Süddeutsche Zeitung - 17.08.2019

(Jacob Rumans) #1
Die Sächsische Schweiz ist für sich
genommen schonein wunderbares
Naturtheater: Sandstein knubbelt
sich zu gewaltigen Formationen
empor, die Elbe zieht Schleifen in
sanftem Legato, die Gierseilfähre in
Rathen zum Beispiel fasziniert mit
einer so genialen wie einfachen
Unterbühne. Wer auf diese Weise
übersetzt, der kann nach leichtem
Anstieg zu Füßen von Bastei und
Felsenburg Neurathen noch mehr
Theater erleben.
Ein Besuch in der etwas ver-
steckt gelegenen Felsenbühne Ra-
then gehört noch immer zu den
Pflichtsensationen sächsischer
Kindheit, auch wenn man nicht zu
viel und schon gar nicht das Fal-
sche erwarten sollte. Die Inszenie-
rungen der Landesbühnen Sachsen
in Rathen sind leichter zugänglich
als die Bühne selbst es ist, das ist
am Spiel einiger Felsenburgschau-
spieler genauso festzumachen wie
an den Bumm-krach-zisch-Geräu-
schen, die bei den Rangeleien in
Winnetou oft vom knisternden
Band kommen. Andererseits: Ein
schöneres Bühnenbild als die, nein:
diese Natur kann es kaum geben,
außerdem gibt es echte Pferde und
Kutschen und keinen falschen Geiz
beim Einsatz von Feuer und effekt-
haschendem Schießpulver. Und
ganz besonders gilt, dass man hier,
im Janzweitdraußen, ja nicht auch
noch auf eine Einladung zum Berli-
ner Theatertreffen hoffen oder
Kleist radikal neu interpretieren
muss. Stattdessen eben Karl May

zum Anschauen, -hören, -riechen.
Oder den Freischütz. Oder Carmina
Burana. Und aber auch: demnächst
gar nichts mehr.
Diese Sommersaison ist die letz-
te der Felsenbühne vor einer grund-
legenden Sanierung. Zweieinhalb
Jahre und mehr als 14 Millionen
Euro sind veranschlagt, um die
Anlage umfassend neu zu gestal-
ten. Das feuchte Kellerklima der
Sächsischen Schweiz hat in den
vergangenen Jahrzehnten verlässli-
che Arbeit geleistet. Winnetou und
seine Brüder bekommen zwar Be-
helfsreservate in einem Theaterzelt
an der Elbe in Rathen sowie im
Alten Schlachthof in Dresden zuge-
wiesen. Das größte Wucherpfund
der Felsenbühne Rathen aber, näm-
lich der mächtige Stein im Hinter-
grund, zieht naturgemäß nicht mit
um.
Dass wiederum die von May
erdachten und derzeit in Rathen
noch aufspielenden Landvermesser
bei der Sanierung zur Hand gehen,
darf zum Glück ausgeschlossen
werden. cornelius pollmer

„Kommen Sie nur herein, schauen
Sie sich um, lesen Sie!“ Der freundli-
che junge Italiener, der an diesem
Tag den Künstler vertritt, nimmt
den zögerlich in der Tür stehenden
Besuchern die Scheu, näherzutre-
ten und sich den weißen Kasten im
Eingangsbereich des Ateneo Veneto
genauer anzuschauen. Sich hinzu-
setzen, zu schmökern, zu verwei-
len. Das Ateneo Veneto in Venedig
ist eine Institution für Bildung und
Kultur aus dem 16. Jahrhundert,
ein prächtiges Gebäude neben der
Oper Fenice. Während der Kunstbi-
ennale wird der Raum im Erdge-
schoss, die Aula Magna, von dem
britischen Keramikkünstler und
Schriftsteller Edmund de Waal
bespielt, der mit der Geschichte
seiner jüdischen Familie einen
Bestseller geschrieben hat („Der
Hase mit den Bernsteinaugen“).
Der weiße „Kasten“ stammt von
ihm, es ist eine begehbare „Biblio-
thek des Exils“, eine nach oben hin
offene Installation mit 2000 Bü-
chern von Exilanten, Autoren, die
ihre Heimat verlassen mussten und
in der Fremde Zuflucht fanden. Die
Außenwände sind mit Porzellan
verkleidet. Es wurde in flüssiger
Form über Blattgoldblätter gemalt,
auf denen de Waal die Namen aus-
gelöschter Bibliotheken der Welt
geschrieben hat, legendäre wie die
von Ninive und Alexandria, aber
auch jüngst erst zerstörte wie in
Timbuktu, Aleppo, Mossul.
Die Bücher in dieser stilisierten
Bibliothek sind abgenutzt. Werke

