Berliner Zeitung - 17.08.2019

(Sean Pound) #1
ber denSeitenhieb nicht aufsichsit-
zen. Aldi feierte sich imGegenzug nur
wenigeTa ge später in einerDigital-
kampagne als der „Erfindervongüns-
tig“.Undder zumEdeka-Reich gehö-
rendeDiscounterNetto machte sich
in einerZeitungsanzeige über die an-
geblich zu kleineAuswahlbei Lidl lus-
tig–mit demMotto: „DuwillstaLidl
bit moreAuswahl?Dann geh doch zu
Netto!“
DielaunigenSprüchekönnen al-
lerdings nicht darüber hinwegtäu-
schen,dass es füralleBeteiligten um
viel geht.DenAuslöser für den aktuel-
lenStreit sieht derHandelsexperte
MatthiasQueckvonRetailytics in der
EntscheidungvonAldi, immermehr
Markenartikel ins Angebot aufzuneh-
men.DashabeFolgen: „Aldi würde
offensichtlichgernauch diePreisset-

zungshoheit bei denMarkenartikeln
erobern,dasNiveau,andem sichalle
anderenpreislich orientieren müs-
sen“,meintder Branchenkenner.Bis-
lang habe Aldi dieseRollenurbei den
Eigenmarken innegehabt, bei den
Markenartikeln hätten jedoch Lidl
und andereden Tonangegeben.
„Seitdem Aldi immer mehrMarken-
artikel anbietet, ist hier viel inBewe-
gunggeraten.“Denn Aldisteht unter
Druck.LangeZeit war dasUnterneh-
men die unangefochteneNummer
eins in derDiscounterbranche.Doch
seitJahrenverkleinertLidldie Lücke
zumErzrivalenund istihm inzwi-
schen dicht aufdenFersen. Lidldenkt
dennauchgarnichtdaran, Aldiauch
beiMarkenartikelndieFührungsrolle
zu überlassen.ImGegenteil: „Unser
Ziel ist es,unserePreisführerschaft

MÄRKTE


17.5.19 16.8.

DAX-30in Punkten
▲11562,74(+1,31%)

17.5.19 16.8.

Rohölje Barrel Brent in US-Dollar
▲58,65(+0,43%)

17.5.19 16.8.

Euroin US-Dollar
▼1,1076(–0,66 %)

Stand der Daten:16.08.2019(21:50 Uhr)
Alle Angaben ohne Gewähr Quelle


Euro Stoxx 50 (EU) +1,
3574/2909 3329,
CAC 40 (FR) + 1,
5673/4556 5300,
S&P UK (UK) + 0,
1562/1323 1436,
RTS( RU)–0,
1414/1033 1239,
IBEX (ES) +1,
9671/8286 8670,
DowJones (US) +1,
27399/21713 25886,
Bovespa(BR) +0,
106650/7427599978,
Nikkei(JP)+0,
24448/18949 20418,
HangSeng(HK) +0,
30280/24541 25749,
StxS inga p. 20 (SG)–0,
1657/1350 1522,

aus DAX und MDAX vom 16.08. zum Vortag
UnitedInternetNA28,58 +14,00WWWWWWWWWWW
1&1 Drillisch24,02 +8,39WWWWWWW
Commerzbank 5,00 +5,95WWWWW
Norma Group NA 28,20 +4,83WWWW
Deutsche Bank NA 6,16 +4,71WWWW
GEA Group 22,89 +4,19WWWW

Gewinner


ausDAXundMDAXvom16.08.zumVortag

52-Wochen Hoch/Tief 16.08. ±% z. 15.08.

Dt. EuroShop NA 22,54 WW–1,
K+S NA 13,61 WW–1,
Evotec 18,90 W–0,
HugoBoss NA 49,29 W–0,
Axel Springer vNA62,85 W–0,
Beiersdorf 110,00 +0,05W

Verlierer


ERLÄUTERUNGENWechselnde Darstellung:Ta gesgeld (Dienstag), Raten-
kredit (Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen
(Samstag). Quelle: FMH-Finanzberatung


