Die Welt - 17.08.2019

(Axel Boer) #1

Z


unächst klingt es nach star-
kem Wind über den Fichten
des Baasemer Waldes. Wer
tiefer hineingeht und sich
an das Geräusch gewöhnt,
merkt, dass das Rauschen regelmäßig
an- und abschwillt, zu regelmäßig, um
natürlich zu sein, eher mechanisch, so
als würde ein riesiger Stab durch die
Luft gewirbelt. Dann wird der erste Ro-
tor sichtbar, dahinter der nächste.

VON KRISTIAN FRIGELJ
AUS DAHLEM / HELLENTHAL

Im Baasemer Wald auf dem Gebiet
der nordrhein-westfälischen Gemeinde
Dahlem in der Eifel ragen zehn Windrä-
der mit der Bezeichnung „DahlemI-
III“ bis zu 200 Meter in den Himmel –
fffür die Energiewende. Nebenan, imür die Energiewende. Nebenan, im
Kammerwald, sollen sich künftig fünf
weitere Rotoren von „Dahlem IV“ dre-
hen. Bisher stehen aber nur stählerne,
dicke, hellgrüne Masten ohne Propel-
ler. Seit mehr als eineinhalb Jahren tut
sich hier nichts mehr. Der Naturschutz-
bund Nordrhein-Westfalen, kurz Nabu,
klagt gegen das Projekt und hat vor
dem Verwaltungsgericht Aachen einen
vorläufigen Baustopp erreicht, der in
nächsthöherer und letzter Instanz vom
Oberverwaltungsgericht (OVG) Nord-
rhein-Westfalen zunächst im Eilverfah-
ren bestätigt wurde.
Das OVG muss noch in der Hauptsa-
che entscheiden, doch es hat im Eilver-
fahren den Tenor bereits angedeutet:
„Bei summarischer Prüfung ist derzeit
mit überwiegender Wahrscheinlichkeit
ein Erfolg des Antragstellers in der
Hauptsache zu erwarten. Es bestehen
ernsthafte Zweifel an der Rechtmäßig-
keit der immissionsschutzrechtlichen
Genehmigung.“ Die Waldregion mit den
Windrädern ist nach richterlicher Ein-
schätzung ökologisch besonders sensi-
bel. Vor allem wurden nach Ansicht der
Richter Belange des besonders ge-
schützten Schwarzstorches nicht ange-
messen beachtet.
Windkraft im Wald ist sehr umstrit-
ten, denn um das Klima zu schützen,
werden Bäume gerodet und ein knapp
gewordener natürlicher Lebensraum
dauerhaft verändert. Selbst Grüne pro-
pagieren den Weg in den Wald, da aus
ihrer Sicht die Rettung des Weltklimas
größere Priorität besitzt. Auch der Lan-
desverband Erneuerbare Energien
NRW erklärt, Wald dürfe nicht grund-
sätzlich tabu sein. Teilweise werden
Kahlflächen für Windräder genutzt, wie
sie etwa nach dem Orkan „Kyrill“ 2007
im Sauerland entstanden sind. Doch der
Weg führt auch in sensible Waldbestän-
de wie etwa in Dahlem.
Es geht um einen kleinen Teil des ge-
samten Windradbestandes in Deutsch-
land, um etwa bundesweit 2000 Stück,
das sind sieben Prozent aller gebauten
Anlagen, wie die Fachagentur Wind-
energie an Land in Berlin auf WELT-An-
frage mitteilt. Nach bisherigen Progno-
sen dürfte diese Zahl in den nächsten
Jahren zunehmen. „Während in Nord-
deutschland Waldstandorte für die
Windenergie fast gänzlich tabu sind,
liegt in den Bundesländern im Süden
und Westen die Zahl der Windturbinen
im Wald meist im dreistelligen Be-
reich“, heißt es in einer aktuellen Ana-
lyse der Fachagentur. Rheinland-Pfalz
liegt mit 445 Anlagen vor Hessen (430),
Baden-Württemberg (329) und Bayern
(300). Nordrhein-Westfalen rangiert
mit 84 Anlagen weit hinten. Die Verfas-
ser der Analyse gehen davon aus, „dass
sich der Trend zu mehr Windenergie im
Wald weiter fortsetzen wird“. Doch der
Widerstand wächst, Anwohner und Na-