von Ovid bis Osip Mandelstam. Von
Joseph Roth, Mahmoud Darwish,
Marina Zwetajewa, Judith Kerr.
Verbotene, verbrannte, verkannte
Bücher von Dichtern und Dissiden-
ten aus aller Welt. Zumeist liegen
sie nicht im Original, sondern über-
setzt vor, denn de Waals Projekt
feiert die Übersetzung von Litera-
tur, das Transitorische der Sprache,
„die Idee, dass alle Sprachen diaspo-
risch sind“. Zwischen den Büchern
vier Vitrinen mit Porzellangefäßen.
Ihre Setzkasten-Gliederung ent-
spricht der Seitenstruktur des Baby-
lonischen Talmuds, wie ihn Daniel
Bomberg im Venedig des 16. Jahr-
hunderts druckte – im Auftrag von
jüdischen Gemeinden in aller Welt.
Womit de Waal auf den zweiten
Teil seiner unter dem Titel „Psalm“
firmierenden Doppelausstellung in
Venedig verweist: seine Vitrinen
und Porzellangestaltungen im jüdi-
schen Ghetto am Stadtrand. Über
allem ein Satz des Autors André
Aciman: „Du kommst – und bist
immer – von woanders her.“
christine dössel

„Ich wusste noch nicht, was ich mit
meinem Leben anfangen sollte –
aber ich wusste, ich wollte dabei in
diesen Kleidern stecken“, schreibt
Sofia Coppola im Vorwort eines
Buchs über den Designer Marc
Jacobs. Mehr als 25 Jahre lang saß
die Regisseurin an seinem Lauf-
steg, weil sie dort erfuhr, „was ich
im nächsten Jahr anziehen würde“.
Ob zum Met Ball oder Oscar Verlei-
hungen, sogar die T-Shirt-Kleider,
die sie während ihrer Schwanger-
schaften trug. Und auch das Kleid,
in dem Scarlett Johannson in ihrem
Film „Lost in Translation“ in einer
Bar Bill Murray begegnet, stammt
aus der Kollektion des britischen
Designers.
Der schöne Einleitungstext,
eröffnet ein rosafarbenes Riesen-
Bilderbuch, das auf den ersten
Blick genauso wirkt, wie all diese
Prachtbände, die sich Couture-Häu-
ser leisten, damit ihr Name unmit-
telbar neben Künstler-Monogra-
fien oder Architektur-Bildbänden
im Regal steht. Die meisten bleiben
letztendlich der zweite Aufguss
alter Mode-Strecken, Magazin-Fo-
tografien oder Laufsteg-Aufnah-
men und beim Durchblättern ist
man verwundert, wie kurz die Halb-
wertszeit modischer Coups ist:
Wohl weil die Mode selbst es darauf
anlegt, alles Vorangegangene „gest-
rig“ aussehen zu lassen.
Doch den Gestaltern des bei
Phaidon erschienen Bandes „Marc
Jacobs“ ist es gelungen, die Entwür-
fe aus dem Fluss der Moden heraus

zu lösen. Denn statt Fotografien,
Studio-Skizzen oder Mood-Boards
zu verwenden, wurden die schöns-
ten Entwürfe noch einmal gezeich-
net. Und zwar leichter Hand: Grace

