Handelsblatt - 16.08.2019

(nextflipdebug2) #1
Deutsche Bank

Verdi-Chef will Aufsichtsrat bleiben


Ende September wird
Gewerkschaftsboss Frank
Bsirske sein Amt aufgeben.
Sein Mandat bei der Deutschen
Bank will er aber behalten.

Yasmin Osman Frankfurt

B


ei Vorstand und Aufsichtsrat
der Deutschen Bank mag es
derzeit viel Wandel geben.
Doch beim Arbeitnehmerblock im
Aufsichtsrat bleibt alles beim Alten:
Verdi-Chef Frank Bsirske will auch
nach seiner Zeit an der Spitze der
Dienstleistungsgewerkschaft Auf-
sichtsrat der Deutschen Bank blei-
ben. „Er bleibt für die Wahlperiode
im Amt, das ist definitiv“, sagte eine
Verdi-Sprecherin dem Handelsblatt
auf Anfrage. Bsirskes Aufsichtsrats-
Mandat endet 2023.
Verdi widersprach damit anders-
lautenden Angaben, die seit Länge-
rem kursieren. Hintergrund dafür ist

das nahe Ende von Bsirskes Zeit an
der Verdi-Spitze. Der Gewerkschafter
hat angekündigt, auf dem Verdi-
Bundeskongress Ende Septem-
ber nicht wieder für den Vorsitz
zu kandidieren. Mehrere Deut-
sche-Bank-Insider hatten dem
Handelsblatt gesagt, Bsirske
plane dann auch seinen Rück-
zug aus dem Aufsichtsrat der
Deutschen Bank. Sein Nachfol-
ger werde sein Ersatzkandidat
auf der Wahlliste, Jens Schubert,
der Leiter der Verdi-Rechtsabteilung.
Eine Quelle nannte als Zeitpunkt das
Jahresende.
Ein Rückzug sei noch vor wenigen
Monaten Thema gewesen, bestätig-
ten Insider nach dem Dementi er-
neut. Die Verdi-Sprecherin wider-
sprach aber auch, dass es je Überle-
gungen für einen Rückzug gegeben
haben soll.
Sollte Bsirske seine Amtszeit erfül-
len, würde er sogar das aktuell lau-
fende Mandat von Aufsichtsratschef

Paul Achleitner überdauern. Auch
Achleitner will sein bis 2022 laufen-
des Mandat erfüllen, wie aus sei-
nem Umfeld verlautet. Das ist die
Reaktion auf die Angaben eines
Insiders, er habe mit der Su-
che nach einem Nachfolger
begonnen. Allerdings scheint
es bislang noch keinen forma-
len Suchprozess zu geben, wie
es an anderer Stelle hieß.
Ein anderer Wechsel ist dage-
gen jetzt offiziell: Die Bank nomi-
nierte am Donnerstag den früheren
UBS-Vorstand Jürg Zeltner ins Kon-
trollgremium, der dort den Briten Ri-
chard Meddings ersetzt. Meddings
hatte sein Mandat Ende Juli niederge-
legt. Zeltner ist Co-Investor und Vor-
standschef von KBL European Priva-
te Bankers.
KBL gehört im Wesentlichen den
Mitgliedern der katarischen Herr-
scherfamilie, die auch Großaktionäre
der Deutschen Bank sind. Wegen sei-
ner Verbindungen zu Katar wird Zelt-

ner deshalb auch offiziell als „nicht
unabhängiges Mitglied des Aufsichts-
rats“ geführt. Zeltner soll zunächst
per Gericht als Aufsichtsrat bestellt
und auf der nächsten Hauptver-
sammlung zur Wahl gestellt werden.
Die Wechsel im Kontrollgremium
der Deutschen Bank vollziehen sich
in unruhigen Zeiten. Der Aktienkurs
des Instituts näherte sich am Don-
nerstag erneut dem im Juni erreich-
ten Tiefstand von 5,80 Euro je Aktie.
Bewegung gibt es auch auf der
Ebene unter dem Bank-Vorstand: Die
Personalchefin der Bank, Pippa Lam-
bert, wird das Institut in absehbarer
Zeit verlassen, hieß es in Finanzkrei-
sen. Nach Angaben der „Wirtschafts-
woche“, die darüber zuerst berichtet
hatte, werde nun überlegt, den Pos-
ten des Personalchefs wegen der stär-
keren Konzentration auf den Heimat-
markt künftig von London nach
Deutschland umzusiedeln. Sicher sei
das aber noch nicht, hieß es in Fi-
nanzkreisen.

