P.M. History - 09.2019

(nextflipdebug2) #1

]erusalem


Fruchtbarkeitsgötter dem Erdboden
gleichmachen und die heidnischen Hei­
ligtümer aus dem Tempel werfen. Auf
sein Geheiß wird die eherne Schlange
zerstört, die Moses auf Gottes Anwei­
sung zur Heilung von Schlangenbis­
sen hergestellt haben soll und vor der
Rauchopfer verrichtet wurden. Laut
dem biblischen "Zweiten Buch der Chro­
nik" lädt er erstmals seit den Tagen Sa­
lomos zum Pessach, dem Fest in Erinne­
rung an den Auszug aus Ägypten, nach
Jerusalem ein. Und er

Stein­
schleuder

Obwohl sie über
das modernste
Kriegsgerät ihrer
Zeit verfügten,
waren sich die
Assyrer auch für
solche simplen,
aber offenbar
effektiven Me­
thoden nicht zu
schade.

organisiert die Priesterschaft neu. Was
mochte ihn zu dieser radikalen Umkehr
bewogen haben? Selbstzeugnisse exis­
tieren nicht. Falls die Darstellung der
Bibel richtig ist, lässt sich zumindest
ein Motiv konstruieren: Angeblich ließ
sein Vater einen von Hiskijas Brüdern in
die Flammen werfen, um ihn einem der
fremden Götzen zu opfern.
Aber wie zuverlässig ist die Bi­
bel, wenn es um Hiskijas Taten geht?
Fest steht: Juda erlebt einen enormen
Aufschwung - nicht zuletzt durch die
Flüchtlingsströme aus dem Nordreich,
dessen Hauptstadt Samaria die Assyrer
zerstört hatten. Jerusalem wird vom
"Sitz einer unbedeutenden örtlichen
Dynastie zum religiösen Nervenzen­
trum einer Regionalmacht", so die Bi­
belarchäologen Israel Finkeistein und

Neil Asher Silberman. Die jüdische Ge­
sellschaft beginnt, sich gravierend zu
wandeln. Aus Dörfern werden Städte;
eine neue, wohlhabende Oberschicht
bildet sich heraus.

K

lar ist auch, dass die Verfasser
des Alten Testaments den mo­
notheistischen Jahwe-Glauben
favorisieren. Für sie spielt Hiskija da­
rum eine zentrale Rolle. Ausgrabun­
gen scheinen seine Reformen zu be­
legen - etwa Überreste von Altären,
die möglicherweise während seiner
Regentschaft zerstört wurden. Die Da-

ZIELGENAU Krieger mit
Steinschleudern vor lachisch
(Relief aus Sanheribs Palast)

tierungen sind jedoch nicht eindeutig.
Pinkelstein und Silberman gehen da­
von aus, dass Vielgötterei in früheren
Jahrhunderten in Israel noch gang und
gäbe war. Der Gott Moses' spielte zwar
eine wichtige Rolle, aber die Verehrung
verschiedenster lokaler Fruchtbar­
keitsgötter wurde zumindest geduldet.
Ausgrabungen belegen die Existenz
solcher Anbetungsstätten. Der Bibel­
experte Baruch Halpern glaubt, dass
im späten 7. oder frühen 8. Jahrhundert
v. Chr. - und damit zur Zeit Hiskijas -
der klassische jüdische Monotheismus
etabliert wurde.

MUNITION Viele solcher Schleuder­
steine wurden auf dem Gebiet des
antiken Lachisch gefunden

Aber was ist mit den Königen David
und Salomo? Hatten sie nicht schon
den Glauben an den einen Jahwe
gepredigt? Doch ihre Existenz ist
nicht eindeutig belegt. AufDa­
vid verweisen nur indirekte
Bezüge - etwa die über­
lieferte Herkunftsbe­
zeichnung "das Haus
Davids", die sich in
mehreren Quellen fin­
det. Dass Salomo lebte,
"ist streng historisch gesehen
nicht nachweisbar", so Hermann
Michael Niemann, Professor für Altes
Testament und Biblische Archäologie.
Und selbst wenn ihre Existenz eindeu­
tig gesichert wäre - die Ausmaße ih­
rer Reiche waren laut historischen Er­
kenntnissen weit übertrieben. Anders
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