Süddeutsche Zeitung - 17.08.2019

(Jacob Rumans) #1
Kirsten Fuchs:
Wenn Sie Ihrer
Oma die Wahrheit
sagen, kann sie
traurig und ent-
täuscht sein. Wenn
Sie ihr nicht die
Wahrheit sagen,
kann sie das Gefühl haben, dass sie
belogen wird, und dann wird sie
vielleicht noch trauriger und noch
enttäuschter sein. Also besser die
Wahrheit sagen. Diese Wahrheit
kann ja ungefähr so klingen: „Ich
habe aufgeräumt, und jetzt finde
ich die Ohrringe nicht wieder, aber
sie sind auf jeden Fall irgendwo. Ich
suche jeden Tag danach, aber ei-
gentlich verliert ein Haus nichts,
und in einem guten Haushalt
taucht alles nach spätestens 30 Jah-
ren wieder auf. Die Ohrringe sind ir-
gendwo, Oma!“ Also ich würde auf
jeden Fall den Wert der Gefühle der

Oma und den Wert der Ohrringe der
Oma ganz groß betonen in meiner
Rede. Überlegen Sie sich vorher,
was Sie sagen, und dann suchen Sie
jeden Tag danach, damit Sie nicht
gelogen haben.

Herbert
Renz-Polster:
Oh weh, das ist die
Höchststrafe. An
den goldenen Ohr-
ringen hängt ja eine
ganze Familienauf-
stellung, eine Rang-
ordnung der Wertschätzung und
Zuneigung, ein Vermächtnis im
schwersten Sinn des Wortes. Und
dann auch noch das: Zur Lösung Ih-
res Dilemmas müssen Sie sich zwi-
schen zwei Formen der Mitmensch-
lichkeit entscheiden: einer nicht oh-
ne Grund „sozial“ genannten Lüge,
die deshalb so menschlich ist, weil

sie einem anderen Kummer, Leid
und Galle erspart. Und vielleicht der
einzige Weg ist, um Ihre Beziehung
zu erhalten. Auf der anderen Seite
die Ehrlichkeit mitsamt der darin
enthaltenen Wertschätzung: Ich
nehme dich ernst, ich vertraue mich
dir an. Das aber funktioniert nur,
wenn Ihre Beziehung durch das ent-
sprechende Vertrauen unterlegt ist,
und Sie damit rechnen können,
dass der Verlust der Ohrringe Ihre
Beziehung nicht zerstört. Ist dieses
Vertrauen vorhanden, würde ich die
letztere Variante wählen, ist sie das
nicht, die erstere.

Collien Ulmen-Fernandes:
Vor Gericht und vor der Großmut-
ter haben Sie selbstverständlich
das Recht zu schweigen und auch,
wenn Sie die Angeklagte sind, zu lü-
gen; die Frage ist, ob Ihnen bei der
insistierenden Oma immer wieder

kreative Ausreden
einfallen, warum
Sie die gottver-
dammten golde-
nen Ohrringe nicht
tragen. Mir persön-
lich wäre das auf
Dauer viel zu stres-
sig. Ich wäre da schnell am Ende
meines Lateins und würde ihr alles
gestehen, einfach, weil alles andere
mir viel zu anstrengend wäre. Wich-
tiger aber ist, wie es Ihnen geht:
Wenn Sie der Großmutter glaub-
haft darlegen können, die Ohrringe
seien verliehen, passten nicht zur
Tagesbluse, entsprechen nicht dem
Fashionstyle der Saison oder sind
Ihnen so wertvoll, dass Sie sie aus
Angst vor Diebstahl oder Verlust an
einem geheimen, sehr sicheren Ort
verwahren, ist Lügen als Angeklag-
te selbstverständlich immer eine
Option.

Kirsten Fuchsist Schriftstellerin und lebt mit
zwei Töchtern, Mann und Hund in Berlin. Sie
schreibt vor allem Kurzgeschichten und Roma-
ne, aber auch Theaterstücke sowie Kinder- und
Jugendbücher. Ihr Buch „Mädchenmeute“ erhielt
2016 den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Herbert Renz-Polsterist Kinderarzt, Wissen-
schaftler und Autor von Erziehungsratgebern
und des Blogs „Kinder verstehen“. Er hat
vier erwachsene Kinder und lebt mit Frau
und jüngstem Kind in Ravensburg.