Coddington, jahrelang Kreativ-Che-
fin der amerikanischen Vogue und
engste Mitarbeiterin der legendä-
ren Anna Wintour, hat die aufre-
gendsten Entwürfe in eine Parade
unzähliger kleiner Figuren verwan-
delt. Der Erzählfaden ist ein erin-
nernder Monolog, der sich als rosa-
farbener, endloser Schriftzug um
die kleinen Frauen ringelt wie Ge-
schenkband. Am Fuß der Seiten
läuft zudem eine Zeitleiste durch,
die wichtige kulturelle und politi-
sche Ereignisse zusammenfasst –
fast wirkt es, als seien die puppen-
kleinen Figuren an einem Mobile
aus Zeit und Erinnerung aufge-
hängt. catrin lorch

von helmut mauró

D


ie wildesten Begeisterungs-
stürme im Großen Festspiel-
haus von Salzburg lösten an
diesem Abend die Gesangsso-
listen aus, das Orchester, der
Dirigent, der Chor – die Musik. Das könnte
man als Normalzustand für eine große ita-
lienische Oper wie Giuseppe Verdis „Si-
mon Boccanegra“ annehmen, ist aber lei-
der nicht immer der Fall. Zumindest nicht
in dem Maße, wie hier gleichermaßen dem
Schönklang und der musikalischen Cha-
rakterdarstellung gehuldigt wurde. Das be-
gann tatsächlich schon mit den ersten Tak-
ten aus dem Orchestergraben, noch bevor
die Sänger auf die zweigeteilte Bühne aus
Betonburg und Salon traten, lange bevor
das recht verwickelte Drama seinen Lauf
nahm.


Valery Gergiev gehört einerseits zu je-
nen viel beschäftigten Dirigenten, die ge-
fühltermaßen an drei Orten gleichzeitig
präsent sind; es gab Jahre, da flog er
nachts von Salzburg zum Weiße-Nächte-
Festival nach Sankt Petersburg und am
nächsten Tag wieder zurück zu Proben im
Festspielhaus. Andererseits gibt es wenige
Dirigenten, die sich derart in ein Werk hin-
eingraben und dabei die ausführenden
Musiker ebenso genau studieren wie die
Partitur. Da wird die Probenarbeit zu einer
echten Entwicklungsphase, die in der Auf-
führung ihren Höhepunkt findet. Mensch-
lich stressfrei, warmherzig, fachlich hoch
konzentriert.
Gergiev genügen dann kleinste Signale
in die Instrumentengruppen, um das ge-
wünschte Klangergebnis zu erzielen. Das
war an diesem Abend wirklich herausra-
gend. Die Wiener Philharmoniker schie-
nen sich mit dem Dirigenten und dem
Werk geradezu verschworen zu haben,


leuchteten in jeden versteckten Klangwin-
kel, spielten ihre ganze Souveränität und
Opernerfahrung aus. Und dies, obgleich
sie keineswegs im Vordergrund standen
und auch nie versuchten, sich dorthin zu
spielen, sondern weitestgehend den Sän-
gerdarstellern dienten, dazwischen eben-
so dezent wie intensiv Stimmungen zau-
berten. Keine Tonangeberei. Kein vorlau-
tes Blech. Keine gewitternden Streicher.
Stattdessen Klanghochkultur und Klang-
verständnis, Musikdrama und eine diffe-
renzierte Basis für den Gesang.
Letzterer kann und muss in dieser kom-
plexen Politoper charakterlastiger sein als
üblich, härter, schärfer, erschreckender,
aber auch souveräner, Macht und Gewalt
ausstrahlend. Luca Salsi in der Titelrolle
des Simon Boccanegra, des Dogen von Ge-
nua, erfüllt diesen Komponistenwunsch,
füllt die Rolle des besonnenen Herrschers
perfekt aus, lebt geradezu die Zerrissen-
heit zwischen Selbstzweifeln und Selbstbe-
wusstsein, Machtstreben und souveräner
Nachgiebigkeit. Dafür hat ihm Verdi auch
ein paar starke Szenen vorgelegt, vor al-
lem eine der berühmtesten Wiedererken-
nungssituationen der Operngeschichte:
wenn er nach 25 Jahren seine Tochter wie-
derfindet.
Amelia Grimaldi trägt den Namen der
früh verstorbenen Mutter, als sie eines Ta-
ges vor ihm steht und beide ihr Glück
kaum fassen können. Marina Rebeka be-
glaubigt die Rolle mit einem herben So-
pran, der Kraft und Entschlossenheit aus-
strahlt, gleichwohl auch besinnliche Töne
einschließt. Amelia alias Maria wuchs el-

