Frankfurter Allgemeine Zeitung - 17.08.2019

(Tuis.) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen SAMSTAG, 17. AUGUST 2019·NR. 190·SEITE 25


Euroshop tut sich schwer






Der Immobilieninvestor Deut-
sche Euroshop hat am Freitag
mit einemMinus von 2,5 Prozent zu
den Verlierern an der deutschen Börse
gezählt. Auslöser war eine durchwach-
sene Halbjahresbilanz. Umsatz und
operatives Ergebnis stagnierten. Nur
Steuererstattungen führten zu einem
kleinen Nettogewinn. Das Unterneh-
men ist auf Shop-
pingcenter speziali-
siert, die mit der
wachsenden Kon-
kurrenz von On-
line-Anbietern zu
tun haben.

Fintech Group vor Verkauf?






Die Fintech Group aus Frankfurt
hatden Anspruch, Dienstleistun-
gen des Bankwesens in die digitale
Welt zu transformieren. Teile des Un-
ternehmens gelten als so attraktiv,
dass mehrere Medien
nun über eine mögli-
che Übernahme be-
richten. Das „Han-
delsblatt“ berichtete
am Donnerstagabend
über ein Interesse der
Bank Goldman Sachs vor allem an der
Tochtergesellschaft Flatex. Die Fin-
tech Group habe um Angebote bis zum


  1. August gebeten. Der Kurs stieg dar-
    aufhin am Freitag um mehr als 14 Pro-
    zent.


Das Management hing zu lange


anvergangener Größe. Jetzt hilft


nur noch eine Radikalkur.Seite 26


Löst man die alten Kredite


durch neue ab, kann man sehr


viel Geld sparen.Seite 27


Friedhelm Funkel und die


Tücken des zweiten Jahres in


der Fußball-Bundesliga.Seite 31


Für Olympia setzt 3000-Meter-


Hindernisläuferin Gesa Krause


alles auf eine Karte.Seite 30


Bayer wieder im Aufwind






Aktien des Pharma- und Agrar-
chemiekonzerns Bayer haben zeit-
weise um mehr als 2,6 Prozent zuge-
legt. Voraus ging eine Kaufempfehlung
der Bank of America MerrillLynch. Da-
mit lagen sie zwar noch etwa 5 Euro
über ihrem Stand vor
einer Woche. Zu die-
sem Zeitpunkt wurde
über einen gerichtli-
chen Vergleich berich-
tet, der Bayer von dro-
henden Strafzahlun-
gen im Glyphosat-
streit in Amerika ent-
lasten würde.

Tops&Flops


Absteiger Thyssen-Krupp


15.8. 16.8.

Dax

F.A.Z.-Index 2097,44 2129,18
Dax 30 11412,67 11562,74
M-Dax 24384,44 24817,08
Tec-Dax 2643,04 2703,26
Euro Stoxx 50 3282,78 3329,08
F.A.Z.-Euro-Index 119,28 121,04
Dow Jones 25579,39 25886,01
Nasdaq Index 7766,62 7895,99
Bund-Future 179,66 178,99
Tagesgeld Frankfurt -0,45 % -0,45 %
Bundesanl.-Rendite 10 J. -0,69 % -0,70 %
F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J.-0,25 % -0,33 %
US-Staatsanl.-Rend. 10 J. 1,53 % 1,57 % *
Gold, Spot ($/Unze) 1523,50 1513,30
Rohöl (London $/barrel) 58,40 58,66**
1 Euro in Dollar 1,1150 1,1076
1 Euro in Pfund 0,9186 0,9103
1 Euro in Schw. Franken 1,0863 1,0854
1 Euro in Yen 118,37 117,77
*) Ortszeit 16.00 Uhr, **) Ortszeit 22.00 Uhr

Bundesanl. R. 10 J.

