P.M. History - 09.2019

(nextflipdebug2) #1

Denn der Fotograf ist reich. Fünf
Millionen Dollar verdient er im Lauf
seiner Karriere. Im Winter wohnt er
am Central Park in New York oder in
einer Zwölfzimmervilla in Hollywood.
Das Anwesen kauft sich Holmes 1930
nach dem Vertrag mit der Filmfirma
Metro-Goldwyn-Mayer, für die er Rei­
sekurzfilme produzieren wird. Holmes
bemerkt dazu: "Jeder, der einen Studio­
vertrag in der Tasche hat, gönnt sich ein
großes Auto, ein großes Haus und eine
kleine Blondine. Ich habe mir das Auto
und das Haus gekauft - die Blondine
bleibt eine Anschaffung im Geiste."


Das Publikum bleibt Burton Holmes
über Generationen treu, obwohl es sich
von Radio, Musicals oder Kinofilmen
auch anders unterhalten lassen könnte.
Die Travelogues sind sogar teuer: Eine
Kinokarte kostet zehn Cent - ein Sitz­
platz bei Burton Holmes bis zu 1,50 Dol­
lar. Bis heute hält der Schöngeist den
Rekord mit der am längsten gelaufenen
One-Man-Show Amerikas.
Bis zu seinem Tod 1958 hat Burton
Holmes 30-mal den Atlantik und 20-mal
den Pazifik überquert und sechsmal den
Globus umrundet. Aber in das vom Krieg
entstellte Europa will Holmes nach 1945

nicht mehr reisen. "Es würde mir nichts
ausmachen, es mir anzuschauen. Aber
mein Publikum wäre an solchen Bil­
dern wohl nicht interessiert. Meine Leu­
te wollen sich entspannen, sie wollen
Licht, Schönheit und Liebreiz. Nicht den
Schutt und das viele Elend -ich warte
lieber, bis in Europa wieder die Touris­
tenzeit beginnt." •

Carotine Lahusen ist studierte
Historikerin und liebt ihre Hei­
mat Hamburg. Aber die Arbeit
mit Holmes' Travelogues hat in
ihr große Reiselust geweckt.
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