Frankfurter Allgemeine Zeitung - 17.08.2019

(Tuis.) #1

SEITE 22·SAMSTAG, 17. AUGUST 2019·NR. 190 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


H


arry Markopolos hat Gespür
für Dramatik. „Wenn Sie die
Analyse von Bilanzbetrug so
sehr lieben wie wir, dann wer-
den Sie die Lektüre unserer Präsentation
mit Sicherheit fesselnd finden“, schreibt
der einstige Investor und heutige Betrugs-
spezialist zu Beginn seines mehr als 170
starken Berichts über den Mischkonzern
General Electric (GE), der in dieser Wo-
che wie eine Bombe eingeschlagen hat.
GE, so behauptet Markopolos, habe Bi-
lanzbetrug begangen, der „viel ernster“
sei als einst die Manipulationen bei En-
ron und Worldcom, also Unternehmen,
die für zwei der größten Wirtschaftsskan-
dale der jüngeren amerikanischen Ge-
schichte gesorgt haben. GE habe sogar ei-
nige der gleichen Bilanztricks wie Enron
angewendet, weshalb Markopolos den
Konzern nun „GEnron“ nenne. Und ähn-
lich, wie es einst Enron und Worldcom wi-
derfuhr, sieht er den amerikanischen Sie-
mens-Wettbewerber auf dem Weg in die
Insolvenz. Am Ende der Einleitung zu sei-
nem Bericht spricht Markopolos sein
„Beileid“ an die gegenwärtigen und frühe-
ren Mitarbeiter von GE aus, die auf Gehäl-
ter sowie Gesundheits- und Pensionsleis-
tungen angewiesen seien. Sie seien hier
die „Opfer“. Gewinner seien die „Bon-
zen“, die sich mit unverdienten Bonuszah-
lungen bereichert hätten. Besonders
schlecht kommt der langjährige Vor-
standschef Jeffrey Immelt weg, der sei-
nen Posten 2017 abgab. Genüsslich weist
Markopolos auf die Enthüllungen nach
dessen Rücktritt hin, wonach ihm bei
Dienstreisen mit seinem Firmenflugzeug
angeblich bisweilen ein zweiter Jet ohne
Passagiere gefolgt sei, für den Fall, dass
seine Maschine eine Panne hat.

Wenn der 62 Jahre alte Markopolos Be-
trugsvorwürfe erhebt, hat das Gewicht,
denn er hat auf dem Gebiet einige Erfah-
rung. Er kam zu Berühmtheit als derjeni-
ge, der schon früh auf Schummeleien in
der Investmentfirma von Bernard Madoff
hingewiesen hat, aber lange ignoriert wur-
de. Madoff wurde erst nach einiger Zeit
als Milliardenbetrüger entlarvt. Über sei-
ne vergeblichen Warnungen schrieb Mar-
kopolos ein Buch mit dem Namen „No
One Would Listen“ („Niemand wollte zu-
hören“), das verfilmt wurde. Seit dem Ma-
doff-Fall begeistere er sich für Betrugsfäl-
le, heißt es in seiner offiziellen Biogra-
phie. Er half seither auch bei der Aufde-

ckung von Unregelmäßigkeiten im Devi-
senhandel von Banken, und er ist als „Be-
trugsprüfer“ zertifiziert. Bevor er sich dar-
auf spezialisierte, arbeitete er bei ver-
schiedenen Investmentgesellschaften.
Die Attacke von Markopolos auf GE
hat allerdings einen Haken. Denn es gibt
einen schwerwiegenden Interessenkon-
flikt, der Fragen nach seiner Glaubwürdig-
keit aufwirft. Markopolos arbeitet mit ei-
nem Hedgefonds zusammen, der auf fal-
lende Kurse von GE wettet, und er wird
an etwaigen Gewinnen beteiligt. Darauf
weist er am Ende des Berichts sogar
selbst hin. Und Gewinne aus solchen Wet-
ten gab es direkt am Tag der Veröffentli-

