Die Welt - 16.08.2019

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16.08.19 Freitag, 16. August 2019DWBE-HP



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DWBE-HP


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10 WIRTSCHAFT DIE WELT FREITAG,16.AUGUST


S


elten gelingt es einer regio-
nalen Umweltministerin
mit einem einzigen Satz, in
der ganzen Welt Schlagzei-
len zu schreiben. Die Belgie-
rin Céline Fremault, bis vor Kurzem in
der Regionalregierung der Stadt Brüssel
zuständig für Lebensqualität und Öko-
logie, schaffte das Ende März. Eine An-
merkung der 45-jährigen Juristin sauste
wie ein Blitz durch ganz Europa, ja so-
gar bis Übersee: „Die Brüsseler sind kei-

wie ein Blitz durch ganz Europa, ja so-
gar bis Übersee: „Die Brüsseler sind kei-

wie ein Blitz durch ganz Europa, ja so-


ne Versuchskaninchen, deren Gesund-
heit ich für den Profit verkaufen kann“,
hatte Fremault gesagt.

VON HANNELORE CROLLY
AUS BRÜSSEL

Zwar war das wohl nicht ganz so dra-
stisch gemeint, wie es aus dem Zusam-
menhang gerissen klang. Dennoch wird
Fremault bis heute oft und hartnäckig
zitiert, selbst wenn sie nicht mehr im
Amt ist, nachdem in Belgien Wahlen
waren. Aber ihre Aussage kommt all je-
nen bestens zupass, die vor dem neuen
Mobilfunkstandard 5G als Teufelszeug
warnen.
Der Protest gegen das superschnelle,
mobile Netz wächst, auch in Deutsch-
land, Österreich und der Schweiz. Die
Sorge geht um, dass zusätzliche Masten
die Städte und die Landschaft verschan-
deln. Vor allem aber werden Gesund-
heitsgefahren heraufbeschworen. Vom

„Strahlen-Tsunami“ ist die Rede, und
davon, dass alle demnächst „gegrillt“
würden. Die bundesweite deutsche Bür-
gerbewegung „Stoppt 5G“ behauptet, in
den Hauptstrahlungsrichtungen von
Mobilfunkanlagen gebe es schon jetzt
regelrechte „Krebsstraßen“. Von Berlin
über Darmstadt, Stuttgart oder Frei-
burg bis mitten hinein in die sozialen
Netzwerke, überall formiert sich daher
Widerstand gegen die neue Technologie


  • oft mit dem Verweis auf Céline Fre-
    mault und Brüssel.
    Es ist natürlich eine höchst attraktive
    Erzählung: Ausgerechnet die Haupt-
    stadt Europas, die doch bei der Digitali-
    sierung weltweit ganz vorn mitspielen
    will, stoppt den 5G-Netzausbau, weil
    dort rechtzeitig erkannt wurde, wie ge-
    sundheitsschädlich die Strahlung des
    modernen Netzes ist. Allerdings ist so
    nicht ganz richtig wiedergegeben, was
    Céline Fremault eigentlich meinte. Zum
    einen hatte es bei einem in Brüssel ge-
    planten 5G-Pilotprojekt Streit gegeben
    zwischen der Regional- und der Bundes-
    regierung, was die Verteilung der Ge-
    winne anging. Zum anderen rührten die
    Bedenken der Ministerin unter ande-
    rem aus der Unsicherheit, ob die Strah-
    lung der neuen Masten so zuverlässig
    gemessen werden kann wie bisher. Au-
    ßerdem hätte Brüssel seine Strahlungs-
    normen anheben müssen, was Fre-
    mault, nachdem sie in den Wahlkampf
    eingetreten war, nicht mehr mittragen