ternlos auf, lernte – zeitloses Schicksal der
Waisen – „den Zorn des Himmels kennen“,
und verliebte sich ausgerechnet in den auf-
brausenden Gabriele Adorno, Feind des
Dogen. Das trübt die Hochstimmung
mächtig. Adorno, den Charles Castronovo
als entschlossenen Kämpfer zeichnet, der
zugleich zärtlichster Leidenschaft fähig
ist, entgeht nur knapp der Hinrichtung.
Maria hat’s gerichtet – und ihn gerettet. Zu-
vor war Adorno auf Boccanegra losgegan-
gen, auch da musste sie eingreifen, hat der
Versöhnung und Menschlichkeit zu einem
kleinen Sieg geholfen.

Den will der vom Piraten zum Dogen auf-
gestiegene Boccanegra auch im Großen er-
reichen und das Friedensangebot aus Ve-
nedig annehmen. Doch die stolzen Genove-
ser Patrizier wittern Schwäche, sie wollen
die Küste im Osten beherrschen und sind

an einem Frieden nicht interessiert. Das
Volk in Gestalt der hervorragenden Kon-
zertvereinigung Wiener Staatsopernchor
lässt sich mal von dieser, mal von jener
Strömung mit- und hinreißen. Aber die
Meinung der Mehrheit zählt im Geflecht
aus Intrigen und politischer List kaum. So
kommt es fast wie im richtigen Leben, die
Guten verlieren, die Bösen triumphieren.
Wäre es nicht doch große Oper, in der das
Wunschdenken noch etwas hilft. Der gute
Doge, der edle Übervater, begnadigt zwar
seinen Gegenspieler Fiesco – René Pape
mit wunderbar schwarzglänzendem Bass
–, aber der Bösewicht Paolo Albiani (André
Heyboer) wird zur Hinrichtung geführt. Zu-
vor hat er noch schnell Gift in die Wasser-
flasche des Dogen gekippt und damit für
ein tragisches Ende der Oper gesorgt.
Boccanegra kann gerade noch seine
Tochter verheiraten und seinen neuen
Schwiegersohn, den einstigen Gegenspie-
ler, zu seinem Nachfolger küren. Damit
geht ein musikdramatisches Fest zu Ende,
aber die gediegene, ein bisschen sterile In-
szenierung von Andreas Kriegenburg mit
geschäftigen Anzugträgern und twittern-
den Kostümfräuleins, blieb wie so oft die-
ses Jahr in Salzburg hinter den so nahelie-
genden Möglichkeiten zurück, aus einer
genuin politisch angelegten Oper ein aktu-
ell packendes Politdrama zu entwickeln.
Was man in Mozarts „Idomeneo“ und
auch in Händels „Alcina“ vermisste, das
fehlte auch hier: der Mut und die Konse-
quenz, einen gesellschaftsrelevanten, hier
sogar hochpolitischen Plot packend zu in-
szenieren. Die Geschichte von Verdis Oper

