Amt des Navigators. Und als Dolmetscher war er unersetz
lich, vor allem aufNeuseeland. Der Kapitän wusste genau,
was er an ihm hatte.
Wann hat die Karte Sie so gepackt, dass Sie über sechs
Jahre lang alte Logbücher studiert und sich durch Archive
gewühlt haben?
Wir kannten erst nur die Abschrift der Karte, die in der Bri
tish Library in London lagert. Sie war im Besitz von Joseph
Banks, dem Naturhistoriker, der mit auf der Endeavour fuhr.
Dann erzählte uns ein Kollege von einer Abschrift im Stadt
archiv Braunschweig. Sie unterschied sich in vielen Details,
das hat uns neugierig gemacht. Wir haben gedacht: Schauen
wir uns die Karten dochan- mal sehen, was wir herausfin-
MONDÄN Angesichts der
beschränkten technischen
Möglichkeiten vor 50 Jahren
ist es heute kaum begreiflich,
wie Armstrong & Co. überle
ben konnten. Es war ja auch
knapp. Der Weg zum Mond
war lang, voller Wendungen,
Dramatik und Ost-West-Riva
lität. Eine fesselnde Ge
schichte, klug erzählt.
James Donovan: Apollo 11,
OVA, 28 Euro
FABELHAFT Staunen und
wundern: Die Südtiroler
Volkskundlerin hat ihr Kurio
sitätenkabinett u.a. bestückt
aus Griechenland, China, dem
Kaukasus, Skandinavien und
den Dolomiten. Von Aapkal
über Melusine und Tatzel
wurm bis Zwerg. Viele Illustra
tionen, ganz viel Fantasie.
Brunamaria Da I Lago Veneri:
Basilisken, Einhörner und
Sirenen, Folio, 24 Euro
Arena
Zu den Forschern
Anja Schwarz ist Professorin für
Cultural Studies, Lars Eckstein Pro
fessor für anglophone Literaturen
und Kulturen an der Universität
Potsdam. Sie haben .The Making
of Tupaia's Map" geschrieben.
den können. Dass wir so komplett in dem Thema versinken
würden, damit hat keiner von uns gerechnet.
Sie haben einen plausiblen Weg gefunden, die Karte zu
lesen. Geben Sie uns eine Kurzanleitung?
Die Karte stellt hauptsächlich zwei Reiserouten durch den
Pazifik dar, eine von West nach Ost von Samoa und Tonga
über die Austral-und viele weitere Inseln bis nach Rapa
Nui, die andere nach Norden von Tahiti bis Hawaii. Sie zeigt
weder die absolute Position der Inseln noch die Distanzen
dazwischen. Aber für jede Reise von Insel zu Insel kann ein
Segler auf der Karte den Winkel und die jeweils einzuschla
gende Richtung ablesen-die Informationen also, die ihm als
Grundlage dienen für eine Reise, bei der er so lange den Kurs
überprüft und hält, bis er das Ziel erreicht. Um diese Peilung
zu ermöglichen, ließ Tupaia ins Zentrum der Karte das Wort
"Avatea" schreiben, Mittag. Es verweist auf den Höchststand
der Sonne und markiert den Norden.
Ist Tupaia damit rehabilitiert?
Wir haben sicher nicht alle Rätsel um die Karte gelöst.
Aber wir sind überzeugt, dass Tupaia einen Weg gefunden
hat, polynesische Navigation in die Konventionen west
licher Kartografie zu übersetzen. Jetzt hoffen wir, dass
unsere Arbeit vor allem in Polynesien aufgegriffen und
weiterentwickelt wird. Interview: Bernd Eberhart