wollte. Aber ein peinliches Schauspiel
für die EU ist das Brüsseler Hickhack in
jedem Fall. Schließlich betont die EU-
Kommission bei jeder Gelegenheit,
Europa wolle eine führende Rolle im
aufstrebenden 5G-Markt einnehmen,
nur mit dem Wechsel in die nächste Mo-
bilfunkgeneration sei der digitale Wan-
del zu stemmen. Schon im Herbst 2016
hat die Kommission daher den 5G-Akti-
onsplan präsentiert, der ehrgeizige Zie-
le für die Einführung von 5G ab 2020
enthält. Zumindest in den europäischen
Hauptstädten sollte dann alles startklar
sein, so der damalige Plan. Das flache
Land sollte entlang wichtiger Verkehrs-
strecken dann nach und nach folgen.
Die EU-Kommission nennt 5G einen
„Schlüsselfaktor der Wettbewerbsfähig-
keit“ der EU, der neue Mobilfunkstan-
dard soll das Internet der Dinge mög-
lich machen, das Autos selbst fahren
und Zahnbürsten mit der Zahnpastatu-
be kommunizieren lässt. Die EU-Kom-
mission verheißt ein Marktvolumen von
225 Milliarden Euro bereits 2025. Doch
dafür müsste 5G bis Ende nächsten Jah-
res lanciert sein, damit vier bis fünf Jah-
re später in Städten und entlang wichti-
ger Transportrouten Dienstleistungen
zur Verfügung stehen können.
Doch Brüssel selbst hat auf dieser Li-
ste der Vorreiter wohl endgültig keinen
Platz. Denn auch Fremaults Nachfolger
im Amt des Umweltministers, der Grü-
nen-Politiker Alain Maron, hat es alles

andere als eilig, um die nötigen Voraus-
setzungen zu schaffen. Eine Absenkung
der Strahlungsstandards? Erst einmal in
Ruhe prüfen, gibt er sich entspannt.
Nun muss man wissen, dass die bis-
her in der belgischen Metropole gelten-
den Strahlungsnormen zu den streng-
sten weltweit gehören. Zulässig ist bei
900 Megahertz im GSM-Netz lediglich
eine elektrische Feldstärke von 6 Volt
pro Meter. Deutschland erlaubt im sel-
ben Frequenzbereich 41 Volt pro Meter,
für LTE-Netze im Frequenzbereich von
2,8 Gigahertz sind sogar 61 Volt pro Me-
ter zulässig. Für das Brüsseler Pilotpro-
jekt wäre hingegen lediglich eine Anhe-
bung auf 14,5 Volt pro Meter nötig gewe-
sen, hatten Experten errechnet. Doch
auch das will Maron erst erlauben,
wenn er dazu belastbare wissenschaftli-
che Ergebnisse vorliegen hat. Und das
kann dauern. Vielleicht passiert es auch
nie.
Auch die Versteigerung der Lizenzen
hat in Belgien noch nicht stattgefunden,
weil die Wahlen dazwischenkamen.
Eine neue Regierung, die das Projekt in
Angriff nehmen könnte, ist noch nicht
in Sicht. Daher droht der EU-Hauptsitz
bei 5G abgehängt zu werden. Immerhin
hatte Belgien 2011 einen Weltrekord auf-
gestellt, als es sage und schreibe 541 Ta-
ge benötigt hatte, bis es wieder eine
handlungsfähige politische Führung
hatte.
Doch auch andernorts stockt es. Bis
Juni hatten gerade mal elf der 28 EU-
Länder eine nationale Roadmap, also
einen Plan für den Umgang mit 5G,
nach Brüssel entsandt. Nur 14 Prozent
der Frequenzen sind bereits freige-
räumt und ab 2020 nutzbar. Bis Juni
2020 sollten aber alle EU-Mitgliedstaa-
ten zumindest das 700 MHz-Frequenz-
band freigegeben haben, damit es für
die mobile Kommunikation genutzt
werden kann. Dienste müssen auf eine
andere Frequenz wechseln. Eine ganze
Reihe von EU-Staaten dürften Schwie-
rigkeiten haben, die Ziellinie rechtzeitig
zu erreichen. Zudem wollen Spanien,
Malta, die Slowakei, Polen und Großbri-
tannien erst 2020 Auktionen für die
Mobilfunklizenzen durchführen.
Hinzu kommen Bedenken, was die
Datensicherheit von 5G angeht. Dabei
geht es unter anderem um die Rolle des
chinesischen Netzanbieters Huawei,
den die USA der Spionage verdächtigt.
Die EU-Mitgliedsstaaten mussten der
Europäischen Cybersicherheitsagentur
(Enisa) eine Risikobewertung darüber
vorlegen, für wie angreifbar sie die neue
Infrastruktur in ihrem Land halten.
Brüssel will nun bis Anfang Oktober
eine EU-weite Einschätzung erarbeiten.
Eine spezielle Arbeitsgruppe soll dann
bis Ende 2019 überlegen, ob neue Zerti-
fizierungsvorschriften, Tests, Kontrol-
len mehr Sicherheit bescheren könnten.
Auch werden womöglich potenziell un-
sichere Produkte oder Lieferanten iden-
tifiziert. Obligatorisch wird all das aber
nicht sein: Der Aufbau des 5G-Netzes
liegt in der nationalen Kompetenz.
Nun droht ausgerechnet dort, wo
Europas Politik und Zukunft entschie-
den werden soll, nämlich im EU-Viertel
und auch bei der Nato, demnächst der
große Datenstau. Denn das 4G-Netz, so
warnt die belgische Industrievereini-
gung Agoria, gelangt an diesen Orten
schon ab 2020 zusehends an seine
Grenzen. Spätestens 2022 sei dann ganz
Brüssel überlastet, so die Prognose.
Eine Ausweichmöglichkeit immerhin
haben EU-Beamte und Nato-Beschäf-
tigte selbst 2022 noch: den Stadtwald.
Dort soll das 4G-Netz auch in ferner Zu-
kunft gut funktionieren.