mit dem Libretto seines Lieblingsautors
und Komponistenkollegen Arrigo Boito
kann zwar personentechnisch durchaus
verwirren, es sind ja auch noch Pietro (An-
tonio Di Matteo), der Armbrustschützen-
hauptmann (Long Long) und Chorstatis-
ten zugange, alle in wechselnden Positio-
nen und Beziehungen. In der Substanz
aber ist sie doch wieder ganz klar: Der gan-
ze Liebes- und Eifersuchtstrubel zieht im
Zentrum immer engere Kreise, während
um sie herum der Gesellschaftsvertrag
des Staates Genua zur Disposition steht.
Boito hat dem Dogen beeindruckende
Reden geschrieben: „Brudermörder! Ple-
bejer! Patrizier! Volk mit wilder Geschich-
te! Erben des Hasses... ich weine über
euch, über den friedlichen Glanz eurer Hü-
gel, auf denen vergeblich der Zweig des Öl-
baums blüht. Ich weine über die trügeri-
sche Pracht eurer Blumen, und rufe euch
zu: Frieden! Und ich rufe euch zu: Liebe!“

Luca Salsi gelingt es hier, feines italieni-
sches Pathos zu streuen, ohne ins Mussoli-
nihafte abzurutschen und klar zu machen:
Es geht nicht um privates Glück und emoti-
onale Irrwege, und auch die Parallelschal-
tung von Familiendrama und Politstory ist
schwächer als etwa im späteren „Don Car-
los“. Es geht ums Ganze, um die staatliche
Gemeinschaft, um Macht und Herrschaft,
Versöhnung und Gewalt. Die ist – unge-
wöhnlich für die Oper – diesmal aus-
schließlich männlich, Maria ist die einzige
Frauenrolle, und sie verkörpert nichts als
Liebe und Vergebung, sie ist die Heilige die-
ses politischen Schlachthofs.
Nicht nur für sie gab es am Ende Ovatio-
nen – leider schon in die wunderbar leise
ausklingende Musik hinein, sondern ei-
gentlich für alle. Für die Sänger, das Or-
chester und für Gergiev, der bereits zur
zweiten Hälfte mit großem Applaus emp-
fangen worden war. Zu Recht.

Skizzen von Antoine de Saint-Exu-
péry für sein weltberühmtes Buch
„Der kleine Prinz“ sind überra-
schend wieder gefunden worden.
Darauf zu sehen: die Schlange, die
einen Elefanten verschluckt hat
und deswegen von der Seite aus-
sieht wie ein Hut. Der Säufer, der
säuft, um zu vergessen, dass er sich
dafür schämt, dass er säuft. Und
eine farbige Vorform jenes kleinen
Fuchses, dem im Buch die unsterbli-
che Erbaulichkeit in den Mund


gelegt wird: „Man sieht nur mit
dem Herzen gut.“ In einem „muffi-
gen Sichtmäppchen“, so wurde
gemeldet, haben die Zeichnungen
gelegen, in einem Altbau in Winter-
thur. Dort sortieren Fachleute gera-
de die spektakuläre Sammlung des
2018 verstorbenen Bruno Stefanini,
zu der außerdem manch Bedeuten-
des gehört, zum Beispiel Napoleons
Totenbett. Mal sehen, was noch so
auftaucht. marie schmidt


Perfekte Besetzung: Luca Salsi
brilliert in der Titelrolle.

Felsenbühne Rathen Edmund de Waals Exil-Bibliothek Marc-Jacobs-Bilderbuch


Nach dem schlechten Jahr 2018 haben
sichdie deutschen Kinos nach Branchen-
angaben im ersten Halbjahr leicht er-
holt. Im Vergleich zum Vorjahreszeit-
raum wurden 2,6 Millionen mehr Ein-
trittskarten verkauft – insgesamt waren
es 53,7 Millionen, wie die Filmförde-
rungsanstalt (FFA) mitteilte. Der Umsatz
stieg demnach um fünf Prozent auf
461,5 Millionen Euro. Die Kinohits des
Halbjahres waren „Avengers: Endgame“
mit knapp 5 Millionen Besuchern und
Caroline Links Film „Der Junge muss an
die frische Luft“, der seit Januar fast 3
Millionen Zuschauer hatte. Dahinter
liegt „Drachenzähmen leicht gemacht 3:
Geheime Welt“ (2,2 Millionen). Das Kino-
jahr 2018 war das schlechteste seit 1992.
FFA-Vorstand Peter Dinges sieht in den
leichten Steigerungen im ersten Halb-
jahr „noch lange keine Entwarnung“ für
den deutschen Kinomarkt, aber es sei
ein guter Anfang. Schließlich habe es
mit „Avengers: Endgame“ bereits einen
Blockbuster gegeben – die hätten 2018
komplett gefehlt. Und ein zweiter laufe
derzeit mit „Der König der Löwen“. dpa