Collien Ulmen-Fernandesist Schauspielerin
und Moderatorin. Die Mutter einer Tochter
hat mehrfach Texte zum Thema Elternsein
veröffentlicht, 2014 erschien von ihr das
Buch „Ich bin dann mal Mama“.

 Haben Sie auch eine Frage?
SchreibenSieeine E-Mail an:
[email protected]

FAMILIENTRIO


Meine Großmutter hat fünf Enkel, aber


zu mirhat sie eine besonders innige


Beziehung. Sie hat mir vorab goldene


Ohrringe vererbt, die sie selbst von


ihrer Mutter hatte. Seit einiger Zeit


kann ich die Ohrringe nicht mehr


finden. Meine Oma hat aber ein


Elefantengedächtnis und kommt


ständig auf den Schmuck zu sprechen.


Ich bring‘s nicht übers Herz, ihr


die Wahrheit zu sagen. Muss ich?


Sonja H. aus München


von julia rothhaas

N


ick ist anderthalb Jahre alt, als
er im Urlaub in den Pool fällt.
Die Oma will den Jungen so-
fort panisch aus dem Wasser
ziehen, doch Nicks Mutter, die
neben ihrem Kind im Wasser steht, hält sie
zurück. Stephanie Erdmann wartet zwei,
drei Sekunden lang, beobachtet ihren
Sohn. Und siehe da: Nick dreht sich selb-
ständig auf den Rücken, holt Luft; er geht
nicht unter, sondern fängt stattdessen an,
mit den Beinen zu strampeln.
Eine Mutter, die zusieht, wie ihr Kind
ins Wasser fällt? Für Uneingeweihte klingt
das erst einmal grausam, findet auch Ste-
phanie Erdmann, aber das war es natürlich
nicht. Der Fall ist jetzt vier Jahre her. Hätte
es Nick binnen weniger Sekunden nicht ge-
schafft, sich zu drehen, hätte sie ihn selbst-
verständlich aus dem Wasser gehoben, er-
zählt sie. Doch ihr Sohn hat zuvor gelernt,
was er tun muss im schlimmsten Fall der
Fälle. Und seine Mutter hat es ausgehalten,
kurz zu warten. Es hat funktioniert.


Während sie erzählt, steht Stephanie
Erdmann an einem Schwimmbecken im
Keller eines Wohnhauses in Köln-Rath. Es
ist ein Nachmittag im Juli, und ihr inzwi-
schen vierjähriger Sohn Nick springt fröh-
lich ins Wasser; dort dreht er sich sofort auf
den Rücken und treibt grinsend durch das
sechs Meter lange Becken. „Hätte er da-
mals den Schock fürs Leben bekommen,
würde er jetzt bestimmt nicht so fröhlich
im Wasser planschen“, sagt Stephanie Erd-
mann. Als Nick sich wieder umdreht, um
Richtung Treppe zu tauchen, verschluckt
er sich. Er wirbelt sich erneut auf den Rü-
cken, hustet, aber bleibt ruhig. Keine Pa-
nik, lautet die Devise – das hat er bei Mari-
on Bösel-Weßler gelernt. Die Schwimmleh-
rerin hebt den Jungen im Wasser auf ihren
Arm: „Wenn ich mit meiner Methode nur
ein Kind vor dem Ertrinken retten kann, ha-
be ich meinen Job gut gemacht“, sagt sie.
Die Eltern, die mit ihrem Nachwuchs zu
Marion Bösel-Weßler kommen, haben
meist ein eigenes Schwimmbecken oder
einen Teich im Garten, oder sie planen
einen Urlaub am Wasser. Weitere Anfragen
gibt es immer dann, wenn gerade wieder
irgendwo zu lesen war, dass ein Kind
ertrunken ist. Laut der Deutschen
Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) sind
2018 mindestens 504 Menschen in deut-
schen Gewässern ertrunken, fast 25 Pro-
zent mehr als im Vorjahr. Unter ihnen: elf
Kinder im Grundschul- und 15 Kinder im
Vorschulalter. Ertrinken ist nach Verkehrs-
unfällen die häufigste unnatürliche Todes-
ursache bei Kindern zwischen ein und fünf
Jahren.
Der Tod kommt leise. Kinder schlagen
nicht um sich, sie schreien nicht, sie bewe-
gen sich nicht. Sie sinken lautlos zu Boden,
wie ein Stein. Im Übrigen genauso wie Er-
wachsene: Dass jemand mit den Armen ru-
dert und um Hilfe schreit, passiert so nur
im Film. Doch bei Kindern ist der Oberkör-
per noch schwerer als der Unterkörper, so-
dass sie nicht mehr von selbst nach oben
kommen. Deswegen ertrinken sie sogar in
einem Planschbecken, einer Pfütze, der Re-
gentonne oder Badewanne, weil sie den
Kopf nicht aus dem Wasser heben können.
Die jüngsten Kinder, mit denen Marion
Bösel-Weßler arbeitet, sind sieben Monate
alt. Schon in diesem Alter kann die Traine-
rin ihnen beibringen, wie sie sich auf den
Rücken drehen, wenn sie aus Versehen ins
Wasser fallen. Sind die Kinder zwei Jahre
und älter, lernen sie bei ihr das sogenannte
„Swim – Float – Swim“, also Richtung
Rand oder Ufer zu tauchen, sich zwischen-
durch auf den Rücken zu drehen, um Luft
zu holen, dann wieder zu tauchen. Wer auf
dem Rücken liegt, kann atmen und nach
Hilfe rufen. Vierjährige schaffen laut Bösel-
Weßler so 25 Meter Strecke.