17.5.2019 16.8.2019 17.5.2019 16.8.2019


Richtig umschulden


nks. NEW YORK, 16. August. Der Som-
meran der Wall Street ist zur Zitterpartie
geworden. In den Handelssälen der Wert-
papierhäuser wächst die Angst vor einer
Rezession, ausgelöst durch Eskalationen
im seit Monaten schwelenden Handels-
konflikt zwischen den Vereinigten Staa-
ten und China. Innerhalb von nur acht
Handelstagen ist der breit gefasste ameri-
kanische Aktienindex S&P 500 gleich
zweimal um 3 Prozent eingebrochen. Die
Kurse erholten sich danach zwar wieder
etwas von den Verlusten, aber derartige
starke Schwankungen sind Ausdruck ho-
her Nervosität. Gleichzeitig sind die Ren-
diten amerikanischer Staatsanleihen
kräftig zurückgegangen, die Folge einer
Flucht von Anlegern in sichere Anlagen.
Die fallenden Renditen, die sich gegen-
sätzlich zum Kurs der Papiere bewegen,
signalisieren die Angst der Anleger vor ei-
ner konjunkturellen Abkühlung. Schlag-
zeilen machte insbesondere die Tatsa-
che, dass die Renditen langfristiger Anlei-
hen unter die kurzfristiger Papiere ge-
rutscht sind. Diese sogenannte „inverse
Zinsstrukturkurve“ war in der Vergangen-
heit häufig ein verlässlicher Indikator für
einen Wirtschaftsabschwung.
Besonders negativ betroffen waren
von dieser Konstellation die Aktienkurse
amerikanischer Banken, die in der Regel
sensibel auf konjunkturelle Trends rea-
gieren. Börsianer fürchten fallende Zins-
erträge für die Kreditinstitute, wenn die
kurzfristigen Zinsen höher liegen als die
langfristigen. Banken refinanzieren sich
zu kurzfristigen Zinsen und vergeben
Kredite zum langfristigen Niveau. Der
KBW Nasdaq Bank Index, ein vielbeach-
tetes Branchenbarometer der Finanz-
branche, ist daher im August um mehr
als 12 Prozent gefallen – fast dreimal so
stark wie der S&P 500.


Das belastete insbesondere das Port-
folio von Berkshire Hathaway, der Ge-
sellschaft des Starinvestors und Multi-
milliardärs Warren Buffett. Berkshire
Hathawayhält Aktien an Finanzdienst-
leistern im Wert von fast 100 Milliarden
Dollar. Wie durch Meldungen an die Bör-
senaufsicht bekannt wurde, hat Buffett
zuletzt verschiedene Aktienpakete von
Banken aufgestockt. Den Anteil von
Berkshire an der großen Regionalbank
US Bancorperhöhte Berkshire im zwei-
ten Quartal um 2,4 Prozent auf 6,9 Milli-
arden Dollar. Schon Ende Juli gab Berk-
shire bekannt, dass die Beteiligung an
derBank of Americamehr als 10 Prozent
beträgt. Das Paket hatte damals einen
Wert von 29 Milliarden Dollar. Hinter
dem Elektronikkonzern Apple, dessen
Paket Ende Juni rund 50 Milliarden Dol-
lar wert war, ist es die zweitgrößte Beteili-
gung von Berkshire. Berkshire hält auch
große Aktienpakete an den Banken
Wells Fargound JP Morgan Chase, am
Kreditkartenkonzern American Express
und an der Investmentbank Goldman
Sachs.

Gleichzeitig hat Berkshire im zweiten
Quartal auch die vergleichsweise kleine Be-
teiligung am großen Online-Einzelhändler
Amazon um 11 Prozent auf einen Wert
von mehr als 1 Milliarde Dollar vergrößert.
Buffett hatte den Kauf vonAmazon-Ak-
tien erstmals im Mai bekanntgegeben. Die
Entscheidung hatte allerdings einer der bei-
den Fondsmanager getroffen, die einen
Teil des Berkshire-Portfolios verwalten
und als designierte Nachfolger von Buffett
gelten, Todd Combs oder Ted Weschler.
„Einer der Burschen im Büro, die Geld ver-
walten“, hatte Buffett in einem Fernsehin-
terview auf die Frage geantwortet, wer den
Kauf von Amazon-Aktien initiiert hatte.
Buffett, der sehr langfristig investiert,
äußert sich in der Regel nicht zu den Ent-
scheidungen für den Kauf einzelner Ak-
tien. Im Februar bezeichnete er Bankak-
tien allerdings als „sehr gute Anlagen zu
sensiblen Preisen“. Banken hätten von
der Senkung der Unternehmensteuern im
Jahr 2018 profitiert und trotz des niedri-
gen Zinsumfelds machen einige der gro-
ßen Banken hohe Gewinne. „Ich glaube,
Buffett glaubt einfach, dass insbesondere