5 G stoppt vor Brüssels Toren


In Europas


Hauptstadt hakt es


beim Netzausbau


für das schnelle


mobile Internet.


Ein gutes Omen für


die technologische


Zukunft der EU ist


das nicht gerade


Brüssel bei Nacht: Die Stadt hat
weltweit mit die strengsten
Vorschriften für Handystrahlung

GETTY IMAGES

/ DADO DANIELA

her 4G anbieten, damit sie auch telefo-
nieren können. Außerdem sei absehbar,
dass viele Nutzer in zwei Jahren noch
mit einem 4G-Smartphone unterwegs
sein werden, sagte Dommermuth. Sie
könnten sich in ein reines 5G-Netz also
gar nicht einbuchen.
Den Planungen zufolge soll das Netz
voraussichtlich im Jahr 2021 starten.
Zwar stehen 1&1 Drillisch schon vorher
Frequenzen zur Verfügung, doch diese
würden nur für Tests verwendet. Uni-
ted Internet verhandelt derzeit mit
Partnern, um sein weiteres Vorgehen
vorzubereiten. Da der Konzern sein
Netz nur nach und nach aufbauen kann,
muss er zumindest in der Anlaufphase
für einige Jahre die Netze seiner Kon-
kurrenten mitbenutzen.
Dieses nationale Roaming muss mit
den Netzbetreibern Deutsche Telekom,
Vodafone und Telefónica ausgehandelt
werden. Die Gespräche dazu laufen den
Angaben zufolge. Sollte es hier keine Ei-
nigung geben, wird die Bundesnetz-
agentur als Schiedsrichter einspringen.

U


nited Internet wird künftig neben
einem 5G-Mobilfunknetz auch
ein Netz für die vierte Generation
des Mobilfunks (4G) bauen. „Wir werden
ein kombiniertes Netz aus 5Gund 4G an-
bieten“, sagte United-Internet-Chef
Ralph Dommermuth am Donnerstag. Da-
mit will sich der Konzern von einem so-
genannten virtuellen Mobilfunkanbieter
zum echten Netzbetreiber wandeln. In
der Vergangenheit sprach United Inter-
net vor allem von einem geplanten 5G-
Netz. Dafür hatte sich die Konzerntoch-
ter 1&1 Drillisch an der jüngsten Fre-
quenzversteigerung beteiligt und auch
entsprechende Zuschläge erhalten.

VON THOMAS HEUZEROTH

5G ist ein reines Datennetz, ein Stan-
dard für das Telefonieren ist dafür noch
nicht definiert. Daher fallen Anrufe auf
ältere Netze zurück. Im 4G-Netz heißt
diese Technologie VoLTE, für Voice
over LTE. Um Nutzer auf ein eigenes
Netz zu schalten, muss der Konzern da-

Vorher will 1&1 Drillisch nicht mit dem
Netzausbau beginnen. Auch Verträge
mit Netzausrüstern stehen noch aus.
Zwar sind die Ausbauverpflichtun-
gen, die mit der 5G-Versteigerung ver-
bunden sind, für Mobilfunk-Neueinstei-
ger wie 1&1 Drillisch niedriger als für die
bisherigen Netzbetreiber. Doch auch
der Neueinsteiger muss bis Ende 2023
ein Viertel der Haushalte in Deutsch-
land mit Mobilfunk versorgen, zwei Jah-
re später dann die Hälfte der Haushalte.
Und bis Ende 2022 muss jeder Netzbe-
treiber 1000 5G-Basisstationen aufge-
stellt haben.
1&1 Drillisch hat zwar derzeit kein ei-
genes Netz, zählt aber trotzdem fast
zehn Millionen Mobilfunkkunden. Der
Anbieter nutzt dafür die Netze von Vo-
dafone und Telefónica, macht für seine
Nutzer aber eigene Tarifangebote. Vor
allem hat 1&1 Drillisch den Zugriff auf bis
zu 30 Prozent der Netzkapazitäten von
Telefónica – eine Vorgabe der Europäi-
schen Kommission für die Erlaubnis, E-
Plus übernehmen zu dürfen. Die Kondi-