Kulturstaatsministerin Monika Grütters
hat am Donnerstag den Maler Gerhard
Richter in Köln besucht, um mit ihm
über die Überlassung von Werken für
die Berliner Nationalgalerie zu sprechen.
Geplant sei, Richters Arbeiten in einem
„eigenen prominenten Raum“ eines
geplanten Museumsneubaus am Kultur-
forum zu zeigen, hieß es am Abend aus
Grütters’ Haus. Grütters zeigte sich er-
freut über Richters Bereitschaft, Kunst-
werke nach Berlin zu geben. Dies sei ein
großer Vertrauensbeweis. kna

Neuer Lichtblick für den von der russi-
schen Justiz in einem umstrittenen Pro-
zess verfolgten Moskauer Regisseur
Kirill Serebrennikow: Eine vom Gericht
in Auftrag gegebene zweite Expertise
entlastet den Künstler und sein Team
vom Vorwurf, Zuschüsse in Millionenhö-
he veruntreut zu haben. Das sagte Sere-
brennikows Anwalt laut Agentur Inter-
fax. An dem Vorgehen gegen den Filme-,
Theater- und Opernmacher hatte es
weltweit Kritik gegeben. Die Anklage
gegen ihn gilt als politisch motiviert. Das
neue Sachverständigen-Gutachten er-
gab, dass Serebrennikows Theaterpro-
jekt deutlich mehr gekostet habe als die
bereitgestellten Fördergelder. Die Richte-
rin stellte fest, dass das Projekt ein be-
deutendes kulturelles Ereignis gewesen
sei. Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrer
Anklage noch behauptet, die Theaterma-
cher hätten das Geld eingestrichen, ohne
dafür Aufführungen anzubieten. dpa

Die Theaterregisseurin und Schriftstelle-
rin Nino Haratischwili, 36, erhält den
Schiller-Gedächtnis-Preis 2019. Ihre
Figuren „thematisieren Migration und
die psychologischen Beschädigungen
aus weiblicher Perspektive“, hieß es in
der Bewertung der Jury. Die Stücke stell-
ten Fragen, ohne moralisierend zu sein.
Wie das baden-württembergische Kunst-
ministerium mitteilte, ist die Auszeich-
nung mit 25 000 Euro dotiert, sie gilt als
bedeutendster Literaturpreis des Bun-
deslandes und wird alle drei Jahre verlie-
hen. Haratischwili wurde 1983 in Georgi-
en geboren und lebt seit 2003 in
Deutschland. Der Preis soll im Novem-
ber in Stuttgart verliehen werden. dpa

VIER FAVORITEN DER WOCHE


Es gibt wenige Dirigenten,


die sich derart in


ein Werk hineingraben


Es geht hier ums Ganze,
um die staatliche Gemeinschaft,
um Macht und Herrschaft

16 FEUILLETON HF2 Samstag/Sonntag, 17./18. August 2019, Nr. 189 DEFGH


Große Oper mit großen Aufzügen und großen Gefühlen: Verdis „Simon Boccanegra“, inszeniert von Andreas Kriegenburg im Bühnenbild von Harald B. Thor. FOTOS: RUTH WALZ

FOTO: SKKG

ABB.: AUS DEM BESPROCHENEN BAND

FOTO: CD

FOTO: SYLVIO DITTRICH

Ein neuer Prinz


Maria hilft


Verdis Politoper „Simon Boccanegra“, dirigiert von Valery Gergiev


bei den Salzburger Festspielen, ist musikalisch ein Ereignis


Kinos atmen durch


Grütters trifft Richter


Serebrennikow-Gutachten


Preis für Haratischwili


KURZ GEMELDET

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