die großen Banken tragfähige Wettbe-
werbsvorteile haben“, sagte Paul Lount-
zis, Präsident des Vermögensverwalters
Lountzis Asset Management, der selbst
an Berkshire beteiligt ist.
Die Investitionen in Banken und Ama-
zon unterstreichen auch den felsenfesten
Glauben von Buffett und seinen Adjutan-
ten an das Wirtschaftswachstum in den
Vereinigten Staaten. Rückschläge am Ak-
tienmarkt hat Buffett in der Vergangen-
heit genutzt, um seine Positionen zu güns-
tigeren Kursen aufzustocken. „Sei gierig,
wenn andere ängstlich sind, und ängst-
lich, wenn andere gierig sind“, lautet sein
Motto. Buffett hatte das Anlegern im Ok-
tober 2008 kurz nach der Pleite der Invest-
mentbank Lehman Brothers nahegelegt.
Nur wenige Monate danach begann eine
Aktienhausse, die trotz der jüngsten Rück-
schläge bis heute anhält. Der S&P 500
liegt allein in diesem Jahr weiterhin um
14 Prozent im Plus.
Zur Beruhigung an den Märkten trugen
am Donnerstag auch positive Daten aus
dem amerikanischen Einzelhandel bei.
Nach Angaben des Wirtschaftsministeri-

ums waren die Verbraucherausgaben im
Juli gestiegen. Amerikanische Verbrau-
cher tragen mehr als zwei Drittel zur Wirt-
schaftsleistung der Vereinigten Staaten
bei. Dazu übertraf der große Einzelhänd-
lerWalmartim zweiten Quartal die Er-
wartungen der Analysten und hob die Pro-
gnosen für den Rest des Jahres an. Der Ak-
tienkurs von Walmart stieg am Donners-
tag um mehr als 6 Prozent. Seit Anfang
des Jahres liegt der Kurs um mehr als 20
Prozent im Plus.
Und die inverse Zinskurve? Sonal De-
sai, Chefanlegerin für festverzinsliche
Wertpapiere bei der Fondsgesellschaft
Franklin Templeton, hält die Rezessions-
angst für Hysterie und mahnt zur Beson-
nenheit. „Die Märkte für Staatsanleihen
sind nach wie vor durch die große Rolle
verzerrt, die Zentralbanken spielen“,
schreibt sie in einem Kommentar. Die
Zinskurve sage nichts darüber aus, was
der Realwirtschaft bevorstehe. Die ameri-
kanische Wirtschaft habe sich trotz der
schon seit Jahren anhaltenden Handelsun-
sicherheit gut behauptet. Für eine Rezessi-
on gebe es „keine Hinweise“.

W


er sich den mittelfristigen Trend an
der deutschen Börse anschaut, wird
eine gewisse Unentschiedenheit feststel-
len. Nach dem Juli 2018 fiel die 200-Ta-
ges-Linie etwa ein Jahr lang stetig, seither
bewegt sie sich wieder leicht positiv.
Doch nun folgten drei negative Wochen.
So eine Serie von Kursverlusten hatte es
seit einem Dreivierteljahr nicht mehr ge-
geben. Das führende deutsche Börsenba-
rometer Dax notierte in der abgelaufenen
Woche phasenweise so niedrig wie zu-
letzt im Februar. Die großen Themen
sind dieselben wie zuvor. Noch immer
schreckt die Anleger die Vorstellung ei-
ner weiteren Eskalation im Handelsstreit
zwischen den Vereinigten Staaten und
China. Was sich verschärft, sind negative
Konjunkturindikatoren. Davon gab es die-
se Woche reichlich aus China und aus
Deutschland. Das schürt die Sorgen da-
vor, dass sich die Konjunkturschwäche
zur Rezession ausweiten könnte.
Befördert wird diese Überlegung auch
dadurch, dass in Amerika und Großbri-
tannien die Renditen kurzfristiger Kapi-
talmarktzinsen über die der langfristigen
Zinsen gestiegen sind. Eine solche „inver-
se Zinskurve“ ist ungewöhnlich, weil es
nicht mehr belohnt wird, wenn ein Anle-