turschützer wehren sich. Der Nabu
NRW demonstriert im Internet seine
Schlagkraft mit einer Liste von beklag-
ten Projekten und warnt, der Arten-
schutz gerate „zunehmend unter die
Windräder“. Ihnen könnte die aktuelle
politische Diskussion um den Schutz
des Waldes nutzen. Bayerns Minister-
präsident Markus Söder (CSU) widmet
sich derzeit schlagzeilenträchtig dem
Baumschutz, und sein nordrhein-west-
fälischer Amtskollege Armin Laschet
(CDU) betont beim Waldspaziergang,
dass Aufforstung ein wichtiger Beitrag
sei, um Kohlendioxid zu reduzieren und
die Klimaerwärmung zu bremsen. In
der Windkraftbranche heißt es, unter
Laschets schwarz-gelber Landesregie-
rung in NRW sei es seit 2017 wieder
schwerer geworden, Windkraft im Wald

umzusetzen, vor allem durch Änderun-
gen im Landesentwicklungsplan.
Für Claudia Rapp-Lange bedeuten
die Projekte „Dahlem I-III“ und „IV“ ei-
ne Art Sündenfall. Die 50-jährige Di-
plom-Geografin ist Pressesprecherin
des Nabu Euskirchen und wohnt seit
1999 an der Grenze zu Dahlem, in der
Nachbargemeinde Hellenthal. Sie
schwärmt, dass die Eifel das „grüne
Herz Europas“ sei. Der Waldgürtel hier
zählt zum europäischen Biotopver-
bundsystem und ist als „Hotspot“ der
Artenvielfalt ausgewiesen. Rapp-Lange
erzählt, dass Säugetiere, zum Beispiel
Rotwild, Wildkatze und Luchs, die „ge-
netisch bedingten Wanderrouten“ bis
hin zum belgischen Ardennengebirge
nutzten, dass der Schwarzstorch streng
geschützt und „extrem störungsemp-

findlich“ sei. Sie zeigt selbst
aufgenommene Videos vom
Rotmilan und erzählt über
das komplexe Quell- und
Bachsystem in den Wäldern
und sie wittert eine Intrige,
weil zwei Großhorste des
Schwarzstorchs zerstört wor-
den seien.
„Es ist ökologisch nicht
nachvollziehbar, dass es
möglich ist, ausgerechnet
hier große Windprojekte zu
realisieren. Das sind Industrieanlagen
im Wald. Warum müssen hier fast 20
unvorstellbar hohe Windindustrieanla-
gen mit Rotoren von über 100 Meter
Durchmesser im Wald gebaut werden“,
fffragt sich Rapp-Lange. Zahlreiche Bäu-ragt sich Rapp-Lange. Zahlreiche Bäu-
me müssten gefällt und Quellen zer-