tionen dafür sollen für United Internet
günstig sein. Früher oder später dürfte
1&1 Drillisch versuchen, diese Kunden
auf das eigene Netz zu migrieren.
Doch vorher muss der Anbieter noch
einen ganz anderen Kraftakt vollziehen.
Da die Netzbetreiber in den kommen-
den Jahren ihre 3G-Netze abschalten
werden, um die Frequenzen für neuere
Netztechnologien nutzen zu können,
müssen die Nutzer auf LTE umgeschal-
tet werden. Insbesondere Kunden von
1&1 Drillisch, die auf dem Vodafone-
Netz unterwegs sind, können aber kein
LTE nutzen, weil die Verträge der An-
bieter untereinander das nicht vorse-
hen. Zwar bietet Vodafone seine LTE-
Netz auch 1&1 Drillisch an, aber offen-
bar zu Konditionen, die das Unterneh-
men nicht akzeptieren will. Da man den
Weg vom virtuellen Netzbetreiber zum
Betreiber eines eignenen Netzes einge-
schlagen habe, werde man voraussicht-
lich die Aktiviäten als virtueller Netzbe-
treiber auch nicht ausweiten, sagte
Dommermuth.

Deswegen versucht 1&1 Drillisch seine
Nutzer vom Vodafone-Netz auf das
Telefónica-Netz umzuheben. Nutzer be-
kommen derzeit Post von ihrem Anbie-
ter, in denen ihnen mehr Datenvolumen
zum bisherigen Tarif angedient wird.
Auch die Vertragslaufzeit ändert sich da-
durch nicht. Akzeptieren Kunden das
Angebot, verlassen sie jedoch das Voda-
fone-Netz und surfen und telefonieren
in der Folge auf dem Netz von Telefón-
ica. Die dafür notwendige Sim-Karte legt
1&1 Drillisch seinen Kunden gleich bei.
Das größere Datenvolumen tauschen
die Nutzer jedoch gegen ein schlechte-
res Netz. In vielen Netztests landet
Telefónica meist an letzter Stelle hinter
der Telekom und Vodafone. Dommer-
muth verwies am Donnerstag darauf,
dass die Netzqualität bei Telefónica ste-
tig zunehme. Annähernd 100 Prozent
der Neukunden von 1&1 Drillisch wür-
den sich derzeit für Tarife entscheiden,
die auf dem Telefónica-Netz liefen. Al-
lerdings sind diese Tarife auch günstiger
als Angebote auf dem Vodafone-Netz.

United Internet baut zwei Mobilfunknetze


Der Konzern will ein 5G-Mobilfunknetz in Deutschland anbieten. Doch zunächst muss er veraltete 4G-Masten aufstellen