Die Technik stammt aus den USA und
wird dort Infant Swimming Resource, kurz
ISR, genannt. In Bundesstaaten wie Kali-
fornien ist das Training in vielen Schwimm-
bädern Fließbandarbeit, alle zehn Minu-
ten ist das nächste Kind dran. In Deutsch-
land ist die Methode bislang jedoch kaum
bekannt. Wie der Unterricht aussieht, zei-
gen Videos, die nur schwer auszuhalten
sind und in denen Sekunden wie Minuten
wirken. Da ist etwa der acht Monate alte
Junge im Strampler, den eine Lehrerin
bäuchlings ins Wasser legt, der sich aber so-
fort auf den Rücken dreht und im Wasser
schwebt. Gelernt habe sein Baby das inner-
halb von zwei Monaten, schreibt dessen Va-
ter, der Skirennfahrer Bode Miller, zu dem
Video auf Instagram. Er und seine Frau
sind zu prominenten ISR-Fürsprechern ge-
worden, seitdem ihre Tochter Emmy im Ju-
ni 2018 mit gerade mal 19 Monaten in ei-
nem Pool ertrank. Ein Foto zeigt das Kind
nach dem Unfall in den Armen seiner Mut-
ter, umringt von Rettungskräften, die mit
Geräten und Schläuchen versuchen, es zu
retten. Dieses Bild ist deutlich schlimmer
als jedes einzelne dieser Schwimmvideos.
Auch Marion Bösel-Weßler hatte ein
ISR-Video im Netz gesehen. Es machte sie
so neugierig, dass sie 2010 in San Diego die
sechswöchige Ausbildung begann. Zurück
in Deutschland fand die zierliche Frau drei
Mütter, die bereit waren, ihren Kindern
das Selbstrettungsschwimmen beizubrin-
gen. Sie kannten sich vom Babyschwim-

men, das Bösel-Weßler seit Jahren anbie-
tet. „Es gab viel Geschrei, aber alle drei Kin-
der im Alter zwischen zwölf und 18 Mona-
ten haben innerhalb weniger Wochen ge-
lernt, sich im Wasser vom Bauch auf den
Rücken zu drehen“, sagt Bösel-Weßler. Die
57-Jährige hat Wasser schon immer ge-
liebt. Ihre Tochter, heute 27, nahm sie das
erste Mal mit in einen Pool, als diese gera-
de mal sechs Wochen alt war. Um auch an-
deren Kindern das Schwimmen beizubrin-
gen, mietete Marion Bösel-Weßler dann
das Becken im Keller ihres Hauses an.
Doch weil sie nicht mit allen Details der
amerikanischen Variante einverstanden
ist, bringt sie ihren Schützlingen ISR in ab-
gewandelter Form bei. Dazu gehört, dass
die Kinder nicht nur im Wasser schweben,
sondern auch mit den Beinen strampeln.
Und dass sie mit etwa vier Jahren den Arm-
zug wie beim Brustschwimmen machen.
„Bei mir lernen sie innerhalb von zehn Ein-
heiten, sich sicher durch das Wasser zu be-
wegen.“ Zehn Einheiten, die nicht länger
als 15 Minuten dauern: Manche Eltern sind
irritiert. So viel Aufwand für so kurze Zeit?
„Alles andere wäre Spielerei, die Aufmerk-
samkeitsspanne ist nicht länger in dem Al-
ter“, sagt Bösel-Weßler.
Die vierjährige Luana mag an diesem
Tag nicht mit dem Gesicht untertauchen.
Das Mädchen fängt an zu weinen und
guckt zur Mutter am Beckenrand. Das ist
der kritische Moment: Wenn die Eltern
jetzt beunruhigt aussehen, dann werden