stört werden. „Das hat doch mit einer
vernünftigen Klimaschutzpolitik
nichts zu tun. Der Wald selber, als
hochkomplexes Ökosystem, schützt
das Klima“, sagt sie.
Als das 65-Millionen-Euro-Projekt
„Dahlem I-III“ Ende 2016 eingeweiht
wurde, war neben Vertretern des nie-
derländischen Windparkplaners Du-
noAir auch der damalige nordrhein-
westfälische Umweltminister Johannes
Remmel (Grüne) dabei. In einer Presse-
mitteilung schwärmte er, dass „der
größte Waldwindpark Nordrhein-West-
falens“ mit „Mut und Umsicht geplant“
sei. Man könne auf „gute Standorte im
Wald nicht verzichten“.
Der Bürgermeister von Dahlem, Jan
Lembach, war ebenfalls bei der Einwei-
hung anwesend und verteidigt das Pro-
jekt. Er hält Windkraft im Wald „für den
richtigen Weg, um die Energiewende zu
erreichen“, sagt der Diplom-Geograf
und Landschaftsökologe im Telefonat.
Stromerzeugung sei nie ohne Nachteile,
erzählt der Christdemokrat. Durch den
Abbau von Braunkohle seien ganze Ort-
schaften verschwunden und riesige Lö-
cher in der Landschaft entstanden. Der
radioaktive Abfall aus den Atomkraft-
werken werde noch viele Tausende Jah-
re strahlen. „Dagegen halten sich bei
Windkraft im Wald die Nachteile in
Grenzen. Was dem Wald entnommen
wird, um die Anlagen zu errichten, wird
an anderer Stelle durch Aufforstung
wieder hinzugefügt“, betont Lembach.
Seine Gemeinde mit etwa 4200 Einwoh-
nern profitiert von den Pachteinnah-
men des Betreibers. Jährlich sind das et-
wa 60.000 Euro pro Anlage für die
nächsten zehn Jahre.
Auf den Nabu ist Thilo Wemmer-
Geist schlecht zu sprechen. Der Pro-
jektentwickler der DunoAir Windpark-
planung GmbH mit Sitz in Trier kriti-
siert, der Verband sei der „Hauptverhin-
derer“ von Projekten im Wald. „Wenn
wir die Klimaziele erreichen wollen,
geht das nur mit einem massiven Aus-
bau der Windenergie. Dazu gehört auch
Windkraft im Wald. Momentan gehen
viele Projekte der Windkraftbranche in
Deutschland in den Wald“, sagt Wem-
mer-Geist. Er rechnet vor, dass ein
Hektar Wald etwa zwölf Tonnen CO 2 im
Jahr binde; auf der gleichen Fläche wer-
de durch die Windkraft mehr als das
Tausendfache an CO 2 vermieden. Wem-
mer-Geist betont auch, dass ein Beitrag
beim Waldumbau geleistet werde. „Die
Landschaft bleibt durchlässig. Wir bau-
en ja keine undurchdringlichen Barrie-
ren in die Landschaft. Wir haben mit
zahlreichen Gutachten,
zum Beispiel zur Wildkat-
ze, belegt, dass die Korrido-
re für Tiere erhalten blei-
ben. Wir haben tunlichst
darauf geachtet, nicht in
diese Korridore zu gehen“,
betont Wemmer-Geist.
Beim Projekt „Dahlem
IV“ zumindest sehen das
Verwaltungsgericht Aachen
und auch das OVG gravie-
rende Mängel. DunoAir hat
darauf mit einem Genehmi-
gungsverfahren für „Dah-
lem IV“ reagiert. Bisher
sind an die 140 Einwendun-
gen eingegangen. Bürger-
meister Lembach geht da-
von aus, dass der zuständi-
ge Kreis Euskirchen noch in diesem
Jahr über die Genehmigung entschei-
den wird. Ob es dann mit dem Bau wei-
tergeht, ist ungewiss. Der Nabu will zu-
nächst prüfen, ob er wieder klagt. Aus
Sicht der Naturschützer bietet das Pro-
jekt viele Schwachpunkte.

WWWenn Klimaschutz denenn Klimaschutz den


WWWald gefährdetald gefährdet


Um die Energiewende


voranzutreiben, sollen


Bäume Windrädern


weichen. Selbst Grüne


sind dafür.