chung des Berichts, denn der Aktienkurs
von GE verlor elf Prozent an Wert. Dem
Fernsehsender „CNBC“ sagte Markopo-
los zu seiner Rechtfertigung: „Ich muss
Geld verdienen, ich habe eine Familie zu
versorgen.“ Genau an diesem Interessen-
konflikt setzte aber GE-Vorstandsvorsit-
zender Larry Culp an, um seinen Kon-
zern zu verteidigen. „Das ist schlicht und
einfach Marktmanipulation“, schimpfte
er über das Manöver von Markopolos.
Der Bericht enthalte falsche Darstellun-
gen, sein Autor sei nicht an „sorgfältiger
Finanzanalyse“ interessiert, sondern nur
daran, den Aktienkurs von GE nach un-
ten zu treiben. Und um öffentlich Vertrau-
en in sein Unternehmen zu demonstrie-
ren, kaufte Culp am Tag des Bekanntwer-
dens des Berichts GE-Aktien im Wert
von zwei Millionen Dollar.
In jedem Fall kommt die Attacke von
Markopolos für den 55 Jahre alten GE-
Chef zur Unzeit. Sie bringt neue Unruhe
in sein Unternehmen, das er gerade zu sta-
bilisieren versucht. Die einstige amerika-
nische Industrie-Ikone ist tief gefallen
und hat in den vergangenen Jahren dra-
matisch an Börsenwert verloren. GE
kämpft in seiner Energiesparte und ande-
ren Geschäftsbereichen mit Schwierigkei-
ten, und mehrere Akquisitionen haben
sich als überteuert herausgestellt. Nach-
dem Immelt ging, konnte sich sein Nach-
folger John Flannery nur etwas mehr als
ein Jahr im Amt halten. Seit vergangenem
Oktober versucht nun Larry Culp, der frü-
her beim Mischkonzern Danaher gearbei-
tet hat, den Konzernumbau voranzutrei-
ben. Er hat den Verkauf von Unterneh-
mensteilen vereinbart, und zuletzt schien
es immerhin Anzeichen für eine zaghafte
Erholung zu geben.
Markopolos sagt GE nun aber schwere
Zeiten voraus. Er nennt es ein „Mär-
chen“, wenn das GE-Management ver-
spreche, bald wieder einen positiven Mit-
telzufluss (Cashflow) auszuweisen. Unter
anderem müsste GE nach seiner Auffas-
sung die Rückstellungen in der Versiche-
rungssparte um 18,5 Milliarden Dollar
aufstocken und im Geschäft mit der Aus-
rüstung der Öl- und Erdgasindustrie Ver-
luste von mehr als neun Milliarden Dollar
verbuchen. Insgesamt beziffert er das Vo-
lumen des reklamierten Bilanzbetrugs
auf 38 Milliarden Dollar. Und das ist nach
seiner Beschreibung „nur die Spitze des
Eisbergs“. ROLAND LINDNER

Der Madoff-Jäger schlägt wieder zu


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S


einen 60. Geburtstag an diesem
Sonntag feiert Bodo Uebber weit
weg von Daimler und frei von Verpflich-
tungen, in einer anderen Zeitzone, wo
er mit seiner Familie Urlaub macht. Vor
einem Jahr hat er sich das bestimmt
nicht so gewünscht. Damals hatte Ueb-
ber noch eine gewisse Hoffnung, dass er
zum Nachfolger von Dieter Zetsche als
Daimler-Chef berufen wird. Es ist nicht
so gekommen, stattdessen hat Ola Källe-
nius das Rennen gemacht. An seiner Sei-
te hätte Uebber seine guten Beziehun-
gen zu Investoren und zu den chinesi-
schen Geschäftspartnern spielen lassen
und damit für eine gewisse Stabilität sor-
gen können. Aber Uebber zog den kla-
ren Schnitt vor. Der dienstälteste Finanz-
vorstand in einem Dax-Konzern hat mit
der Hauptversammlung in diesem Mai
seinen Abschied genommen und den
Auftrag an seinen von Airbus geholten
Nachfolger Harald Wilhelm übergeben.
Soll ein neues Team seine eigenen Pläne
verfolgen, lautete Uebbers Ansage. Das
bedeutet keineswegs, dass er mit Daim-

