Editorial
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Joachim Telgenbüscher,
leitender Redakteur
P.M. HISTORY
Gipfeltreffen: Kim Jong-un (2.v.l.)
und Präsident Moon Jae-in (3.v.l.)
im Jahr 2018 auf dem Paektusan
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
es ist ein verführerischer Vergleich: eine gespaltene Nation,
getrennt durch eine tödliche Grenze, an der die Systeme auf
einanderprallen. Demokratie und Diktatur, Kapitalismus und
Kommunismus. Eine Front im Kalten Krieg. Auf den ersten
Blick wirkt Korea tatsächlich wie das ostasiatische Spiegel
bild von Nachkriegsdeutschland. Doch je länger ich mich mit
der koreanischen Geschichte beschäftigt habe, desto mehr ist
mir bewusst geworden, dass diese Parallele nur einer ober
flächlichen Betrachtung standhält.
Sicher, der Grund für die Teilung - die Konkurrenz der
Supermächte -war derselbe, aber anders als die Deutschen,
die mit dem Zweiten Weltkrieg das Unheil selbst heraufbe
schworen hatten, waren die Koreaner Opfer. Nach 40 Jahren
japanischer Fremdherrschaft hätten sie es 1945 eigentlich
verdient gehabt, vereint und frei zu leben. Es kam anders.
Was oft vergessen wird: Auch im Süden regier
ten jahrzehntelang Diktatoren. Die Demokratisierung
begann erst 1987. Und auch das Verhältnis zwischen den bei
den koreanischen Staaten war weit vergifteter als das zwi
schen DDR und Bundesrepublik. Nicht zuletzt führten sie ei
nen verheerenden Krieg gegeneinander (siehe S. 44).
Was bedeutet all das für die Zukunft? Werden es die Ko
reaner dennoch irgendwann den Deutschen gleichtun und
die Teilung überwinden? Angesichts der andauernden Isola
tion des Nordens, diesem Freilichtmuseum des Stalinismus,
scheint das sehr unwahrscheinlich. Doch es gibt auch Zei
chen, die Hoffnung machen: Im September 2018 trafen sich
der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un und der Präsident
Südkoreas Moon Jae-in auf dem Berg Paektusan, der in der
Mythologie des Landes eine zentrale Rolle spielt (siehe S. 26).
Wer weiß: Vielleicht passt der Vergleich am Ende doch.
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