ger Papiere länger hält, was dem ökonomi-
schen Kalkül entsprechen würde. In den
Vereinigten Staaten folgte seit dem Zwei-
ten Weltkrieg meistens eine Rezession,
wenn sich zuvor die Zinsstrukturkurve
umgekehrt hatte. Eine Studie der Helaba
nennt allerdings zwei Gegenbeispiele:
1966 und 1998. Deshalb haben Marktteil-

nehmer mit Spannung beobachtet, ob die
langfristigen Zinsen tatsächlich dauer-
haft unter die kurzfristigen rutschten.
Bewegung gab es unter den Einzelwer-
ten immer dann, wenn hinter verschlosse-
nen Türen Übernahmen verhandelt wur-
den. Bestes Beispiel ist der Lichtkonzern
Osram, der mit mehr als 10 Prozent den

höchsten Wochengewinn verzeichnete.
Gute Aussichten hatte zuletzt der österrei-
chische Halbleiterproduzent AMS. Beide
Unternehmen bestätigten in dieser Wo-
che Übernahmegespräche. Zudem buh-
len die nordamerikanischen Finanzinves-
toren Bain Capital und Carlyle um die
einstige Siemens-Abspaltung. Für Anle-
ger wurden Osram-Papiere deshalb attrak-
tiver.
Am anderen Ende der Liste stand der
Kohlefaser-Spezialist SGL Carbon, der in
dieser Woche Halbjahreszahlen vorgelegt
hat. Dabei verringerte der Konzern seine
Geschäftsziele, obwohl er sie erst eine
Woche zuvor bestätigt hatte. Der Vor-
standsvorsitzende Jürgen Köhler muss
das Unternehmen verlassen. Mehrere
Banken stuften SGL Carbon in ihrer Ein-
schätzung ab. Am Donnerstag fiel der Ak-
tienkurs um rund 30 Prozent, auf Wochen-
sicht steht ein Minus von 32 Prozent auf
unter 4 Euro auf den Bildschirmen der
Händler. Das Vertrauen der Analysten litt
vor allem darunter, dass sie sich nicht auf
die Prognosen des Unternehmens verlas-
sen können. So stark wie am Donnerstag
ist die Aktie von SGL Carbon seit 17 Jah-
ren nicht mehr innerhalb eines Tages ge-
fallen. PHILIPP KROHN

Fortuna in der Zeitschleife


BÖRSENWOCHE


Die Börse


Große und kleine Opfer


Aktie 9.8. 16.8. in %
Osram Licht NA 31,65 35,10 10,90
United Internet NA 26,98 28,58 5,93
CTS Eventim 45,58 47,06 3,25
MTU Aero Engines 234,30 241,40 3,03
Deutsche Telekom NA 14,45 14,88 2,98
Südzucker 14,62 14,96 2,33
Hannover Rückv. 142,00 144,70 1,90
Scout24 NA 51,20 52,05 1,66
Beiersdorf 108,60 110,00 1,29

Aktie 9.8. 16.8. in %
SGL Carbon 5,62 3,65 -35,00
Evotec 24,84 18,90 -23,93
Leoni NA 11,13 8,49 -23,70
Ceconomy St. 5,67 4,49 -20,81
Salzgitter 18,24 15,13 -17,03
Bilfinger 25,12 21,44 -14,65
Nordex 9,92 8,89 -10,34
Lufthansa vNA 14,42 13,10 -9,16
Compugroup Medical 55,55 50,60 -8,91

Gewinner
Kurse1)am Veränd.

D


ie Idee der Europäischen Union
war eigentlich gut: Durch die
neue Zahlungsdiensterichtlinie sollten
der Umgang mit Geld im Internet siche-
rer und gleichzeitig verkrustete Struktu-
ren aufgebrochen werden, weil Konkur-
renz bekanntlich das Geschäft belebt.
Doch die Europäische Union hatte die
Rechnung ohne die Banken gemacht,
die natürlich eine eigene Agenda ha-
ben: Wenn sie schon extra eine eigene
Schnittstelle programmieren müssen,
dann könnte man mit ihr zumindest die
unliebsame Konkurrenz der Fintechs
wieder aussperren. Diese Fintechs hat-
ten den Banken in den vergangenen
Jahren durch günstige Kreditverglei-
che, moderne Banking-Apps und cleve-
re Kontoanalysten das Leben schwer ge-
macht. Die neuen PSD2-Schnittstellen
lieferten nun deutlich weniger Informa-
tionen als die alten. Zusätzlich hatten
die Fintechs mehr Aufwand – nicht
marktreif war noch das Höflichste, was
zu hören war. Doch die Bafin hat dem
einen Riegel vorgeschoben und klar de-
finiert, was geht und was nicht geht.
Das ist gut und richtig so, denn nur so
wird dem Geist der Zahlungsdienste-
richtlinie gedient. Ein glasklarer Sieg
für die Fintechs – und damit für die Ver-
braucher.