LeitbörsenimÜberblick


BaudarlehenKaufpreis 250.000 Euro


Darlehen 175.000 Euro (70%Finanz./Tilgung 2%)
Effektivzinsen in%für
Kundenkontakt 5Jahre 10 Jahre 15 Jahre
Interhyp
0800/200151515 0,41 0,61 0,
PlanetHome
089/76774188 0,41 0,61 0,
DTW-Immobilienfinanzierung
0800/1155600 0,41 0,61 0,
Dr.Klein
0800/8833880 0,41 0,61 0,
MKIB Online
030/6408810 0,65 0,73 1,
BBBank
0721/1410 0,68 0,79 1,
Deutsche Bank
069/91010000 0,86 0,79 1,
Commerzbank
069/98660966 1,17 0,83 1,
ING
069/50500109 0,75 0,89 1,
Postbank
0228/55002010 1,27 0,98 1,
BerlinerVolksbank
030/30363300 0,75 0,80 1,
Mittelbrandenburgische Sparkasse
0331/898989 0,78 0,89 1,
PSD Berlin-Brandenburg
psd-bb.de 0,96 1,06 1,
Berliner Sparkasse
030/86986969 1,03 1,08 1,
Sparda-Bank Berlin
030/42080420 0,83 1,10 1,
Mittelwertvon 95 Banken0,70 0,82 1,
Stand:9.8.2019Der Effektivzins beinhaltet Kosten derGrund-
schuldeintragung;unveränderter Zinssatz nach Zinsbindung.


Die Konkurrenz bekommt ihr Fett weg


Aldi und Lidl heizen mit Seitenhieben und Werbesprüchen denPreiskampfan


W


er ist billiger:AldioderLidl?Da-
rüber ist wiedereinmal ein er-
bitterterKonflikt zwischen denErzri-
valen ausgebrochen.Gekämpft wird
nichtnur mitSonderangeboten, son-
dernauch mitstarkenSprüchen.Da-
bei bekommen auch die anderengro-
ßen Lebensmittelhändler hin und
wieder ihrFettweg.
Aggressivzeigtesich zuletztvor al-
lem Lidl.Der Discounter ausNeckars-
ulm ließinetlichenGroßstädtenPla-
kate kleben, aufdenen erdieKonkur-
renz frontal angriff. „Lidl lohntsich.
ALDI anderensind teurer“,„Teurer
wäreEDEKAdent“ oder „Sogünstig,
da dreht sich derPENNYzweiMal
um“,konntendie Verbraucherlesen.
Doch natürlich ließen dieWettbewer-

und unsereStellungimLebensmittel-
einzelhandel als erster Discounter
mitMarkenprodukten zu unterstrei-
chen“,betont dasUnternehmen.Das
hat die Rivalitätweiter angeheizt.Bot
Aldi etwa die 1,25-Liter-FlascheCoca-
Cola aus seinemDauersortiment im
Sonderangebot für 79 statt 99Cent an,
soverkaufte sie Lidl für 77Cent und
Aldi musstenachziehen.
Für ihreKampagnen griffendie
Billiganbieter tief in dieTa sche.Lidl
gab nachdemWerbemonitor der „Le-
bensmittelZeitung“ und desMarkt-
forschersNielsen im erstenHalbjahr
fast 185MillionenEurofürWerbung
aus,immerhin 13Prozent mehr als im
gleichenZeitraum desVorjahres.Aldi
steigerte seineWerbeausgaben sogar
um mehrals 50Prozent auf knapp 92
Millionen.(dpa)

Von Erich Reimann

Paragrafen gegen Kostenfallen


Regierung will überlange Laufzeiten etwa bei Handyverträgen verhindern


C


hristine Lambrecht will
ernst machen.DieJustiz-
ministerinvonder SPD hat
angekündigt, ein Gesetz
auf denWegzubringen, dasVerbrau-
cher besser gegen Kostenfallen
schützen soll,wennKonsumenten
beispielsweiseVerträge mitMobil-
funkern,Stromlieferanten,Fitness-
studios abschließen oder einAbon-
nement bestellen.
DerKernder geplantenRegelun-
gen:DiemaximaleLaufzeit derKon-
traktesollaufeinJahrbegrenztwer-
den.Bislang sind bis zu zweiJahre
möglich.In denallgemeinenGe-
schäftsbedingungen (AGB) soll
außerdem festgelegt werden, dass
sich dieVerträge nur noch um maxi-
mal dreiMonate automatischverlän-
gerndürfen. Derzeit ist noch einJahr
möglich.Außerdem soll die Kündi-
gungsfrist auf einenMonatverkürzt
werden. Aktuell sind es dreiMonate.
Mitsolchen„Ärgernissen“ müsse
aufgeräumt werden, sagte Lamb-
recht amFreitag.Verbraucher dürf-
ten „nicht mit überlangen Laufzeiten
geknebelt werden“. Klaus Müller,
Vorstand des Verbraucherzentrale-
Bundesverbands (VZBV)begrüßte
denVorstoß: „DieVerkürzung auf
zwölf Monate gibt Verbrauchern
mehrFreiheit und belebt denWett-
bewerb“, sagte er demRedaktions-
NetzwerkDeutschland(RND).Das
Gesetz sei generell ein wichtiger,
längst überfälliger Schritt.