Frank Bsirske: Denkt
nicht ans Aufhören
bei der Deutschen
Bank.

imago/photothek


Fintech Group

Flatex-Betreiber


steht zum Verkauf


Mehrere Großbanken sind an
der Finanztechnologie-Firma
Fintech Group interessiert.
Deren Broker-Tochter Flatex
gilt als besonders effizient.

F. Holtermann, Y. Osman Frankfurt

D


ie Frankfurter Fintech
Group, die den Broker Flatex
betreibt, steht zum Verkauf.
Bis zum 20. August können Bieter
noch indikative Angebote für das Un-
ternehmen abgeben, das sich in Fla-
tex-Bank umbenennen will, heißt es
in Finanzkreisen. Unter den Interes-
senten sollen sich namhafte Adressen
aus dem Banken- und Private-Equity-
Bereich befinden.
Demnach interessieren sich etwa
die US-Investmentbank Goldman
Sachs und die UOB-Bank aus Singa-
pur für das Unternehmen. Die US-
Bank Morgan Stanley, der ebenfalls
Interesse nachgesagt wird, soll ein
Private-Equity-Haus in dem Prozess
unterstützen. Offiziell äußern wollten
sich die Banken nicht.
Die Interessenten strebten eine
vollständige Übernahme an und woll-
ten die Fintech Group von der Börse
nehmen, heißt es. Übernahme und
Delisting seien einfach, da die Aktie
im nicht regulierten Markt notiert sei
und große Anteile in der Hand weni-
ger Aktionäre lägen, unterstreichen
die von der Investmentbank Lazard
erstellten Verkaufsunterlagen, die
dem Handelsblatt vorliegen. Die fünf
größten Aktionäre, zu denen Flatex-
Gründer Bernd Förtsch, der Finanz-
investor Heliad und die österrei-
chische Post zählen, halten demnach
53 Prozent der Anteile. Das Manage-
ment besitzt etwa sieben Prozent.
„Rein strategisch ist ein Verkauf
der Fintech Group nicht nötig, da das
Unternehmen gut aufgestellt ist“,
sagt Berenberg-Analyst Christoph
Greulich. „Aber ein Grund für eine

potenzielle Verkaufsabsicht könnte
sein, dass sich Großaktionäre eine
höhere Bewertung erhoffen.“
Die Fintech Group ist an der Börse
rund 470 Millionen Euro wert. Beren-
berg schätzt den inneren Firmenwert
auf 33 Euro je Aktie, was einer Ge-
samtsumme von über 620 Millionen
Euro entspräche. „Darin spiegeln
sich unter anderem die Wachstums-
aussichten durch die Expansionsplä-
ne wider“, erklärt Greulich.
In einer ersten Welle will das Un-
ternehmen, das bislang in Deutsch-
land, Österreich und den Niederlan-
den aktiv ist, bis Anfang 2021 auch
nach Spanien, Frankreich, Italien
und Schweden expandieren, zeigen
die Unterlagen. 2018 erwirtschaftete
die Fintech Group mit knapp 500
Mitarbeitern einen Jahresumsatz von
125 Millionen Euro.
In Frankfurt ist sie aufgrund ihres
spezialisierten Geschäftsmodells ein
Begriff. So hat sie das Kernbanken-
system FTG-CBS entwickelt, das ver-
schiedene Geldhäuser nutzen. Drei
Viertel des Umsatzes generiert die
selbstentwickelte Brokerage-Platt-
form Flatex. Diese wickelt laut eige-
nen Angaben 12,5 Millionen Transak-
tionen pro Jahr ab. Unter den Kun-
den sind viele „Heavy-Trader“, also
(semi-)professionelle Aktienhändler.
Die IT-Plattform gilt als innovativ und
hält die internen Abwicklungskosten
niedrig, was Flatex attraktiv für eine
Übernahme macht.
„Flatex hat das nicht schlecht ge-
macht“, heißt es bei der Konkurrenz.
„Die Kollegen haben Maßstäbe ge-
setzt im Heavy-Trader-Bereich, davon
profitieren auch Laien.“ So könne
Flatex Wertpapiertransaktionen in-
nerhalb von 30 Sekunden abwickeln.
Im Vergleich zu den Platzhirschen
unter den Onlinebrokern ist Flatex
aber ein kleiner Fisch: Die Plattform
hat gut 290 000 Kunden. Allein die
deutsche ING zählt gut 1,3 Millionen
Kunden mit Wertpapierdepot.





 




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WOCHENENDE 16./17./18. AUGUST 2019, NR. 157
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