangen.
So spiegelglatt wie das Mittelmeer jetzt
unter dem Mondlicht glänzt. 2

erzählt Ocampo. „Danach dachte ich: Was
ist, wenn ich mich verletze und in meinem
Leben nie den großen Auftritt hatte?“ Also
schickte er ein Bewerbungsvideo an den
Cirque du Soleil. Bis der ersehnte Anruf
kam, dauerte es drei lange Jahre.
Insgesamt 16 Artisten aus neun ver-
schiedenen Nationen sind für „Syma“ und
„Varélia“ engagiert worden. Alle wirken in
beiden Shows mit, mal mit einer Haupt-
rolle, mal mit einem kleinen Part. Der
Cirque du Soleil verfügt über eine große
Datenbank. Sobald eine ungefähre
Dramaturgie für ein Stück steht, castet
das Unternehmen die Künstler, danach
beginnen monatelange Proben. Auf der
„Bellissima“ übten die Akrobaten bereits
Sprünge und Seiltanz, als noch nicht alle
Kabinen fertig waren. Seit Januar nun sind
die 19 Decks ihr neues, schwimmendes
Zuhause.

Vor der Show mischt sich ein Darsteller vom Cirque
du Soleil als Seepferdchen verkleidet unters
Publikum (o.). Die 24-jährige Finnin Pipsa Ilpala übt,
Bälle zu jonglieren – mit Händen und Füßen (u.)


Die Recherchereise wurde unterstützt von MSC Kreuzfahrten.
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