Te lekommunikationsunterneh-
men kritisieren hingegen denEnt-
wurfaus demJustizministerium.So
sagte eineSprecherin desMobilfun-
kersTe lefónica/O 2 demRND: „Schon
heute bieten wir fürKunden, die eine
hoheFlexibilität schätzen,verschie-
dene Alternativen zu zweijährigen
Laufzeitverträgen.“NebenPrepaid
ließen sich die meistenVerträge auf
Wunsch auch mit einmonatiger
Laufzeit buchen.DieErfahrungzei-
ge,dass dieMehrheit derKunden
aber die 24Monate wähle,dasich
hier günstigeKombiangebote für die
Kunden kalkulieren ließen. „Eine
rechtliche Einschränkung dieser
Möglichkeiten kann aus unserer

Sicht nicht imInteresse derKunden
sein“, sagte dieSprecherin.
LambrechtsVorgängerinKatarina
Barley (SPD) hatte bereits im März
Eckpunkte einesGesetzes gegenKos-
tenfallenvorgestellt. Angestrebtwer-
de nun, die Gesetzespläne „so
schnell wie möglich“ zuverabschie-
den, sagte Lambrecht.Dernächste
Schritt ist einKabinettsbeschluss,
dann ist dasParlament amZug.Bei
demGesetzesvorhaben geht es um
dieUmsetzungvonEU-Regeln in
deutschesRecht, wobei dieVerschär-
fungen strenger ausfallen sollen, als
es dieEuropäischeUnionverlangt.
Neben denverkürztenFristen bei
Dienstleistungsverträgen ist auch

geplant, den ungewolltenWechsel
vonStrom- undGaslieferanten zu
verhindern.Dasgeschieht häufig bei
Marketingaktionen viaTe lefon.Ver-
brauchernwerde vielfach erst klar,
dass sie einen neuenVertragabge-
schlossen haben,wenn das Kündi-
gungsschreibenvomaltenVersorger
imBriefkasten liege,erklärte Lamb-
recht.DieJustizministerin will nun
dieEnergieunternehmen dazuver-
donnern, dass telefonischVereinbar-
te denKunden noch einmal schwarz
aufweiß zu schicken.Erst nach der
Bestätigung durch denVerbraucher
wärederneueVertragrechtsgültig.
Dassollauch für neueHandyver-
träge gelten.AuchMobilfunker nut-
zendasTe lefon für aggressiveMarke-
tingaktionen. Müller betonte: „Im
Te lefongespräch kann keiner über-
blicken,welcheKonsequenzen ein
Vertragwirklich hat.“Deshalb müsse
dieBestätigung imNachgang bin-
dend sein.
Im ursprünglichen Eckpunkte-
papier ging es auch darum, die
Durchsetzung vonAnsprüchen
gegenUnternehmen zu erleichtern.
DieHaftung für Mängel beimKauf
gebrauchterProdukte soll überdies
neu geregeltwerden.Ferner will das
Justizministerium beiInkassoverfah-
rendie Rechte der Bürger stärken.Bis
auf Letzteres seien alleEckpunkte in-
zwischen in einenEntwurffür ein
Paragrafenwerkeingeflossen, sagte
einSprecher desMinisteriums.Beim
ThemaInkasso müsse noch nachge-
arbeitetwerden.

Von Frank-Thomas Wenzel

Verträge kann man inzwischeninjeder Lebenslageschließen–manchmal sogar unbewusst. FOTO:JENS SCHULZE/EPD

COLD CALLS

Der Trick:Verbraucherwer-
den scheinbar wahllos ange-
rufen und in ein Gespräch
über ihre Energieversorger
oderTelekommunikations-
anbieterverwickelt.Wenig
später bekommen sie eine
Bestätigung über denWech-
sel des Anbieters–obwohl
sie dasgarnichtwollten.
Das Gespräch diente nur da-
zu, die persönlichen Daten
des Kunden zu erfahren.