Naturschützer und


Anwohner wehren sich –


auch juristisch


KRISTIAN FRIGELJ

(2)

„Der Wald selber schützt
das Klima“, sagt Claudia
Rapp-Lange, Pressespreche-
rin des Nabu Euskirchen

5


17.08.19 Samstag, 17. August 2019DWBE-HP


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DIE WELT SAMSTAG,17.AUGUST2019* POLITIK 5


„Inobhutnahmen nach Einreise aus dem
AAAusland“ durch die Jugendämter, stiegusland“ durch die Jugendämter, stieg
die Zahl jährlich leicht bis auf 4800 im
Jahr 2013, um dann auf dem Höhepunkt
der Migrationskrise 2015 (42.300) und
2 016 (44.900) in die Höhe zu schnellen.
Seither gehen die Zahlen zwar wieder
stark zurück, doch auch im vergangenen
Jahr nahmen die Jugendämter immer
noch 12.200 neu eingereiste Unbegleite-
te in Obhut, wie das Statistische Bundes-
amt am Freitag mitteilte. Zwischenzeit-
lich hatten die unbegleiteten Minderjäh-
rigen mehr als die Hälfte aller in Obhut
der Jugendämter genommenen Kinder
und Jugendlichen ausgemacht. Diese
Zeiten sind wieder vorbei.
VVVon den 52.600 Inobhutnahmen imon den 52.600 Inobhutnahmen im
Jahr 2018 entfielen laut Statistischem
Bundesamt 24 Prozent auf Inobhutnah-
men, weil die Eltern überfordert waren.
Die unbegleitete Einreise aus dem Aus-
land, die im Vorjahr noch der häufigste
Anlass für eine Schutzmaßnahme war,
rückte mit 16 Prozent der Fälle an die

E


ines der aufwendigsten Angebote,
das der deutsche Sozialstaat im
Programm hat, ist die Betreuung
sogenannter unbegleiteter Minderjähri-
ger. Als solche werden junge Ausländer
bezeichnet, die unerlaubt einreisen und
angeben, minderjährig sowie ohne El-
tern unterwegs zu sein. Falls das jeweili-
ge Jugendamt ihnen beides glaubt, kom-
men sie nicht wie die übrigen Asylzu-
wanderer zunächst in Sammeleinrich-
tungen, sondern werden intensiv be-
treut, was mit rund 50.000 Euro pro
Kopf und Jahr zu Buche schlägt.

VON MARCEL LEUBECHER

Das war nicht weiter problematisch,
solange es sich um ein paar Einzelfälle
handelte. Allerdings hat die Zuwande-
rung von jungen Ausländern, die ohne
ihre Eltern einreisen, sich in den letzten
Jahren zu einem Massenphänomen ent-
wickelt. Zählte das Statistische Bundes-
amt im Jahr 2005 noch rund 600 solcher

zzzweite Stelle. Anzeichen für körperlicheweite Stelle. Anzeichen für körperliche
oder psychische Kindesmisshandlung
(8,3 Prozent) waren die dritthäufigste
Ursache für eine Inobhutnahme, Anzei-
chen für Vernachlässigung (8,1 Prozent)
die vierthäufigste.
In weit über der Hälfte aller Fälle wur-
den die Inobhutnahmen von sozialen
Diensten und Jugendämtern angeregt
(57 Prozent). In 18 Prozent der Fälle hat-
ten die Jungen oder Mädchen selbst Hil-
fffe beim Jugendamt gesucht. Bei weiterene beim Jugendamt gesucht. Bei weiteren
zzzwölf Prozent machten Polizei oderwölf Prozent machten Polizei oder
Ordnungsbehörden auf die Probleme
aaaufmerksam. Sieben Prozent der Fälleufmerksam. Sieben Prozent der Fälle
gingen laut Statistischem Bundesamt auf
Initiativen der Eltern zurück.
Der Begriff des unbegleiteten Minder-
jährigen ist allerdings in einer beträcht-
lichen Zahl der Fälle nicht wörtlich zu
nehmen. Denn mittlerweile sind mehr
als die Hälfte der als solche betreuten
Personen offiziell schon erwachsen, sie
werden dann als „junge Volljährige“ in
der Jugendhilfe weiterbetreut, wenn ihre

