HAWAII (1898)
Um die .den Müßiggang liebenden
Einheimischen" sorgte sich Holmes:
Das Volk werde die moderne .Doktrin
der Geschäftigkeit" nicht überstehen
Er bewundert polierte Häuserfron
ten und saubere Bürgersteige, lobt,
dass sogar die armen Leute "anständig
aussehen, ihre Kleidung waschen und
die Haare kämmen", und spottet: "Man
sollte amerikanischen Bürgermeistern
eine kleine Sightseeingtour nach Berlin
spendieren!" Aber der allgegenwärti
ge Militarismus bereitet ihm Unbeha
gen. Als er versucht, spielende Kinder
zu fotografieren, "wollen sie zunächst
nur vor der Kamera strammstehen und
grimmig grüßen", berichtet er seinem
belustigten amerikanischen Publikum.
H
olmes wird 1919 erneut nach
Deutschland reisen und mit Be
suchen im Schloss Neuschwan
stein, im Schwarzwald und an Rhein
und Mosel lieblichere Ansichten des
jüngst besiegten Kriegsgegners aus
wählen. Ein letztes Mal kommt er 1938
nach Berlin. Diesmal kann sogar er,
der sonst nur das Schöne sieht und zei
gen will, nicht an der Deformation der
Deutschen vorbeischauen: "Die Treue
zum Führer ist hier zum Religionsersatz
geworden."
Seine Travelogues bekommen im
Lauf der Jahre feste Rituale. Um exakt
drei Minuten nach halb neun Uhr-drei
Minuten Karenz für Zuspätkommende
erscheint der Gastgeber im hell erleuch
teten Saal und begrüßt sein Publikum.
Holmes ist bis ins hohe Alter ein schlan
ker, eleganter Mann; auf der Bühne
SIAM (1925)
Mit seiner Kamera schaffte es Burton
Holmes fast überall. auch höchst
gestellte Persönlichkeiten zu porträ
tieren, hier König Rama VI. von Siam
BERLIN, DEUTSCHLAND (1907)
Von Kaiser Wilhelm II., hier bei einem
Manöver, war Holmes beeindruckt:
.Er ist überall, interessiert sich für
alles, ist in Berlin allgegenwärtig."