Die Rechtslage:Uner-
wünschteWerbeanrufe, so-
genannte Cold Calls,können
mit einer Bußevonbis zu
300 000 Euro bestraftwer-
den.Auch derVersuch, das
Einverständnis des Empfän-
gers zu Beginn des Ge-
sprächs einzuholen, ist un-
zulässig.Betroffene sollten
sich merken, was beworben
wurde, und dieTelefonnum-
mer des Anrufers notieren.

DieAnlaufstelle:Die Bun-
desnetzagentur in Bonn
überwacht den Markt, nimmt
Beschwerden an und kann
Bußgelderverhängen. Be-
schwerden sind per E-Mail,
Onlineformular oder auch
postalisch per Formularaus-
druck möglich. Die Behörde
kann allerdings nur tätigwer-
den,wenn ihrkonkreteFälle
–möglichst präzise–gemel-
detwerden.

NACHRICHTEN


Türken wollen
British Steel kaufen

EineTochter des türkischenPen-
sionsfonds Oyak soll den insolven-
tenStahlproduzentenBritishSteel
übernehmen.Das teilte diebritische
Regierung mit.DieAtaerHolding
habe ein akzeptables Angebotfür al-
le Te ile des zweitgrößten britischen
Stahlherstellersvorgelegt.BeideSei-
ten wollen nun in exklusivenVer-
handlungen dieEinzelheitenklären.
Oyak ist derPensionsfondsder türki-
schenStreitkräfte und besitztAnteile
am türkischenStahlproduzentenEr-
demir.Die Oyak-Geschäftsführung
bezeichnetedieInvestitionalseine
der„größtenErrungenschaftender
türkischenStahlindustrie“.

Springer-Enkel
verkaufen Anteile

DieEnkeldesVerlegers AxelSprin-
ger,ArianeMelanie und AxelSven
Springer,verkaufenTe ile ihrerBetei-
ligung an den US-Investor KKR. Laut
KKR nehmen sie das Angebot für Ak-
tien, die insgesamt etwa 3,7Prozent
desGrundkapitals an AxelSpringer
entsprechen, an.Mitihrenrestli-
chen gehaltenen Aktien blieben sie
als unabhängige Aktionäreim
Unternehmen. KKR stehtvordem
Einstieg bei demBerlinerMedien-
konzern. AxelSpringer will mit der
strategischenPartnerschaft dieDigi-
talisierungvorantreiben.DerUS-In-
vestor hat bereits 27,8Prozent der
Anteile desMedienkonzerns erwor-
ben.(dpa)

Hotels und Gastwirte
steigern Umsatz

Hoteliers undGastwirte inDeutsch-
land haben im erstenHalbjahr gute
Geschäfte gemacht.DerUmsatz im
Gastgewerbe stieg um 2,7Prozent
gemessen amVorjahreszeitraum,
wie dasStatistischeBundesamt mit-
teilte.Bereinigt umPreiserhöhun-
gen (real) blieb ein leichtesPlusvon
0,5Prozent.ImJuni musste die
Branche,die seit geraumerZeit von
derKonsumfreude derVerbraucher
profitiert, hingegen einen Dämpfer
hinnehmen:DieUmsätzegingen
real um 0,7Prozent zurück.
Dennoch sei dieReise- undAusgeh-
freude derMenschen ungebrochen,
sagteGuido Zöllick,Präsident des
DeutschenHotel- undGaststätten-
verbandes (DEHOGA).(dpa)

Volkswagen liefert
weniger Autos aus

Trotz leichterZuwächse im wich-
tigstenEinzelmarkt China hat der
AutobauerVolkswagen imJuli die
rückläufigenAuslieferungen in
Europa nicht ausgleichen können.
Weltweit ging dieZahl derverkauf-
tenFahrzeuge imVergleich zum
Vorjahreszeitraum um 2,4Prozent
auf 886 100Stück zurück.InEuropa
musste VW einen Rückgang um 3,
Prozent auf 393 600Fahrzeugever-
kraften. Allerdings hatten dieAuslie-
ferungen imVorjahresmonatvorder
Umstellung auf den neuenAbgas-
undVerbrauchstest WLTP auf be-
sonders hohemNiveau gelegen.
Konzernvertriebschef Christian
Dahlheim sprachvoneinem soliden
Startins zweiteHalbjahr.(dpa)

DieGastronomielegtzu. FOTO:SETTNIK/DPA

Wirtschaft


6 * Berliner Zeitung·Nummer 190·17./18. August 2019 ·························································································································································································································································································

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