Fintechs – Banken 1:0


Von Franz Nestler


Verlierer
Kurse1)am Veränd.

Sei gierig, wenn andere ängstlich sind, und ängstlich, wenn andere gierig sind:So lautet das Motto von Warren Buffett. Foto Bloomberg


Angst vor einer Rezession


fne. FRANKFURT, 16. August. Zwar
ist die neue Zahlungsdiensterichtlinie
PSD2 schon seit dem 13. Januar 2018
in nationales Recht umgesetzt worden,
aber viele Vorgaben entfalten erst ab
dem 14. September ihre Wirkung.
Dazu gehören die neuen Regeln für
das Login zum Online-Banking, die
stärkere Kundenauthentifizierung
beim Bezahlen oder auch die Schnitt-
stelle, mit der Fintechs auf die Daten
der Banken zugreifen können. Wie die
F.A.Z. vergangene Woche berichtete,
war die Bafin dazu in der Abstimmung
mit dem Finanzministerium. Im letz-
ten Punkt, der Schnittstelle, gab es nun
Bewegung. Nach Zustimmung des Kun-
den können über solche Schnittstellen
Fintechs auf bestimmte Daten zugrei-
fen und den Kunden eventuell bessere
Angebote machen, als es die Banken
könnten.
Hierauf bezieht sich ein 4-seitiges
Schreiben des Bafin-Exekutivdirektors
Raimund Röseler. Die Finanzaufseher
stellen nun klar, welche Anforderun-
gen die Banken für die Schnittstellen
erfüllen müssen und was er als Behin-
derung bewertet. Und an diesen
Schnittstellen müssen die Geldinstitu-
te nun nachbessern, außerdem dürfen
sie zum 14. September nicht die nicht-
PSD2-konformen Schnittstellen ab-
schalten. Das heißt: Vorerst geht es so
weiter. Das freut besonders die Fin-
techs, welche die neu programmierte
Schnittstelle als nicht marktreif be-
zeichneten. Grund dafür ist, dass viele
Banken die Gelegenheit nutzen woll-
ten, durch die neuen PSD2-konformen
Schnittstellen den Zugriff von Drittan-
bietern wieder zu beschneiden – offi-
ziell mit dem Argument der größeren
Sicherheit. Die Bafin ist dieser Argu-
mentation nun nicht gefolgt. Darüber
wiederum zeigte sich die Deutsche Kre-
ditwirtschaft „erstaunt“. Sie kritisiert,
dass die Bafin nun neue Anforderun-
gen stelle, nachdem die Banken und
Sparkassen ihre Vorbereitungen nahe-
zu abgeschlossen hätten. Die Bafin
wird sich dem Vernehmen nach auch
noch zur stärkeren Kundenauthentizifi-
zierung äußern.


mfe./pwe.FRANKFURT/TOKIO16. Au-
gust. China ist nicht mehr der größte aus-
ländische Gläubiger der Regierung der
Vereinigten Staaten. Der asiatische Nach-
bar Japan hat im Juni die Volksrepublik
in dieser Stellung abgelöst. Das zeigen am
Donnerstag veröffentlichte Daten des
amerikanischen Finanzministeriums
über die internationalen Käufe amerikani-
scher Wertpapiere. Demnach hielt Japan
im Juni amerikanische Staatsanleihen im
Volumen von 1,12 Billionen Dollar, wäh-
rend China noch auf 1,11 Billionen Dol-
lar kam. Der Wert amerikanischer Schul-
den, die vom Ausland gehalten werden,
stieg auf 6,63 Billionen Dollar, etwa 1,4
Prozent mehr als im Mai. Amerikanische
Staatspapiere sind angesichts der interna-
tionalen Turbulenzen als sicherer Hafen
gefragt. Grund für den Stabwechsel ist
aber nicht etwa der Handelsstreit zwi-
schen Amerika und China, sondern der