D


er Kohlenstoffspezialist SGL
Carbon muss sich von seinen
Zielen bis 2022 verabschieden
und hat seine Anleger damit schockiert.
Für zusätzliche Verunsicherung sorgt
der abrupte Abgang von Vorstandschef
Jürgen Köhler, der bereits Ende August
seinen Hut nimmt. SGL-Aktien brachen
am Donnerstag in der Spitze um mehr
als ein Drittel auf 3,57 Euro ein, der
niedrigste Stand seit 16 Jahren. Im SDax
sind sie in diesem Jahr unter den größ-
ten Verlierern mit einem Abschlag von
fast 40 Prozent.
Die Nachricht dürfte das Vertrauen
der Anleger in SGL zerstören, urteilte
Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus
Lampe. Köhler trete zurück, nachdem
sein Vertrag erst vor vier Monaten bis
zum Jahr 2022 verlängert worden sei.
Die Experten der Baader Bank rieten
zum Verkauf der Aktie. Sie erwarten,
dass nun womöglich die gesamte Zu-
kunft von SGL, zumindest aber die ak-
tuelle Struktur überprüft werden dürf-
te. „Wir schließen nicht aus, dass der
Haupteigner Skion das ganze Unterneh-
men von der Börse nimmt“, kommen-
tierte Analyst Christian Obst von der
Baader Bank.
Die Beteiligungsgesellschaft Skion
der Unternehmerin und Quandt-Erbin
Susanne Klatten hält einen Anteil von
rund 27,5 Prozent an SGL. Weitere
große Anteilseigner sind BMW mit
mehr als 18 Prozent und Volkswagen
mit mehr als sieben Prozent. Ein Spre-
cher von Skion wollte sich nicht zu den
VVVorgängen bei SGL äußern. Klattenorgängen bei SGL äußern. Klatten
verschaffte sich aber selbst ein Bild
von der Lage bei dem Wiesbadener
Unternehmen. Sie sei den ganzen
Mittwoch bis spät in den Abend bei
SGL gewesen sowie am Donnerstag
und arbeite mit dem Aufsichtsrat eng
an einer Lösung der Probleme, sagte
Finanzchef Michael Majerus in einer
Telefonkonferenz mit Analysten nach
dem Kurseinbruch.
Vorstandschef Köhler hatte erst vor
gut einer Woche die Ziele des Unter-
nehmens bekräftigt. Nun sind die Prog-
nosen für die kommenden drei Jahre
obsolet. Köhler verlässt SGL schon En-
de des Monats. Der 58-Jährige stand seit
2014 an der Spitze des Vorstands, der
neben ihm nur noch aus Finanzchef Ma-
jerus besteht. Der promovierte Verfah-
renstechniker startete seine Laufbahn
bei der damaligen Hoechst AG und kam
2002 von Celanese zu SGL. Wer sein
Nachfolger wird, ist offen. Ein Sprecher
erklärte, der Aufsichtsrat werde sich da-
mit beschäftigen und „zu gegebener
Zeit“ äußern.
Köhler muss die Konsequenzen aus
massiven Planungsfehlern in der Ver-
bundwerkstoffbundwerkstoffbundwerkstoffsparte CFM ziehen.sparte CFM ziehen.
Dort seien die Geschäftszahlen im Juli
unerwartet schlecht ausgefallen, hatte
SGL am Mittwochabend mitgeteilt.
Wie ein SGL-Sprecher erläuterte, geht
es dabei um die Lieferung von Carbon-
fasern für die Herstellung von Rotor-
blättern von Windkraftanlagen an ei-
nen einzelnen Kunden. Dort habe es ei-
nen Planungsfehler in der internen
Wertschöpfungskette gegeben. Kosten
seien nicht korrekt geplant und da-
durch sei mit einer zu hohen Rendite
gerechnet worden. Es gehe dabei um
eine Auslieferung über das zweite
Halbjahr von Juli bis Dezember. Maje-
rus sprach von einem Einzelfall und
versprach, dass so ein Fehler nicht
noch einmal vorkommen werde. Er ge-
stand zugleich ein, dass die Sparte ein
Profitabilitätsproblem habe. „Ich bin
sehr enttäuscht über die Entwicklung
in dem Geschäft.“
Belastend wirkt sich auch aus, dass
die Erholung im Marktsegment Indus-
trielle Anwendungen sowie die geplan-
ten Maßnahmen zur Ergebnisverbesse-
rung nicht in dem erwarteten Ausmaß
das Ergebnis im zweiten Halbjahr stüt-
zen werden. SGL wird deshalb in die-
sem Jahr mit fast zehn Millionen Euro
in die roten Zahlen rutschen, statt wie
geplant eine schwarze Null zu schaffen.
Das bereinigte operative Ergebnis
(Ebit) wird mit rund 55 Millionen Euro
um zehn Millionen niedriger als im ver-
gangenen Jahr und als für 2019 geplant
ausfallen.
SGL denkt nun über Restrukturie-
rungsmaßnahmen nach. „Der Fokus
liegt auf der Überprüfung der gesamten
Kostenstruktur und Prozessverbesse-
rung in dem Bereich. Alle Maßnahmen
werden geprüft“, sagte der Sprecher.
Majerus betonte, er erwarte keine große
Restrukturierung, SGL benötige auch
kein zusätzliches Kapital.

SGL trennt sich


aaabrupt vonbrupt von


VVVorstandscheforstandschef


Kohlenstoff-Spezialist


kassiert Gewinnprognose


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