auch die Kinder panisch. Sie beobachten
genau, wie Mama und Papa reagieren. Lä-
cheln die, ist alles gut. Die Schwimmlehre-
rin nimmt Luana in die Arme, um sie zu be-
ruhigen. Wenn sie merkt, dass Kinder zu
viel Angst haben, bricht sie Kurse auch ab.
Die Kleinen müssen an Wasser gewöhnt
sein. „Wenn ein Kind schreit wie am Spieß,
dippe ich es ganz bestimmt nicht unter“,
sagt sie. „Du schaffst das, Schatz“, ruft Lua-
nas Mutter jetzt aufmunternd lächelnd ih-
rer Tochter zu. Nur nicht heute, sie versu-
chen es einfach beim nächsten Mal wieder.

Der Unterricht mag ungewöhnlich klin-
gen, aber er ist gewiss nicht brutal. Luana
gibt jetzt den perfekten Seestern und
treibt völlig entspannt auf dem Rücken
durchs Wasser. Im Schwimmanzug, denn
sonst fangen alle Kinder schon nach weni-
gen Minuten das Schlottern an. Das Ge-
wicht des Anzugs hat auf den Unterricht
keinen Einfluss: Wenn sie unvorhergese-
hen ins Wasser fallen, tragen sie meist ja
auch keine Badekleidung. Schreit ein
Kind, dann meist nicht wegen des Wassers,
glaubt Bösel-Weßler. Sondern wegen des
unbekannten Beckens, der fremden Frau,
oder weil die Eltern sich entfernen. „Ich las-
se kein schreiendes Kind aus dem Wasser,

bevor ich es nicht beruhigt habe“, sagt sie.
Sonst werde das Element zu etwas Unange-
nehmem, das man künftig besser gleich
ganz meidet.
Die Schwimmlehrerin merkt schnell, ob
ein Kind Angst vor Wasser hat. Wenn man
es in der ersten Stunde schon auf den Rü-
cken legen und loslassen kann, dann sei
das ein gutes Zeichen. „Die fangen automa-
tisch an zu strampeln und haben auch kei-
ne Panik, wenn ihr Gesicht unter Wasser
kommt“, sagt Bösel-Weßler. Oft seien die
Eltern allerdings ängstlicher als ihr Kind:
„Manche wollen, dass ihr Kind schwim-
men lernt, aber dabei soll bitte kein Wasser
ins Gesicht schwappen.“ Dabei sei die Ge-
wöhnung daran wichtig. Denn wenn das
mal unbeabsichtigt passiert, kommt die Pa-
nik, und das Kind geht unter.