Renditehunger japanischer Investoren.
China hatte Japan als größten Gläubiger
Amerikas erstmals im September 2008
überrundet. Der größte Teil der Schulden
wird allerdings von Amerikanern selbst
gehalten, etwa von Bundesstaaten und
Kommunen, der Zentralbank, Pensions-
fonds und anderen institutionellen und
privaten Anlegern.
Welchen Ländern die amerikanischen
Schuldtitel gehören, lässt sich nicht auf
den letzten Dollar beziffern. Denn ein gu-
ter Teil liegt in Steueroasen, die den tat-
sächlichen Sitz der Investoren verschlei-
ern. So stehen die Kaimaninseln mit 226
Milliarden Dollar an achter Stelle des
Rankings der amerikanischen Gläubiger.
Auch das zu China gehörende Hongkong
ist mit 215 Milliarden Dollar ein großer
Investor in amerikanische Staatsschul-
den. Mit einem Anteil von mehr als 17
Prozent an den amerikanischen Auslands-

schulden bleibt die Volksrepublik China
aber ein wichtiger Gläubiger der Vereinig-
ten Staaten. Auch ist es nicht das erste
Mal, dass Japan China als größten Aus-
landsgläubiger Amerikas ablöst. Nach-
dem China im Jahr 2008 erstmals in der
Geschichte die Spitzenposition übernom-
men hatte, eroberten die Japaner am Jah-
resbeginn 2016 und dann von Oktober
2016 bis April 2017 den ersten Platz zu-
rück. Dahinter stehen jedoch keine politi-
schen Pläne, wie die Rivalität zwischen Ja-
pan und China vermuten lasse könnte,
sondern die Entscheidungen einzelner In-
vestoren. Auch der Handelskrieg zwi-
schen Washington und Peking hat sich
nicht auf die Anlagepolitik chinesischer
Investoren in Amerika ausgewirkt. Statt-
dessen hat China seit Oktober vergange-
nen Jahres seine Bestände amerikani-
scher Staatsanleihen nahezu konstant ge-
halten und zuletzt sogar leicht ausgebaut.

Berücksichtigt man neben den Staats-
schulden auch andere Wertpapiere wie
Aktien, Fondsanteile oder Unternehmens-
anleihen, ist Japan ohnehin mit deutli-
chem Abstand vor China wichtigster aus-
ländischer Investor in Amerika. Laut ei-
ner bereits im April veröffentlichten Stu-
die des Finanzministeriums hielt Japan
Ende Juni 2018 amerikanische Aktien im
Wert von 543 Milliarden Dollar sowie Un-
ternehmensschulden im Umfang von 194
Milliarden Dollar. Demnach lag Japan
mit einem Gesamtinvestment von 2,04
Billionen Dollar an erster Stelle der aus-
ländischen Investoren in den Vereinigten
Staaten. China schaffte es mit einer Ge-
samtsumme von 1,6 Billionen Dollar an
Staats- und Unternehmensanleihen, Ak-
tien und anderen Wertpapieren nur auf
Rang drei. Als zweitgrößten Investor liste-
te das Finanzministerium damals die Steu-
eroase Cayman Islands auf.

Bafin setzt neue


Frist gegen das


Bezahlchaos


Buffett vertraut auf das Wirtschaftswachstum


Stabwechsel zwischen Amerikas Gläubigern


Japan löst China als größten Besitzer amerikanischer Staatsanleihen ab / Japaner weiter wichtigste Investoren


1) Nicht bereinigte Originalkurse ohne Kurszusätze; erfasst werden die im F.A.Z.-Index enthaltenen Titel. Aktien mit Kursen von weniger als
1 Euro sind nicht berücksichtigt. Quelle: F.A.Z.

Berkshire Hathaway,


die Gesellschaft des


berühmten Starinves-


tors, hat zuletzt Aktien


von Banken und eines


Einzelhändlers gekauft.


Die Kursrückschläge


dürfte Buffett als


Kaufgelegenheit nutzen.

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