ler für immer abgeschlossen hat. Im Ge-
genteil hat er sein Interesse an einem
Aufsichtsratsmandat bekundet. Bei die-
sem Konzern hat der gebürtige Solinger
mit Wirtschaftsingenieurs-Diplom aus
Karlsruhe alle Höhen und Tiefen erlebt,
die denkbar sind. Nach einer Karriere
zuerst im Verteidigungs- und später im
Servicegeschäft von Daimler wurde er
noch in der zu Ende gehenden Ära von
Konzernchef Jürgen Schrempp Ende
2004 zum Finanzvorstand berufen. Die
Zahl der Krisen, die er im Daimler-Kon-
zern überstanden hat, erklärt wohl auch
die geradezu emotionale Äußerung von
Bodo Uebber, er „liebe“ dieses Unter-
nehmen. Für jeden schon dank des Kin-
dergesichts auf dem Handycover erkenn-
bar, liebt Bodo Uebber sein Vaterdasein
und weiß mit seinen neuen Freiheiten
umzugehen. An Aufgaben wird es ihm
nicht mangeln. Das erste bedeutende
Aufsichtsratsmandat hat der passionier-
te Läufer und Hobby-Fußballer schon
an Land gezogen: Seit Mai ist er im Auf-
sichtsrat der Adidas AG. sup.

J


ugendliche Aufbruchstimmung habe
er verbreitet, bescheinigte diese Zei-
tung Jürgen Strube, als er seine letzte
Hauptversammlung der BASF beendete.
Tatsächlich hat Strube in dreizehn Jah-
ren als Vorstandsvorsitzender bis 2003
und danach weitere sechs als Aufseher
den Ludwigshafener Konzern geprägt
wie kaum ein zweiter. Der promovierte
Jurist und erste Nichtnaturwissenschaft-
ler auf dem Chefsessel hat BASF quasi
neu erfunden und zum vollintegrierten
reinen Chemiekonzern umgebaut. Er
hat das Pharmageschäft ebenso verkauft
wie die Magnetbänder, „Kali und Salz“
ausgegliedert, sich von der letzten Koh-
lezeche getrennt. Im Gegenzug die
Pflanzenschutzsparte aufgebaut, das Öl-
geschäft erweitert und den Konzern in
China zum größten ausländischen Inves-
tor der Chemieindustrie gemacht. Zu-
gleich galt es, nach der Wiedervereini-
gung den alten DDR-Standort Schwarz-

heide von Grund auf zu erneuern. Vie-
les, was der besonnene Bochumer ange-
stoßen hat, prägt den Konzern bis heu-
te. Dabei lag Strube stets das Zusammen-
spiel zwischen Wirtschaft und Gesell-
schaft am Herzen. 2010 initiierte er ein
„Leitbild für verantwortliches Handeln
in der Wirtschaft“, das etliche Manager
unterzeichneten, darunter der damalige
VW-Chef Martin Winterkorn, der heute
in Amerika mit Haftbefehl gesucht wird.
Was zeigt, dass nicht alle ihren Ver-
pflichtungen gerecht wurden. Für Stru-
be gilt das nicht. Der Kunstliebhaber
und Förderer von Medizin und Wissen-
schaft ist sich treu geblieben und hat Gu-
tes bewirkt in der Wirtschaft und der Ge-
sellschaft. Vor seinem achtzigsten Ge-
burtstag, den er am 19. September be-
geht, hat er noch einmal einen Aufbruch
gewagt. Im Dezember, zwei Jahre nach
dem Tod seiner Frau, hat Jürgen Strube
wieder geheiratet. tag.

Bodo Uebber


60 Jahre


Jürgen Strube 80 Jahre


Harry Markopolos


nimmt den Mischkonzern


General Electric ins


Visier. Für dessen


Vorstandschef


Larry Culp kommt


das zur Unzeit.


MENSCHEN& WIRTSCHAFT

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