Ganz unumstritten ist Marion Bösel-
Weßlers Methode allerdings auch nicht.
„Der Ansatz ist nachvollziehbar, aber wir
lehnen ihn aus wissenschaftlichen Grün-
den ab“, sagt Harald Rehn, Referent
Schwimmen bei der DLRG. Bei Kindern ab
einem Alter von sechs Monaten sei noch
kein organisierter Lernprozess möglich,
durch den man ihnen gezielt vermitteln
könne, einen bestimmten Bewegungsab-
lauf zu steuern. Stattdessen durchliefen
sie eine Konditionierung, ähnlich, wie man
das von der Arbeit mit Tieren kennt. „Hart
formuliert: Sie werden durch einen Überle-
benskampf gezwungen, sich mit dem Was-
ser auseinanderzusetzen. Das kann trau-
matische Spätfolgen haben“, sagt Rehn. Na-
türlich ließen sich Unfälle nie vollkommen
ausschließen, „aber wenn Eltern ihrer Auf-
sichtspflicht nachkommen, wird es wohl
kaum zu gefährlichen Ertrinkungssituatio-
nen kommen“.
Die Kritik sieht Marion Bösel-Weßler ge-
lassen. „Meine Methode ist nur die letzte
Maßnahme, wenn alle anderen Vorsichts-
maßnahmen nicht greifen.“ Der stille Tod
kann in nur wenigen Sekunden kommen.
Kinder und Schwimmen, das ist ein trauri-
ges Kapitel in Deutschland. Fast 60 Pro-
zent der Zehnjährigen sind keine sicheren
Schwimmer mehr, wie die DLRG 2017 bei
einer Forsa-Umfrage herausfand. Viele El-
tern geben für die Reit- oder Tennisstun-
den ihrer Kinder gern viel Geld aus, beim
Schwimmen aber sparen sie. Allein im ver-
gangenen Jahr wurden 4500 Schwimmprü-
fungen weniger abgenommen als im Vor-
jahr. Schwimmunterricht an den Schulen
findet oft gar nicht mehr statt, zudem
schließen immer mehr öffentliche Bäder,
und im Spaßbad haben Kurse für
Schwimmabzeichen oft keinen Platz mehr.
Dazu kommt: Während es in Ländern
wie Großbritannien oder Australien üblich
ist, zuerst kraulen zu lernen, gibt es in
Deutschland die Tradition des Brust-
schwimmens, seitdem der preußische Ge-
neral Ernst von Pfuel diesen Stil für die ef-
fektivste Methode der Fortbewegung im
Wasser hielt. Er gründete 1810 in Prag die
erste Militärschwimmschule der Welt und
brachte das Froschbein seinen Soldaten
bei. Daran hält man bis heute fest – ein Feh-
ler, findet Marion Bösel-Weßler. Schließ-
lich sei das Brustschwimmen die dritt-
schwierigste Disziplin, die Kinder tun sich
schwer mit der Koordination von Armen
und Beinen, beim Kraulen hätten sie einen
schnelleren Lernerfolg.
Luanas Eltern haben seit diesem Som-
mer einen Pool im Garten, deswegen ist
heute auch ihre kleine Schwester Suri mit
dabei. Sie darf das erste Mal mit der Lehre-
rin ins Wasser, mit anderthalb Jahren. Be-
hutsam legt Bösel-Weßler sie auf den Rü-
cken, das Mädchen bleibt entspannt im
Wasser liegen, den Kopf in den Händen der
Lehrerin. Sie schwebt. Ob traditioneller
Schwimmunterricht oder zuvor die Teil-
nahme an einem Selbstrettungskurs:
Schwimmen lernen, das mag hart klingen,
ist keine Option. Es ist ein Muss.

Oft sind Eltern
ängstlicher alsihr Kind.
Manche wollen,
dass es schwimmen lernt,
aber dabei soll
bitte kein Wasser
ins Gesicht schwappen.“

MARION BÖSEL-WEßLER
SCHWIMMLEHRERIN

Mindestens 504 Menschen


ertranken 2018 in Deutschland –


25 Prozent mehr als im Vorjahr


Britische und australische
Kinder lernen zuerst kraulen.
Klingt schwer, ist aber einfacher

60 Prozent der Zehnjährigen
sind heute keine
sicheren Schwimmer mehr

FOTOS: STEFANIE FIEBRIG,VERLAG, ANATOL KOTTE

Schweben


rettet Leben


Eine Schwimmlehrerin bringt


schon sieben Monate alten Kindern bei,


wie sie sich selbst vor dem


Ertrinken schützen können. Das größte


Hindernis? Sitzt am Beckenrand


52 GESELLSCHAFT FAMILIE UND PARTNERSCHAFT Samstag/Sonntag, 17./18. August 2019, Nr. 189 DEFGH


Bei Marion Bösel-
Weßler (u.li.) lernen
Kinder, sich im Wasser
umzudrehen und mit
ausgestreckten Armen
und Beinen ruhig auf
dem Rücken zu treiben.
FOTO: JULIA ROTHHAAS
Free download pdf