Handelsblatt - 16.08.2019

(nextflipdebug2) #1
2018
2019
(Prognose)

5 131
5 341

189 429
Umsatz Nettoergebnis

United Internet
Umsatz und Gewinn in Mio. Euro Aktienkurs in Euro

25,18 €

HANDELSBLATT

1.8.2018 15.8.20 19
Quellen: Unternehmen, Bloomberg

50

40

30



Stephan Scheuer Düsseldorf

R


alph Dommermuth will durchstar-
ten. Der Gründer und Chef des Tech-
nologieunternehmens United Inter-
net möchte zum vierten Netzbetrei-
ber in Deutschland aufsteigen. Dem
Echtzeitmobilfunk 5G will er damit zum Durch-
bruch verhelfen und die etablierten Anbieter Tele-
kom, Vodafone und Telefónica herausfordern.
Doch der Weg dahin ist lang – und voller Heraus-
forderungen. Am Donnerstag legte der Konzern
erstmals Quartalszahlen vor, seit die Firma am 12.
Juni die notwendigen Frequenzen für den Netzauf-
bau für insgesamt rund eine Milliarde Euro bei der
Bundesnetzagentur erworben hatte. Am 12. Sep-
tember wird die erste Zahlung an die Behörde fäl-
lig, und United Internet muss 735 Millionen Euro
überweisen.
Während sich Dommermuth zuversichtlich gab,
wurde er von seinen Anlegern gebremst. Der Kurs
von United Internet gab zwischenzeitig um 8,8 Pro-
zent nach und sank auf den tiefsten Stand seit Mit-
te 2013. Die Papiere der Tochtergesellschaft 1&
Drillisch, die mit dem Netzausbau betraut ist, sack-
te zwischenzeitig um 11,5 Prozent ab und notierte
so tief wie seit fünfeinhalb Jahren nicht mehr.
Dafür waren nicht nur Unsicherheiten um den
Netzausbau ausschlaggebend, sondern auch eine
für beide Firmen leicht gesenkte Umsatz- und Ge-
winnprognose. Darauf seien die Anleger nicht vor-
bereitet gewesen, urteilte Commerzbank-Analystin
Heike Pauls. Das Analysehaus Jefferies sah hinge-
gen eine Überreaktion des Marktes.
Die Zahlen spiegeln nur einen Zwischenstand wi-
der. Im Kern steht die Frage, wie United Internet
der Aufstieg zum Netzbetreiber gelingen wird.
Über zwei Jahrzehnte hat der Konzern ein lukrati-
ves Geschäftsmodell aufgebaut, bei dem er Leistun-
gen bei den Betreibern anmietet. Die Firma fun-
giert als Zwischenhändler. Der Aufbau und der Be-
trieb eines eigenen Netzes sind eine völlig andere
Herausforderung.

Dommermuth führte am Donnerstag aus, wie
ihm dieser grundsätzliche Umbau des Unterneh-
mens gelingen soll. „Im Jahr 2021 soll unser Netz
starten“, sagte er. Derzeit verhandelt er mit Netz-
ausrüstern darüber, wer ihm die nötige Technolo-
gie liefern kann und wo und wie er geeignete
Standorte findet. Dommermuth kann dabei auf die
Infrastruktur der Tochtergesellschaft Versatel zu-
rückgreifen, die mit ihrem knapp 50 000 Kilome-
ter langen Glasfasernetz rund 250 deutsche Städte
erreicht, darunter 19 der 25 größten Metropolen.
In der engeren Auswahl für die technische Aus-
rüstung sind laut Handelsblatt-Informationen der
finnische Anbieter Nokia sowie der chinesische
Staatskonzern ZTE. United Internet diskutiert mit
den Firmen, ob ein Modell möglich ist, bei dem
der Mobilfunkkonzern gar nicht selbst das Netz er-
richtet, sondern die Infrastruktur bauen lässt und
später über Leasingverträge anmietet.
Allerdings wird ein solches Vorgehen in Berlin
kritisch gesehen, sollte der chinesische Staatskon-

Auftakt des

vierten Spielers

United Internet konkretisiert seine Pläne, zum vierten Netzbetreiber


aufzusteigen: Die Strategie ist auf Jahre angelegt und wird Milliarden


verschlingen. Aktionäre schauen stärker auf die kurzfristigen


Gewinnchancen – und strafen das Unternehmen ab.


Mobilfunkmast:
United Internet steht
als Netzbetreiber vor
völlig neuen
Herausforderungen.

E+/Getty Images

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WOCHENENDE 16./17./18. AUGUST 2019, NR. 157
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