POLITIK
Wirtschaftskraft (BIP) in Mrd. Euro
Arbeitslose in Prozent
2008 2010 2012 2014 2016 2019
94,0
126,4
12,8
5,3
Foto: imago images
Quellen: Statistische Ämter des Bundes und der Länder;
Bundesagentur für Arbeit
42 FOCUS 34/2019
Region. Ländlich geprägt, dünn besiedelt,
eine vergleichsweise hohe Arbeitslosig-
keit und wenig Perspektiven für die, die
hier leben.
Woidke will sich im Kampf gegen die
AfD maximal abgrenzen. Gut gegen Böse
heißt seine Strategie,
Auf eine andere Strategie setzt
sein Amtskollege Michael
Kretschmer (CDU), 44, in
Sachsen. Der Ministerpräsi-
dent will Wähler von der AfD
zur CDU zurückholen.
Am Dienstag dieser Woche
steht er in der Fußgängerzo-
ne von Zwickau und ermun-
tert die etwas skeptisch
dreinschauenden Passanten,
näher zu treten und Fragen
zu stellen. Ein grauhaariger,
untersetzter Mann in T-Shirt
und Jeans drängt sich nach
vorn und schreit in Rich-
tung des Ministerpräsiden-
ten: „Die Merkel hat uns die
ganzen Ausländer ins Land
geholt.“
Kretschmer kennt das
schon. Er verzieht bei der
wütenden Tirade über
Flüchtlinge und Ausländer
keine Miene und schaut dem
Mann in die Augen. Als der
dann das erste Mal Luft
holen muss, sagt Kretschmer schnell und
sanft: „Wir können auch gerne über Frau
Merkel reden, aber jetzt geht es doch erst
mal um Sachsen, also um uns, um Sie und
Ihre Nachbarn. Was ist Ihr Problem? Was
können wir besser machen?“
Kretschmer stößt den klassischen Wut-
bürger nicht weg. Er will ihm das Gefühl
geben, ernst genommen zu werden. Er
will ihn zurückgewinnen.
Im Osten geht es um eine Abrechnung
der Enttäuschten mit CDU und SPD
Bei den Wahlen am 1. September in Sach-
sen und Brandenburg geht es um mehr
als die nächsten Landesregierungen. Es
geht um die Zukunft des Parteiensystems.
Knapp 30 Jahre nach dem Mauerfall wol-
len viele Wähler in Ostdeutschland ganz
offensichtlich mit der Politik grundsätz-
lich abrechnen. In der Wahlkabine urtei-
Und dennoch lehnen immer mehr Men-
schen im Osten die etablierten Parteien
ab. Erstmals bei einer Wahl in Deutsch-
land könnten die Rechtspopulisten der
AfD zur stärksten Partei werden – ein
verhängnisvolles Signal. Der Industrie-
verband BDI warnt bereits vor einem
Imageschaden Deutschlands im Ausland.
In Brandenburg liegt die regierende
SPD nur noch bei 17 Prozent, die AfD bei
- Vor fünf Jahren holten die Sozialde-
mokraten noch knapp 32 Prozent. Erst-
mals seit der Wiedervereinigung könn-
te die SPD nicht mehr den
Ministerpräsidenten stellen.
In Sachsen regiert die CDU
seit 1990 ununterbrochen.
Nach neuen Umfragen spre-
chen sich 25 Prozent für die
AfD aus, die der CDU mit
28 Prozent dicht auf den Fer-
sen ist. Abgeschlagen sind
die Linken mit 16 und die
Grünen mit zwölf Prozent.
Ob Minderheitsregierungen
oder Unregierbarkeit – alle
bisher undenkbaren Szena-
rien werden in Brandenburg
und Sachsen mittlerweile
diskutiert.
In der Niederlausitz kämpft
Woidke Anfang August ge-
gen seine Niederlage. Auf
den riesigen Metallkoloss,
der sich vor ihm erhebt, ist
der Ministerpräsident stolz.
502 Meter ist der sogenann-
te „liegende Eiffelturm der
Lausitz“ lang, 80 Meter hoch
und 204 Meter breit. Würde man die Koh-
leförderbrücke in Lichterfeld tatsächlich
neben den Eiffelturm in Paris stellen,
wäre sie ein Drittel höher. Kohle wird hier
schon seit 27 Jahren nicht mehr gefördert,
1992 ging die damals noch relativ neue
Brücke nach kurzer Nutzungszeit außer
Betrieb. Mittlerweile ist sie ein Museum –
und Hoffnung für eine ganze Region.
Gelingt die Transformation der gesamten
Lausitz wie hier, wird die AfD in Branden-
burg auf Dauer nicht zur Volkspartei. Das
hofft Woidke zumindest.
Rund 100 000 Besucher kommen jedes
Jahr hierher. Das Besucherbergwerk gilt
als Vorbild für die Lausitz, wo noch vier
weitere Brücken in Betrieb sind. Bald soll
ein See für Touristen entstehen, ein Nah-
erholungsgebiet samt Kulturangebot ist
die Vision. „Die Lausitz hat jetzt eine
riesige Chance“, sagt Woidke. Er will die
len sie über das inzwischen Erreichte und
bis heute Versäumte.
Dabei ist die ökonomische Situation in
Brandenburg und Sachsen vergleichswei-
se gut. Die Arbeitslosigkeit liegt deutlich
unter sechs Prozent, vielen Menschen
geht es objektiv besser als vor fünf oder
zehn Jahren.
Seit 1990 stellt die SPD den Ministerpräsidenten in
Brandenburg. Jetzt droht ihr der Machtverlust
Sicherheit zuerst Michael Kretschmer will im Freistaat
Sachsen 1000 Polizisten zusätzlich einstellen
Innerhalb von zehn Jahren ist die Wirt-
schaft um 35 Prozent gewachsen, die
Arbeitslosigkeit hat sich mehr als halbiert
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