Betreuer und die Jugendämter einen be-
sonderen Bedarf feststellen – was meist
der Fall ist. Mit 21 Jahren ist aber
Schluss. Zudem ist es ein offenes Ge-
heimnis, dass der Anteil derjenigen, die
ein jüngeres Alter angeben, erheblich ist.
Hauptgrund ist neben der besseren Inte-
grationsinfrastruktur auch der hundert-
prozentige Schutz vor Abschiebung. Un-
aaabhängig vom Ausgang des Asylverfah-bhängig vom Ausgang des Asylverfah-
rens dürfen sie bleiben. In den vergange-
nen Jahren wurde kein einziger unbe-
gleiteter Minderjähriger in sein Her-
kunftsland abgeschoben.
Dass es vielen jungen Schutzsuchen-
den gelingt, mit einem niedrigeren Alter
als ihrem tatsächlichen registriert zu
werden, hat zwei Gründe: Erstens fehlen
bei den meisten Neuankömmlingen
Identitätspapiere zur Altersprüfung.
ZZZweitens wird das Alter zumeist nurweitens wird das Alter zumeist nur
durch sogenannte Inaugenscheinnah-
men bei der vorläufigen Inobhutnahme
durch die Jugendämter festgestellt –
durch ein Gespräch des Migranten mit

einem mehr oder weniger qualifizierten
Behördenmitarbeiter. Verlässliche Me-
thoden der Altersfeststellung wie die
ärztliche Begutachtung der körperlichen
Reife oder radiologische Untersuchun-
gen werden selten angewandt.
Dabei hat die Deutsche Gesellschaft
fffür Rechtsmedizin mit ihrer Arbeitsge-ür Rechtsmedizin mit ihrer Arbeitsge-
meinschaft für Forensische Altersdia-
gnostik (AGFAD) einen international
anerkannten Diagnosestandard entwic-
kelt. Der erlaubt zwar nicht die Feststel-
lung des exakten Lebensalters, aber
doch eines Mindestalters, was bei den
jungen Migranten meist ausreichen wür-
de. Zur Einschätzung der Zahn- und
Knochenreifung muss dabei allerdings
geröntgt werden: die Hand und, falls
noch immer Zweifel bestehen, auch das
Schlüsselbein, das zuletzt ausreift. Weil
in Deutschland die rund 600 Jugendäm-
ter entscheiden dürfen, ob ein Migrant
als unbegleiteter Minderjähriger einge-
stuft wird, und die gesundheitlichen Be-
denken gegenüber der medizinischen Al-

tersdiagnostik groß sind, wird Letztere
nur selten genutzt.
In Dänemark wurden in den vergange-
nen beiden Jahren drei von vier medizi-
nisch untersuchten unbegleiteten Min-
derjährigen als erwachsen eingestuft.
Schweden hat bei der Altersprüfung be-
reits einen Kurswechsel eingeleitet. 2015
waren 35.000 angeblich und tatsächlich
minderjährige Ausländer auch deshalb in
das skandinavische Land gereist, weil die
AAAltersfeststellung dort besonders lax ge-ltersfeststellung dort besonders lax ge-
handhabt wurde. Darauf hat die Regie-
rung in Stockholm reagiert. Mit der Be-
gründung: „Wir müssen einfach wissen,
dass wir den Kinderschutz nur Kindern
geben“, beschloss sie vor zwei Jahren
eine medizinische Altersprüfung für fast
alle unklaren Fälle, die große Mehrheit
der Überprüften wird seither als 18 Jahre
oder älter eingestuft. Derzeit erlebt
Schweden aber eine Debatte, ob die dort
angewendete Methode nicht viele tat-
sächlich Minderjährige fälschlicherweise
zu offiziell Volljährigen macht.

Zahl der unbegleiteten Minderjährigen geht stark zurück


Im vergangenen Jahr nahmen Jugendämter 12.200 Zuwanderer ohne Eltern in Obhut. Der Anteil derjenigen, die sich jünger machen, ist erheblich


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